Da stand sie dann.

Ziemlich genau 24 Stunden früher als erwartet. Weil es die Hauselitesse nochmal 24 Stunden früher aus Südamerika hierher geschafft hatte. Und sie die Wohnung jetzt sofort brauchte. Aus meinen Tonmöbeln sang Astrud Gilberto etwas aus portugiesisch, was vermutlich das gemächliche Leben an südamerikanischen Stränden zum Thema hatte. Offensichtlich gelten diese Vorstellungen der 60er Jahre nicht mehr bei modernen Fluglinien dieses Kontinents. Vermutlich fliegen sie auch gar keine silbernen DC-3 mehr, wie man das so aus den Büchern kennt.

Eigentlich hatte ich geplant, zu ihr zu gehen und die Sache gründlich vorzubereiten: Tee oder Kaffee? Bettzeug vorhanden? Töpfe selbst dabei? Wie man das eben so macht, damit plötzliche Bewohner der Gästewohnung allen Komfort haben. Vermutlich wäre ich dann hoch gegangen, hätte alles hergerichtet, wie es sein soll, und mich über mein Verhalten gewundert, denn diese eine Wohnung, wo meine Bücher entstanden und ich mit diversen - bitte Passendes vorstellen - habe, diese Wohnung wollte ich eigentlich nie vermieten. Denn diese Wohnung ist mein War Room, dort oben kann ich perfekt arbeiten, da ist alles genau so, wie ich es brauche. Ich. Und sonst nur Gäste, und sonst niemand. Hätte ich mir gedacht.

Aber so ging es alles schnell, hektisch und chaotisch über die Bühne. Alte Folianten und Kleidung gelangte in die grosse Wohnung, und dort lauerte ich der Elitesse mit einem Küchenmesser auf, das oben fehlte. Dazu Trinkgläser, nachdem oben nur Wein- und Teegläser sind, Essig, Öl, ein Topf, Salz, Schwämme, Kerzen, Streichhölzer und noch so einiges. Nur eines, das einzige, was sie von sich auis forderte, damit konnte ich nicht dienen: Ein Fernseher. Madame, hätte ich sagen können, greifen Sie ins Buchregal und lesen sie meine Confessiones, oder Rousseau im Original der Erstausgabe, lassen Sie sich von einem handsignierten Thomas Mann bezirzen oder greifen Sie zur Luxusausgabe von Shakespeare, sehen Sie dort drüben das Werk von Serner und da hinten alles von Pitigrilli - aber statt dessen verwies ich auf die Stelle, wo meiner Erinnerung irgendein schwachsinniger Architekt eine überflüssige TV-Buchse angebracht hat.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Elitesse in dieser Wohnung nächtigt, aber allein mit einer Glotze - da höre ich die bösen Geister der Gesellschaft Jesu meiner Lage Hohn lachen. Wenn sie dann mit ihrer Diplomarbeit fertig ist, werde ich erst mal Susi anrufen.

immerhin kann ich darüber bloggen. sie weiss nämlich nicht, was ein blog ist. sowas wie ein wiki, oder? meinte sie. na also.

Mittwoch, 10. Januar 2007, 00:33, von donalphons | |comment

 
Woher soll sie auch ein Blog kennen, darüber wird im Fernsehen ja auch nie berichtet. Wieso soll man über die Konkurrenz informieren?

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"Im Internet wird nur das abgebildet, was gedruckt ohnehin schon vorhanden ist. Es gibt in diesem Sinne keine Online-Medien", erzählt ein befreundeter Lehrer seiner Klasse, der sich seit 2003 weigert , mein Blog zu lesen, weil, siehe oben.

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Also per definitionem hätte ich bei einer Elitesse jetzt schon einen eigenen Laptop erwartet. Ich mein, wenn Papa schon das MiniCooperCabrio zum Achtzehnten aus dem Hut zaubert? Und wo wir doch eh hier das tolle überallfernsehen haben...

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Sie hat ein Notebook. Und sogar WLAN. Ich finde das überhaupt nicht schlimm, so wie es ist. :-)

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schlimm nicht - lediglich a bisserl oldschool

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Ja. Ist doch prima. Ich müsste mich hier ziemlich einschränken, wenn das hier in meiner Heimat bekannt wäre. Aber hier hat es keiner so mit dem Internet. Übrigens auch nicht an der Elite-Uni - es gibt da meines Wissens nur drei Blogs, so wie das hier.

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Fernsehen und Diplomarbeiten schreiben vertragen sich eh nicht... ich spreche aus Erfahrung ;)

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Rein fiskalisch gesehen ist das natürlich eine prima Sache - vor März brauche ich die Wohnung nicht wirklich, also, wenn die glotzt und länger braucht, wäre das durchaus ein Profit. Nur, eben andererseits...

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Zur Verteidigung der Elitesse muß ich anführen, daß ich nie soviele dämliche DVDs (TV hab ich ja nicht) geguckt habe wie in der Zeit, als ich Magister geschrieben hab. Die zwei Stunden abends, bevor ich umgefallen bin, habe ich mit größtem Vergnügen alles von Desperate Housewifes bis Madagascar konsumiert, je blöder desto besser, und hauptsache schön bunt.
Nur gleichzeitig schreiben und gucken, das geht eher in die Hose.

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genau, dvds.

die werden in südamerika geguckt, genauso emsig wie vorher die videos.

das wäre doch eine möglichkeit, sich unentbehrlich zu machen: hier ein paar dvds für den notfall, meine dame, einen laptop habe ich auch, wenn nötig. die fernsehprogramme bei uns sind schlecht, dauernd wird die werbung unterbrochen, darum habe ich angefangen, bücher zu lesen...

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Notebook hat die Dame. Die Stadtbücherei verleiht auch DVDs.

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Serner...
passt besser zur Elitesse. Pitigrilli bringt die nur auf dumme Gedanken. Hast du etwa dieser Renner-Ausgabe vom Serner?

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Da gab es mal diese fette Box von Goldmann, die habe ich sofort gekauft. Ich denke aber, dass Elitessen sowieso nicht viel lesen. Ich sehe beim Buchhändler meines Vertrauens ihr Kaufverhalten: Stur vorbei an den Neuerscheinungen hin zum Regal mit Fachliteratur.

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Oh ja, so geht es mir auch oft; aus dem Dunkel der Blogospghäre läßt sich trefflich lästern.

Das ist noch nicht wie bei der LiveJournal- und MySpace-Durchdringung bei den Ammis, wo sich die Leute schon wieder sorgfältig überlegen, was sie sagen, denn die Luete aus der Wirklichen Welt(TM), über die sie lästern, haben im Zweifelsfall auch einen Account dort und lesen ihr Blog. Deshalb hat LiveJournal hoch komplexe Filter, mit denen man festlegen kann, wer was lesen darf.

Aber LiveJournal gilt in der deutschsprachigen Blogospäre eh nicht als Bloghoster...

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Tja eigene Blogs betreiben machen die Elitessen wirklich ungern, die wenigen lesen aber schon gern. Wer sie vielleicht noch nicht kennt, die Elitessen, die meinsten sehen ungefähr so aus http://www.winstontextandmarker.com/Law/173/nach-der-da-in-der-arbeitswelt

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Sie verschmäht die Bücher und will nur einen Fernsehapparat? Das noch gar nichts:
Als voriges Jahr meine Verwandschaft aus US bei mir zu Besuch war und ich ihnen Pasteten, Käse, Oliven und sonstige mediterrane Köstlichkeiten anbot, da wollten die eine Mettwurst!

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Und, was ist daran verwerflich, dass die hier bisschen kulinarisches Lokalkolorit aufm Teller wollten? Oder wohnen Sie etwa am Mittelmeer? ;-)

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Elitessenwatch
Ich empfehle ja immer noch diese Selbstzeugnisse eines Proto-Photo-Blogs ohne weiteren Kommentar.

http://www.ingolstadt-absolut.de/fotos.html

Ausser vielleicht: Man kann die Karriere auch ohne StudiVZ gefährden.

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jessas, dou derschrickst!

um einmal den leider zu unrecht nicht mehr bekannten herbert hisel zu zitieren.

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Angesichts meiner Erfahrungen mit den dortigen Absolventen in der New Economy habe ich mir 2002 gleich alle Bilder gezogen. Man weiss ja nie, ob man einen von denen später nicht mal als geizigen Sachbearbeiter wiedertrifft, wenn es um die Spesen geht.

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@mark793,
In der Oberpfalz.
Akzeptiert, auf dem falschen Fuß erwischt.

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