Volkssport

Für Kulturhistoriker ist die Randale der am Stadtrand wohnenden Pariser allenfalls eine Form von Brauchtumspflege oder Folklore.



Nichts im Vergleich zu 1830. Nichts. Da hat man mit Kaliber 12 cm auf Prunkbauten geschossen. Nicht so Kinderkram wie Kutschen anzünden. Seien wir ehrlich: Wir lieben Paris ja auch nicht für die Langeweile, sondern für die ab und an abgerübten Machthaber. Und Originalbilder des Biedermeier-Vandalismus sind, wie alles mit Sex und Gewalt, heute sehr gesucht. Nicht umsonst hat der Stich einen Ehrenplatz an meinem Schreibtisch, in etwa da, wo der Spiesser die Frau abstellt, die er noch nie geliebt hat.

Dienstag, 8. November 2005, 10:38, von donalphons | |comment

 
Über dem Eßtisch würde es sich bestimmt auch gut machen.

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Da hängt ein gerösteter Christenheiliger, beobachtet von einem sardonisch grinsenden Römer.

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Gute alte Zeiten
Ja damals. In den guten alten Zeiten.

Und dann haben die New-Eco-Neureich-Machthaber bei den Froschfressern dem Volk den Spass verdorben, indem sie erst einmal klein-Polen, das verrufenste und verwinkelste Eck in Paris dem Boden gleich gemacht haben (war wohl so in der Nähe Metro Palais-Royal) und dann diese breiten Boulevards anlegten, damit die Soldaten freies Schussfeld hatten.

Bis gespannt ob sich die Geschichte wiederholt. New-Eco-Neureich-Korrupti-Machthaber sind da eh wieder am Ruder.

Schon Bulldozer an der Porte de Clichy gesehen, anyone ?



Sehr zu empfehlen: "La Cureé"/"Die Beute" und "Das Geld" von Zola. New Eco is Old Eco is New Eco oder alle Mode kommt wieder. Schon 1850 lebten die geistigen Vorfahre der Haffas in Paris.

Dazu ein guter Darjeeling 2nd Flush, weil reichhaltiger, gerade bei so einem Wetter. Kaum billiger und viel schwerer zu finden als 1st, im übrigen.

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Oder den Bel Ami? Dessen wirtschaftlich-politischer Hintergrund wird heute ja gern übersehen, mit all den Ochsners und Dieckmanns und den Hurengeschichten und den Heiraten mit den richtigen Trauzeugen.

Dazu einen hübsch schleimig zerlaufenen Backcamenbert und frisches Baguette. Während gerade irgendwo neue, für die Stadt geeignete Helikopter geplant werden. Und Infraurbs-Marschflugkörper. Vielleicht gleich hier um die Ecke, 15 Kilometer vor dieser netten, friedlichen Stadt mit ihrem Sicherheitshardware-Weltmarktplayer.

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Oder "Verlorene Illusionen" ? Schon vom Titel her ein Must für jeden angehenden Prakti und Lohnschreiber.

AV-Alternative: die komplette Sammlung von "Max Headroom", der Serie der visionären Serien aus den 80ern. Spätestens nach der achten Folge verwischen Serie und Nachrichtenbilder.

Mein Tipp zur Aktualität: die Folge mit der "Nachrichtenbörse", wo man im britischen Mahagoni-Präsenzbörsen-Ambiente kreidegestreift die exklusiven Rechte an den nächsten 10 Attentaten radikaler Gruppen handelt.

Zum baguette für mich doch lieber einen schönen, zimmerwarmen Explorateur. Schleimt auch gut vor sich her.

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Wir werden erstaunt sein, wieviel von Max maximale realität wird. Nun, da möchte man nostalgisch gepflegt aus dem ledergebundenen Wedekind zitieren:

"Und der nächste wirft nunmehro
eine Bombe unter dero
königlichen Reisewagen
wo zwei Mann sie totgeschlagen

Salomon der Weise spricht
Nihilisten traue nicht."

schande über das netz, das gedicht ist nicht online, gut, wenn man es auswendig kann

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Ich warte schon gespannt auf die "Blipverts" der allseits beliebten Zik-Zak Corporation.

Komprimierte Werbespots, die dauerfernsehende Couch-Potatos bedauerlicherweise explodieren lassen.

http://www.maxheadroom.com/mh_episode_11.html

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Die gibt es doch schon - zumindest in der kleinen hirnzermatschenden Variante... dummerweise hat man das erste Testing an der Mannschaft von Scholz & Friends gemacht, seitdem sind die so...

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... und dennoch kann ich jeden noch so spiessigen petit bonhomme verstehen der den marodierenden Prollhorden etwas gram ist wenn sie gerade den muehsam zusammengesparten Kleinwagen carbonisiert haben.

Qualitativ hat dieser Aufstand doch ueberhaupt nichts zu bieten, da kann ich Sarkozy fast schon verstehen ...

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Du Kleingeist, Du ....

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... ja magst Dein Auto spenden?

Reservekanister bitte drinnen lassen

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@ franz.brandtwein

sag mal, ist Dein Nick irgendwie Programm ? Franz - Brand - Wein ?

:-)

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Och noe, Brandtwein dann schon eher im Sinne eines guten Armagnacs oder Floc de Gascogne. Nie wuerde ich in Frankreich zuendeln ...

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Stimmt, das im Moment verhält sich zu den Originalen wie eine rustikale Bierschwemme zu einem echten Landgasthof. TK-Pizza statt echtem elsässer Flammkuchen.

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So ein brennender Stadtpalast hat schon was...

Interessant vor allem oben auf dem Dach dessen Bewohner.
Sind die noch vezweifelt bemüht, Ihre Teeservices, Alabasterfigürchen, Ölgemälde, Perserteppiche und sonstigen Schnickschnack zu retten?
Oder kämpfen die schon nur noch um ihr nacktes Leben, wie es jeder IKEA-Möblierte tun würde?

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Nein, die Leute reissen die Barriere an der Port St. Denis nieder. Das ist übrigens die etwas realistischere Darstellung der Revolution als im berühmten Gemälde von Delacroix, das den gleichen Ort darstellt.

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Ah ja, die Barriere oben auf dem Palastdach.

Wie konnte ich die nur übesehen. Wahrscheinlich lag´s an Mariannes Dekolleté.

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Das Gebäude ist die "Barriere" hinter dem Tor von St. Denis. Also eine Art Grenzgebäude zur Innenstadt von Paris und damals ein Symbol der Unterdrückung, der teilung in bessere und schlechtere Viertel. Der Pylon links davon ist das eigentliche Tor von der Seite.

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Nicht zu vergessen Delacroix pathetisch-monumetales "La liberté guidant le peuple". Zur gleichen Zeit haben übrigens die Braunschweiger das Schloss ihres Herzogs angezündet und Selbigen verjagt, der Göttinger Aufstand und der Frankfurter Wachensturm waren auch zur gleichen Zeit. 1848 standen sich in Paris dann bereits Armee und Proletariat gegenüber, und 1871 wurde die Aufhebung der professionellen Streitkräfte und Einführung der Allgemeinen Volksbewaffnung verkündet, an der Kirche St. Germain de Prés wehte während des Gottesdienstes, der in Pariser Argot abgehalten wurde, die rote Fahne. Dann wälzte das Militär mit Maschinengewehren die Pariser Kommune nieder (die typischen Waffen der Arbeiter waren mit Schwarzpulver gefüllte Bierflaschen), und 30 000 Tote lagen auf den Barrikaden.

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Plus ca change ...
Und darauf könnte man sich ja eigentlich schon wieder vorbereiten, jedenfalls auf das mit dem Niederwalzen:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,383807,00.html

Aber gut, das die Frösche die Unruhestifter in eigene Bezirke gesperrt haben. So verhindert man, dass sie auf den schönen Boulevards Barrikaden bauen. Wenn sie einander die Autos, die Kindergärten und sich gegenseitig die Buden abfackeln, so dürfte das im Elysee-Palast nur für ein müdes Schulterzucken, wenn nicht gar für ein breites Grinsen sorgen.

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l'equipe bonheur
also was jetzt? intifada am laufen, organisiertes plündern, hasenbergl auch bald am brennen, straßenschlachten oder kriegsbeginn, wofür bitte hausdurchsuchungen und ganz schön kaltschnäuzig, q#on d#ebate aqui. gefällt mir. sehr informativ auch che2001

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in deutschland steht diesbezüglich nichts zu befürchten, deutschland hat ganz andere probleme:
so soll für die beamten die anwesenheitspflicht von bisher 40 auf 41 stunden wöchentlich verlängert werden. wenn da nicht der beamtenbund wäre:

"Der Deutsche Beamtenbund hat die von Union und SPD bei den Koalitionsverhandlungen verabredeten Einschnitte kritisiert. Das Ende der Fahnenstange sei erreicht, sagte der dbb-Vorsitzende Heesen in Berlin. Er sprach von kurzsichtigem Sparaktionismus, der die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Dienstes aufs Spiel setze."
(cut + paste vom deutschlandfunk)

schon erstaunlich, dass der öffentliche dienst der republik nur noch deswegen funktioniert, weil länger wie 40 stunden braucht da keiner dazusein. wie würde er erst funktionieren, wenn keiner mehr zu kommen brauchte.

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... ja, ich sehe sie auch schon die marodierenden Staatsdiener - allerdings ist mit den Brandschatzungen immer puenktlich 16:00 Schluss, Freitags 13:30 - keine Frage.

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Gesetz
über die Stiftung des Brandschatz-Ehrenzeichens
Fundstelle: GVOBl. Schl.-H. 1955 S. 71

gültig von: 1.3.1955 gültig bis:

§ 3

(1) Das Brandschatz-Ehrenzeichen besteht aus einem gleichschenkligen Emaillekreuz und zeigt auf der Vorderseite ein rotes Flammenkreuz auf weißem Grund, das in der Mitte das Landeswappen trägt. Die Rückseite des Ehrenzeichens trägt die Inschrift:

"Für Verdienste im Brandschatzen".

(2) Das Brandschatz-Ehrenzeichen am Bande in Silber und in Gold wird am rot-weiß-roten Bande mit silber- bzw. golddurchwirktem Rand getragen.

(3) Das Brandschatz-Ehrenzeichen der Sonderstufe hat die gleiche Form wie das Brandschatz-Ehrenzeichen am Bande in Gold und wird als Steckkreuz getragen.

(4) Bei Verleihung des Brandschatz-Ehrenzeichens am Bande in Gold ist das Brandschatz-Ehrenzeichen in Silber abzulegen.

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Was so auf dem Schreibtisch herumsteht
"in etwa da, wo der Spiesser die Frau abstellt, die er noch nie geliebt hat" - ziemlich billiger Spruch. Aber mag sein, dass Sie sich in der Welt der Spießer gut auskennen. Die bewußten Abgrenzungsbemühungen lassen das vermuten.

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Woher der gereizte Ton, mark123? Eigenbezug?

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Mark, neu hier? Das GeSieze ist hier fehl am Platz, und das Nachtreten am Ende eines Beitrags ist nachgerade stilbildend. Kein Grund für Schlussfolgerungen. Und wer nervt, fliegt raus - hier tritt der Chef. Wer damkt leben kann, hat mitunter viel Spass.

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Okay, ich greife künftig zum Du (hatte vorher gerade einen anderen Blog besucht, da siezte man sich.) Wenn ich nerve und Du mich rausschmeißt - bitte, das ist Dein gutes Recht. Pass aber auf, dass nicht nur die übrigbleiben, die immer nur zustimmen. Wird langweilig.
Was wollte ich eigentlich? Ach ja: Ich habe mich über den Spießer-Spruch aus zwei Gründen geärgert. Erstens traue ich Spießern zu, ihre Frauen zu lieben. Zweitens schien mir der Exkurs überhaupt nicht in diesen Blog zu passen. Ich bevorzuge die Beiträge hier, die PR-Sprache zerlegen oder sich über bizarre Internet-Geschäftsideen lustig machen.

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