Dirt Picture Contest - Heute in West-Kabul

Schnee breitet sich über der Ebene aus, und nicht ein Sonnenstrahl fällt vom wolkenverhangenen Himmel. Trotz der Kälte drängen sich die schlecht angezogenen Menschenmassen auf den Märkten der Hauptstadt, der man die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft von Ewa had al Dipkahn und Chain Rik Lummah, von Sarazwahn und Arich al Honekahr immer noch ansieht. Selten fahren verbeulte, stinkende Autowracks aus den zurückgebliebenen, östlichen Provinzen über die schwer beschädigte Piste entlang der ehemaligen Todeszone. Hier prallten jahrzehntelang die Clans aufeinander; nicht umsonst galt diese Stadt als gefährlichste Frontstadt noch vor Beirut.

Doch das ist vorbei. West-Kabul hat heute wieder eine enorme Geburtenrate, nachdem unter der Schreckensherrschaft der Naweconimi-Freischärler die Frauen aus den Berufen gedrängt und zum Kinderkriegen befohlen wurden. Mangelnde Bildung, abgebrochene Ausbildung - auch heute bleibt den Frauen nichts anderes, als sich einen Pascha zu suchen, der ihr ein paar Afghani, oder hin und wieder sogar ein paar russische Kopeken zum Erhalt eines kläglichen Haushalts gibt. Von den bröckelnden Decken hängen nackte Glühbirnen, und aus den Fernsehern, den einzigen Luxusgegenständen in West-Kabul, strahlen die bunten Bilder der westlichen Konsumgesellschaft in die heruntergekommenen Behausungen die Lieder von Reichtum, Laszivität und Überfluss. Unerreichbar für die Bewohner von West-Kabul, noch auf Jahrzehnte.

Die jungen Männer fliehen sich aus ihrer ärmlichen Realität in Träume. Träume bedeutet hier: Drogen. An der Todeszone hat sich gerade ein junger Mann mit einem Geschäft für Cannabis-Produkte niedergelassen:



Am Wrack eines alten Fahhrads, das von den marodierenden Banden zerlegt wurde, hat er sein Firmenschild angebracht. Das Bild der Pflanze, die den Bewohnern von West-Kabul von den meisten Terassen und Vorgärten bekannt ist, verheisst Ablenkung vom rauen Alltag in dieser Einöde. Besungen wird die Droge von den Helden der hiesigen Jugend, die sich Aggro oder Sido nennen, aber längst selbst Befehlsempfänger des Jamba-Clans und der Universal-Klingelton-Mafia sind. Aus westlicher Sicht mag man die Menschen hier für verkommen halten, aber in einer Stadt, die ihre Einwohner fast verhungern lässt; in einer Stadt, wo wenige Reiche die Hilfsgelder der westlichen Wertegemeinschaft veruntreuen und die Elendsquartiere fast die gesamte Bevölkerung aufnehmen müssen, kann der Drogenkonsum nicht verwundern.

Immerhin kann der Besitzer des Ladens vielleicht damit für seine Familie und für die Familien der Lieferanten sorgen. Aber noch viele lange, kalte Winternächte werden über die Ebene ziehen, bevor West-Kabul Abschied nehmen kann vom Hauptwerwerb des Drogenhandels, und eine Vorbildfunktion in einer Region einnimmt, die geprägt ist von Armut, Gewalt und gleich jenseits der Grenze, im Würdegriff der Korruption und des Fundamentalismus der Horden des notorischen Hasspredigers Kar al Wotillah. Zurück ins Studio.

Liebe Zuschauer, sehen Sie nächste Woche in unserer Sendereihe "Dons abenteuerlicher Orient": Khatar al Munacia, ein trügerisches Paradies zwischen Luxus und Niedertracht. (darunter Trailer: Don im überfluteten Barchetta, Dons Schwester beim Fluchen über die SLK-Lieferzeiten, Don beim Luxusmöbelmontieren in sauteuren Anwaltskanzleien mit hilflos danebensitzender und die Prada-Site ansurfender Schwester, Don beim Pitch mit weitausholender Geste und blitzender Rolex am Arm, Don trifft alte Freunde in schlecht gefüllten Szenekneipen, lange Einstellungen auf freundlich-nichtssagende Elitessengesichter, Kameraschwenk über die einzigartige Munich Area am frühen Morgen, Rauch steigt aus den Trümmern eines Startups in den blauen Himmel)

Sonntag, 30. Januar 2005, 19:39, von donalphons | |comment

 
Einen Defaetisten nannte man das frueher
heute genannt Hellseher.
Berlin wird strahlen, von oder mit was wissen die Herren des Roten RAthauses zwar noch nicht, aber das tut nichts zur Sache. Ach halt, letztens las ich was von steigenden Touristenzahlen, gleich neben dem Gejammer der Hotelbranche wg. zu niedriger Bettenauslastung. Können sich Die Herren mal fuer eine Linie entscheiden?
Vermutlich will man sich deswegen den Fortbestand dreier hochsubventionierter Opernhaeuser leisten. Schaut man sich die Klientel dieser genauer an, koennte man leicht zu dem Schluss kommen, dass dieser Ihr Ticket auch voll bezahlen koennten. Hat hier jemand Mitnahmementalitaet gerufen?

... link  

 
Das Problem ist: Die Bettenzahlen steigen schneller als die Touristenzahlen. Und die betten müssen gebaut werden, weil das langfristige Planungen der Investoren über 10, 15 Jahre sind, die man über Planung und Genehmigung nicht einfach stoppen kann.
Und Opern - ich denke nicht, dass jemand wirklich das zehnfache für eine Karte zahlen würde. In München, wo ich die Oper aufsuche , käme man im Parkett schnell mal auf 700 Euro, wenn man es denn selbst komplett bezahlen müste.

... link  

 
Niemand will den Bau von Bettenburgen behindern!
Nur bleibt die Frage offen, warum das Finanzamt fuer derartige Fehlplanungen mit Mindereinnahmen durch Verlustvortrag bluten soll? Augenscheinliche Fehlplanungen muessten sich doch schon vorweg verhindern lassen, soll die ganze Stadt aussehen wie am Potsdamer Platz (viele leere Fenster und kalter Ostwind)?

Oper: Mich deucht, dass ein volles Haus aus wirtschaftlicher Sicht deutlich besser ist als drei Staetten mit jeweils fuenf Gaesten...

... link  

 
Du hast Dich verschrieben.
Bettelburgen, nicht Bettenburgen.

Oper: Wo bliebe dann die kulturelle Vielfalt zur Ernährung derjenigen Hospitanten, die für alle anderen Praktika zu schlecht rechnen könnten? Was würden dann all die abgetakelten Journalisten der diversen hauptstadtsender und Quotenprogramme am Abend machen? Alles nicht so einfach...

... link  

 
Aktuelle Nachricht: Berlin hat die schlechtesten Straßen Deutschlands

http://www.netzeitung.de/autoundtechnik/323437.html

Hm.

Wobei: Strassen? Welche Strassen?

... link  

 
kulturelle Vielfalt
ist genauso ein Totschlagargument wie Arbeitslosigkeit.
Von Betroffenheit triefen jene, die mit leeren Sitzen und Besucherhallen extrem schwache Argumente fuer vergleichsweise üppige (eigene) Verkoestigung auf angestaubten Posten haben. Als Praktikant ohne rektale Affinitaeten ist man da komplett fehl am Platz, als Fremdeinsteiger von ausserhalb sowieso. Es lebe die Inzucht.

... link  

 
Äh ja. And now for something different und was ich schon lang mal fragen wollte: Hast Du auch ein aufsuchbares Blog? Der Link führt ins Nichts...

... link  

 
ja, blog oder tagebuch oder Schmierzettel irgendwo dazwischen liegt es. Ich habe es im Rausch registriert und seit dem duempelt es so vor sich hin. unter zeuthen.twoday.net kannst du das Sammelsurium finden.

... link  

 
Ah ja, danke - sicher besser als der 404-Localhost.

... link  

 
nun isset auch klickbar.
bis der Tage...

... link  


... comment
 
nachdem unter der Schreckensherrschaft der Naweconimi-Freischärler die Frauen aus den Berufen gedrängt und zum Kinderkriegen befohlen wurden.
War das nicht der Dani Al Barr'kawi, der als Anstifter dieser Aktion hervorguing?

... link  

 
Nein, ich denke, Dani wollte einfach nur die Ideen von At alf-Hitla, der West-Kabul in den 40er Jahren beherrschte, zur Zucht der reinen affenghanischen Arier wiederbeleben.

... link  

 
und dann?
Per Arier ad Agria?

... link  

 
Nein, Wiedereinführung der Tempelprostitution an den Heiligtümern von Withan, Ost-Rich und bei Sektenguru Tob´ias Kolmahn.

... link  


... comment
 
Spitze, selten so gelacht.

Betreffend des ewigen Vergleichs Millionendorf-Großstadt möchte ich diese lesenswerte Lektüre empfehlen: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/30.01.2005/1620457.asp

... link  

 
Nun, die darin beschrieben Szene galt schon in meiner Jugend vor 15 Jahren als tot. Kay´s Bistro lebte nur noch von seinem Ruf, und diese bestimmte Szene hatte einfach keinen Nachwuchs. Null. Nada. Das Schicki-Micki-München ist ein Ergebnis der 60er und 70er Jahre und war Ende der 80er definitiv tot. Ins P1 sind damals nur fickbare Neuburger Sumpfhühner gegangen, um Boris zu beglotzen.

... link  

 
Und ich klinge wie ein alter Sack. Zeit fürs Liften und fürs Cabrio. Soll ich mal was über Kay oder das Schumann´s schreiben? Darüber, dass ich dort zum ersten Mal in meinem Leben Prostituierte gesehen habe, und wie lädscherd sich der Hass-Biller da drin benommen hat? Hm...inzischen ist es ja nicht mehr in der Maxstrasse, sondern siecht am Odeonsplatz einer fragwürdigen Zukunft entgegen.

... link  

 
Du bist ein alter Sack. ;-)

... link  

 
Danke für die Bestätigung meiner eigenenErkenntnis - sehr gnostisch, das alles.

... link  


... comment
 
Früher war halt alles besser
... genau, wie zu der Zeit, als im Abspann von "Rambo II" noch zu lesen war, dass die Produzenten den Film dem tapferen Volk von Afghanistan widmen (von dem ein Teil, der heute dem Terrorismus huldigt, damals noch den bösen Iwan bekriegte).

... link  

 
Nein, eher nicht - ich hatte kaum Lust auf Filme und Glotze, Ausnahmen sind Tom und Jerry, Duffy Duck, Roadrunner...

... link  

 
... gings da auch gegen die Russen? :)

... link  

 
Hängst davon ab, wie Du Koyoten definierst ;-)

... link  

 
Der Koyote mit seinem am Ende immer so verstehend-deprimiertem Gesichtsausdruck war für mich der echte Held. Der Roadrunner hat halt immer nur Meep-Meep gemacht ...

... link  

 
Den finde ich ja auch so toll; wenn er über dem Abngrund zwei Sekunden verharrt und nochmal winkt, oder über dem Nichts nochmal auf den felden rennt, es schaftt, und dann bricht der fels ab,oder wenn mal wieder was auch den ACME-Labs nicht geht, und er probiert es selber aus...

... link  


... comment
 
Alles so schön bunt hier...
Für alle die nur geklickt haben, weil Hanfblätter auf dem Bild zu sehen sind, haben die weisen aus Kar-El-Ruha in ihren den roten Chelabas die Sharia und die darauf basierende Verfolgung durch die Farbe-des-Islams-Miliz bezüglich des Konsumes des schwarzen Afghanen beim Fahren eines Nissan-Pickups mit aufgeschflanschtem MG eingeschränkt. Allahu Akbar.

... link  

 
Habibi, ich sage Dir: Die bösen Tschen Bouhm und Chinta Petch Schtain werden alles daran setzen, die Glaubenspolizei wieder in ihre altangestammten Rechte zu setzen. Kismet.

... link  


... comment