Nach dem Popcorn des Sommers.

Wenn man viel draussen ist - und ich war dieses Jahr sehr viel draussen - hat man auch ein Auge für Pflanzen und Landwirtschaft. Ein grüner oder goldener Teppich des Getreides, auf dem die Sonne gleisst, ist eine Zierde des Landes. Mais dagegen ist eine Art Landschaftsblockade.







Am Scheitelpunkt meiner Winterrunde etwa, auf einer der ersten Juraanhöhen, wurde dieses Jahr Mais angebaut. Und der Blick über das Land ruiniert. Und selbst jetzt, da die Erntemaschinen durch sind, sieht der Acker wie die miniaturisierte Westfront des 1. Weltkriegs aus. Eigentlich steht da keine Pflanze, sondern ein Statthalter für unsere Methoden der Massentierhaltung. Mais auf dem Feld, Vieh in Fabriken.







Aber immerhin, jetzt ist der Blick über das Land wieder frei. Über diese unaufgeregten Hügelketten, die alles erträglich machen; weder ist es im Sommer zu heiss, noch wird es so kalt wie im Gebirge, wenn der Schnee liegt. Es ist alles ruhig und gemässigt, fast vielleicht etwas zu ruhig. Man kann ausser reichen Erträgen und 7000 Jahren Kulturgeschichte von diesem Land wenig erwarten. Es ernährt seine Leute. Und die Leute lernen, es wieder besser zu behandeln.







An den Hügeln haben sie gelebt, da findet man manchmal noch Linearbandkeramik und Steinbeile, und in den Niederungen haben sie ihre Toten begraben, in Hockerstellung oder in Grabhügeln. 7000 Jahre lang hatten sie kaum eine andere Perspektive als den nächsten Winter, und selbst heute denken sie auch nicht weiter, als bis zur nächsten Modellreihe des Autoherstellers in der Stadt. Warum ich dann hier so unzufrieden, so mitunter garstig bin, verstehe ich auch nicht: Es ändert sich ja nichts. Man kann nichts am Ablauf der grossen Geschehnisse ändern.







Man kann nur bleiben, oder gehen. Das mit dem gehen habe ich versucht, das war auch nur so mittelgut. Also bliebt es im Unklaren, ich fahre, ziehe meine Kreise und lasse alles wissen, dass ich notfalls auch anders könnte. Was, offen gesagt, gegenüber diesem Land ein wenig ungerecht ist.

Freitag, 14. September 2012, 00:08, von donalphons | |comment

 
Das 3. Foto ist ein Meisterstück. Ohne Fahrrad wäre es Weltklasse.

Ach ja, Don, grade eben hatte ich einen Moment lang gedacht, Sie schreiben unter Pseudonym beim (den Link bitte ich zu entschuldigen)...

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/julia-schramm-kritik-zum-piraten-buch-klick-mich-a-856158.html

P.S. Dieser Beitrag ist auch nicht in der Beitragsübersicht zu sehen.

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Doch, ist er, aber weiter unten mit Datum vom Donnerstag.

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Ich hatte noch so viel um die Ohren, ich muss das alles erst noch nachtragen.

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Diese explosionsartige Maisvermehrung hängt ja nicht nur der Massentierhaltung, sondern auch mit den Biogasanlagen zusammen.
Die gedeihen übrigens mit den gleichen schlimmen Folgen mitlerweile auch in Padanien!

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Biogasanlagen verstehe ich noch eher als Billighack, aber es ist einfach keine Zierde der Landschaft. Zumindest nicht in dieen Mengen.

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Die sogenannte Flurbereinigung hatte schon viel Schaden angerichtet. Natürlich ist eine Landschaft mit sich abwechselnden Anpflanzungen viel schöner.
Ich muss bei diesen Monokulturen immer an die Szene denken, als Don Camillo und Brusco das Grab des gefallenen Bruders suchen und bis zum Horizont ist nur ein einziges Kornfeld!

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Von den Russen lernen heisst siegen lernen! Zum Glück ging das in der Toskana nicht so einfach, zu viele Weinberge dazwischen.

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