Nach-, Nicht- und Vorsätze

Der Hauptgrund für das Niederschreiben längerer Texte im Netz ist mein Gefühl, dass es da etwas geben müsste, das ich selbst gern lese. Irgendwie bringen es all die Journalisten nur sehr begrenzt fertig, so über das Leben zu berichten, über die Kleinigkeiten und das Unaussprechbare, dass da, soweit es mich betrifft, eine Fehlstelle ist. Also schreibe ich es selbst, und zwecks Publikum auch einen gewissen Teil davon in der FAZ.



Heute hätte ich gerne einen Text über das ideale Investment geschrieben. Vor gut einer Woche war bei der FAZ eine Bildergalerie mit den Köpfen von Leuten, die allesamt so aussahen, als würden sie treffliche Räuber im Spessart abgeben. Oder als habe der Umgang mit Geld sie so hübsch gemacht, wie Geld das Menschen oft antut, denen die Lockerheit fehlt. Ich hätte darüber geschrieben, dass das ideale Investment genau so nicht aussehen darf, und dann zwei Dinge empfohlen: Ein Buch, das vermutlich nur den wenigsten seinen kränklichen Charme offen zeigt, und ein unverkäufliches Gemälde, das bei mir hängt.



Aber heute war mir aufgrund einer Neuerung - das ist kein Geheimnis, jeder sieht es auf FAZ.net und Fragen gibt es auch schon, wieso der Blogkasten verkleinert wurde und manchmal ganz weg ist - das Risiko zu gross, dass der Beitrag absäuft. Ich bin in der angenehmen Position, dass ich nicht jede nachteilige Änderung auch gleich mit Inhalten belohnen muss, und so habe ich dann heute eben nichts gemacht. Ausser ein wenig zu radeln, und ich fürchte, es war das letzte Mal in diesem Jahr, dass das Rennrad über Asphalt und Kies schnurren durfte. Statt dessen habe ich ein wenig nachgedacht, was ich alles sonst noch zu tun gedenke, im kommenden Jahr.



Abnehmen. Das will jeder irgendwo, und so lustlos meine ich das auch nicht, aber tatsächlich war 2011 ein Jahr mit ein paar unschönen Erfahrungen gesundheitlicher Natur, oft bei anderen, aber teilweise auch bei mir. Nichts auf Dauer Schlimmes, nur hätte ich im August nicht gedacht, dass ich im November schon wieder auf den Hirschberg kann. Die Ärzte auch nicht. Die meinten eher, dass ich mit diesem Knie besser aufpassen sollte, und dass ich mich um einen Klinikplatz anstellen könnte. Komischerweise hat es dann aber ausgereicht, öfters mal die Absatzhöhe zu ändern, anders abzurollen und nicht mehr mit dem Auto meiner Eltern zu fahren. Es lag diesmal nicht am Gewicht - aber es könnte das nächste Mal daran liegen. Also Genuss, aber in Zukunft vielleicht etwas überlegter. Oder mehr Ausgleich.



Weniger Internet. Das Dumme an dem Job ist, dass man immer eine Ausrede hat, sich darauf einzulassen. Und gleichzeitig sehe ich auch, was aus Leuten wird, die nur noch in Netzformaten denken. Leute, die alle 15 Minuten eine Statusmeldung raushauen. Die können mir nicht erzählen, dass das Leben noch viele andere Inhalte als die Netzexistenz hat. Auch davon bin ich weit entfernt, aber es darf ruhig auch noch etwas weiter sein. Weniger mit mehr Konzentration.



Das heisst auch: Ein bisserl weg von dem etwas beliebigen Klein-Klein, hinzu grösseren Zusammenhängen. Das geht zwar nur begrenzt mit dem zusammen, was gerade mein Privatleben ausmacht, aber nur weil es schwierig ist, ist es nicht unmöglich.



Und ich möchte auch noch etwas lernen. Zum Beispiel, wie man alte Firnis von Gemälden entfernt und neuen Schutz aufträgt. Ich möchte zumindest lernen, wie man einfachere Rahmen baut, denn so schwer wie das Finden passender alter Rahmen kann es nicht sein. Ich kenne Leute, die das können, allein, einer macht es nicht mehr, ein anderer hat keine Zeit, der Dritte ist schichtweg zu teuer und der Vierte ist ein professioneller Fälscher, der auch mich ausnehmen wollte: Bleibt also nur das autodidaktische Lernen. Aber es kann doch nicht so schwer sein. Ich mein, ich kann Biedermeiersessel restaurieren und Furnier reparieren - das alles ist keine Hexerei, keine Raketenwissenschaft und auch kein Sockenstricken.



Und ich möchte das sehen, was andere nicht erkennen. Und das schreiben, was andere nicht zu Wege bringen. Das wäre es eigentlich schon. Nicht überambitioniert, immer noch bequem, und jetzt gehe ich erst mal kochen. Mit Gorgonzola.

Montag, 19. Dezember 2011, 00:53, von donalphons | |comment

 
"etwas zu lernen" ist eine sehr gute Idee.
Ich, der ich älter bin als Sie, habe in den vergangenen Jahren auch neue Fertigkeiten erlernt und freute mich dann sehr über die kleinen Erfolge. Klingt wie eine Platitüde, ist aber tatsächlich so!

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Gorgonzola ist immer gut.

Zurück aus der Hauptstadt unserer südöstlichen Nachbarn habe ich mir für das kommende Jahr auch etwas vorgenommen. Weniger Alkohol. Bisschen mehr Sport (2 mal die Woche darf es im Schnitt schon sein). Den 'Nachbarn', den wir am Wochenende kennengelernt haben, bequatschen, dass er uns bei der Renovierung einer Bauernhausruine begleitet und dort z.B. eine uralte Eisenwendeltreppe fachmännisch aufbauen lässt (klar, kann man auch selbst versuchen, aber bei vier linken Händen...).

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Demnächst Diät-Rezepte an dieser Stelle? Ich würde mich nicht schlagen lassen, dann würde die Küche a la Don auch kompatibler mit meiner besseren Hälfte ...

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Also bitte, das fehlte gerade noch...
Gibt es noch keine Idee für das Dessert im Weihnachtsmenü? Freue mich über kalorienreiche Anregungen...

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Halbfettpecorino und Diätgorgonzola? Bitte nein!

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Halbfettgedöns geht natürlich nicht ... Aber weniger Fett geht in manchen Rezepten problemlos ...

Ich warte hier ja schon lange auf ein originales Panna Cotta (heisst ja gekochte Sahne) Rezept.

Das geht in etwa wie folgt: Man braucht die besteste Schlagsahne, wo gibt (Bio, 40% Fett), in D gar nicht so einfach zu bekommen. So 1 Liter. Dann etwas (fingernagelgroße) Orangenschale hinzu und zwei Esslöffel Zucker. Das ganze muss dann gaaaaaanz leicht sieden und mindestens um ein Drittel einkochen. Dauert gut und gerne eine Stunde (die Orangenschale kann man zwischenzeitlich wieder rausnehmen). Dann in flache Formen füllen und abkühlen lassen. Nicht höher als 4 bis 5 Zentimeter füllen, die Panna Cotta wird im Gegensatz zur heute üblichen Gelatine Version nicht vollständig fest.

Wenn das karamellig schmeckt, war es zu lange auf der Platte und/oder zu heiss. Ist aber ehrlich gesagt auch nicht so schlimm. Dann packt man noch Zucker drauf und karamellisiert das einfach. So hat man das halbwegs gerettet und bekommt man auch noch ein paar Kalorien extra ;-)

Oder hat jemand ein besseres Rezept?

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Das war jetzt natürlich *kein* Rezept, das irgendwie belegen sollte, dass es auch mit weniger Fett geht. Im Gegenteil, mehr Fett in einem Rezept fiel mir gerade nicht ein ....

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Danke! Habe ich noch nie selber gemacht; einen Versuch wäre es wert.

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bilderrahmen stehen auch immer auf meiner "man müsste mal"-liste.
habe letzte woche mit entsetzen die reste einer schönen barocken türbekleidung von ca 1700 aus dem sperrmüll geklaubt (weiteres beispiel für die unfähigkeit und inkompetenz des hiesigen denkmalschutzes, der die entfernung der zimmertür aus der vor dem umbau vollständig erhaltenen "guten stube" zugelassen hat, aber auf grün gestrichenen dachrinnen besteht, die bei den bauernhäusern hier ohnehin erst im 20 jh. üblich werden).
eiche mit prächtigem profil. vielleicht wird ein rahmen daraus. vorher muss die plastikfarbe ab. so ein rahmen natürlich nicht für barocke mädels in öl.

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Buchbinden möcht ich noch lernen; mein einziger Versuch mit gesammelten "Pardon"-Jahrgängen, anfang der siebziger Jahre, sah leider scheußlich aus.

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Etwas zu machen weil es da eine Fehlstelle gibt und andere es einfach nicht machen kenne ich auch, in etwas anderem Kontext. Macht Spass, bringt Anerkennung und oft auch kein Geld.
Im Fall des Dons ist das ein Glücksfall für uns, die wir unter Mühen den Lebensunterhalt zusammenkratzen müssen und weder Zeit noch die Fähigkeit haben die kleinen und großen Sachen aufzuschreiben, die so wichtig und doch unbesprochen sind.

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Lieber Don,
vielleicht sollten Sie darauf dringen, dass Ihre Stützen-Texte allesamt auch parallel im Print-Feuilleton erscheinen.
Das wäre für die ein Gewinn und Sie würden damit das ganze Spektrum erreichen, das so gut wie nie im Internet surft.

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Alle? Das würden sie nicht machen. Der Klang (doofer Ausdruck) eines für Blog geschriebenen Textes ist doch ein anderer. Es wäre kein Alphonso, wenn der Don da Abstriche machen müsste. Und die halbe Printwelt würde die Augen verdrehen, wieso ein Don A. unterschreibt statt eines Hans M.s, äh Rainer.
Lieber den Marcel Reich noch mal auflegen "heute vor 40 Jahren" o.s.ä.

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Im Print fehlen mir die Kommentare. Das ist wie Reckturnen für Armlose.

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Leserbriefe würden schon eintreffen, auch handgeschriebene.

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Leserbriefe würden schon eintreffen, auch handgeschriebene.

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Haha,
schön gesagt, aber da gibt es eine Übung, die nennt sich "Kniewelle" (Umschwung am Reck aus dem Kniehang).

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Vermutlich sowas wie Knierutschen. Diese journalistische Qualifikation habe ich leider nicht.

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Dz dz nicht kindisch werden.
.
Das mit Print meine ich im vollen Ernst. Für viele Stammleser, die nicht so oft online sind, wäre das eine Offenbarung. Die Resonanz würde sich auch dort einstellen. Auch ohne Online-Kommentarfunktion. Haben Sie Zweifel?

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Dann würden sie in der Print jeden zweiten Tag die Spaltenbreite ändern.

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ich habe mit Print kein Problem, das Problem ist klar online.

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