Real Life 31.12.04 - Zwischen Welten
Ich sage artig Guten Tag zu den Stützen der Gesellschaft, die sich bei meinem Clan versammelt haben, und erkläre, warum ich hier und heute leider nicht die Vorzüge ihrer Gesellschaft geniessen kann. Eine geschmacklose Laune des Architekten unseres Hauses erlaubt es, eine zehn Meter lange Tafel mit grandiosem Blick auf ähnliche Domizile aufzufahren, aber ich werde dieses Fest nicht mit meiner Anwesenheit belasten. Bei den eingeladenen Stützen gilt Anstand und Moral noch etwas; folglich haben sie ihre Kinder, soweit immer noch unverheiratet, mitgebracht. Mein Abschied wird nur oberflächlich bedauert. Seitdem ich Literat bin, wissen sie nicht, wie sie mich einordnen sollen; der Journalist galt ihnen nie viel, aber Bücher sind laut ihrer Ideologie eine Form Erfolgs, der man eine gewisse Achtung nicht verwehren kann, auch wenn man sie nicht gelesen hat. Sie wissen jedoch, jeder hat in diesem Viertel davon gehört, dass ich eine Beschreibungen ihrer Domizile in Liquide verwendet habe, und sie sind erleichtert, sich dergleichen Gehässigkeiten nicht auch noch zum Jahresende anhören zu müssen.
Später dann, als ich für Iris und den Anblick ihres dunkelroten Samtkleids koche, und sie mit der silbernen Vorlegegabel einzelne Blätter aus dem schon angemachten Feldsalat stiehlt, frage ich sie, wie sie eigentlich mit all dem Trara hier fertig wird, dem Repräsentieren, dem Was Sein, dem Was Gelten.
Tu ich ja nicht mehr, meint sie und ausserdem, dass sie gar nicht mal unglücklich ist, jetzt als verwöhntes Flittchen zu gelten, dem nichts gut genug ist. Sie ist eigentlich nicht mehr vorzeigbar, repräsentabel oder Teil der Gesellschaft, denn es muss in den Berichten der Stützen der Gesellschaft immer nach oben gehen, das Neue muss stets gut sein, und wenn so ein grosses Ding wie die Ehe scheitert, dann bekommt man zwar die Aufmerksamkeit, aber nicht den Ruf, den man hier braucht. Dass sie dem Pfarrer ihrer Gemeinde, der mit ihr über die Sache reden wollte, einen Korb gegeben hat, hat es für ihre Eltern auch nicht leichter gemacht. Die haben sich über Silvester aller gesellschaftlichen Verpflichtungen ihres Freundeskreises entzogen, indem sie für drei Wochen in Sachen Wellness an die Algarve gefahren sind.
Man entgeht diesen Mechanismen nie, sage ich und lege das Besteck aus. In der Welt, in der ich war, läuft es heute ähnlich. Wer die Anforderungen der Ideologie nicht erfüllen konnte, hat sich eben was zurechterfunden, oder verheimlicht die frühere Pleitenfirma. Am Ende, heute und noch sicher 2005, werden sie sich alle gegenseitig erzählen, dass sie Erfolg haben, dass ihre neue, verhungerte 1-Personen-Firma das einhält, was sie im auf 100 Mitarbeiter aufgeblasenen Startup nicht geschafft haben. Frauen, die aus dem System rausfliegen, landen plötzlich auf dem Hochzeitsstrich. Und die paar Vorreiter, die das Ganze halbwegs überstanden haben, weil sie brutal genug waren, weil sie die besten Ausbeuter sind, geben immer noch den Takt vor. Und für die, die drin sind, gibt es auch kein Entkommen - wo sollen sie mit ihren Erfahrungen auch hin. Das Establishment gibt weiterhin die Durchhalteparolen aus, dass die New Economy jetzt erwachsen ist, und für den Urlaub hat ohnehin keiner mehr Geld, und die Wochen zwischen den Projekten kann man nicht weg, weil ja ein neuer Auftrag kommen könnte. Solang wird weiter an der Legende des Goldenen Zeitalters gestrickt. Die Mechanismen wurden nicht ausser Kraft gesetzt, sondern den neuen Gegebenheiten der neuen Wirtschaft angepasst. Die Flucht vor den alten Spiessern endet bei den neuen, spiessigen Versagern.
Hmja, sagt sie, beugt sich vor, die nackte Schulter und den Arm lang über den Tisch gestreckt, wo der Kerzenschein ein weiches Licht auf ihre Haut wirft, und piekst ein Stück des Scamorza auf, der die Speisenfolge eigentlich beenden sollte. Auch eine Art der Rebellion.
Später dann, als ich für Iris und den Anblick ihres dunkelroten Samtkleids koche, und sie mit der silbernen Vorlegegabel einzelne Blätter aus dem schon angemachten Feldsalat stiehlt, frage ich sie, wie sie eigentlich mit all dem Trara hier fertig wird, dem Repräsentieren, dem Was Sein, dem Was Gelten.
Tu ich ja nicht mehr, meint sie und ausserdem, dass sie gar nicht mal unglücklich ist, jetzt als verwöhntes Flittchen zu gelten, dem nichts gut genug ist. Sie ist eigentlich nicht mehr vorzeigbar, repräsentabel oder Teil der Gesellschaft, denn es muss in den Berichten der Stützen der Gesellschaft immer nach oben gehen, das Neue muss stets gut sein, und wenn so ein grosses Ding wie die Ehe scheitert, dann bekommt man zwar die Aufmerksamkeit, aber nicht den Ruf, den man hier braucht. Dass sie dem Pfarrer ihrer Gemeinde, der mit ihr über die Sache reden wollte, einen Korb gegeben hat, hat es für ihre Eltern auch nicht leichter gemacht. Die haben sich über Silvester aller gesellschaftlichen Verpflichtungen ihres Freundeskreises entzogen, indem sie für drei Wochen in Sachen Wellness an die Algarve gefahren sind.
Man entgeht diesen Mechanismen nie, sage ich und lege das Besteck aus. In der Welt, in der ich war, läuft es heute ähnlich. Wer die Anforderungen der Ideologie nicht erfüllen konnte, hat sich eben was zurechterfunden, oder verheimlicht die frühere Pleitenfirma. Am Ende, heute und noch sicher 2005, werden sie sich alle gegenseitig erzählen, dass sie Erfolg haben, dass ihre neue, verhungerte 1-Personen-Firma das einhält, was sie im auf 100 Mitarbeiter aufgeblasenen Startup nicht geschafft haben. Frauen, die aus dem System rausfliegen, landen plötzlich auf dem Hochzeitsstrich. Und die paar Vorreiter, die das Ganze halbwegs überstanden haben, weil sie brutal genug waren, weil sie die besten Ausbeuter sind, geben immer noch den Takt vor. Und für die, die drin sind, gibt es auch kein Entkommen - wo sollen sie mit ihren Erfahrungen auch hin. Das Establishment gibt weiterhin die Durchhalteparolen aus, dass die New Economy jetzt erwachsen ist, und für den Urlaub hat ohnehin keiner mehr Geld, und die Wochen zwischen den Projekten kann man nicht weg, weil ja ein neuer Auftrag kommen könnte. Solang wird weiter an der Legende des Goldenen Zeitalters gestrickt. Die Mechanismen wurden nicht ausser Kraft gesetzt, sondern den neuen Gegebenheiten der neuen Wirtschaft angepasst. Die Flucht vor den alten Spiessern endet bei den neuen, spiessigen Versagern.
Hmja, sagt sie, beugt sich vor, die nackte Schulter und den Arm lang über den Tisch gestreckt, wo der Kerzenschein ein weiches Licht auf ihre Haut wirft, und piekst ein Stück des Scamorza auf, der die Speisenfolge eigentlich beenden sollte. Auch eine Art der Rebellion.
donalphons, 23:38h
Samstag, 1. Januar 2005, 23:38, von donalphons |
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pathologe,
Sonntag, 2. Januar 2005, 11:41
Was bin ich froh, dass ich "nur" in der Mittelschicht schwimme und nicht irgendwelchen hehren Ansprüchen genügen muss (außer meinen eigenen). Es muss nicht immer der Literat sein, die ausgefallene Beschäftigung zum Broterwerb, um aus eingefahrenen Geleisen auszubrechen. Manchmal reicht auch der freiwillige Verzicht auf die Spitzenposition. Es bleibt immer noch ein Schwimmen gegen den Strom, um nicht abzutreiben, zurückzufallen, nur eben nicht mit voller Kraft.
Und Iris: Respekt vor dem Mut der Tat, die der Erkenntnis des Scheiterns folgte. Allein der Don selbst weiß mit Sicherheit mehr Namen zu nennen, die diesen Mut nie hatten und die Erkenntnis des Scheiterns stets verdrängten, respektive hat er diese Namen bestimmt des Öfteren publiziert.
Und Iris: Respekt vor dem Mut der Tat, die der Erkenntnis des Scheiterns folgte. Allein der Don selbst weiß mit Sicherheit mehr Namen zu nennen, die diesen Mut nie hatten und die Erkenntnis des Scheiterns stets verdrängten, respektive hat er diese Namen bestimmt des Öfteren publiziert.
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hella,
Sonntag, 2. Januar 2005, 12:46
Meine Erfahrung:
Bildung hilft. Einen Doktor, vielleicht sogar ne Honorarprofessur und aus dem schwarzen Schaf der besseren Kreise ist ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft geworden. Zwar immer noch niemand, der/n man seine Töchter oder seine Söhne anvertrauen würde, aber das Unverständnis des unorthodoxen Lebenswegs mischt sich mit Respekt vor der intellektuellen Leistung.
Bildung hilft. Einen Doktor, vielleicht sogar ne Honorarprofessur und aus dem schwarzen Schaf der besseren Kreise ist ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft geworden. Zwar immer noch niemand, der/n man seine Töchter oder seine Söhne anvertrauen würde, aber das Unverständnis des unorthodoxen Lebenswegs mischt sich mit Respekt vor der intellektuellen Leistung.
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che2001,
Sonntag, 2. Januar 2005, 19:43
Die Gebüldeten
Hellas Aussage kann ich wohl bestätigen, wobei meine familiären Surroundings sozial oberhalb des juste millieu des Pathologen und deutlich unterhalb der Nomenklatura des Don angesiedelt sind, und vor allem: weltoffener, durchlässiger. 1-2 Jahrzehnte mit Freaktum, Abenteuer, Ausflippen zu verbringen war bei uns normal. Vor Passieren der 30-Grenze hat man gefälligst an der Ankertrosse eines Atommüllverklappers festgekettet zu sein, Büchertisch für den RAF-Hungerstreik zu machen oder in Kreuzberg Häuser zu besetzen. "Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit 40 immer noch ist, keinen Verstand" sagte mein Vater immer, und :"Jag das Schweinesystem in die Luft, aber lass mich dabei in Ruhe!"
Inzwischen bin ich eher 40 als 30, beruflich etabliert, bestrebt, weiterhin Karriere zu machen (was bei mir imer neuer Job in neuer Branche heißt) und immer noch linksradikal. Meine Verwandtschaft weiß das und akzeptiert es. Ich bin so ein altes Frontschwein für die, so wie auch eine Inge Viett heute in erster Linie als interessante Persönlichkeit betrachtet wird.
Inzwischen bin ich eher 40 als 30, beruflich etabliert, bestrebt, weiterhin Karriere zu machen (was bei mir imer neuer Job in neuer Branche heißt) und immer noch linksradikal. Meine Verwandtschaft weiß das und akzeptiert es. Ich bin so ein altes Frontschwein für die, so wie auch eine Inge Viett heute in erster Linie als interessante Persönlichkeit betrachtet wird.
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donalphons,
Sonntag, 2. Januar 2005, 22:36
Nun, der diskrete Charme der Bourgeoisie (wie schreibt man das nach der neuen Rechtschreibung) ist auch nicht mehr das, was er mal war. Manchmal befürchte ich, diese Klasse mit meinem Geschreibsel auch noch aufzuwerten; es spannender, besser, interessanter zu machen als die Ödnis, die es ist.
Übrigens: Die Top-5 der bigottesten Fascho-Spiesser, die ich kennenlernen musste, enthielten zwei erklärtermassen linksradikale Typen; ein Lehrer mit Ferienhaus in Spanien vor der Frühpensionierung und ein jedes nur denkbare linkssoziale Netz ausschmarotzender Kleinunternehmer.
Übrigens: Die Top-5 der bigottesten Fascho-Spiesser, die ich kennenlernen musste, enthielten zwei erklärtermassen linksradikale Typen; ein Lehrer mit Ferienhaus in Spanien vor der Frühpensionierung und ein jedes nur denkbare linkssoziale Netz ausschmarotzender Kleinunternehmer.
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donalphons,
Sonntag, 2. Januar 2005, 23:21
@ Hella "Respekt vor der intellektuellen Leistung" - das muss in einem anderen Bundesland sein; hier in Bayern taugt Dr. nur in Verbindung mit Medizin. Erfolg wird in
- Geld
- Grösse und Lage des Hauses
- Systemtreue der Kinder
gemessen. Sonst nichts.
- Geld
- Grösse und Lage des Hauses
- Systemtreue der Kinder
gemessen. Sonst nichts.
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che2001,
Montag, 3. Januar 2005, 17:36
Bayerisches Spießertum
Da, wo ich herkomme, misst man Erfolg in Prominenz (wie oft stehe ich in der Zeitung oder wie viele Promis kennen meinen Namen oder auf wie viele Bälle werde ich eingeladen), repräsentativem Auto (von TT aufwärts bis Lamborghini) und Mitgliedschaft im Club (Golfclub oder Lions oder Rotary). Geld? Man sollte es haben, aber darüber redet man nicht. Eher lebt man über seine Verhältnisse, tut das aber mit so viel Understatement im Auftreten, dass alle einen für reich und sehr dezent halten. Und die linke Szene, die mein anderes Zuhause ist, legt den Maßstab der Dritten Welt in punkto Lebnensstandard an, so dass dann auch Sozialhilfeempfänger von sich sagen: "Im Weltmaßstab bin ich reich."
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hockeystick,
Montag, 3. Januar 2005, 17:38
Akademikeralltag in Bayern
"Und I hob scho denkt Sie san a richtiger Dokter!"
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donalphons,
Montag, 3. Januar 2005, 23:02
Genau - und wenn man diese Frage auf dem Standort-Ball zu hören bekommt, kann man sich sofort jegliche Berichterstattung in der Heimatpresse abschminken. Wobei man dazu ein brilliantes Netzwerk braucht, um in den entsprechenden Vereinen ganz nach vorne zu kommen.
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hockeystick,
Montag, 3. Januar 2005, 17:54
Hochzeitsstrich
...ist übrigens ein wunderbares Wort! Diese Wortschöpfung - die in den Weiten des Webs übrigens nie zuvor gesehen wurde - werde ich ab heute in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen, wenn Sie gestatten.
Nachtrag: Nein, google, gemeint ist nicht der Hochzeitsstreich.
Nachtrag: Nein, google, gemeint ist nicht der Hochzeitsstreich.
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modeste,
Montag, 3. Januar 2005, 20:15
Putzige Debatte. Ob Pedigree, Bildung oder Besitz den Ausschlag geben, dürfte vermutlich ganz im Auge des Betrachters liegen und nicht unwesentlich vom eigenen materiellen und immateriellen Besitzstand abhängen. Eine gesellschaftliche Nivellierung dergestalt, dass Adel, Besitz- und Bildungsbürgertum zu einer einheitlichen Gesellschaftsschicht verschmolzen wären, hat es in Deutschland einfach nie gegeben.
Ein ähnliches Gespräch über Klassen habe ich im übrigen vor einigen Tagen schon einmal unterhalten. Wie sich anlässlich dieser Kommentarliste zeigt, hat mein Gesprächspartner in einer Hinsicht recht behalten - anscheinend machen sich doch mehr Menschen über ihr eigenes Classement Gedanken als ich annahm. Sehr irritierend - ich habe stets angenommen, dies sei ein Umstand, zu dem sich die Menschen ähnlich verhielten wie zu der Frage der Augenfarbe oder der Rechtshändigkeit.
Ein ähnliches Gespräch über Klassen habe ich im übrigen vor einigen Tagen schon einmal unterhalten. Wie sich anlässlich dieser Kommentarliste zeigt, hat mein Gesprächspartner in einer Hinsicht recht behalten - anscheinend machen sich doch mehr Menschen über ihr eigenes Classement Gedanken als ich annahm. Sehr irritierend - ich habe stets angenommen, dies sei ein Umstand, zu dem sich die Menschen ähnlich verhielten wie zu der Frage der Augenfarbe oder der Rechtshändigkeit.
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pathologe,
Montag, 3. Januar 2005, 21:02
Classementgedanken
Gestern oder vorgestern (Zeit ist relativ für einen Arbeitslosen) kam dazu ein recht interessanter Beitrag bei den Öffentlich-Rechtlichen. Über eine inszenierte Begegnung zwischen einer bankmanagerin und einem Ordensbruder. So aus dem Matsch der über 4 Millionen heraus betrachtet fand ich es schon interessant, welch unterschiedliche Auffassungen von Gesellschaft, Umgang und Werten diese beiden Personen hatten. Und sie wollten sich weder davon trennen, noch die Position des anderen zu verstehen versuchen.
Ein interessanter Aspekt war die, aus meiner Sicht, weltfremde Auffassung der Bankmanagerin gegenüber Arbeitslosen, die nur aus eigenem Verschulden in diese Situation kommen und sich darin suhlen und selbst bemitleiden. Danke, Frau Managerin, gut gesprochen. Ich bemitleide mich auch, da ich trotz Diplom und (Berufs-)Erfahrung seit fast einem Jahr zu diesen Selbstverschuldern gehöre, die zwangsläufig in den Sumpf der Bedeutungslosigkeit abtauchen. Nur, weil mein Studienfach nicht Wirtschaftswissenschaften war und ich eine Position im Führungsstab einer renommierten Firma ergattert habe. Und dementsprechend mich nicht im Golfclub von den ständigen Kontakten mit C&A-tragendem Pöbel erholen muss.
Es ist was faul im StaateDänemark.
Ein interessanter Aspekt war die, aus meiner Sicht, weltfremde Auffassung der Bankmanagerin gegenüber Arbeitslosen, die nur aus eigenem Verschulden in diese Situation kommen und sich darin suhlen und selbst bemitleiden. Danke, Frau Managerin, gut gesprochen. Ich bemitleide mich auch, da ich trotz Diplom und (Berufs-)Erfahrung seit fast einem Jahr zu diesen Selbstverschuldern gehöre, die zwangsläufig in den Sumpf der Bedeutungslosigkeit abtauchen. Nur, weil mein Studienfach nicht Wirtschaftswissenschaften war und ich eine Position im Führungsstab einer renommierten Firma ergattert habe. Und dementsprechend mich nicht im Golfclub von den ständigen Kontakten mit C&A-tragendem Pöbel erholen muss.
Es ist was faul im Staate
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gibsmir,
Montag, 3. Januar 2005, 22:47
Money Rulez
Auch wenn je nach Kreisen andere Maßstäbe angelegt werden, gibt es doch noch das fast alles ausgleichende Mittel: Geld.
Natürlich ist es in Adelskreisen wichtig, ob man im Gotha überm Strich oder nur unterm Strich steht. Unter Akademikern gilt ein Prof. (Univ.) Dr. mult., Lehrstuhl für Nuklearphysik mehr als eine Dipl-Soz (FH). Doch im täglichen Leben, außerhalb der Peer-Group, läßt sich der Status durch Geld regeln.
Natürlich ist es in Adelskreisen wichtig, ob man im Gotha überm Strich oder nur unterm Strich steht. Unter Akademikern gilt ein Prof. (Univ.) Dr. mult., Lehrstuhl für Nuklearphysik mehr als eine Dipl-Soz (FH). Doch im täglichen Leben, außerhalb der Peer-Group, läßt sich der Status durch Geld regeln.
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hella,
Montag, 3. Januar 2005, 22:55
Wobei Geld immer weniger der Besitz ist: Anzahl der Immobilien, Gewicht des Silberbestecks, Hubraum des Autos,...
Immer mehr wird der Konsum als Massstab genommen: Wie oft und wohin in den Urlaub, welche Freizeitbeschäftigungen, welche Designerpumps, ...
Dazu passt auch die Frage, wo man nun in Südasien wieder hinfahren kann und welche Luxusressorts besonders gelitten haben.
Immer mehr wird der Konsum als Massstab genommen: Wie oft und wohin in den Urlaub, welche Freizeitbeschäftigungen, welche Designerpumps, ...
Dazu passt auch die Frage, wo man nun in Südasien wieder hinfahren kann und welche Luxusressorts besonders gelitten haben.
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donalphons,
Montag, 3. Januar 2005, 23:11
Nun, gerade der Klasse meiner Eltern und ihrer Nachbarn wäre es sehr Recht, wenn man eine Mauer aus Schweigen anstelle jeglicher Debatte hätte. Man spricht nicht über solche Dinge, gibt sich in diesem Viertel egalitär, und die Tatsache, dass die einen 1200 Quadratmeter Wohnfläche besitzen und auf 700 davon andere Miete zahlen. ist einfach so - kein Wort nötig.
Aber die Klasse der seit Generatuionen Besitzenden ist gar nicht so sehr das Problem; im Gegenteil, das niveliert sich wahrscheinlich wirklich ein. Schlimm sind die Aufsteiger, die hungrigen Kinder der unteren Mittelschicht, die ihre Eltern zu mitleidlosen Psychokrüppeln erzogen haben; diejenigen, die in der 12. Klasse ihren Golf GTI durch den Verkauf von Versicherungen finanzierten und später, zumindest auf ein paar Jahre, im Fegefeuer der New Economy geröstet wurden. Aber sie wachsen nach, und diesen Leuten fehlt heute leider die enorme Todes- und Versagensrate, die sie in den Staub schickt.*
*Versucht beim Antworten, ein klein wenig Augenzwinkern in meinen Worten zu erkennen. Wenig, aber doch.
Aber die Klasse der seit Generatuionen Besitzenden ist gar nicht so sehr das Problem; im Gegenteil, das niveliert sich wahrscheinlich wirklich ein. Schlimm sind die Aufsteiger, die hungrigen Kinder der unteren Mittelschicht, die ihre Eltern zu mitleidlosen Psychokrüppeln erzogen haben; diejenigen, die in der 12. Klasse ihren Golf GTI durch den Verkauf von Versicherungen finanzierten und später, zumindest auf ein paar Jahre, im Fegefeuer der New Economy geröstet wurden. Aber sie wachsen nach, und diesen Leuten fehlt heute leider die enorme Todes- und Versagensrate, die sie in den Staub schickt.*
*Versucht beim Antworten, ein klein wenig Augenzwinkern in meinen Worten zu erkennen. Wenig, aber doch.
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