Vegetarische Bifteki
Es gibt Blogtexte, die verfolgen einen jahrelang. An meinem ersten Studienort war der Hund begraben, und nur Franken wollten dort gern tot über den Zaun hängen, und so verliess ich am Montag Mittag irgendwelche Parties in München, fuhr in die Provinz und weiter nach Franken, langweilte mich dort, weil ich ignoranterweise die Anwesenheit von einigen wirklich tollen Leuten erst in der Woche vor meinem Weggang entdeckte, mit den dortigen Kräuterweiblein, und sass am Donnerstag schon wieder im Auto Richtung Süden. In der Provinz trafen sich die anderen Wochenendheimkehrer immer im gleichen griechischen Restaurant und fanden ihre Studienorte unerträglich. Das griechische Restaurant jedoch war toll, und es hatte eine grosse Ähnlichkeit dem dem, was Modeste in ihrem famosen Text über die Grillplatte Akropolis geschrieben hat. Und natürlich verbindet man Text und Erinnerung mit einem Geschmack, der einem als Vegetarier verbaut ist, und ganz offen: Was nun in den Fleischbergen des Bifteki drin war, das will man gar nicht mehr so genau wissen.
Zumal man sie, wenn man Nachts Hunger bekommt, perfekt vegetarisch fälschen kann, und das geht so:
Man wäscht pro hungrige Person rund 150 Gramm Baumpilze, schneidet sie sehr klein und dünstet sie in Butter mit ein wenig klein geschnittenen, weissen Zwiebeln. Gleichzeitig hält man eine gute Handvoll Fladenbrot kurz unter das fliessende, warme Wasser, drückt es fest aus, zerpflückt es und gibt es in eine Schüssel. Dazu ein Ei und eine fein gehackte, halbe Knoblauchzehe, die gedünsteten Baumpilze dazu, Salz und Pfeffer, ausserdem klein geschnittenen Thymian, Petersilie und Salbei, und dann wird das alles gut durchgeknetet. Falls die Masse zu feucht ist und nicht richtig zusammenhalten will, vorsichtig etwas Mehl dazu kippen. Öl in eine Pfanne, den Teig pflanzerlmässig dünn ausformen und braten lassen, bis beide Seiten ordentlich braun sind, und die andere Hälfte der Knoblauchzehe klein geschnitten zum Abschluss in das Öl kippen, einen Schuss Rotwein rein - der Alkohol verdampft ja schnell - noch etwas Öl drüber, und schon hat man nicht nur Bifteki, die sich geschmacklich und vom Gefühl im Mund her ziemlich nah an der Akropolis befinden, sondern gleich auch noch die Sosse für die Pasta.
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Kalorienhinweis - Dieses Weblog ist für Esser unter 18 Jahren nicht geeignet. Enthält orgiastische Akte und Food-Porn-Darstellungen mit Anklängen an Stilleben des Barock in Wort und Bild. Bleiben Sie, wenn Sie Ihre Ideallinie haben und halten können, oder eh schon alles zu spät ist, was ich in der Regel bevorzuge. Ansonsten verlassen Sie diese Seite und gehen direkt zu den Hungerleiderseiten des Berliner Prekariats.
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Zumal man sie, wenn man Nachts Hunger bekommt, perfekt vegetarisch fälschen kann, und das geht so:
Man wäscht pro hungrige Person rund 150 Gramm Baumpilze, schneidet sie sehr klein und dünstet sie in Butter mit ein wenig klein geschnittenen, weissen Zwiebeln. Gleichzeitig hält man eine gute Handvoll Fladenbrot kurz unter das fliessende, warme Wasser, drückt es fest aus, zerpflückt es und gibt es in eine Schüssel. Dazu ein Ei und eine fein gehackte, halbe Knoblauchzehe, die gedünsteten Baumpilze dazu, Salz und Pfeffer, ausserdem klein geschnittenen Thymian, Petersilie und Salbei, und dann wird das alles gut durchgeknetet. Falls die Masse zu feucht ist und nicht richtig zusammenhalten will, vorsichtig etwas Mehl dazu kippen. Öl in eine Pfanne, den Teig pflanzerlmässig dünn ausformen und braten lassen, bis beide Seiten ordentlich braun sind, und die andere Hälfte der Knoblauchzehe klein geschnitten zum Abschluss in das Öl kippen, einen Schuss Rotwein rein - der Alkohol verdampft ja schnell - noch etwas Öl drüber, und schon hat man nicht nur Bifteki, die sich geschmacklich und vom Gefühl im Mund her ziemlich nah an der Akropolis befinden, sondern gleich auch noch die Sosse für die Pasta.
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Kalorienhinweis - Dieses Weblog ist für Esser unter 18 Jahren nicht geeignet. Enthält orgiastische Akte und Food-Porn-Darstellungen mit Anklängen an Stilleben des Barock in Wort und Bild. Bleiben Sie, wenn Sie Ihre Ideallinie haben und halten können, oder eh schon alles zu spät ist, was ich in der Regel bevorzuge. Ansonsten verlassen Sie diese Seite und gehen direkt zu den Hungerleiderseiten des Berliner Prekariats.
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donalphons, 13:08h
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:08, von donalphons |
|comment
franz.brandtwein,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:18
... diese vegetarischen Faelschungen sind ein gravierendes Problem - das ist ja gerdae so als ob ich aus einem Schweinebraten eine Ruebe schnitzen wuerde und dann mit aus Schinkenscheiben geformten Salatblaettern als hihihihihi falsche Rohkostplatte auffahren wuerde - nein, wenn schon denn schon - also: alle Vegetariere retour zu Salat, Appel und Moehre .
selbst schuld, baeh!
selbst schuld, baeh!
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:22
Du übersiehst da eine Kleinigkeit: Auch in Fleischbifteki ist Ei, Brot, Knoblauch etc. enthalten. Ausgetauscht wird nur eine einzige Komponente, die in dem Gewürzbratenmix geschmacklich ohnehin untergeht, und deren Ersatz den gleichen Biss hat. Bei Schweinebraten würde ich Dir recht geben, aber bei jeder Form von Bröselfleisch bekommt auch ein Fleischfresser kaum mit, dass man ihn reinlegt.
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:32
Jaja, schon gut. Immer diese Rücksichten, die man auf Hungerleider nehmen muss - ich geh jetzt zum Wochenmarkt.
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franz.brandtwein,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:35
... kommt aufs Fleisch an - verwurstet man ein ermordetes Lamm kann mir keiner erzaehlen das man das nicht herausschmecken wuerde ... da fehlen dann bei der Vegetariervariante ungefaehr 290930932726 Geschmacksnuancen.
Mir ging es aber eigentlich um das Prinzip - Buletten sollten fuer Vegetarierer absolut tabu sein.
Mir ging es aber eigentlich um das Prinzip - Buletten sollten fuer Vegetarierer absolut tabu sein.
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:37
Jaha, das hätte die Tierschlachterindustrie auch gerne. Bloss keine Übergangshilfen, nichts, was Rückfälle aufhält. Aber die bayerische Küche weiss eben, wie man ohne Fleisch auskommt - schliesslich war Fleisch hier früher Mangelware.
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jan42,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 16:50
Gute vegetarische Buletten schmecken zum Glück nicht nach toten Tieren, sondern nach Getreide, Gemüse und Gewürzen. Geh doch Peta ärgern Franz, die beißen auf solche billige Polemik an - sind ja selbst auf dem Niveau(naja vielleicht sogar darunter). Meinen Segen hast du. Btw. ich esse keine Tiere, weil sie mir nicht schmecken.
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realmadscientist,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:42
Vegetarisch...
...ist ja nicht ganz korrekt.
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hockeystick,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 13:54
Die artgerechte Haltung und Schlachtung von Pilzen ist ohnehin ein völlig vernachlässigtes Thema.
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franz.brandtwein,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 14:08
... das ist mir jetzt alles Wurscht - jetzt gibts erstmal ein schoenes Thunfischgulasch - mit Pilzen ...
... und brauner Sosse ...
... und brauner Sosse ...
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rainersacht,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 14:47
Und was ist mit den Millionen Polyestern, die für EIN einziges Hemd ihr Leben lassen müssen?
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emosozialprodukt,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 15:49
Ich möchte ein Kochbuch von dir, handgeschrieben mit goldenem Füller, bitte. Ich habe nächste Woche Geburtstag. Danke!
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 15:54
Du kennst meine Handschrift nicht, nur das erklärt Deinen Wunsch.
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christinebiene,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 16:18
Das mit dem Kochbuch wäre dennoch eine Idee. Eine ziemlich verdammt gute sogar, wenn ich das mal anmerken darf.
Tippst es halt, dann haben auch mehr Leute was davon. :-)
Tippst es halt, dann haben auch mehr Leute was davon. :-)
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christinebiene,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 16:31
Pffft.
Das wäre aber lieblos. Und außerdem viel zu anstrengend. ;-)
Ich stelle mir da eher einen dicken Schinken vor, schwer bebildert (inklusive Dachterrassenfoto des jeweiligen Abends, an dem das Gericht zubereitet wurde), schwer und schmeichelnd in der Hand, die ersten 100 Exemplare signiert und mit einer Einladung zur (Ein-)Führung über den Wochenmarkt versehen.
Ich stelle mir da eher einen dicken Schinken vor, schwer bebildert (inklusive Dachterrassenfoto des jeweiligen Abends, an dem das Gericht zubereitet wurde), schwer und schmeichelnd in der Hand, die ersten 100 Exemplare signiert und mit einer Einladung zur (Ein-)Führung über den Wochenmarkt versehen.
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 16:46
Nix Buch, wenn dann real Kochen im Stadtpalast. Anyway, Kochbücher sind genau die Sorte Buch, die nie gelesen wird. Ausnahme: Donna Flor und ihre beiden Ehemännner von Jorge Amado.
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 16:48
Und ich mach jetzt Datschi und denke an Euch.
Die ihr keinen habt.
Die ihr keinen habt.
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 22:16
Also, entweder sind die gelesenen Kochbücher "Die schnelle Kost der DDR", "Die 100 besten Billigpizzakombinationen" und "Meine Mikrowelle kocht sogar Wasser" - oder die meisten, die ich kenne, lesen keine Kochbücher. Anders kann ich mir die Abwesenheit jeder Küchenkunst nicht erklären.
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arboretum,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 22:29
Mit meiner Küchenkunst ist es bestimmt nicht so weit her wie mit Deiner, aber genau deshalb habe ich ja einige Kochbücher, die ich auch benutze (ich halte mich nur nicht immer an das, was darin steht, sondern variiere meistens). Diese Rezeptdatenbanken online finde ich auch sehr praktisch.
Mein Eindruck ist, dass sich Kochbücher ganz gut verkaufen - was die Leute dann damit machen, steht auf einem anderen Blatt. Die Elitessen, die Du so kennst, können vielleicht eh nicht so gut richtige Bücher lesen, die studieren doch meistens BWL oder sowas. Denen müsste man die Rezepte wahrscheinlich als PowerPoint-Präsentation aufbereiten. Und die verwöhnten Töchter aus wohlhabenden Hause sind womöglich mit Haushälterin aufgewachsen, es gab also keinen Grund, kochen zu lernen.
Um so besser für Dich, alles leichte Beute. :-)
Mein Eindruck ist, dass sich Kochbücher ganz gut verkaufen - was die Leute dann damit machen, steht auf einem anderen Blatt. Die Elitessen, die Du so kennst, können vielleicht eh nicht so gut richtige Bücher lesen, die studieren doch meistens BWL oder sowas. Denen müsste man die Rezepte wahrscheinlich als PowerPoint-Präsentation aufbereiten. Und die verwöhnten Töchter aus wohlhabenden Hause sind womöglich mit Haushälterin aufgewachsen, es gab also keinen Grund, kochen zu lernen.
Um so besser für Dich, alles leichte Beute. :-)
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donalphons,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 22:43
Wir hatten auch eine Haushälterin, und die hat darauf geachtet, dass ich das alles selbst auch gelernt habe! Haushälterinnen sind die besten Kochlehrerinnen, die man sich vorstellen kann.
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arboretum,
Dienstag, 2. Oktober 2007, 22:52
Es gibt vermutlich verschiedene Sorten Haushälterinnen, nicht jede mag ihr Wissen weitergeben, schon gar nicht, wenn jemand davon gar nichts wissen will. Aber Du warst sicherlich gefräßig kulinarisch interessiert genug, um auch mit Begeisterung kochen zu lernen.
Wie war das denn mit Deiner kleinen Schwester, hat sie bei ihr kochen gelernt?
Wie war das denn mit Deiner kleinen Schwester, hat sie bei ihr kochen gelernt?
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gk,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 00:16
Ich oute mich als Banause: die Bratlinge von Aldi schmecken auch sehr gut..
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donalphons,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 00:57
Zu meiner Schwester sage ich nichts ohne meine Anwältin.
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donalphons,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 02:23
Geht wieder
Besagte wäre auch jemand, wenn es um Illustrationen für ein Kochbuch ginge. Bloggerkochbücher macht jedoch dieser hier.
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donalphons,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 14:26
Überhaupt wäre das eher was für einen Aggregator, wo mehrere Teilkochblogger beisteuern.
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donalphons,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 15:46
Das Problem ist, dass Deutschlands Kochbuchlandschaft nach unten orientiert ist - das feinste Kochbuch, das ich mein eigen nenne. ist das Tiffany Gourmet Cookbook, dergleichen gibt es hierzulande einfach nicht.
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che2001,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 16:38
Mit "So kocht Amerika" aus dem Lingen-Verlag, dem Sushi-Handbuch von Katsui Yamamoto, "Essen wie bei Mutter in Beirut" von Nariman Zeltun aus dem Asfahani-Verlag oder auch einem Kochbuch, das die Schüler meiner Schwester als Projektarbeit gestaltet haben habe ich, glaube ich, einige sehr exklusive Sachen beisammen, nach denen ich oft und gerne koche. Alles in deutsch.
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donalphons,
Mittwoch, 3. Oktober 2007, 16:42
Hmja, ich meinte anders exklusiv. Exklusiv im Sinne von toll gekocht und wertvollst serviert; Foodporn im Sinne der Prunkstillleben eben.
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ajku,
Donnerstag, 4. Oktober 2007, 03:36
Die besten Kochbücher
stammen von einem Herrn, der einenteils häufig als Kochutensil in Kreuzworträtseln auftaucht, andernteils aber gegenüber der Festung Ehrenbreitstein (leider um einen Tag daneben) zu besichtigen ist.
Seine ersten Bücher waren unbebildert - prägten aber eine Generation allmählich des Mief deutscher Küchen entsagender Leser.
Dies hat denn auch dazu geführt, dass beispielsweise ein Tiffany Gourmet Cookbook überhaupt in Deutschland gelesen wird.
(Nun, was er heute rumheimert, ist ein anderes Kapitel.)
Seine ersten Bücher waren unbebildert - prägten aber eine Generation allmählich des Mief deutscher Küchen entsagender Leser.
Dies hat denn auch dazu geführt, dass beispielsweise ein Tiffany Gourmet Cookbook überhaupt in Deutschland gelesen wird.
(Nun, was er heute rumheimert, ist ein anderes Kapitel.)
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donalphons,
Donnerstag, 4. Oktober 2007, 12:21
Nun, ich greife immer noch gern zu Brillat-Savarin in Halbleder, Insel 1913:
"Wer seine Freunde empfängt und sorgt nicht persönlich für ein Mahl, verdient keine Freunde".
"Wer seine Freunde empfängt und sorgt nicht persönlich für ein Mahl, verdient keine Freunde".
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