Das Gutmenschen-Problem mit der Scheissegestalt

Ich, das kann ich getrost sagen, bin eigentlich und gerne ein Gutmensch. Ich rette Kröten auf der Strasse und demonstriere für soziale Gerechtigkeit, ich esse biologisch angebaute Produkte und stehe mit meiner Person für die Bewahrung unserer Kultur gegen kurzfristige Finanzinteressen. Ich verleide vielen Leuten ihre Geieraktien, und habe klare Grundsätze zur Folter und mache in meiner Freizeit neben dem Blog hier noch ein paar andere Sachen, die der Allgemeinheit nach ihrer Meinung nützen, ohne dass dafür ein Cent an mich geht. Ich bemühe mich, mit meiner Existenz wenig Schaden anzurichten, bin mir meines Versagens bewusst und nehme für die Bewahrung der Welt auch individuelle Nachteile in Kauf, weil es uns alle umbringt, wenn jeder meint mit seiner Karre die 30 Meter zum Fluppenholen fahren zu müssen. Mitunter bin ich bei Sachthemen politisch enorm flexibel, wenn es denn der Sache dient, und reden tue ich mit fast allen - soweit es nicht diejenigen oder ihre Nachfolger sind, die ihre sozial, religiös, gesellschaftlich oder ökonomisch bedingten exterminatorischen Neigungen gegen meinesgleichen schon mehrfach unter Beweis gestellt haben.

Das ist das eine. Das andere ist aber das, was tief in mir drin nagt. Der Wunsch, den Titel Gutmensch anzunehmen, wird konterkariert vom Verlangen, der anderen, oben erwähnten Seite Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Ich würde also mitunter gern, irgendwann mal gewisse in der Lesergunst absackende, folterfreundliche braune Dreckspuppen, unterstützende Neoconazis und artverwandtes Gossenpack als "Scheissegestalten", also das eindeutige Gegenteil das zu sein sie eigentlich in Anspruch nehmen, titulieren. Fühlt sich gut an, wenn man es ausspricht, versucht es nur mal:

"(Name des NeoCoNazis) ist kein Gutmensch, er ist eine Scheissegestalt!"

Da flutscht die Zunge wie über Marzipan, auch, wenn man von den Scheissegestalten nicht aktuell als Gutmensch bezeichnet wird. Nur: Bin ich immer noch ein Gutmensch, wenn ich das tue? Und was ist mir wichtiger? Ach, schön wäre es, dafür klare Antworten zu haben.

Samstag, 17. Dezember 2005, 19:59, von donalphons | |comment

 
Dreiviertelgutmensch?
Die verpuppte Pseudofreiheit aus der Familie der Kriechtümpler wäre ggf. bereit, begrifflich nachzubessern. Deren Vorfahren waren ja groß bei sowas. Wenn du z.B. ihre Heldin kritisierst, diese peinliche Oma, die heute morgen mit den Milliarden nur so um sich schmiss, um sich damit ihre Beliebtheit zu erkaufen, dann erhältst du eine Antwort sogar ohne vorherige Folterandrohung.

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Ach, das Subventionsferkel in EU-Steroiddopingnorm 5673? Was ist da passiert? Gibt es etwa einen neuen Topf für sinnlose Gutachten drittklassiger Assistenten zur EU-Burokratieoptimierung, weil die jetzt noch mehr Kohle brauchen?

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Wir hatten uns doch schon geeinigt
im französischen Sinne "Neoconnards", ins deutsche übertragen als "Neue Arschlöcher"

Paßt doch... das Braune bleibt gewahrt

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... Danke fuer die Bewahrung der Kontinuitaet, Danke!

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Als wir uns Anfang der 90er Jahre, das staatliche Gewaltmonopol mißachtend, da die Polizei nicht eingriff, sondern tatenlos den Pogromen zusah, mit dem Knüppel in der Hand den Asylbewerberheime angreifenden Neonazis entgegenstellten,l da lautete eine unserer Parolen "Ihr werdet´s nicht vermuten, wir sind die Guten!"

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Könnt ich mir in dieser Form ggf. beim nächsten Treffen der Neoconnards vorstellen - vor allem mit dieser Parole auf den Lippen und dem Knüppel in der Hand. Nachdem ich aus diesem Umfeld bereits eine Morddrohung erhalten habe, nicht mal gänzlich unplausibel.

Doof nur irgendwie, dass ich Knüppel nicht mag.

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Och, das geht auch ohne Knüppel, zum Beispiel mit scharf geschliffener Argumentation. Aber Obacht: Langsam und sehr laut sprechen, Fremdwörter übersetzen, die sind (zumindest geistig) blond!

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Gutmenschen sind m.E. auch die, die den Schlechtmenschen in den Ar*** treten. Insofern bist du aus meiner Sicht ein Gutmensch (in dem Sinne wie ich es beschrieben hab), jedenfalls so lange du dabei kein „Waterbording“ anwendest. ;-)

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professore don alphonso, so einfach geht das nicht. zum gutmensch fehlt da noch etwas ganz wesentliches: anderen öffentlich wasser predigen, dabei selber heimlich wein saufen.

selber guten wein trinken und das und nur das anderen auch empfehlen, so wird das nichts mit dem gutmensch (ja, ich weiss. bildlich gesprochen, metaphorisch gemeint).

--- nachgekartet noch das: dies obige nur als kleines, den grossen verdiensten eines don alphonso nicht gerecht werdendes lob ---

die neoconnards sind lästig, aber das langt noch nicht, sich als nazi zu qualifizieren. nazis sind andere, die man nicht aus den augen lassen sollte, weil sie dazuhin noch gefährlich sind.

nicht so die neoconnards; schon eine bezeichnung wie möglicherweise scheissegestalten wäre für diese leute zuviel der ehre. denn, scheisse, richtig angewendet und ausgebracht, kann sehr nützlich sein.

gut, jeder ist zu etwas zu gebrauchen, und sei es, ein abschreckendes beispiel zu geben. so auch die nockherberger und ihr anhang:

das sind doch auf der einen seite ein paar profis von der achsel des guten, leute die früher mal ganz anders, aber hier und jetzt für spon und welt schreiben.
die freuen sich über gratis erbrachte zuarbeit, mitarbeit und traffic.
das erinnert irgendwie an tom sawyer, wie er den zaun seiner tante polly malern sollte.

das sind doch auf der anderen seite des nockherbergs ein paar trittbrettfahrer.
der eine hofft ganz banal auf einen job und meint, sich als veranstalter eines politischen bierabends sich für eine tätigkeit qualifizieren zu können, wie sie einem major a. d. angemessen sei.
ein anderer sucht kundschaft für seine frau-dr-merkel-portrait-leibchen mit schwitzflecken unter den armlöchern, weil seine medientätigkeit ihn offenbar nicht auslasten oder gar ernähren kann.
wieder andere, deren assi-stelle wohl nur befristet ist, hoffen wohl auf eine tätigkeit als pressköter oder verbandstäter, da muss man sich doch rechtzeitig gute freunde sichern, auch nicht anders wie an der uni.
das erinnert doch irgendwie an ganz arme würstchen (oh, das lässt sich ja auch skatologisch verstehen. der guten ordnung halber: gemeint sind knackwürstchen, keine kackwürstchen).

angemessen wäre da doch eine weihnachtsaktion: milde gaben sammeln, licht ins dunkel bringen, damit diese armen menschen (vornehmer: diesen repräsentanten sowohl geistiger wie materieller armut) sich nicht weiter öffentlich zu erniedrigen brauchen.

gab es da nicht auch einmal einen gremliza-preis, damals 20.000 mark, für jouhurnaillisten ausgeworfen unter der bedingung, dass die so preisgekrönten sich verpflichten, einen beruf erlernen und keine zeile mehr schreiben?

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Kein Gutmensch
Ich wette, Dich hat noch nie jemand einen Gutmenschen genannt: ich würde mich allerdings nicht wundern, wenn Dich jemand einen Edelmenschen schimpfen würde, um nicht zu sagen einen Aristokraten - dem ich jetzt ausdrücklich nicht "im besten Sinne" vorangestellt habe, wohlwissend, daß das aus Mißverstehensgründen dringend notwendig gewesen wäre.

Ganz im Gegenteil:

"Hätt Allah mich bestimmt zum Wurm,
so hätt er mich als Wurm geschaffen".

Da kommt keiner dran vorbei.

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Don,

falls Du mal richtig Böse finalisieren willst, lege ich Dir etwas auf den Tisch, mit dem das besonders stilvoll geht: http://waffen-mathes.gmxhome.de/Sammlung/le_mat.htm

Man beachte, neben der siebenkammerigen Trommel , insbesondere den Zusatzlauf für Schrot!

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Ah, so sieht "scharf geschliffene Argumentation" heute aus.

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Neulich, ich saß mit lieben alten Kollegen beim jährlichen Bier beisammen, kam das Thema Neonazis beim Fußball auf. Als aktiver Fußballfan und somit Betroffener vertrat ich die These, dass die einzige Sprache, die die Glatzen verstehen darin ihren Ausdruck findet, ihnen möglichst heftig aufs Maul zu hauen.
Man sprach mir daraufhin kollektiv den ansonsten angenommenen Gutmenschstatus ab. Man müsse auch mit den Faschos reden und ihnen ihr böses Tun deutlich machen. Ich nickte dazu beschämt, wünschte aber gleichzeitig den Vertretern dieser Ansicht, sie mögen mal -sagenwirma- im Stadion von Dynamo Dresden einem der dortigen Naziferkel, der ihnen gerade das Gas an den Hals wünscht, mitteilen, dass es ja sechs Millionen Juden gegeben habe und dass man es ziemlich falsch fände, solche Wünsche zu äußern. Ich würde sie auch, ganz Gutmensch, in der Dresdner Uniklinik (gibt's die?) besuchen gehen.

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Ich kann mich noch gut an eine Diskussion bei den Politikwissenschaftlern erinnern, als ein Freund meinte, die Sozialdemokratie hätte, als sie noch an der Macht war, die SA durch den Einsatz der Reichswehr zerschlagen müssen, dann wäre der Menschheit viel Leid erspart werden. Bei dem Einwand, die SA wäre dafür bereits zu stark gewesen, erwiderte er: "Ach ja? Wie hätten diese Pistoleros sich wohl gegen eine Abteilung Schwere Artillerie gehalten?!" Er hatte fraglos den Gutmenschenstatuts verloren und löste eine Welle der Entrüstung aus. Aber rückblickend betrachtet: Gut wäre das gewesen, wenn es das Dritte Reich verhindert hätte.

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in der Dresdner Uniklinik (gibt's die?)

http:// www.uniklinikum-dresden.de/

Und noch was zum Thema selbst: Es ist ja schon auffällig, dass die Formulierung "linker Gutmensch" ganz geläufig ist, "rechter Gutmensch" hingegen zumindest mir noch nicht untergekommen ist.

Das mit der "Scheissegestalt" mag in gewisser Hinsicht befriedigend sein, als adäquate Entgegnung sehe ich es aber nicht. "Gutmensch" hat immerhin eine ironische Ebene (wobei ich bezweifle, dass diejenigen, die diesen Begriff gebrauchen, viel davon mitbekommen - für die ist das genau so ein Begriff wie "Zecke"), "Scheissegestalt" ist da eher eindimensional.

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Wie wär´s denn mit Kryptofaschist, Braunmichel oder Fascholiberaler? Eine bestimmte Runde wäre auch mit "Rumsfeld-Jugend" gut tituliert.

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@rainersacht: thats dammed right - wobei das Problem bleibt, dass man den Hautkoepfen im Prinzip 24/7 auf die Fresse klopfen muss (feste natuerlich) - denn Hoffnung dass da Laeuterung durch Einmalbehandlung (und sei sie noch so intensiv) eintritt ist ja nun mal nicht gegeben - insofern liegst Du zwar richtig - hast die Loesung aber auch nicht parat, genausowenig wie die Gutmenschenlabertaschen.

das Dilemma ist das man bei der Entwicklung nachhaltigen Loesungen wieder holladihopp bei Faschistenmethoden ist ... ach es ist haesslich - auch als SemiGutMensch

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@che: Haselnussocke, Militärstiefellecker, Karnevalsdemokrat, Schießbudenausstattung.

@franz.brandtwein: Was tun mit dem gebrauchten Skinhead - Aalköder draus machen! (Sind wir wieder geschmacklos)
Oder eine ordentliche Reeducation in einer völlig neuen Umgebung (Gutmenschentum, aber extrem teuer und zeitaufwendig), bzw. nen Job in nem extrem multikulturellen Unternehmen (Chef Jude, Hälfte der Belegschaft schwarz, n paar Kurden dabei) mit sehr gutem Betriebsklima (kann er selbst entscheiden, ob er sich eingewöhnt und ändert oder richtig Dresche kriegt).
Sofern die in ihren national bekloppten Ghettos sitzen ändert sich nichts.

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