Der nachwachsende Rohstoff Elitessen

Mit den Elitessen in diesem Haus ist es wie mit den Katzen: Irgendwann stehen sie vor der Tür, wollen rein, bleiben da und sind eigentlich sehr pflegeleicht. Manchmal fliegt ein Kronleuchter runter, etwas bricht zusammen, ein Computer geht nicht oder eine frisch bemalte Tapete kommt ihnen entgegen, dann läuten sie, und ich gehe runter und bringe das in Ordnung. Sie sind immer blond und freundlich mit Ausnahme der hier einmal residierenden japanischen Elitesse, die aber sicher für japanische Verhältnisse auch blond und freundlich war. Und wann immer eine Elitesse auszieht, kennt sie eine andere Elitesse, die die Wohnung unbedingt haben will. Wohnungen an die immer gleich wohlhabenden Eltern von Elitessen vermieten ist das ruhigste, angenehmste Geschäft der Welt - eine Ironie angesichts des Umstandes, dass sie an der Elite Uni zu Bestien für die Business Welt gedrillt werden. In der sagenhaften Munich Area hatte ich ein paar Mal mit den Endprodukten zu tun. Hier ist das alles noch locker, manche haben Krisen und wechseln dann weg, andere brauchen zu lange und schämen sich, manche kompensieren alles mit einem harten Nachtleben, aber im Prinzip kann ich nichts Schlechtes sagen.

Nun hat es unserer Hauselitesse gefallen, für ein paar Monate wegzugehen und fern der Heimat ein Praktikum zu machen. Wie es sich gehört, hat sie für die Zwischenzeit eine andere Elitesse angebracht, die die Wohnung übernahm, um ihre Diplomarbeit zu schreiben. Hin und wieder fragte ich nach, ob alles ok ist, nie gab es Klagen, es war alles ohne Probleme und Konflikte. Sie ist strebsam, fleissig und auch sonst ganz anders, als ich als Student war, aber das muss letztlich jeder selber wissen, und so sah und hörte ich sie kaum. Bis heute.

Denn heute klingelte es zaghaft an der Tür, und draussen war die Elitesse. Es gibt nämlich ein Problem: Ihre Vorgängerin kommt zurück. Und zwar weitaus eher, als erwartet. Genauer gesagt: Übermorgen. Und sie ist mit Diplomarbeit nicht fertig. Und ich hätte doch mal gesagt, dass es hier auch ein Gästezimmer gäbe.

Womit sie recht hat, unter dem Dach ist meine alte Wohnung, die vor allem von Besuch aus den diversen Städten des Landes bewohnt wird, wenn sie hier durchkommen. Es ist die kleinste, aber auch die schönste Wohnung, trotz niedriger Decken und schrägen Wänden, und der Weg nach oben führt durch viel Gerümpel infolge diverser Umziehereien. Was sie aber nicht daran gehindert hat, sofort zuzusagen. Sie nimmt die Wohnung inclusive der altmodischen grossen Teller, des unpraktischen Siberbestecks, der gebrauchten Biedermeiermöbel und was da sonst noch an unüblichen Sachen drin steht und hängt. Ist ja nur für ein paar Wochen.



Unten an der Donau werden ein paar Dutzend Wohnungen gebaut und alte Häuser restauriert, es gibt zwei neue Wohnheime, aber alles scheint nicht auszureichen, um alle Elitessen hier unterzubringen. Als vor zehn Jahren ein paar clevere Geschäftsleute auf dem verseuchten Boden der ehemaligen Gerberei und Reinigung (deren Besitzer übrigens eine hinreissend schöne Tochter hatten) ein Wohnheim errichteten, kamen sie auch zu meinen Eltern. Ob wir nicht auch investieren wollten. Was wir allein schon aus Prestigegründen nicht taten, schliesslich gehören wir zum besseren Professorenviertel und nicht da runter in´d Schleifmui, dem historischen Slum der Altstadt. Die Geschäftsleute verkauften die Kleinsteinheiten dennoch für horrendes Geld, und jetzt ist 9 Monate im Voraus alles ausgebucht, ein Bombengeschäft, weshalb vor der Stadt noch ein Wohnheim gebaut wurde. Und wenn die alten Elitessen weg sind, kommen neue nach. Ein ewiger Kreislauf, nur das Geld bleibt hier. Meistens.



Denn manche bekommen auch den satten Rappel. Es gibt welche - und bei besagten Elitesse habe ich den Verdacht - die von der Firma übernommen werden, wenn sie wollen. Und die dem Leben hier verfallen, weil es eigentlich ganz gut zu ihren anämischen Charakter passt. Warum weggehen, wenn man schon mal da ist. Die Altstadt ist sehenswert, die Torten sind famos, die Vermieter freundlich und flexibel, es mangelt nie an Salz, Geschirr und Kronleuchtern, es lockt der indiskrete Charme der bayerischen Boarschwahserie, es ist nicht zu gross und nicht so klein wie das Kaff, aus dem sie kommen, die Firma gehört zu den globalen Gewinnern, wieso also gehen...

Und so kann es im Mikrokosmos dieses Hauses dazu kommen, dass der nachwachsende Rohstoff Elitesse etwas ins Kraut schiesst. Mal schaun, wie sich das die nächsten Wochen entwickelt.

Sonntag, 7. Januar 2007, 22:25, von donalphons | |comment

 
Aber nicht, dass die Elitesse dann im Gästezimmer Wurzeln schlägt, wenn sie von der Firma übernommen wird. Angesichts der Kronleuchter, Biedermeiermöbel, des Silberbestecks und nicht zu vergessen der Aussicht mag sie wahrscheinlich gar nicht mehr umziehen.

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Das ginge auf Dauer nicht, weil ich unten keine Dusche habe und die Wanne wie alle Wannen hasse. Ich habe mir deshalb schon fast überlegt, ihr die grosse Wohnung anzubieten...

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Kann man in der Wanne unten gar nicht duschen?

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Doch. Aber ich mag Duschkabinen. Klare, simple Sache. In einer Wanne rumliegen ist einfach nicht mein Ding, noch nicht mal für irgendwelche Spielchen horizontaler Natur.

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Meins auch nicht, aber so lange man in der Wanne auch noch bequem duschen kann, geht's noch. Doof ist, wenn das nicht geht, sei es wegen eines unberechenbaren Durchlauferhitzers, englischer Wasserhähne oder weil sonst das ganze Badezimmer unter Wasser steht - alles schon gehabt. Gräßlich.

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Sind erwachsene Elitessen eigentlich Anjatanjas? Gibt es ein Puppenstadium dazwischen?

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Das Letztere würde geschehen. Glitschige Duschvorhänge hasse ich noch mehr als Badewannen, und aufgrund des Boilers kann man keine Kabine einbauen.

Erwachsene Elitessen sind Sachbearbeiterinnen und dann meist passable Mütter mit den richtigen Dünkeln, mit wenigen Ausnahmen, die ihren Weg - wohin auch immer - machen.

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So ein Durchlauferhitzer muss nicht zwingend neben der Badewanne hängen. Im Bad meiner Mutter hängt der schräg gegenüber an der Wand, aber Duschkabinenwände kann man da aus anderen Gründen an der Wanne nicht anbringen, nicht einmal Duschvorhänge. Und da die geizigen, stets nach Jauche stinkenden Bauern, die ihre Vermieter sind, das billigste Teil von Durchlauferhitzer haben einbauen lassen, ist das mit der Wassertemperatur für Ungeübte eher Glückssache. Meist wechselt sie von einer Sekunde zur anderen zwischen kochendheiß und eisekalt.

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Das Problem sieht so aus:



Boiler, halbhohe Fliessen, die nicht schön und auch nicht mehr zu bekommen sind...

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Fehlen ja nur noch englische Wasserhähne, um es vollends unkomfortabel zu machen. ;-)

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Also ich mag Wannen auch absolut nicht :) Vorhänge sind ebenfalls schlimm... Die kleben an einem dran, eklig!

Stehend duschen kann man aber, laut Bild, auch nicht. Entweder man stößt sich den Kopf an dem Boiler oder setzt das Bad unter Wasser. Beides nicht sonderlich angenehm :) Und wenn Du danach Schimmel im Bad hast, kommt bei Dir sicher auch keine Freude auf hihi

Lieben Gruß,
Philipp

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Plastikduschvorhänge kleben an, die aus "Stoff" nicht. An mir jedenfalls nicht. Aber bei diesem Problembad hilft das auch nicht.

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oh...mein Gott!

also das Bild und die beiden Spiegel sind ja hübsch, aber reißen halt den Rest auch nicht mehr raus - und so ein Bad kannst du benutzen?
Wundert mich offengestanden etwas,dass da der Ästhet in dir noch nict in Hungerstreik getreten ist, andererseits: wenn die Torten so gut sind wie du behauptest...

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Aus Stoff? Also die mit Plastik hatte ich einmal in 'nem Hotel in Nizza, in welchem ich eine Nacht verbringen musste. Die waren wirklich sehr ****. Seitdem bin ich regelrecht allergisch auf die. Im übrigen war danach das Bad auch unter Wasser.

Aber was sind Vorhänge aus Stoff? Die müssen doch nach kürzester Zeit kaputt sein.

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Die sehen nur so aus, denn sind nicht steif, sondern leicht wie ein dünner Stoff, und man kann sie in die Waschmaschine stopfen. Keine Ahnung, aus was die sind, wird eine Kunstfaser sein, und das ganze wirkt dann gewebt wie Stoff.

@ abulafia: Wir könnten doch darüber abstimmen, ob das Badezimmer modernisiert werden sollte. Notfalls muss halt die Elitesse eine Silberbestecknutzungsgebühr zahlen, damit das finanziert werden kann. Trifft ja keine armen Leute, wenn wir sie zur Kasse bitten, und ist auch für einen guten Zweck.

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Noch nie gesehen oder gehört. Muss ich mal die Augen aufhalten.

Habe letztens eine Dusche gesehen, da geht jedem Kabinenliebhaber das Herz auf :) Das Wasser kommt von der Seite und oben, x verschiedene Optionen und und und. Hab es mal angetest; etwas gewöhnungsbedürftig aber toll! :)

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Trocknen Sie, liebe Leser,
ihre mitleidvollen Tränen - ist man erst in der Wanne, sieht es so aus:



und so



Es gibt also Schlimmeres. Wirklich.

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Die unzähligen Spiegel würden zumindest meinen Adonis-Komplex befriedigen ;)

Kann mich gerade nicht in die Perspektive versetzen, hoffe aber, nicht in einen anderen Raum zu schauen. Der Lüster spricht mich an. Kannst Du davon noch ein Foto machen?

Lieben Gruß,
Philipp

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Boah, so'n Türschloss hab ich lange nicht mehr gesehn, wie zu Grossmuttern's Zeiten. Toll! Denkmalschutz?

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Im Übrigen bin ich dafür, dass dieser Boiler vernichtet wird.

Alleine der Elektroanschluss über der Wanne ...

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Stimmt, die anderen Fotos wären eigentlich ein weiteres Argument dafür.

Ein einziges Handtuch wäre mir ja zu wenig.

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Da hilft nur: Wandfliesen und Badewanne raus. Dann schönere Fliesen rein, bzw. Wände verputzen, schleifen, streichen. Zum Einrichtungsstil passt eine freistehende Wanne mit gußeisernen Füßen. Kosten wahrscheinlich unter 2000,-€. Don kennt doch da so einen handwerklichen Alleskönner.
Ich reisse in den nächsten Wochen mein Altbau-Bad komplett raus. Zwischenwand zur Kammer wird auch weggerissen, dann alles, vom Boden über Fliesen bis Objekten, neu rein. Manche Bäder sind nicht mehr zu retten, bei Don reichen aber schon neue Fliesen und eine neue Wanne...

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@ kompasskalle: Ich habe solche Schlösser fast überall. Mit Denkmalschutz :-)

@ arboretum: Da sind schon noch mehr Handtücher.

@ b-city: Freistehende Wannen sind im Altbau wegen der Holzdecken eine gang, ganz schlechte Idee. Und ich bin auch kein Freund der totalen Vernichtung aller alten Spuren. Ich denke, die Lösung, die ich gefunden habe, ist ok. An der Therme und dem Boiler kann man einfach nichts ändern.

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@ philipp_g: Hach, so eine "rundum"-Dusche ist auch mein Traum. Aber in Mietwohnungen nie nicht machbar (äh, bezahlbar mein ich).

@ Don: Hast Du nicht Angst, dass die Feuchtigkeit die vielen Bilder/-Rahmen angreift?

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Welche Feuchtigkeit? Das Bad ist gross, das Fenster ist riesig - und ich bade da nie drinnen. Der Raum ist trocken wie die Sahara.

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Solange man nicht einen satten Sack Rücklagen angestaut hat, empfehle ich ohne dringenden Bedarf im Altbau keine Generalsanierung der Nassräume.

Zwar gibt es pfundige Lastverteilungsplatten für freistehende Yuppi-Schüsseln aber meist sehen die Holzbalken, die man beim Einbau zu Gesicht bekommt weniger lustig aus. Bräunfäule, Pilzbefall und im allerworst case womöglich noch nen gemeinen Hausschwamm. Wer den findet kann nämlich gleich mal alles was auch nur eventuell mit dessen Sporen in Verbindung gebracht wurde anzünden. Mag zwar ein schönes wärmendes Feuer werden, kann aber, in Anbetracht der verschiedensten Schätze die dann in Rauch aufgehen, dem Wohnungsnutzer doch sehr sauer aufstossen.

Fazit: lieber weiter angelehnt an den Boiler duschen, nie auf dem Boden Wasser stehen lassen und natürlich richtig und ausgiebig lüften.

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Danke Don,

jetzt bin ich wieder ganz zufrieden mit meinem Bad.

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Frechling! ;-)

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