Wenn der Vater mit dem Sohne ohne die Mutter

Das Schöne an dieser Region ist, dass man zwar durchaus mal Schnee im August haben kann. Aber dafür gibt es dann auch Tage, an denen die Sonne diesen Schnee wieder wegbrennt, während sie anderswo erst gar nicht zum Vorschein kommt. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es hier eigentlich noch jeden Hochsommer so einen kurzen Wintereinbruch mit anschliessendem Neusommer.



Ich finde es auch ganz angenehm, am Strand zu sitzen,. vor mich hin zu rösten und in der Ferne das funkelnde Weiss zu sehen. Manche essen im Sommer Eis, ich schaue mir gerne Schneeflächen an. Und wenn ich nicht gerade Probleme mit einer Sehne hätte, wäre ich da auch hochgerannt. Geht gerade leider nicht. Was geht, ist an den See gehen und dort liegen bleiben. Immerhin, es hätte auch schlimmer kommen können. Mit Sehnen soll man nicht spassen. Und mit dem Schicksal auch nicht, wenn es vorbei kommt.



Es gibt Leute, auch in meiner Bucht, die wohlgefällig solchen Schicksalen nachschauen. Nachdem sich gerade in meinem Umfeld wieder ein Scheidungsdrama abspielt (wie es eigentlich dauernd die letzten sieben Jahre Scheidungsdramen gibt, aus denen alle Schulschönheiten bis auf drei mit dem grossen "Wieder zu haben"-Schild hervorgegangen sind), blicke ich dagegen etwas skeptisch. Zumal hier am See mit hohem Freizeitwert schon gewisse Geschehnisse ins Auge fallen, selbst wenn sie nicht so offenkundig wie Kinderwägen sind: Die Väter und Mütter mit Kindern ohne Mütter und Väter. Das kommt mitunter ganz adrett daher, auf Mountainbikes und mit Helm, Freizeit, Sport, Abenteuer, und vor allem: Nicht selten.



Es ist der Sommer der Bücher, denn drei Frauen, deren Schreiben ich sehr schätze, haben Sachbücher verwirklicht: Das erste behandelt die Frage der Vorteile der Kinderlosigkeit, das Dtitte das Recht, sich die Diätterror zu widersetzen, was ich ja auch als Commandante Crasso di Panza di Lago di Bonzo erfolgreich tue, hier mal mein heutiges, mittleres Abendessen:



Und das Mittlere stammt von einer Journalistin, die sich kritisch mit der Patchworkfamilie auseinander setzt. Das liegt hier gerade vor. Da fällt einem schon auf, wie viele Teilfamilien hier in der Ferienzeit rumlaufen. Gerade, weil es auch viel Kontrast gibt. Es sind ja auch Einheimische hier, die gerade ein Haus gebaut oder gekauft haben, und ganz anders auftreten. Geschlossen. Vereint. Mit Trachtenjanker auch für die Tochter. Aber diese erkennbaren Tagestouristen, die in Halbfamilienstärke kommen - man sieht sie oft. Man wird den Verdacht nicht los. Man ahnt.



Man sieht manchmal auch die Blicke. Der MTB-Papa oben kam der Spaziermama unten entgegen und blickte so. Ich kann das schlecht beschreiben ausser "Ich will nie in die Lage kommen so blicken zu müssen". Und ich dachte so bei mir, dass Patchwork natürlich ein Elend ist, das Elend, das einem bei allen anderen Elenden eben so bleibt. Aber vielleicht auch eine Chance, wenn die Familientrümmer schon in der Ferienzeit alle an den See kommen: Das sind ja nicht die Ärmsten und Schlechtesten. Sehr sicher aber auch die Suchenden und irgndwo Unzufriedenen. Vielleicht könnte man ja im Internet so eine Registierungsstelle... so wie früher eine Kurzeitung, die ja ohnehin mein Ideal der Medienproduktion ist. Also, so eine Art Liste im Netz von anwesenden Halbfamilien, Aufenthaltsort, Vermögensreste, Schuldenstand, offene Rechnungen mit dem alten Partner, Interessen, Hausstandreste... und dann einen Algoridmus oder wie das heisst, der die besten Paare zusammenführt und sagt: Trefft Euch doch mal am Strand und probiert ungezwungen, wie es geht.



Das könnte viel Folgeelend vermeiden, und würde sich bei der Nähe der Scheidungsmetropole München - und vor allem angesichts der dortigen Geschiedenenqualität - eventuell lohnen. Sicher, das alles ist ein Graus, aber wenn man schon mit dem Elend der Menschen Geld verdient, dann doch so, dass sie mehr davon als einen teuren Scheidungsanwalt haben. Und um den Nachschub muss man sich keine Sorgen machen, so wie verrückt die jungen Frauen heute auf pompöse Hochzeiten sind.

Dienstag, 30. August 2011, 01:49, von donalphons | |comment

 
Das Buch von Frau Mühl werde ich mir wahrscheinlich auch kaufen. Ich fand schon ihren damaligen Artikel zum Thema (aus 2010) sehr gelungen.

Patchwork brauche ich jedenfalls nicht.

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Patchworker werden es vermutlich weniger mögen, die Welt hat da schon etwas vorgelegt. Aber das war bei der Weltgosse ja nicht anders zu erwarten.

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Kurzeitung gefiele mir da deutlich besser als Ihr Alogritmus!

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Wie mans macht, macht man´s falsch. Ist ja auch ganz beruhigend zu wissen. Sowohl vor, als auch hinter den Kulissen.

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Aber so etwas in der Art gibt es doch schon, nämlich ein Partnersuche-Internetportal speziell für Singles mit Kind(ern). Der Name ist mir nur gerade entfallen, hach, das Alter.

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"Don Alphonso wurde im Busch mit seiner alten Staatsschauspielbekannten gesichtet, deren Gatte, der bekannte Dramaturg P., gerade in Japan Wozzek für 14-tönige Ukulele und Schlagzeug inszeniert" - in etwa so?

Naja, die Lösung, die Frau Mühl vorschlägt, geht in Richtung "Bitte etwas mehr Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit". Ich will gar nicht ausschliessen, dass Patchworks funktionieren können, aber was sie - meiner Meinung nach zurecht - bemängelt ist. wie im Vorfeld die Probleme kleingeredet und beschönigt werden. Über all dem steht die Frage, ob wir mit den vielen Optionen wirklich gut umgehen können.

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drum pruefe, wer sich dann doch mal bindet (nT)

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no risc, no fun

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Seltsam seltsam, aber in meinem kleinbürgerlichen Umfeld sind Scheidungen und Pätschwörkfamilien eher die Ausnahme.
Vermutlich fehlt es da einfach an dieser vermögenssatten Verwöhntheit, die den Leuten keine Ruhe läßt, am Verdacht, dass man sich unter Wert verkauft hat, es anderswo noch besser hätte treffen können, und der einen dann zum Obstruktionsverhalten verleitet, welches man selber beim anderen auch nicht ertragen würde.

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Ich denke, dass ein gewisser Reichtum eine Scheidung eher möglich macht, als wenn man durch ein wenig Besitz aneinander gekettet ist und sich überlegen muss, wie man die Wohnung teilt und die Kosten für die Kinder unter Kontrolle bekommt. In Bayern ist das auch noch nicht so arg normal, aber Berlin und der Norden sind da anders.

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Liebling! Deine Kinder und meine Kinder prügeln sich mit unseren Kindern!

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Louise, mein Schätzchen, sei doch so gut und hilf Papas neuer Freundin mal bei ihren Mathe-Hausaufgaben.

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Ihr seid gut, aber nicht nett.

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Aber wer sagt denn, dass Trennung immer im emotionalen Elend enden muss? Mindestens für einen Ehepartner ist das doch meist mehr eine Befreiung. Und es sei mal dahingestellt, ob es für das oder die Kind(er) besser ist, zu erleben wie die Eltern offen streiten oder, weil man tuts ja nicht vor den Kindern, sie sich gegenseitig anzicken und sonst frostig-verkniffen ignorieren. Da sind klare Verhältnisse und ein erwachsener Umgang der getrennten Eltern doch vorzuziehen.

Freilich, bei der Rekonstruktion a la Patchworkfamilie handeln viele zu hastig. Aber mei, in Sachen "was mit Liebe" handeln die meisten Menschen halt unvernünftig.

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Ich denke, es geht weniger um die Trennung, die tatsächlich manchmal unvermeidlich und schlussendlich auch besser für alle Beteiligten sein mag, sondern um die Zumutungen einer Zweit- und Drittfamilie, die Elternteile dann bisweilen glauben gründen zu müssen - im schlimmsten Fall durch weitere "Produktion" mit dem neuen Partner. Als wenn ein Reinfall nicht reichen würde.

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Aber auch Kinder aus zerrütteten Ehen sind nicht zwangsläufig unfroh darüber, dass sie überhaupt auf der Welt sind.
Ehe- und Familienglück wird überschätzt.
Vermutlich sind es oft die Perfektionisten und Optimierer, die sich sonst überall alles ideal eingerichtet haben, die nicht damit klar kommen, dass sie sich ihren Ehepartner und ihre Kinder nicht auch so modellieren können, dass sie perfekt in ihr Leben passen.

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@sephor: Verstehe ich Sie also richtig, nur weil sich jemand getrennt hat, soll dieser nicht wieder eine Familie gründen oder gar heiraten dürfen? Sondern bitteschön "Single - getrennt lebend" bleiben?
Das scheint mir, mit Verlaub, doch etwas zu katholisch für das Jahr 2011. Selbst in Bayern.

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greenbowlerhat, nein, das haben Sie nicht richtig verstanden. Und von "dürfen" war sowieso nicht die Rede. Soll jeder machen wie er meint. Aber es ist mir nun mal ein Rätsel, wie Leute, die sich von Partner und Familie losgesagt haben - möglicherweise, weil sie dafür schlicht und ergreifend nicht geschaffen sind - sich dann früher oder später wieder auf die gleiche Konstellation einlassen und von ihren "alten" Kindern erwarten, dass die das auch noch ganz supi finden. Familien-Trial and Error. Sehr befremdlich. Und meist auf Kosten derer, die es sich nicht aussuchen konnten.
Man muss aus Liebeskummer (der ja durchaus häufiger vorkommen soll im Leben) nicht auch noch mehrfachen Familienkummer machen.

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Zu Frau Mühls Buch...
...gibt es schon einige Diskussionen, wie zum Beispiel hier im Mamablog des schweizerischen Tages-Anzeigers:
http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/18804/ist-scheidung-bloss-eine-lifestyleoption/
.
Wie immer: Man kann nicht alle Kinder mit demselben Bade auschütten.

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Das liest sich, als würde da keiner mehr als den Klappentext kennen. So einfach macht sich das das Buch nicht.

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"Die knapp 30jährige Journalistin..."
Mama-Blog braucht anscheinend auch dringend Mathe-Nachhilfe.

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Mütter halt.

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Jetzt sind Sie aber nicht nett.

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Ich schreibe gerade an einem Beitrag über Turbomütter, da kann ich nicht nett sein.

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Was sagt der Feuchtrochen dazu?

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