Sponhohn

In der idyllischen Provinzstadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es ein Gymnasium am Fluss, dass oft morgendlich zu betreten ich mich genötigt sah. Davor, in Richtung Fluss, verläuft eine kleine, ruhige Strasse, auf der die besseren Familien oder ihr Personal die Kinder anlieferten. Als ich dann in der Kollegstufe 13 angekommen war, sass ich in Deutsch neben einem sehr hübschen, liebenswerten Mädchen, das leider keine Augen für mich hatte. Hatte sie doch einen Freund, und der wiederum hatte nicht nur eine Teilglatze und eine Familie, mit der er im Clinch lag, sondern auch einen Toyota MR2, mit dem er das Mädchen fast täglich auf der besagten Strasse in die Schule brachte, und vor dem Abschied Dinge im Auto tat, die zu Debatten Anlass lieferten. Sie hatten "etwas" miteinander, obwohl er doppelt so alt wie sie war.

Es dauerte aber nur ein paar Wochen, und sie beendete die Geschichte. Keiner wusste warum, Fakt war aber, dass sie wieder mit dem Bus aus dem Vorort kam. Allerdings blieb uns auch der Typ im MR2 erhalten, der weiterhin fast jeden Morgen vor der Schule seinen Wagen abstellte und den Mädchen hinterherschaute. Die Schulleitung drückte ob der Fama seines Clans beide Augen zu, und meistens war ohnehin sinnlos, denn auch das roteste Flitscherl konnte den einsetzenden körperlichen Zerfall nicht mehr kaschieren. Nur selten hatte er genug Möglichkeiten, mit den Schülerinnen ins Gespräch zu kommen. Die Suada ging dann in etwa so, dass er furchtbar reich sei, alle glücklich machen könne, aber die meisten hier seien völlig unreife, blöde, eingebildete Dinger, er verstehe auch nicht, warum die Eine nichts mhr von ihm wissen wolle. Sie aber, die stehen geblieben sei, könne sich gern ein Bild davon machen, wie fortschrittlich und mutig er am Steuer seines Wagens sei, das wäre was ganz Tolles und viel besser als die Cratoni- und KTM-Rennräder der Kids hier.

Irgendwann war es dann tiefster Herbst, der Nebel kroch aus dem Fluss und die Schüler beeilten sich, die Kälte auf der Strasse in die Schulräume zu flüchten. Niemand hatte mehr Zeit für ihn, und dann war er verschwunden mit seinem krassen, geilen roten Flitscherl. Für mich war es nur eine kleine Episode in einem turbulenten Jahr; hätte ich heute eine Tochter und würde so ein Schwein auf der Strasse vor ihrem Gymnasium sehen, wäre er schneller in die angrenzende Botanik gerammt, als er die Playboy im Handschuhfach hätte verstauen können. Lange war das alles jedoch im fernen Grau eines völlig anderen Lebens verschwunden.

Bis gestern. Gestern las ich das hier und das hier. Da stellt sich in meinen Gedanken so ein älterer Betriebstyp mit seinem verlotterten rotlackierten, inwendig schwarz verdreckten Gossenmedium, seiner Bloghasserglatze und millionenverfressener Brandstwieteschwarte vor die Blogger hin und sagt, eigentlich issa ja auch son cooles Blog, über das jetzt alle reden. Und Punk ist es auch ey, und sie probieren da was aus und deshalb sind sie die Coolsten. Und da ist mir der dumme, erfolglose Aufreisser damals vor meiner Schule wieder eingefallen.

Kennt man einen, kennt man alle.

Sonntag, 13. November 2005, 13:17, von donalphons | |comment

 
Narrowminded
"Langweilig, dass alle Zeitungen neoliberal sind"? So weit sind wir zum Glück dann doch noch nicht - oder sind Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, taz, Freitag, Le Monde Diplomatique, Neues Deutschland, konkret, Titanic und Junge Welt inexistent?

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auf dem klo und auch beim essen niemals die jf vergessen.

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*Hüstel* Nicht neoliberal sein heißt noch nicht gleich, neofaschistisch zu sein.

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eben.

deswegen ist es gut, die zu kennen, die einen unterstützen. erst recht sollte man seine gegner kennen.

nd und junge welt, ich weiss nicht, kann man gleich noch ossietzky und blättchen dazunehmen. im vergleich dazu kommt die jungle world noch besser.

btw. da gibt es ein blättchen der neuen alten nazis aus sachsen, deutsche stimme, von einem gewissen holger apfel. die lassen sich an kapitalismuskritik kaum übertreffen. überrascht im grunde auch nicht.

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Es wäre nett, einfach wieder guten, locker geschriebenen investigativen Journalismus zu haben, ohne Deppensprüche wie "Hungersnöte nervten" in Bezug auf das Mittelalter. Was der Spiegel - offline - getan hat.

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Hinsichtlich der jungle world gebe ich Dir natürlich recht, wobei die jw vor der Spaltung auch schon mal ihre besseren Zeiten hatte. Wenn es um die Kapitalismuskritik als Solche geht, bevorzuge ich die Wildcat - Klassenstandpunkt ohne Stalinismus, Ostalgie oder Allmachtsfantasien Marginalisierter.

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"Die Pest war auch nicht das Pralle" kommt wahrscheinlich als Nächstes. Eigentlich muss der Spiegel nur sich selbst von vor 20 Jahren koportieren, um wieder lesenswert zu sein.

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"Ritter am Rande des Ruins".

Solche "Anreisser" sind doch nur dazu da "Geschichte" ein wenig plastischer zu erzählen. Die Guido-Knoppisierung schreitet voran.

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Man würde den Untergang der Redaktionskultur im Spiegel auch gern mal in diesem Gossenstil lesen - aber auch nur diese eine Story.

"Steingarts steinharte Höllenfahrt", oder so.

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"Murks-Malzahn gemetzelt"

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"Die Augstein macht den Aust klein"

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"Spon-Neoconne in der Tonne"

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Wir wolln das Selbe,
Austgart in die Elbe!

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"Aust - raus fallt er in die Aussenalster"

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Aust - Der Herrenreiter auf seinem schwersten Ritt.

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"Aust-Einlauf unter Augsteins Lauf"

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Malzähne ziehen – Austern ausschlürfen

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"Augstein gart Aust und Steingart"

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("... die Blumencronjuwelen")

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Die Augsteinschaft in Scharen ritt, auf der Suche nach dem raren Shit.

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Da sah man die Manchesteristen,
wie sie sich ganz still verpissten.

Wir haben das Merkel runtergedichtet; das schaffen wir auch hier!

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"Der Untergang der Niete an der Brandswiete"

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Die Dichtkunst - und sei sie noch so teyer
hilft nur selten gegen Schmierenschreiber
weil sie sich oft zu wehren wissen
indem sie Gruners Flagge hissen

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Magie
Hier walten höhrer Mächte Kräfte!
Hier fließen tiefrer Ränke Säfte.
In Leuchtentragers Pentagramm
ward es dem Schmierenschreyer bang.

So bauen wir den Hexenkreis
in finsterer Beschwörung.
Und nur ein schwarzer Engel kennt
des Schreiberlings Verheerung.

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