: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 9. Februar 2007

Kleinstanzeige

Vor vier Jahren stand ich kurz davor, in München einen neue Wohnung zu bekommen. Nicht, dass ich mit meiner alten Wohnlage unzufrieden war - die Maxvorstadt ist immer noch das schönste Viertel Münchens - aber es gab die Überlegung, dass meine Schwester ebenfalls eine neue Wohnung bekommen sollte. In der Rumfordstrasse, wo München auch nicht gerade hässlich und nur 5 Minuten vom Viktualienmarkt und 7 Minuten vom Marienplatz entfernt ist. Dort wurde ein Haus saniert, dessen Käufer sich angesichts der damals in München sinkenden Mieten übernommen hatte und dringend frisches Kapital brauchte. Die Wohnung, an die meine kleine Schwester dachte, lag zur Strasse raus im ersten Stock, war seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert worden und verfügte über eine Badewanne im Wohnzimmer und ein Loch im Boden, durch das man sich in den Laden darunter stürzen konnte wie der lernresistente Seriengründer in die nächste Pleite.

Kurz: Die Wohnung war katastrophal und wäre ausserhalb des mittleren Rings unverkäuflich gewesen. Dennoch war es für meine Schwester die Wohnung, gross, Flügeltüren, Stuck, Parkett, wo kein Loch war, und das Bad bekäme man auch irgendwie hin - nur das dicke Hauptabflussrohr, das würde bleiben. Was will man meckern, bei einem Sonderangebot von 2400 Euro pro Quadratmeter. Noch billiger wäre es geworden, hätte man im Hinterhaus ein Loft dazu genommen, 58 m², zur freien Aufteilung einer ehemaligen Schreinerei. Man hätte einen Paketpreis für beide Wohnungen gemacht, und rückblickend war das Loft wirklich günstig, im Gegensatz zur Wohnung zur Strasse und zur Strassenbahn und dem Loch im Boden.

Es gab schon einen Notartermin, einen Vertrag, dann nochmal den Wunsch nach Korrekturen in letzter Minute auf seiten des Verkäufers, einen Streit - und dann kam alles ganz anders. Einerseits bekam ich das Loft nicht, andererseits konnte ich beruflich weiterhin was anderes machen, als die Wartung der runtergekommenen Schrottimmobilie meiner Schwester zu übernehmen. Nach Berlin gehen, zum Beispiel. Aber jetzt bin ich wieder dazu auserkoren, nach München zu gehen, und deshalb habe ich micht die letzten Tage etwas umgeschaut - und auch schon das Passende gefunden.



Der Haken: Diese Wohnung, auf deren Blechdach man eine wunderbare Dachterasse anlegen könnte, ist nicht zu verkaufen. Aber genau sowas suche ich. Unrestauriert, alt, oben, zum Selbermachen. Normalerweise geht man mit solchen konkreten Vorstellungen hin und sucht sich die passende Immobilie raus. Nur ist München keine normale Stadt. München ist unfassbar. Es ist nicht so, dass ich das nicht wüsste, aber wenn es einen selber trifft - bleibt man sprachlos zurück. Und dabei habe ich durchaus die nötigen Mittel und die nötigen Beziehungen. Trotzdem geht da absolut gar nichts zusammen.

Bleibt nur die Hoffnung, dass die EADS ihre Drohung wahr macht und 2500 Mitarbeiter aus München nach Manching verlegt. Individuell mag das furchtbar sein, aber für mich ist es in jedem Fall ein Gewinn: Angesichts der provinziellen Wohnungsknappheit erreichen wir dort endgültig Münchner Preise, und dort wird es dann billiger. Oder der Preisanstieg wird zumindest weniger drastisch ausfallen. Trotzdem wüsste ich langsam mal gerne, wer sich in München eigentlich noch Wohnungen kaufen kann, wenn es bei mir schon nicht leicht zu werden verspricht.

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