: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 12. Januar 2005

Vorschauzeit

Letztes Jahr in Frankfurt, als ich überraschend eine Lesung auf der Buchmesse machen durfte, hiess es allerorten: Die junge deutsche Literatur kommt wieder, ja sicher. Man habe diejenige und den da und mit einem dritten werde schon verhandelt. Angeblich, munkelte man, sei die grosse Post-Pop-Literatur-Krise vorbei; dieses Ding, von dem ich bislang eigentlich noch nichts selbst mitbekommen habe ausser dem Flennen einiger Päderasten-Ideale, die trotz Jubelarien in den üblichen verdächtigen Fäuletons nur Absatzzahlen im niedrigen dreistelligen Bereich aufweisen konnten.

Jetzt ist Januar, und die Vorschauen trudeln ein. Und es schaut schlecht aus. Ganz wenig junge deutsche Auroren - nie war es leichter, als das wichtigste deutsche Debut dieses Frühjahrs in einer Zeitung, bei einem Preis oder einer staubtrockenen Akademie für angewandtes Hirnfickertum im inzestuösen Kontext zu gelten. Ein paar Leichtgewichte von den üblichen Literatenschulen, hier und da ein Preisträger, und in allen Taschenbuchverlagen die wässrige Hoffnung, aus den 03er Pleiten doch noch den einen oder anderen Euro rauszuquetschen. Zweite Hälfte 04 war ganz, ganz schlimm, wurde mir heute zugetragen. Und die Verlage sourcen das Autorentum eben in die USA zu Produktschreibern aus, die nachweislich die Märkte bedienen können.

Wird Zeit, dass sich ein gefrusteter und geschasster Verlagsboss als der Timm Renner der Buchbranche produziert und etwas Reisserisches wie "Ihr Kinderlein kommet - Geständnisse eines Debutantenpenetrators" publiziert.

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Dirt Picture Contest - Westmüll

Das mit dem Slum, geben inzwischen manche Berliner zu, stimmt schon irgendwo. Manchmal. Aber nicht immer und überall. Überhaupt soll es ja nur eine Erscheinung in den schlechteren Vierteln, also Osten komplett und Teile von Kreuzberg und Wedding und Ähnliches handeln, wo sie eigentlich nie hinkommen. Im alten Westberlin wird jedenfalls noch auf Ordnung in Sachen Müll geachtet. Sagen sie und schlucken ihren Ärger runter, dass ihr schönes neues Auto gerade mitten in Wilmersdorf zerkratzt wurde.

Aber es stimmt schon: Westberlin, die alte konsumfreudige Frontstadt, kümmert sich um den Müll.



Dan werden in den Passagen extra Zwischenräume angelegt, in die ein blauer Müllsack präzise reinpasst. Der wird ordentlich mit Papptellern und Speiseresten gefüllt, so dass die ordentliche Berliner Passagenratte auch Abends was zum Knabbern vor ihrem Versteck hat, und nicht draussen die Passanten erschreckt (das machen die beiden Verückten schon selbst, die sich gegenseitig belauern und Leute anschnauzen, was sie hier tun).

Und nachdem in den drei Wochen, seitdem diese Mülltüte hier eingeklemmt mindestens ist, kein Punk auf die Idee kam, der Tüte einen herzhaften Tritt zu versetzen und ihre Eingeweide über den brüchigen Marmor aus besseren Tagen zu verteilen, ist bewiesen, dass hier ein anderer Menschenschlag zu Hause ist. Ordentliche Leute eben.

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Präventivschlag

Majo verweist auf eine Aussage des notorischen Dr. Schwanitz von Izynews, der RSS als Freibrief zum Contentklau erachtet - und nebenbei auch noch behauptet, er hätte die betreffenden Leute angemailt - meines Erachtens eine glatte Lüger, denn bei mir und anderen Betroffenen kam nichts an.

Liebe Geschäftemacher, Contentklauer und Inhalteverwertwer: Dem Schwanitz habe ich mit einer Anwaltsdrohung den Schwanz einziehen lassen. Der nächste wird seinen Schwanz oben halten - weil ich ihn hinterrücks ohne Verzögerung von einem anwaltlichen Sniperkommando so tödlich abknallmahnen lassen werde, dass die Leichenstarre jedes weitere Einziehen besagten Körperteils unmöglich macht. Jeder geklaute Artikel hier 300 Euro + Anwaltskosten, also: Lasst die Gierpfoten an einer Stelle, wo man sie Euch nicht abhacken braucht.

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