: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 11. März 2007

Overdone

Es gibt Tage, da fragt man sich: Ist das nicht alles zu viel? Muss es wirklich so sein, der Stuck, die verschiedenen Farben und Abstufungen, das Gold der Rahmen und der Zierat, der Besucher erst mal ins Entsetzen stürzt? Man sieht in die Augen der Betrachter und merkt: Sie verstehen es nicht, es ist viel zu viel, es überfordert ihre an Mangel und Leere geschulten Blicke. Vielleicht, denkt man sich, haben sie sogar ein wenig Recht. Vielleicht entspricht ihr Ideal sogar dem, was die Gesellschaft eigentlich mit dem Bau ausdrücken wollte, und das Meinige ist eine Übertreibung, das dem eigentlichen Zweck der Innerlichkeit und Entsagung, die den Baumeistern die Hand führte, entgegensteht.

So also zaudert man durch das Leben, verzichtet hier auf einen Pozzo und dort auf eine Konsole, mischt die Farben dezenter und meidet das Funkeln des Goldes, und geht dann eines schönen Tages durch eine niederbayerische Stadt, um dort eindlich einmal die Jesuitenkirche zu sehen, die zu eben jener Zeit um 1600 errichtet wurde, da der Orden noch wirklich streng und askethisch gewesen sein soll, fern der überbordenden Unsitten des weltlichen Barock und seiner Pracht und Herrlichkeit; ganz anders eben.



Und dann geht man heim und macht die nächste Stuckleiste ins Bad.

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Die Sache mit den Eiern

Ich bin kein Fan von Eiprodukten. Ich habe mal einen Bericht über industrielle Lebensmittelherstellung gemacht und kam dabei auch auf das Thema "Eier in der Nahrung". Kein besonders schönes Sujet, auch nicht in diesem Umfeld. Ungefähr seit diesem Zeitpunkt kaufe ich extrem bewusst ein, und wenn es auf dem Wochenmarkt anderthalb mal so viel wie im Geschäft kostet, ist mir das auch egal. Ich kann es mir leisten, und dann weiss ich, was an meinen Gaumen kommt. Ich weiss das auch im Supermarkt, und deshalb kaufe ich dort nicht. Auch im Restaurant mache ich einen Bogen um alles, was mit Eiern zu tun hat.

Hin und wieder habe ich jedoch Lust auf Omelett. Einerseits, weil ich gern nach dem Aufstehen koche. Rühreier zum Frühstück gab es schon bei meiner Grosstante, die diese Angewohnheit neben dem Teetrinken und den Möbeln aus England mitgebracht hatte. Ich mag den Geruch danach nicht, aber bis dahin ist es eine Freude. Alle 1, 2 Wochen also besorge ich Eier, und mache ein Omelett, das es kalorienmässig mit einer Pizza aufnehmen kann.

Seit ein paar Wochen ist alles anders. Genauer, seit dem letzten Morgen in Jerusalem. Damals habe ich es geschafft, früh genug aufzustehen, um im Hotel zu frühstücken. Der Raum war im Gegensatz zum restlichen Hotel eher bescheiden und im Keller, und die Auswahl war, vorsichtig gesagt, begrenzt. Zudem war es koscher. Der Käse sah recht banal nach Scheibli aus, und die Brötchen amerikanisch - eine Kombination, die das genaue Gegenteil zu meiner Vorstellung eines Käsebrötchens ist: Frisch gebackenes Olivenciabatta, Saint Ceols, Scamorza und Feldsalat, um mal in Vorlage zu gehen.

Aber es gab für die angloamerikanischen Touristen auch noch "Ham and eggs", und zwar getrennt nach Rührei und Schinken. Ich war übermüdet, und mein besseres Wissen lag noch im Tiefschlaf., Also nahm ich Rührei und dazu Kräuterquark. Nach einer Weile stellte sich ein beklemmendes Gefühl ein, das ich angesichts meines doch sehr robusten Magens eher selten verspüre; ich liess also ab vom gelben, ohnehin nicht wirklich wohlschmeckenden Zeug auf meinem Teller, und packte ein. Während der Fahrt nach Jaffa baute sich dann ein Gefühl der Übelkeit auf, erreichte in etwa bei Bet Shelem den Punkt, an dem es geraten schien, Ronen um einen Wechsel auf die rechte Spur zu bitten - und dann verklang es wieder. Die der Wahrung des Rufes von vier grossen Fresserregionen verpflichteten bayerisch-tschechisch-elsässisch-hebräischen Innereien hatten dem depperten israelischen Ei gezeigt, wo der Bartel den Most holt.

Dennoch hat die Beinahe-Katastrophe Folgen: Eine latente Unsicherheit. Man kennt das vom schweren Fahrradsturz, man muss danach sofort wieder fahren, um die Sicherheit wiederzugewinnen. So ergeht es mir momentan mit dem Omelett. Und weil gerade Kräuter da sind



hier also das Rezept für die Meraner Kurhotelvariante meiner heuschupfengeplagten Kindheit, in der Hoffnung, dass ich noch dieses Jahr auf einen der dortigen Berge kraxle.

1/2 kleine rote Zwiebel, gedünstet in französischer Salzbutter
3 Eier von freilaufenden Hennen direkt vom Bauernhof
Schnittlauch, Thymian, Rosmarin (alles gut für die Verdauung)
Etwas Safran für Farbe und Luxus.
Frisch & grob gemörserter weisser Pfeffer
Die Eier gut durchschlagen, die Gewürze rein und dann in die Pfanne. Sodann
40 Gramm klein gewürfelter Südtiroler Bergkäse (ähnlich Emmentaler, aber würziger) in die noch flüssige Eimasse geben, einschmelzen lassen, bis das Omelette unten leicht bräunlich wird, dann kurz wenden, oben anbraten, bis es goldfarben wird, dabei etwas schwenken, damit der Käse nicht an der Pfanne klebt - und fertig:



Diesem Omelette, werte Leser, kann man bedenkenlos trauen.

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Witz des Tages

Wenn die Blase dann erstmal geplatzt, die Businesskasper alle weg sind und die Luft nach frisch gedonnertem Gewitter riecht, dann wird es ein paar Dinge immer noch geben. Blogs nämlich, die schreiben, weil sie müssen.
Ein für einen Monatslohn und ein paar Konsolen gekaufter Sony-PR-Blogger zwischen zwei gekauften Beiträgen. Schade, dass ich das nicht gelesen habe, bevor ich gerade ein Radiointerview zum Thema gekaufte Blogger gegeben habe. So ging es nur um Schweizer Korruptis und ihren Kunden mit besten Beziehungen zu einem südafrikanischen Sektenführer.

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