Vom Land
Kaff sagen wir und fahren vorbei, das wollen wir gar nicht erst wissen, das soll bitte schön im Tal bleiben und uns nicht verfolgen auf dem Weg in die Stadt, wo wir sind und bleiben. Das Ding ist Sozialkontrolle, Zwang, seelenlos und dumm, Kultur giltet hier nichts und sowas wie wir wäre tagein tagaus das Gespött derer, die das hier super finden. Das Kaff sind die anderen.
Aber setzen wir uns doch mal auf einen Berg, auf einen warmen Kalkfelsen hoch über dem Tal, kauen auf einem trockenen Grashalm des letzten Sommers und schauen hinunter.
Schön - ist es nicht, das stimmt. Aber wenn wir ehrlich sind: Da kommen wir her. Oder unsere Verwandtschaft. Oder unsere Vorfahren. Es gibt in Deutschland praktisch keinen Menschen, in dessen Ahnengalerie vor 3 Generationen nicht zumindest ein Bauer, ein Knecht oder eine Magd war. Irgendjemand kommt immer von da draussen, und desto weiter man in die Zeit zurückgeht, desto mehr findet man. Es muss kein Misthaufenrödler sein, es können auch Krämer sein. Es ist keine 120 Jahre her, da zog über dieses Land auch einer aus meiner Familie, der zwar in der Stadt lebte, aber hier draussen sein Geld mit Kleinkrediten und Viehhandel verdiente. In der Stadt hatten sie grosse Häuser, aber der Reichtum wurde hier erwirtschaftet.
Vielleicht ist es auch nur die Angst vor diesem Erbe, das uns Gas geben lässt. Es wird uns nicht gefallen, da hängt auch zu wenig Glanz und Vorzeigbares dran, was soll man vom Land schon erzählen, es ist halt so, wie es schon immer gewesen ist. Die Vorstellung, da leben zu müssen, ist auch kein Spass.
Lieber machen wir in der Stadt unser Netzwerk auf, der Buddha aus dem Möbelladen ersetzt das Herrgottseck, Harry Potter ist wie damals die Bibel das einzige gelesene Buch, und am Ende stürzen mit dem Flugzeug beim versuch ab, der Ödnis mit Suff auf Malle zu entkommen.
Nebenbei: Momentan sind in Beilngries, nicht weit von hier, die "Kulinarischen Frühlingswochen".
Barschfilet in leichter Senfsauce mit Butterkartoffeln und Blattsalat, Allgäuer Lendchen auf Butterspätzle mit Champignonrahmsosse und Käse überbacken, und so weiter, alles unter 10 Euro.
Aber setzen wir uns doch mal auf einen Berg, auf einen warmen Kalkfelsen hoch über dem Tal, kauen auf einem trockenen Grashalm des letzten Sommers und schauen hinunter.
Schön - ist es nicht, das stimmt. Aber wenn wir ehrlich sind: Da kommen wir her. Oder unsere Verwandtschaft. Oder unsere Vorfahren. Es gibt in Deutschland praktisch keinen Menschen, in dessen Ahnengalerie vor 3 Generationen nicht zumindest ein Bauer, ein Knecht oder eine Magd war. Irgendjemand kommt immer von da draussen, und desto weiter man in die Zeit zurückgeht, desto mehr findet man. Es muss kein Misthaufenrödler sein, es können auch Krämer sein. Es ist keine 120 Jahre her, da zog über dieses Land auch einer aus meiner Familie, der zwar in der Stadt lebte, aber hier draussen sein Geld mit Kleinkrediten und Viehhandel verdiente. In der Stadt hatten sie grosse Häuser, aber der Reichtum wurde hier erwirtschaftet.
Vielleicht ist es auch nur die Angst vor diesem Erbe, das uns Gas geben lässt. Es wird uns nicht gefallen, da hängt auch zu wenig Glanz und Vorzeigbares dran, was soll man vom Land schon erzählen, es ist halt so, wie es schon immer gewesen ist. Die Vorstellung, da leben zu müssen, ist auch kein Spass.
Lieber machen wir in der Stadt unser Netzwerk auf, der Buddha aus dem Möbelladen ersetzt das Herrgottseck, Harry Potter ist wie damals die Bibel das einzige gelesene Buch, und am Ende stürzen mit dem Flugzeug beim versuch ab, der Ödnis mit Suff auf Malle zu entkommen.
Nebenbei: Momentan sind in Beilngries, nicht weit von hier, die "Kulinarischen Frühlingswochen".
Barschfilet in leichter Senfsauce mit Butterkartoffeln und Blattsalat, Allgäuer Lendchen auf Butterspätzle mit Champignonrahmsosse und Käse überbacken, und so weiter, alles unter 10 Euro.
donalphons, 13:31h
Dienstag, 27. März 2007, 13:31, von donalphons |
|comment
realmadscientist,
Dienstag, 27. März 2007, 16:10
Auf'm Dorf...
zeigt sich der Unterschied zwischen Alteingesessenen (es werden leider immer weniger) und zugezogenen Stadtneurotikern am besten. Dabei ziehen bei uns heutzutage nicht mal mehr die Kühe morgens und abends durchs Dorf, ihre diversen Hinterlassenschaften erzeugend. Aber auch in der Stadt erschien mir des Städters unbedingter Wille zum Idyll immer reichlich weltfremd. Diese Leute ziehen oft in ein schnell hochgezogenes Viertel am Dorfrand und bleiben meist unter sich.
... link
che2001,
Dienstag, 27. März 2007, 16:46
Don, alter Viehjud´
da haben wir herkunftsmäßig mehr gemein als gedacht. Mein Opa mütterlicherseits war Viehhändler, mein Vater Sohn eines Schlossers und einer halbalphabetisierten Landarbeiterin, die ihren ersten Sohn bei der Feldarbeit auf dem Acker entbunden hat und dachte, die Wehen kämmen von den frischen Pflaumen.
@"Diese Leute ziehen oft in ein schnell hochgezogenes Viertel am Dorfrand und bleiben meist unter sich. "
Hypothekenhügel nennt man so etwas bei uns. Wobei seit den letzten 10 Jahren bei uns in der Gegend ein Großteil der Leute, die bei uns auf dem Dorf neu bauen, russische Spätaussiedler sind, man spricht deswegen zunehmend auch von Baba-Yaga-Vierteln.
@"Diese Leute ziehen oft in ein schnell hochgezogenes Viertel am Dorfrand und bleiben meist unter sich. "
Hypothekenhügel nennt man so etwas bei uns. Wobei seit den letzten 10 Jahren bei uns in der Gegend ein Großteil der Leute, die bei uns auf dem Dorf neu bauen, russische Spätaussiedler sind, man spricht deswegen zunehmend auch von Baba-Yaga-Vierteln.
... link
donalphons,
Dienstag, 27. März 2007, 23:00
Die Dorfrandtoskana ist hier inzwischen ein echtes Problem geworden. Mittlerweile ist sie mitunter grösser als der alte ortskern, oder was davon übrig ist. Aber da draussen wollte ich so oder so nicht leben. Gücklicherweise haben meine Eltern ihr Grunsdtück auf dem Dorf Mitte der 70er Jahre verkauft. Gar nicht auszudenken, was gewesen wäre, hätten sie dort gebaut *schauder*
... link
fuxbeck,
Dienstag, 27. März 2007, 23:42
In den 70ern gab es in dem Dorf, aus dem meine Frau stammt, noch sechs praktizierende Bauern. Von denen ist noch Einer übrig geblieben.
Die eine Hälfte davon war evangelisch und die andere katholisch.
Am Bus und Bettag fuhren die Römischen ihren Odel auf die Wiese, die Returkutsche der Lutherischen kam dann ein paar Tage später an Allerheiligen.
Die eine Hälfte davon war evangelisch und die andere katholisch.
Am Bus und Bettag fuhren die Römischen ihren Odel auf die Wiese, die Returkutsche der Lutherischen kam dann ein paar Tage später an Allerheiligen.
... link
... comment