: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 14. November 2004

Warum ich keinen Mazda fahre (für Ella)

Es war so: Meine kleine Schwester wollte erst einen Mazda MX-5. Aber dann kam die Barchetta von Fiat, und die ist einfach schöner. Meine Eltern, die das ja finanzieren mussten, waren dagegen, weil sie ihr nicht die Beherrschung des Wagens zutrauten, und Angst vor dem deutschen Klima hatten. Aber sie machte dann entsprechend Druck, und so fuhr sie eines schönen Tages mit dem Audi meines Vaters und meinem Vater auf dem Beifahrersitz mit gemütlichen 220 - zum Aklimatisieren - in die Nähe von Augsburg. Dort hatte ein potenter Privatmann eine silberne Barchetta bereits rumstehen, bevor sie auch nur in Italien ausgeliefert wurde. Wie auch immer, nach 10 Kilometern wusste er, dass er das Ding nicht mochte, wie auch schon das wenige Wochen zuvor angeschaffte Fiat Coupe. Mein Vater, der immer noch auf die Vernunft meiner Schwester hoffte, sah in dem orangen Coupe die vielleicht letzte Chance, sie umzustimmen. Sie schwankte tatsächlich, und mein Vater hatte die zündende Idee. Er rief mich an und fragte, ob ich nicht vielleicht das Coupe möchte, um dann vielleicht später mit meiner Schwester zu tauschen, wenn sie sich die ersten Erfrierungen zugezogen hatte. Nur hatte er die Rechnung ohne mich gemacht.

Nachdem ich, wie viele meiner Freunde, längere Zeit beruflich vor allem mit nicht unbedingt serienmässigen Audi Quattros und Audi A8 unterwegs gewesen war, hatte ich mich dann doch zur gemütlichen 110er Fahrweise entschlossen, und nahm einen dunkelblauen Punto mit 55 PS. Reicht mir, ich bin da nicht so, und nicht nur im Stau ist der Rennwagen genauso langsam wie alle anderen, auch wenn er von der Strasse abkommt und sich in den blauen Äther bohrt, sind die Flug- und Landeeigenschaften nicht unbedingt besser als beim Punto. Also, kein Mazda, keine japsige Plastikschüssel fürdie Billigmensa, kein Coupe, nur will meine kleine Schwester jetzt doch den neuen SLK oder einen 911er, und fragt mich, ob ich nicht vielleicht ihre Barchetta in meine treusorgenden Hände nehmen will.

Warum ich das nicht will, berichte ich wann anders. Ich hatte sie ja schon mal eine Weile, und die Gurke ist schuld daran, dass ich einige Frauen nicht nach Hause fahren konnte. Nein danke, kleine Schwester.

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Über Überstunden

Deadlines werden meistens mit guten Gründen auf Montag gelegt. Dann kann man noch in aller Ruhe am Wochenende reinkommen, hängenbleiben, statt mit der sowieso zu kalten, offenen Karre durch die Stadt zu rasen, und später dann mit aufkommender Panik allein im Büro sitzen, sich die letzten Notizen machen und feststellen, dass zwei Seiten im Pflichtenheft irgendwie unter den Tisch gefallen sein müssen.



Und egal, was alle jetzt wieder sagen; eine Wirtschaft, die auf gestresste Typen aufbaut, sie Sonntags um sechs noch im mittelhellen, ungepflegten Industriebau unter ihren Artemide-Kopien sitzen, zu viel billigen Kaffee aus Plastikbechern trinken und ihren alten Mazda MX-5 peinlich genau sauber halten, weil es im Moment kein anderes Cabrio gibt, auch wenn sie sich in dieser Studentenschüssel inzwischen etwas peinlich fühlen; eine Wirtschaft, die 38.5 zahlt und 38,5 verlangt, plus sinnlose Meetings, sinnlose Team Sitzungen und sinnloses Afterwork mit irgendwelchem verzogenen Jungvolk, das sich zwar zahlen, aber nicht ficken lässt, während zu Hause das junge Familienglück Mangas auf RTL II guckt; eine Wirtschaft, die den Leuten einredet, dass die zerfallende Kasernenlandschaft schick und ein innovativer Mediencluster ist; so eine Wirtschaft wird sich immer nur neu erfinden, um wieder gaenau so elend mit ihren Heerscharen zu verrecken.

Und wenn es dann vorbei ist, wenn er das Licht ausmacht und man ihm den Job ausknipst, bleibt ihm trotzdem noch der MX-5, bei dem alle Leasing Raten klugerweise schon 2000, auf dem Höhepunkt des Hypes abbezahlt wurden. Zumindest kann man damit auf der Leopoldstrasse im Sommer, in 7 Monaten cruisen, und so lange wird es vielleicht noch dauern, bis der Konzernlenker im fernen Los Angeles bemerkt, dass sie hier nur Verluste machen, und er dann trotz des Geflennes der Staatsminister eben noch ein Projekt der einzigartigen Munich Area platt macht.

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