Dirt Picture Contest - Verspiesserung
Du dachtest, dein Viertel wäre cool, denn dort wohnen die Ausgeher, die jungen Kreativen, die Werber mit Koks oder Ritalin, die Romaninderschubladehaber, die dünnen Mädchen und Medienmacher, die davon schreiben, dass hier alle wohnen. Du hast lange gedacht, dass es sich hier prima leben lässt, Gewinne mitnehmen und die Kosten und den Müll sozialisieren, Party machen und am nächsten Tag in die Galerie, dort vielleicht einen Berater kennen lernen und ein Projekt machen - und nach drei Jahren wunderst du dich, warum eigentlich so wenig vorangeht. Warum das alles hier so komisch geworden ist. So normal, rechts und links der Danziger Strasse.
Dir fällt auf, dass es hier eine Handelsstelle für die Sammler internationalen Speichels (so nannte es Pittigrilli) gibt. Ganz erstaunlich. Solche Geschäfte gab es allenfalls daheim in Esslingen oder Wanne-Eickel, aber hier wirkt es komisch. Scheint Kunden zu haben. Und es ist kein versteckter Swingerclub. Die machen das hier wirklich.
Und dann ist hier die Linke, die dich seit Jahren mit lustigen Strichen an der Wand verwöhnt und dergestalt die Weltrevolution vorantreibt. Zumindest war es früher so. Heute scheinen sie sich auch mit dem früher so verhassten Mediensystem auszukennen, und darauf anspielen zu wollen. Fundamentalopposition, kommt dir, ist vielleicht was anderes als der sensationsgeile Apell an gemeinschaftliche TV-Erfahrungen. The Revolution will not be televised, sagte mal Gil Scott-Heron. Vor langer Zeit.
Wer damals geboren wurde, hat auch schon die blaue Kühlschrankphase hinter sich. Die zwangsweise immer jemand in der WG hat. Aber auch das ist vorbei, man will etwas langfristiges, solides kaufen, nicht bei Mutti abstauben, das auch die Umwelt schont, vielleicht von Miele oder Bauknecht, am besten gleich eine Einbauküche, also muss das Relikt der Studentenzeit weichen, und wohin damit? Nun, erst mal raus aus der Wohnung, alles weitere wird sich finden, erst mal mit Christbäumen tarnen. Die hat man jetzt übrigens auch.
Und dann sind da noch deine Freunde, die neuerdings so eine rechteckige, von Geraden und Bauhaus geprägte Couch besitzen. Weisses Leder. An der Stelle, wo früher die flippigen rosa Sessel waren. Darüber hängt jetzt was von Lumas. So ist das inzwischen, Im Prenzlauer Berg. Photokunst, auch als Geldanlage, in einem weissen Rahmen, an einer weissen, wirklich reinweissen Wand, an die nichts kommen darf, vor allem nicht der Buntstift von Lea-Thorben, der auch folgen wird.
Schneller, als dir vielleicht lieb sein kann. Du hast doch vorgestern Nacht das Präservativ...?
Dir fällt auf, dass es hier eine Handelsstelle für die Sammler internationalen Speichels (so nannte es Pittigrilli) gibt. Ganz erstaunlich. Solche Geschäfte gab es allenfalls daheim in Esslingen oder Wanne-Eickel, aber hier wirkt es komisch. Scheint Kunden zu haben. Und es ist kein versteckter Swingerclub. Die machen das hier wirklich.
Und dann ist hier die Linke, die dich seit Jahren mit lustigen Strichen an der Wand verwöhnt und dergestalt die Weltrevolution vorantreibt. Zumindest war es früher so. Heute scheinen sie sich auch mit dem früher so verhassten Mediensystem auszukennen, und darauf anspielen zu wollen. Fundamentalopposition, kommt dir, ist vielleicht was anderes als der sensationsgeile Apell an gemeinschaftliche TV-Erfahrungen. The Revolution will not be televised, sagte mal Gil Scott-Heron. Vor langer Zeit.
Wer damals geboren wurde, hat auch schon die blaue Kühlschrankphase hinter sich. Die zwangsweise immer jemand in der WG hat. Aber auch das ist vorbei, man will etwas langfristiges, solides kaufen, nicht bei Mutti abstauben, das auch die Umwelt schont, vielleicht von Miele oder Bauknecht, am besten gleich eine Einbauküche, also muss das Relikt der Studentenzeit weichen, und wohin damit? Nun, erst mal raus aus der Wohnung, alles weitere wird sich finden, erst mal mit Christbäumen tarnen. Die hat man jetzt übrigens auch.
Und dann sind da noch deine Freunde, die neuerdings so eine rechteckige, von Geraden und Bauhaus geprägte Couch besitzen. Weisses Leder. An der Stelle, wo früher die flippigen rosa Sessel waren. Darüber hängt jetzt was von Lumas. So ist das inzwischen, Im Prenzlauer Berg. Photokunst, auch als Geldanlage, in einem weissen Rahmen, an einer weissen, wirklich reinweissen Wand, an die nichts kommen darf, vor allem nicht der Buntstift von Lea-Thorben, der auch folgen wird.
Schneller, als dir vielleicht lieb sein kann. Du hast doch vorgestern Nacht das Präservativ...?
donalphons, 15:01h
Sonntag, 13. Januar 2008, 15:01, von donalphons |
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strappato,
Sonntag, 13. Januar 2008, 15:31
So ein Grossstadtpaar mit Kleinkind hatten wir kürzlich zu Besuch auf dem Land. Er Künstler, zuhause in der Szeneviertel-Altbauwohnung alles durchdesignt. Der Kleine wollte gar nicht mehr zurück. Pferde, Sandkasten, wilder Garten zum Verstecken gross, Riesen-Kinderzimmer usw. Dem Vater hat man angesehen, dass er schnellstens wieder weg wollte - ahnend, dass der 3,5-Jährige in spätestens 3-4 Jahren seinen Anteil am Design der familiären 3,5-Zimmerwohnung einfordern wird.
Mein Rat an alle "Mover und Shaker": Aufpassen!
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donalphons,
Montag, 14. Januar 2008, 00:20
Selbst Kaffhausen im tiefsten Wald
ist besser als Berlin für Frau und Balg.
Wo die Bäume sinnlos schweigen
ist es schöner als im Müll zu bleiben.
Statt PR und Werber ist der Pfaffe
es der vorstellt Depp und Affe.
ist besser als Berlin für Frau und Balg.
Wo die Bäume sinnlos schweigen
ist es schöner als im Müll zu bleiben.
Statt PR und Werber ist der Pfaffe
es der vorstellt Depp und Affe.
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auch-einer,
Montag, 14. Januar 2008, 20:46
na, ich weiss nicht. angeblich soll ja der ganz gemeine spiesser ja extem trendstark und zeitgeistigst angesagt sein. hört man, liest man, vielleicht sind das auch nur feinrippträger, die auch mal im feuilletong schreiben dürfen, urlaubsvertretungshalber.
das mit der sperrmüllanlage ist schon sonderbar, vielleicht gehört das in ganz grossen städten so, ich kenne mich da nicht so aus.
was mir zu denken gibt, ist die rechts oben im ersten bild sichtbare alarmleuchte. meine fresse, wenn die jetzt schon einen briefmarkenladen dermassen absichern müssen, was ist dann das nächste? pommesbude mit selbstschussanlage?
das mit der sperrmüllanlage ist schon sonderbar, vielleicht gehört das in ganz grossen städten so, ich kenne mich da nicht so aus.
was mir zu denken gibt, ist die rechts oben im ersten bild sichtbare alarmleuchte. meine fresse, wenn die jetzt schon einen briefmarkenladen dermassen absichern müssen, was ist dann das nächste? pommesbude mit selbstschussanlage?
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