Parma in der Garage

Der katholische Cristenmensch aus dem Rheinland erzählt, dass die Töchter da sind, und auch der Ehemann der einen. Er klingt dabei gleich ein wenig frostiger, als hätte er Rauhreif in der Stimme. Aber alles in Ordnung, bisher. Sehr harmonisch. Also. Was er nicht sagt ist, dass der Schwiedersohn evangelischer Pastor aus dem Norden ist, aber das weiss ohnehin hier jeder.

Dann sagt der katholische Cristenmensch, nur die Sache mit dem Parmaschinken, die musste anders als sonst gelöst werden. Weil es da letztes Jahr ein Problem gab. Da hat der Pastor nämlich den ganzen Schinken schon am ersten Tag gegessen. Der ist nämlich so, dass er, wenn er am Tisch hockt, nach dem Gebet gleich die Hälfte alles Sachen auf seinen Teller schiebt, ohne zuerst die Frauen zu bedienen, und das dann auch nicht macht, sondern gleich losfrisst, bevor die Dame des Hauses Platz nimmt. Und das ist ja keine Art.

Der katholische Cristenmensch hat nichts gegen Diener des Herrn und auch nichts gegen Preussen, er ist nur für Manieren. Und er findet es fragwürdig, wenn so einer dann kommt und den ganzen Tag die Vorräte frisst und dann noch nicht mal höflich fragt, ob er bitte noch etwas bekommen könnte. Statt dessen erschallt die Frage, ob noch mehr da ist. Nicht mehr, nicht weniger. Das sind solche Preussen vom alten Schlag mit einem "von" im Namen und Verhalten wie ostelbische Junker und Kriegsverbrechern in der Ahnengalerie und einem Benimm wie an der Ostfront. Aber deren Verhalten ist es, das den katholischen Cristenmenschen das Antworten leicht macht.

Auf "Oh, der Schinken war phänomenal, könnte ich bitte noch ein Stück haben", könnte man nicht zugeben, dass es billiger Schinken einer Discounterkette ist, bei der geschmacklose New Economy Pleitiers das Zeug zum Verseuchen des Kühlschrankes und katholische Cristenmenschen das Füllfleisch für den Pastor kaufen. Man müsste sagen "Aber gerne, ich hole noch welchen". Stellt die Person aber die unhöfliche Frage, ob noch mehr da ist, und unterstallt damit die Möglichkeit, dass man nicht ausreichend habe; die anderen müssten dennoch daraus schliessen, dass er mehr will und sie den Schinken holen müssen, kann man mit einem klaren, kurzen Nein antworten. Was auch geschehen ist.

Der katholische Cristenmensch muss dafür noch nicht mal lügen, denn tatsächlich ist der Vorrat an Billigschinken begrenzt. Der Parmaschinken allerdings ist in der Garage versteckt, und das in enormen Mengen. Weil der Pastor auch in die Küche geht und den Kühlschrank öffnet, der nun so kahl ist wie das Innere einer protestantischen Kirche. Der katholische Cristenmensch hofft, den Pastor so zu erziehen. Wenn man ihm schon durch das eigene Beispiel keine gute Manieren beibringen kann, dann muss man ihm eben das schlechte Benehmen austreiben. Und sei es mit Hunger und klaren Absagen.

Und ich verstehe jetzt, wieso unsere Katzen dauernd bei denen in der Garage auf der alten Kommode sind. Hier, im besseren Viertel der Stadt, wo die guten Leute wohnen.

Dienstag, 26. Dezember 2006, 23:26, von donalphons | |comment

 
A saubers Gschmeiß.
Beide.

Da lob ich mir die Katz, die tut nicht lang rum und weiß, wo die Sachen sind. Katzen sind entschieden aufrichtig. Schöner Gruß zu den Raunächten!

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Welche Raunacht? Nach endlosen 2 Wochen des Sumpfen in der Provinz, von denen mir nur eine durch Besuche versüsst war, bin ich wieder zMinga! Endlich!

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Raunacht zu Minga heißt ja nicht, dass es dortselbst rau zugeht... (nach der neuen Dummrechtschreibung auch noch abgemagert ohne ha ).
Das hängt immer von einem selber und der Umgebung ab. Meinereiner im äußersten Zipfel vom Glockenbach kriegt beim Frühstücken - zugegeben zu etwas späterer Zeit als sonst - von Balkonbauern, die im Hinterhof irgendwelche grausliche Stahlgestelle in die Erde und an die Wände rammen, in die Küche auf den Teller gelugt. Das sind Rautage.
Was mich im nördlichen monaco die Tage gehalten hat, statt bis Silvester in die Provinz abzudampfen, war die Aussicht, während dieser durchgeknallten Winteraktion (zwengs der Märchensteuer am End') an eins/zwei der noch gut erhaltenen gesprossten Holzkastenfenster zu kommen, die dann Balkontüren weichen müssen. War zwar mit den ETW-Wohnungsbesitzern besprochen, aber ich kenn' deren geistige Sprunghaftigkeit und elendes Kurzzeitgedächtnis (Künstlervolk ohne Holzbewusstsein ). Am End, wenn keiner aufbassd, wird die gute Woahr hingedeppert in die Schutt-Container. So sans. Meine Mama in Oberfranken verstand das überhaupt nicht und setzte am Telefon an zu einem halbstündigen Vortrag über die Vorteile von Kunststofffenstern, wie sie die häuslebauende, solide Provinz bevorzugt.

Aber wahrscheinlich wollte sie nur, dass das Glockenbach-Landei trotzdem kommt, heim in die Provinz. Find ich sehr lieb, aber das kann sie doch auch direkter sagen :)

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