Leinwand aus Frankreich statt Plastik aus China

Di, 24.01.12 12:20 Uhr
FR
Die Sendung ist im Start-Paketzentrum eingetroffen.



Do, 26.01.12 16:11 Uhr
FR
Die Sendung wird ins Zielland transportiert.



Fr, 27.01.12 13:06 Uhr
Speyer, DE
Die Sendung ist im Zielland eingetroffen.



Fr, 27.01.12 18:02 Uhr
Speyer, DE
Die Sendung wurde im Start-Paketzentrum bearbeitet.



Sa, 28.01.12 03:54 Uhr
Regensburg, DE
Die Sendung wurde im Ziel-Paketzentrum bearbeitet.



Sa, 28.01.12 07:23 Uhr
Die Sendung wurde zurückgestellt. Die Zustellung erfolgt voraussichtlich am nächsten Werktag.



Mo, 30.01.12 07:03 Uhr
Lenting, DE
Die Sendung wurde in das Zustellfahrzeug geladen.



Mo, 30.01.12 09:34 Uhr
Die Sendung wurde erfolgreich zugestellt.



Da war also dieser Erbe in jener kleinen, südfranzösischen Stadt, und entschied, dass er einfach alles nicht mehr haben wollte. Er wollte weg und sein Leben führen und alles andere abschliessen, also rief er eine Entrümplerin an, und die verkaufte das meiste auf den Flohmärkten in der Region. Das Haus wurde an jemanden verkauft, der ein Ferienhaus am Mittelmeer haben wollte, sich aber die Cote nicht leisten konnte. Das Bild war für Flohmärkte zu teuer, also versuchte die Entrümplerin es international in der Bucht, und nicht in Frankreich, denn die Deutschen, heisst es dort, würden so etwas eher suchen als die Franzosen. Was nicht ganz falsch ist.



Ich mag vor allem das mehr als zulässig aufgeknöpfte Korsett - normalerweise sitzt dort oben eine Brosche als Verschluss, aber die fehlt hier, wie auch der oberste Perlenknopf. Sie zieht sich mehr als üblich aus, man wird das auch nicht oft sehen, denn das geht über die schickliche Offenherzigkeit der Zeit um 1720 weit hinaus. Sie bietet sich gewissermassen an. Sie ist verschwenderisch mit sich selbst, und wozu das Knausern? Alt und häslich ist man früh genug. Sie weiss, dass es so kommen wird. Also ist sie ein wenig dreist.

Und da kann ich nicht nein sagen.

Andere kaufen für den Preis der zwei prallen Äpfel einen halben, der schon angebissen ist. Andere rauchen, trinen und gehen in Bordelle. Das alles ist legitim, jeder wie er mag. Ich kaufe unzüchtige Fanzösinnen des späten Barocks, wenn ich es mir leisten kann.

Montag, 30. Januar 2012, 04:12, von donalphons | |comment

 
Eine schöne, charaktervolle Ausführung des Gesichts, die Augen ein wenig verträumt, der Mund am Schmunzeln, so eine Gesellschaft ist recht.
Was mir häufiger auf Portraits der Zeit auffällt, sind die stark abfallenden nackten, oft übergroßen Schulter-Dekolleté- Bereiche, die (hier weniger, sonst aber häufig) auffällig mit der Anatomie kollidieren. War das Zeitgeschmack, um eine gewisse Haltung zu betonen?
Die rechte Schulter ist retouschiert? Und ich hoffe, daß ist oberflächlicher Dreck oder gilt es jetzt mit dem Projekt Firnis-Selbst-gemacht?

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Nein, das hat man schon ganz bewusst so herausgearbeitet. Als Maler, aber auch als Schneider, wobei das mitunter auch in Richtung optische Täuschung geht, weil Schulterlinie und Spitzenbesatz Pfeile nach Aussen bilden. Möglich ist das nur mit den Korsetts, die alles, was geht, nach oben drücken. Wobei für's Erste in dieser Zeit - um 1720 - ein Maximum erreicht war. Noch krasser wird es dann erst wieder im Biedermeier um 1830

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Das Ambivalente - und den Umstand, dass es eben keine ganz junge Schönheit mehr ist, die sich hier offeriert, und die eher mit Charakter denn mit Lieblichkeit aufwartet - mag ich auch sehr.

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Reichlich magerer Speck!

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Es und sie sind nicht "hübsch" aber sie gefällt, auch das süße Doppelkinnchen.

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In diesem Bereich, mit meinen sehr begrenzten Mitteln, muss man nehmen, was man kriegen kann. Und Fülligere habe ich im Sinne der Registerarie schon.

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mir missfällt, dass man sehen kann, dass das gemälde in mindestens zwei etappen enstanden ist. der kopf sitzt nicht richtig auf dem torso... allerdings scheint andererseits der torso nicht "erfunden" oder hinzufantasiert zu sein. ich würde sagen, das portrait besticht durch seinen hohen anteil an realismus - wenn überhaupt : )

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Außerdem, so hat mir mal ein Fachmann für Vorbau erklärt,
waren die Frauen zwar nicht dürre, aber die privaten Charaktereigenschaften einer Dame stachen naturgegeben weniger hervor wie dieselben einer heutigen, mit Mc-Futter gemästeten Adoleszen-taurus von 12 Jahren.

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Es kann sein - das war damals zumindest nicht ungewöhnlich - dass man Portraits im Alter hat nachbearbeiten lassen. Bei offiziellen Würdenträgern war das in Frankreich das sogar die Regel, und man kann sich darüber auch ein wenig erklären, warum in den Portraits mehrheitlich junge Frauen und ältere Herren u sehen sind. Bei Frauen gab es das aber wohl auch.

Wie auch immer, der Duktus verrät keine zwei Hände, und die Frisur passt zeitlich genau zum Kleid. 10 Jahre später waren die Frisuren schon wieder in sich zusammengefallen.

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Angesichts der niedrigeren Temperaturen dieser Epoche war zusätzliches Fett am Körper ganz einfach wichtig für das Überleben. Einen Winter wie damals kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

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naja, es bleibt (wie bei so vielen werken aus der epoche) der eindruck, dass dem künstler das gesicht bekannt war und der rest hinzugemogelt wurde. was an sich okay ist - allerdings hier etwas unspektakulär umgesetzt. und die gründe dafür sind vom gemälde selbst her nicht ersichtlich. das ist ein bisschen schade. man hätte an der stelle gerne was "interpretationswürdigeres" gesehen : ) trotzdem nettes bild, es schmückt!

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Ich habe zwei andere Gemälde, bei denen man solche Brüche deutlich sieht (das hat nichts zu sagen, die Ausarbeitung der Gesichter ist immer wichtiger als das Schema der Kleider), aber hier würde ich eher auf "Unvermögen" des Malers schliessen - wenngleich man auch annehmen kann, dass das kleine, eher nicht repräsentative Bild seinen damaligen Zweck durchaus erfüllt haben könnte. Es ist jedenfalls nichts, was man sich in die Galerie der Ahnen gehängt hätte.

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mhh der blick wirkt irgendwie ..."druff" und das rechte auge auch irgendwie scheel. gibts dafür kunsthistorische oder alterbedingte erklärungen ?

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Ja, mit diesem Blick verfolgen einen die Augen aus verschiedenen Perspektiven.

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Und dazu der rot-schwarz-ungewisse Hintergrund ...
Verderbnis dräut!

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Innenräume waren damals zumeist eher bunt un oft genug auch wegen der Vorhänge düster.

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Ich würde sie ja Madame d'Etiolles nennen. Paßt zwar zeitlich nicht, aber charakterlich. Vielleicht ist sie ja Madame d'Etiolles Mutter.

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Oh, Glückwunsch. Man sieht, die Mieter haben das Mieterhöhungsschreiben Ende 2011 klaglos hingenommen.

Körperprachlich würde ich die extreme Rechtsdrehung des Kopfes und den nach links gerichteten Blick und leicht heruntergezogenem Muindwinkel als spöttisch gegenüber dem Betrachter interpretieren, so wie etwa "was willst du..? Schick mir mal lieber deinen Pappi vorbei..."

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