Gr*ss G*tt
So richtig leicht geht mir das nicht über die Lippen. Staatsfunk, Politiker und andere unschöne Erscheinungen gebrauchen diese Anrede plakativ, um zu zeigen: Fuck you, Grundgesetz, hier gilt die bayerische Verfassung und der Papst, nicht deine säkulare Ordnung. Sie sagen es in dieser norddeutschen Variante, die mit ihrem ü und den harten Konsonanten völlig aus dem eher weichen Bayerischen hinaus fällt. Chrrrrüss Kott. Vielleicht, weil es von Silben und Tonfall her das leichteste war, von Siiik Heil runterzukommen.
Diese Begrüssung ist natürlich keine, denn ich bin erstens Atheist und zweitens hebräischer Abstammung, da nimmt man den Namen nicht leichtfertig in den Mund, und natürlich auch dann nicht, wenn man nicht daran glaubt. Soll doch der andere grüssen, wen er will, aber dafür muss er mich doch nicht ankeifen. Meistens lasse ich ein blendend gelauntes, GUTEN MORGENDU VERFICKTER KUTTENBRUNZER dagegenschallen. Oder ein Guten Abend. Irgendetwas, das dem Gegenüber die guten Wünsche zuteil werden lässt, die es einem selbst zugunsten eines historisch erledigten Popanzes verweigert.
Es gibt aber eine Ausnahme: Der Berg. Am Berg sagt man das auch zu wildfremden Leuten, die einem entgegen kommen. Das kann mitunter nerven, aber es hat eine andere Funktion als das politbayerische Claimeinpinkeln. Es hat auch eine andere Funktion als im Alkoholikerzelt der hiesigen Volksfeste, wo es entweder um Platzraub oder spätere Fickversuche im Koma geht. Auf dem Berg sagt es vielmehr: Ich habe dich gesehen, wir sind hier gemeinsam, falls du etwas brauchst, sprich mich an. Und wer im Berg schon mal einen Unfall erlebt hat, weiss, dass Notsituationen da oben etwas ganz anderes sind als unten im Tal. Daran ändern auch Mobiltelefone nichts. Ausserdem ist der Berg voller Deppen, für die der Gruss die einzige alpinistische Befähigung ist, wenn sie da mit Turnschuhen hochgehen. Für diese Leute kann ein anderer, der sie bemerkt, die letzte Rettung sein. Insofern ist es legitim, auf sich aufmerksam zu machen.
Um hier einen gerechten Ausgleich zu schaffen, rettet mich nur der Verfall in die tiefste Mundart, die ich zwar beherrsche, aber in aller Regel ausserhalb von Berlin nicht anwende. Ich sage also "Griass Eana God", was eigentlich die richtige Formulierung ist. Denn ursprünglich ging es nicht darum, christliche Dominanz sprachzuwichsen, sondern den Segen des Gottes des Anderen (!) auf eben jenen herabzuwünschen. Wenn es ihm was bringt, warum nicht.
Und falls es ihn wie gestern gleich danach mit seinen Steckerln aufs Mei legt, weil er geglaubt hat, dass er mit seinen Steckerln und Gott nicht auf das Laub aufpassen muss, ist einer da, der die evidente Nichtexistenz seines piefigen Gottes hier unten kompensiert. Passt scho.
Diese Begrüssung ist natürlich keine, denn ich bin erstens Atheist und zweitens hebräischer Abstammung, da nimmt man den Namen nicht leichtfertig in den Mund, und natürlich auch dann nicht, wenn man nicht daran glaubt. Soll doch der andere grüssen, wen er will, aber dafür muss er mich doch nicht ankeifen. Meistens lasse ich ein blendend gelauntes, GUTEN MORGEN
Es gibt aber eine Ausnahme: Der Berg. Am Berg sagt man das auch zu wildfremden Leuten, die einem entgegen kommen. Das kann mitunter nerven, aber es hat eine andere Funktion als das politbayerische Claimeinpinkeln. Es hat auch eine andere Funktion als im Alkoholikerzelt der hiesigen Volksfeste, wo es entweder um Platzraub oder spätere Fickversuche im Koma geht. Auf dem Berg sagt es vielmehr: Ich habe dich gesehen, wir sind hier gemeinsam, falls du etwas brauchst, sprich mich an. Und wer im Berg schon mal einen Unfall erlebt hat, weiss, dass Notsituationen da oben etwas ganz anderes sind als unten im Tal. Daran ändern auch Mobiltelefone nichts. Ausserdem ist der Berg voller Deppen, für die der Gruss die einzige alpinistische Befähigung ist, wenn sie da mit Turnschuhen hochgehen. Für diese Leute kann ein anderer, der sie bemerkt, die letzte Rettung sein. Insofern ist es legitim, auf sich aufmerksam zu machen.
Um hier einen gerechten Ausgleich zu schaffen, rettet mich nur der Verfall in die tiefste Mundart, die ich zwar beherrsche, aber in aller Regel ausserhalb von Berlin nicht anwende. Ich sage also "Griass Eana God", was eigentlich die richtige Formulierung ist. Denn ursprünglich ging es nicht darum, christliche Dominanz sprachzuwichsen, sondern den Segen des Gottes des Anderen (!) auf eben jenen herabzuwünschen. Wenn es ihm was bringt, warum nicht.
Und falls es ihn wie gestern gleich danach mit seinen Steckerln aufs Mei legt, weil er geglaubt hat, dass er mit seinen Steckerln und Gott nicht auf das Laub aufpassen muss, ist einer da, der die evidente Nichtexistenz seines piefigen Gottes hier unten kompensiert. Passt scho.
donalphons, 00:51h
Freitag, 16. März 2007, 00:51, von donalphons |
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hockeystick,
Freitag, 16. März 2007, 09:54
"Griaß eana God" hieß für mich immer soviel wie "Es grüße (=segne) Sie Gott". Deswegen kann ich der These mit dem Gott des Anderen nicht recht folgen. Es kann nur einen geben.
Warum "eana" und nicht "Sie"? "Vermutlich ist es der überwiegende Gebrauch des 'Du' im Bayrischen, der dafür sorgt, dass die Höflichkeitsformen etwas deformiert sind. Anstelle des Akkusativs 'Sie' wird in der einfachen Anrede (auch im Plural) der Dativ 'Ihnen' verwendet, weshalb man z.B. sagt 'Griàs Eàna' für 'Grüße Sie'. Abgesehen davon verwendet man den Dativ auch richtig: 'Kōne Eàna heifa?' ('Kann ich Ihnen helfen?'). Mit Regelmäßigkeit wird der Dativ für das Reflexipronomen eingesetzt: 'Deàfas Eàna ruhig heàsetzn!' ('Sie dürfen sich ruhig hinsetzen') oder 'Woins Eàna ned ā wōs bschdein?' ('Wollen Sie sich nicht auch etwas bestellen?').
Der gebührliche Respekt bleibt auch in der geänderten Höflichkeitsform voll erhalten." (Quelle: bayerisch-lernen.de :-)
Warum "eana" und nicht "Sie"? "Vermutlich ist es der überwiegende Gebrauch des 'Du' im Bayrischen, der dafür sorgt, dass die Höflichkeitsformen etwas deformiert sind. Anstelle des Akkusativs 'Sie' wird in der einfachen Anrede (auch im Plural) der Dativ 'Ihnen' verwendet, weshalb man z.B. sagt 'Griàs Eàna' für 'Grüße Sie'. Abgesehen davon verwendet man den Dativ auch richtig: 'Kōne Eàna heifa?' ('Kann ich Ihnen helfen?'). Mit Regelmäßigkeit wird der Dativ für das Reflexipronomen eingesetzt: 'Deàfas Eàna ruhig heàsetzn!' ('Sie dürfen sich ruhig hinsetzen') oder 'Woins Eàna ned ā wōs bschdein?' ('Wollen Sie sich nicht auch etwas bestellen?').
Der gebührliche Respekt bleibt auch in der geänderten Höflichkeitsform voll erhalten." (Quelle: bayerisch-lernen.de :-)
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donalphons,
Freitag, 16. März 2007, 10:06
Doch, natürlich kann es mehrere Götter geben. Das Judentum schliesst die Eistenz anderer Götter nicht zwingend aus, es ist halt wurscht, solange es dieses eine spezielle Wesen für dieses eine spezielle Volk gibt. Deshalb auch die Tests unter Elias, welches Volk den besseren Gott hat. Baal zieht dabei den Kürzeren. Und deshalb eben auch "Grüsse ihnen Ihr eigener Hausgott aber bitte nicht meiner denn den negiere ich selbst".
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weltenweiser,
Freitag, 16. März 2007, 10:42
Aber nicht, wenn der Berg in Spanien liegt (grummel). Ich finds nervig, wenn man auf "Hola" als Antwort "Grüß Gott" bekommt.
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hockeystick,
Freitag, 16. März 2007, 10:43
Evtl. an der Aussprache arbeiten. Oder den weißen Hut weglassen.
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redpunk,
Freitag, 16. März 2007, 11:14
Korrekte Antwort
Die korrekte Antwort lautet: Wannstn driffst.
Ansonste sehe ich den Gebrauch von "Grüß Gott" eher unideologisch , mehr ethnisch - folkloristisch. In Berlin bin ich ja seltener damit konfrontiert. Bei Besuchen in meiner Münchner Heimat gewöhne ich mich schnell wieder dran.
Ansonste sehe ich den Gebrauch von "Grüß Gott" eher unideologisch , mehr ethnisch - folkloristisch. In Berlin bin ich ja seltener damit konfrontiert. Bei Besuchen in meiner Münchner Heimat gewöhne ich mich schnell wieder dran.
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iguana,
Freitag, 16. März 2007, 11:59
Naja, im GG steht ErSieEs ja immerhin noch drin: "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott [...] hat sich das Deutsche Volk [...] dieses Grundgesetz gegeben."
und @oldman: in Schwaben kommt man über ein dahingeschnautztes "S'Gott" nur noch selten hinaus. Im Alltag ist der Gruß hier aber auch sehr verbreitet, ich versuche gerade auch, ihn mir endlich abzugewöhnen.
Schalömle! (scnr)
und @oldman: in Schwaben kommt man über ein dahingeschnautztes "S'Gott" nur noch selten hinaus. Im Alltag ist der Gruß hier aber auch sehr verbreitet, ich versuche gerade auch, ihn mir endlich abzugewöhnen.
Schalömle! (scnr)
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armin,
Freitag, 16. März 2007, 11:50
Moooin!
Ein echter Norddeutscher sagt nicht Gruess Gott, der sagt Moin oder Moin Moin, je nach Herkunft.
Vor allem weil man die meisten von Euch Norditalienern damit so schoen verwirren kann.
Vor allem weil man die meisten von Euch Norditalienern damit so schoen verwirren kann.
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donalphons,
Freitag, 16. März 2007, 12:04
Antwort: "Oiso bei uns undn is fei scho sexe, woassd scho?"
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korbinian,
Freitag, 16. März 2007, 12:40
Ob wohl ich als geborener Münchner und im Bayerischen Wald aufgewachsener des bayrischen, insbesondere der Niederbayerischen Variante, durchaus mächtig bin, begrüsse ich die Leute hier in München immer mit Moin Moin. Denn dann bleibt den meisten ihr Gottesgruß im Halse stecken (an Breissn griaßt ma ned), was ich sehr angenehm empfinde. Alternativ bietet sich noch immer die lateinische Variante "Servus" an, die aber manchmal auch nur mit einem "Indianer" gekontert wird.
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avantgarde,
Freitag, 16. März 2007, 16:39
Also, ich belasse es einfdach bei einem "Griaß Eana" bzw. Griaßdi.
Den Gott kann der Gegrüßte sich ja dazudenken.
Ist beim Pfiat Eana bzw. Pfiatdi auch nicht anders.
Den Gott kann der Gegrüßte sich ja dazudenken.
Ist beim Pfiat Eana bzw. Pfiatdi auch nicht anders.
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christinebiene,
Freitag, 16. März 2007, 16:31
Viel schlimmer...
...sind die Exemplare, die jede, aber auch wirklich jede e-Mail mit diesem Gruß beginnen. Denn denen kann man leider nicht mit einem strahlenden Sonnenscheinlächeln "Einen wunderschönen guten Morgen!" wünschen und damit ihre Kinnlade in stummer Verzweiflung runterklappen lassen.
Aber wenigstens ignorieren kann man sie.
Aber wenigstens ignorieren kann man sie.
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remote,
Freitag, 16. März 2007, 17:14
Glaubst wirklich, dass sich da die "Grüßer" Gedanken darüber machen, was sie eigentlich zu wem sagen? Ich oute mich regelmäßig mit dem Grias Di, oder dem Grias Eich bzw. auch der Langform mit Gott dabei, als Niederbayer.
Ich sehe dass dann eher als Breiten/Längengrad spezifische Umgangsform (kannst auch Marotte sagen), aber noch nie nicht als Provokation meines Gegenübers.
Ich sehe dass dann eher als Breiten/Längengrad spezifische Umgangsform (kannst auch Marotte sagen), aber noch nie nicht als Provokation meines Gegenübers.
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andreaffm,
Samstag, 17. März 2007, 09:46
Ist ja ok, wenn die Eingeborenen Gott grüßen. Aber ich bin nunmal kein Alpenbewohner, ich bin da nur zu Gast.
Üblicherweise stehe ich ja auch auf dem Standpunkt When in Rome do as the Romans do, aber ich muß doch nicht vollständig meine Herkunft verleugnen. Ich muß mich doch nicht, wenn ich in die Alpen fahre, mit irgendwelchen Alpenrose-Dirndln entstellen, Janker drüber (der hängt das Jahr über in der Reinigungstüte ganz hinten im Schrank), mir einen albernen Hut aufsetzen, diese ganze Folklore, die mir für ein, zwei, drei Wochen den inneren Hessen austreiben soll. Und dann auch noch Grüß Gott sagen, möglichst mit imitiert-weichem Carolin-Reiber-rrr. Nix. Wer mich so grüßt, aufm Berg, auf der Arbeit oder sonstwo, der kriegt ein extrabreites Ei Guuude zurück.
(Aber vielleicht bin ich auch nur ein wenig traumatisiert von all den Volkstümliche-Musik-Sendungen meiner Jugend.)
Üblicherweise stehe ich ja auch auf dem Standpunkt When in Rome do as the Romans do, aber ich muß doch nicht vollständig meine Herkunft verleugnen. Ich muß mich doch nicht, wenn ich in die Alpen fahre, mit irgendwelchen Alpenrose-Dirndln entstellen, Janker drüber (der hängt das Jahr über in der Reinigungstüte ganz hinten im Schrank), mir einen albernen Hut aufsetzen, diese ganze Folklore, die mir für ein, zwei, drei Wochen den inneren Hessen austreiben soll. Und dann auch noch Grüß Gott sagen, möglichst mit imitiert-weichem Carolin-Reiber-rrr. Nix. Wer mich so grüßt, aufm Berg, auf der Arbeit oder sonstwo, der kriegt ein extrabreites Ei Guuude zurück.
(Aber vielleicht bin ich auch nur ein wenig traumatisiert von all den Volkstümliche-Musik-Sendungen meiner Jugend.)
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abulafia,
Samstag, 17. März 2007, 18:23
Grußformeln
Also auf meinem Landsitz, in einem kleinen oberbayrischen Dorf gelegen, kann man anhand der Grußformel feststellen wer wirklich zum Dorf gehört und wer erst vorkurzem in einer dieser geschissenen Neubausiedlungen (mit Häusern vom Fließband und 100qm Grund dazu), die sich am Dorfrand festgesetzt haben niedergelassen hat.
Die wahren Dörfler sagen "greeahst´di", die Anderen (wenn überhaupt - in der regel erst nachdem man selber grüsste) "Hallo" oder um etwas baiuwarische zu heucheln "servus"....
Ansonsten aber muss ich ehrlich dagen kann ich das Gezeter bezüglich irgendwelchen Grußformeln nicht nachvollziehen...
insbesondere wenn ich da an Berlin denke: morgens halb sechs ich will ein paar Semmeln und sag dann dooferweise auch noch GrüßGott beim Eintreten - den Monolog, den mir dieses DUMME ARSCHLOCH dann halten wollte, hab ich mir nicht mal 30 Sekunden angehört und meine Semmeln dann woanders gekauft...
Das ganze ist doch letzlich nur freundlich gemeint und muss keine dummen Sprüche oder sonst was nach sich ziehen...
Die wahren Dörfler sagen "greeahst´di", die Anderen (wenn überhaupt - in der regel erst nachdem man selber grüsste) "Hallo" oder um etwas baiuwarische zu heucheln "servus"....
Ansonsten aber muss ich ehrlich dagen kann ich das Gezeter bezüglich irgendwelchen Grußformeln nicht nachvollziehen...
insbesondere wenn ich da an Berlin denke: morgens halb sechs ich will ein paar Semmeln und sag dann dooferweise auch noch GrüßGott beim Eintreten - den Monolog, den mir dieses DUMME ARSCHLOCH dann halten wollte, hab ich mir nicht mal 30 Sekunden angehört und meine Semmeln dann woanders gekauft...
Das ganze ist doch letzlich nur freundlich gemeint und muss keine dummen Sprüche oder sonst was nach sich ziehen...
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auch-einer,
Sonntag, 18. März 2007, 18:16
sich umzudrehen und dabei zu fragen: wo isser denn? war einmal die antwort meines vaters auf diesen gruss.
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