Der nächste Pralinenstuhl
Sie wich nicht mehr von meiner Seite. Zuerst sah sie sich die anderen Stühle an, aber die schiefen Blicke zu mir hinüber sagten alles. Ich untersuchte zum dritten Mal die gedrechselten Beine und die kleinen Messingrollen, fand noch immer kein Preisschild, und als sich der Mitarbeiter dann endlich bequemte, den Gebrauchträderstand zu verlassen, konnte er mir auch keinen Preis sagen. Ich müsse zum Chef, und der sei da hinten. Hätte ich ihn stehen gelassen, hätte sie sich ihn sicher geschnappt und wäre damit zur Kasse gespurtet, um dort nach dem Preis zu fragen, Hauptsache, sie hätte ihn in Händen gehabt. Also schleppte ich ihn mit zum Chef, und es dauerte nur wenige Momente, das war mein Schatten wieder da, lauernd, gierig, fordernd, und erfolglos.
Der Chef gab mir einen Zettel mit dem lachhaft niedrigen Preis - 10 Euro, ich ging zur Kasse und spürte ihren Blick im Rücken. Hätte ich mich umgedreht, wäre ich zu ihr gegangen und hätte gesagt: Ich habe zwar 53 Zimmer im Stadtpalast und würde dafür sicher einen Platz finden, aber ich weiss, dass Du ihn haben willst, ich kenne Deine Gier und ich habe es selbst erlebt, wie es ist, wenn man einen Wimpernschlag zu spät kommt - also nimm ihn und habe verdammt guten Sex drauf, auf diesem Pralinenstuhl - hätte ich das getan, hätte ich bewiesen, dass ich der Entsagung fähig bin. Aber ich glaube, dass Menschen, die entsagen können, schlecht im Bett sind, und als ich ihn dann über das offene Verdeck auf den Beifahrersitz der Barchetta wuchtete - die übrigens absolut ungeeignet für alle sexuellen Spielchen ist - fuhr sie in mutmasslich Papas A8 ganz langsam an mir vorbei und schaute nochmal herüber.
Man trifft beim Gebrauchtwarenladen die seltsamsten Leute, und, wenn man ehrlich ist, weite Teile der Oberschicht dieser kleinen Stadt. Man könnte dort vielleicht sogar eine Gespielin finden, wenn man Beizeiten das Richtige tut, eine vorzeitig Geschiedene etwa oder eine Tochter ohne Perspektive. Vir allem aber kann man der eigenen Habgier genügen, und hat man erst den Stuhl, findet sich irgendwann auch die richtige Besetzung.
Der Chef gab mir einen Zettel mit dem lachhaft niedrigen Preis - 10 Euro, ich ging zur Kasse und spürte ihren Blick im Rücken. Hätte ich mich umgedreht, wäre ich zu ihr gegangen und hätte gesagt: Ich habe zwar 53 Zimmer im Stadtpalast und würde dafür sicher einen Platz finden, aber ich weiss, dass Du ihn haben willst, ich kenne Deine Gier und ich habe es selbst erlebt, wie es ist, wenn man einen Wimpernschlag zu spät kommt - also nimm ihn und habe verdammt guten Sex drauf, auf diesem Pralinenstuhl - hätte ich das getan, hätte ich bewiesen, dass ich der Entsagung fähig bin. Aber ich glaube, dass Menschen, die entsagen können, schlecht im Bett sind, und als ich ihn dann über das offene Verdeck auf den Beifahrersitz der Barchetta wuchtete - die übrigens absolut ungeeignet für alle sexuellen Spielchen ist - fuhr sie in mutmasslich Papas A8 ganz langsam an mir vorbei und schaute nochmal herüber.
Man trifft beim Gebrauchtwarenladen die seltsamsten Leute, und, wenn man ehrlich ist, weite Teile der Oberschicht dieser kleinen Stadt. Man könnte dort vielleicht sogar eine Gespielin finden, wenn man Beizeiten das Richtige tut, eine vorzeitig Geschiedene etwa oder eine Tochter ohne Perspektive. Vir allem aber kann man der eigenen Habgier genügen, und hat man erst den Stuhl, findet sich irgendwann auch die richtige Besetzung.
donalphons, 11:10h
Dienstag, 27. Februar 2007, 11:10, von donalphons |
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weltenweiser,
Dienstag, 27. Februar 2007, 11:23
Der
passt aber auch in Barbies Traumhaus. Über Geschmack kann man so wundervoll streiten.
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donalphons,
Dienstag, 27. Februar 2007, 11:29
Klassisches Bodoirmöbel
Einerseits ist er in echt nicht so rosa wie auf dem Bild, sondern eher Creme. Andererseits musste ich ihn gestern auch noch mit Klauen und Zähnen gegen die Krallen und Reisszähne von Iris verteidigen. Ich blute. Aua.
Wie auch immer: man muss bei solchen Möbeln einerseits die Qualität sehen - gebläute Polsternägel! verschraubte Messingrollen! - und fast noch wichtiger, die Grösse. Das ist ein Sesselchen, den man sogar auf die Dachterasse stellen kann.
Wie auch immer: man muss bei solchen Möbeln einerseits die Qualität sehen - gebläute Polsternägel! verschraubte Messingrollen! - und fast noch wichtiger, die Grösse. Das ist ein Sesselchen, den man sogar auf die Dachterasse stellen kann.
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ths,
Dienstag, 27. Februar 2007, 11:47
Für Barbie und Ken
ergatterte mein Weib letztens ein komplett rosa Art deco Schlafgemach. Leider braucht der Schleiflack eine gründliche Überholung und ich weiß noch nicht, wie am man am besten das z.T. defekte Elfenbein-Imitat (?) der Beschläge rekonstruiert.
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donalphons,
Dienstag, 27. Februar 2007, 11:54
Die meisten guten Schreiner haben Kruschkisten, in denen sich oft solche Beschläge finden - das ist wie mit den Knöpfen. Im Zweifelsfall hilft ein Besuch beim Flohmarkt an der Strasse des 17. Juni, da gibt es einen Spezialisten für Schlösser, Türgriffe, Beschläge und all das.
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oldman,
Dienstag, 27. Februar 2007, 13:18
Dorin für Barbie und Ken
Eventuell können Restaurierungsarbeiten auch
an multibegabte Arbeitslose abgegeben werden.
http://nice-bastard.blogspot.com/index.html
Wenn dieser die Aufgaben bei mir erledigt hat,
wäre er für neue Herausforderungen frei.
an multibegabte Arbeitslose abgegeben werden.
http://nice-bastard.blogspot.com/index.html
Wenn dieser die Aufgaben bei mir erledigt hat,
wäre er für neue Herausforderungen frei.
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donalphons,
Dienstag, 27. Februar 2007, 13:29
Oldman,
Journalisten fürchten sich vor Schwielen an den Händen. Wenn, dann nimm einen, der nachweislich zupacken kann. Aber keinen von einer Frauenzeitung.
Journalisten fürchten sich vor Schwielen an den Händen. Wenn, dann nimm einen, der nachweislich zupacken kann. Aber keinen von einer Frauenzeitung.
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donalphons,
Dienstag, 27. Februar 2007, 14:01
Es ging allein um die Form, die Röllchen und die Benutzungsmöglichkeit. In Rosa habe ich 0, nichts, nada.
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donalphons,
Dienstag, 27. Februar 2007, 14:34
Rosa ist hell und dezent. Der Flur ist weder das eine noch das andere.
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ths,
Dienstag, 27. Februar 2007, 19:55
Elfenbein-Imitat
Bevor ich nach Berlin reise, probier ichs mal mit Selbermachen:
http://www.hexenkueche.de/monate04/01juni.html
http://www.hexenkueche.de/monate04/01juni.html
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logog,
Dienstag, 27. Februar 2007, 14:09
OT Die Aufklärung über menschliche Begierden hier und heute ist ja das, was wir hier lesen wollen. Trotzdem: wann geht's denn mit der kleinen Bibliothek der Aufklärung weiter? Oder habe ich eine Folge verpasst?
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drsno,
Dienstag, 27. Februar 2007, 14:22
Zehn Euro? Na dann hoff ich mal dass den die Opernsängerin nicht sieht... (19 Stühle reichen mir einfach!)
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donalphons,
Dienstag, 27. Februar 2007, 14:33
Ich habe 25 Stühle. Plus 4 in der Holzlege, plus 3 Sofas und drei Sessel, sowie einen Pouf. Allerdings in insgesamt 9 Räumen.
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weltenweiser,
Dienstag, 27. Februar 2007, 14:42
Hier ein Link
zu einem Taz-Artikel über ein Spezialgeschäft für alte Türen und mehr in Berlin:
http://www.taz.de/pt/2006/12/13/a0241.1/text.ges,1
http://www.taz.de/pt/2006/12/13/a0241.1/text.ges,1
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abulafia,
Mittwoch, 28. Februar 2007, 14:17
sorry aber:
Ich finde das Ding irgendwie unförmig - der andere hatte Klasse Stil, Charme und vorallem Form - der hier, neee der hat nichts davon, aber vielleicht täuscht die Perspektive...
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