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Samstag, 13. Dezember 2008
Drei Stunden Arbeit
Es ging dann doch schneller, als ich dachte: Ein mittellanger Winterabend hat gereicht.
Sagen wir mal so: Man muss solche Leuchter mögen. Sie sind nicht wirklich das, was man als dezent bezeichnet. Aber hey, es gibt sowieso zu viele graue Mäuse.
Sagen wir mal so: Man muss solche Leuchter mögen. Sie sind nicht wirklich das, was man als dezent bezeichnet. Aber hey, es gibt sowieso zu viele graue Mäuse.
donalphons, 22:14h
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Mein Wort des Jahres: Wealthy Individuals (WI)
Eine der vielen positiven Nebenwirkungen des Dekadenereignisses der Finanzkrise ist der Umstand, dass endlich über die geredet wird, die zumeist alles versuchen, das zu verhindern: Die WIs, wie sie in den Texten der Medien genannt werden, die reichen Individuen, die Wohlhabenden; eine kleine Gruppe der westeuropäisch/amerikanischen Bevölkerung, die in der Regel nicht als reich bezeichnet werden möchte, gibt es doch immer jemanden, der noch reicher und damit wirklich reich ist. Es sind die Bewohner bestimmter Viertel und Regionen,es sind die Leute, die alle laut Klingelschild "Meteor" heissen und sich oft überlegen müssen, was sie nun mit ihrem Geld anfangen. Eine hübsche, pittoreske Welt voller Schrullen und Eigenheiten, Codes und beziehungen, über deren provinzielle Ausformung ich manchmal hier berichte und oft bei Lesern auf Verständnislosigkeit und Aversion stosse.
Was erstaunlich ist, denn es gibt sehr wenige Berichte, die hinter die Kulissen dieser Gruppen schauen; Journalisten sind da in der Regel nicht zugelassen und erwünscht, denn WIs sind etwas ganz anderes als, sagen wir mal
- TV-Promis
- Interviewpartner des Focus
- Berliner Startup-Gründer, die inzwischen feststellen mussten, dass die "konservativen Anlagen" ihrer Gewinne ganz konservative Wertverluste zeitigen
WIs sind die Personen, über die Medien schreiben "Lebt zurückgezogen", "gibt selten Interviews" und "scheut Kameras". Bisher liess sich das auch ganz gut machen, denn in Zeiten des Booms fragt keiner einen Vermögenden, was er sonst noch treibt; erst der Mangel an Geld spült die WIs an die Klippen der Medien, wo sie dann langsam verwesen und den Gestank der Existenzangst absondern. Keine Namen, bitte, es ist auch nicht so wichtig: Sobald ein WI erst mal soweit ist, ist er schon kein WI mehr. Dafür sorgt schon die Gesellschaft, in der er lebt. Wir haben in der Provinz, über die ich schreibe, gerade so einen Fall eines WIs mit Besuch vom Staatsanwalt, und weil er eine mutmasslich betrügerischa gierende Vermögensverwaltung in Luxemburg betrieb, könnte es sein, dass die Ächtungsmaschinerie der kleinen Stadt mit den gierigen Opfern dieser Machenschaften mehr zu tun hat, als in den Jahren davor, als sie sich mit Scheidungen, Schwarzarbeit und tödlichen Unfällen zufrieden geben müsste.
Natürlich hoffe, ich, dass die WI als Gattung nicht aussterben. Sicher bin ich mir da übrigens nicht; man braucht eine gewisse Menge von WI auf einem Haufen, um den Nachwuchs sexuell bei der Stange und im richtigen Standesbewusstsein zu halten. Gäbe es bald viele weitere Fälle wie Madoff oder ihre bayerischen oder deutschen Äquivalente, die wir auch bald sehen werden, wäre für manche der soziale Abstieg unvermeidlich. Momentan sind es nur äusserst schmerzliche Verluste; Pferde werden verkauft und zurückgeleast, Uhren ins Pfandhaus getragen und gastronomische Extravaganzen gestrichen. Aber wer vertraulich reden kann, merkt das Krachen und Splittern unter der Belastung, man hegt Misstrauen und plant für eine rabenschwarze Zukunft. Eine Zukunft, die noch viele WIs vom Golfclub in die Wirtschaftsseiten bringt.
Manche WIs dachten ja, dass Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung - die im Übrigen auch Leute betraf, die ich nie verdächtigt hätte, kreuzbrave Erbonkel und alleinstehende Omas etwa - schon der Übelste wäre, was einem passieren könnte. Wie wir mit geschlossenen Immobilienfonds, scheiternden Hedgefonds und insolventen Banken sehen können, geht es auch noch schlimmer, sehr viel schlimmer, und ich kenne zumindest einen Fall, in dem ein Vermögensverwalter mit nur zwei WIs als Kunden einen davon mit einer grossen Währungswette gerade ruiniert. Es ist schön, dass jetzt so viel über sie geredet wird; nächstes Jahr haben sie vielleicht schon wieder Tritt gefasst oder sind so betroffen, dass sie keine WIs mehr sind. Man sollte also die Zeit nutzen und über sie reden, da sie eine Weile so hübsch greifbar sind. Bevor sie wieder entgleiten und hinter hohen Hecken Dinge tun, von denen sie nichts lesen möchten.
Was erstaunlich ist, denn es gibt sehr wenige Berichte, die hinter die Kulissen dieser Gruppen schauen; Journalisten sind da in der Regel nicht zugelassen und erwünscht, denn WIs sind etwas ganz anderes als, sagen wir mal
- TV-Promis
- Interviewpartner des Focus
- Berliner Startup-Gründer, die inzwischen feststellen mussten, dass die "konservativen Anlagen" ihrer Gewinne ganz konservative Wertverluste zeitigen
WIs sind die Personen, über die Medien schreiben "Lebt zurückgezogen", "gibt selten Interviews" und "scheut Kameras". Bisher liess sich das auch ganz gut machen, denn in Zeiten des Booms fragt keiner einen Vermögenden, was er sonst noch treibt; erst der Mangel an Geld spült die WIs an die Klippen der Medien, wo sie dann langsam verwesen und den Gestank der Existenzangst absondern. Keine Namen, bitte, es ist auch nicht so wichtig: Sobald ein WI erst mal soweit ist, ist er schon kein WI mehr. Dafür sorgt schon die Gesellschaft, in der er lebt. Wir haben in der Provinz, über die ich schreibe, gerade so einen Fall eines WIs mit Besuch vom Staatsanwalt, und weil er eine mutmasslich betrügerischa gierende Vermögensverwaltung in Luxemburg betrieb, könnte es sein, dass die Ächtungsmaschinerie der kleinen Stadt mit den gierigen Opfern dieser Machenschaften mehr zu tun hat, als in den Jahren davor, als sie sich mit Scheidungen, Schwarzarbeit und tödlichen Unfällen zufrieden geben müsste.
Natürlich hoffe, ich, dass die WI als Gattung nicht aussterben. Sicher bin ich mir da übrigens nicht; man braucht eine gewisse Menge von WI auf einem Haufen, um den Nachwuchs sexuell bei der Stange und im richtigen Standesbewusstsein zu halten. Gäbe es bald viele weitere Fälle wie Madoff oder ihre bayerischen oder deutschen Äquivalente, die wir auch bald sehen werden, wäre für manche der soziale Abstieg unvermeidlich. Momentan sind es nur äusserst schmerzliche Verluste; Pferde werden verkauft und zurückgeleast, Uhren ins Pfandhaus getragen und gastronomische Extravaganzen gestrichen. Aber wer vertraulich reden kann, merkt das Krachen und Splittern unter der Belastung, man hegt Misstrauen und plant für eine rabenschwarze Zukunft. Eine Zukunft, die noch viele WIs vom Golfclub in die Wirtschaftsseiten bringt.
Manche WIs dachten ja, dass Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung - die im Übrigen auch Leute betraf, die ich nie verdächtigt hätte, kreuzbrave Erbonkel und alleinstehende Omas etwa - schon der Übelste wäre, was einem passieren könnte. Wie wir mit geschlossenen Immobilienfonds, scheiternden Hedgefonds und insolventen Banken sehen können, geht es auch noch schlimmer, sehr viel schlimmer, und ich kenne zumindest einen Fall, in dem ein Vermögensverwalter mit nur zwei WIs als Kunden einen davon mit einer grossen Währungswette gerade ruiniert. Es ist schön, dass jetzt so viel über sie geredet wird; nächstes Jahr haben sie vielleicht schon wieder Tritt gefasst oder sind so betroffen, dass sie keine WIs mehr sind. Man sollte also die Zeit nutzen und über sie reden, da sie eine Weile so hübsch greifbar sind. Bevor sie wieder entgleiten und hinter hohen Hecken Dinge tun, von denen sie nichts lesen möchten.
donalphons, 22:08h
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