Hinweis auf etwas Übersehenes

Allgemein wird ja gern über die Pleite geredet, die der Medienkonzern Springer mit dem Briefdienst PIN AG hingelegt hat. Dabei wird gerne übersehen, dass es letztes Jahr noch einen weiteren Zukauf gab: Das Frauenportal Aufeminin. Vor sieben Monaten zahlte Springer 32 Euro pro Aktie. Inzwischen hat Springer fast 70% der Aktien - die heute nur noch mit knapp 20 Euro gehandelt werden. Vor 7 Monaten wurde Aufeminin noch mit 284 Millionen bewertet. Der Verlust sollte klar machen, welches Risiko im sozialen Netz steckt, und was da noch kommen mag - an der Blogbar.

Montag, 21. Januar 2008, 18:46, von donalphons | |comment

 
Leider mein lieber Don Alphonso gibt es für die Springermacher kein Risiko. Die Verluste aus PIN AG und dem Frauenportal trägt eben nicht der Springerkonzern, oder gar die Aktionäre wie Friede Springer. Den Verlust trägt der Steuerzahler.

Springer zieht die aus eigener Unfähigkeit entstandenen Verluste einfach von der Steuer ab, die sie sonst bezahlen müssten. Damit bezahlst du und ich, die Krankenschwester und der Polizist die Zeche für Springer.

Es wäre völlig egal wieviel Geld die vergeigen, wenn wir es nicht bezahlen müssten. Diese Verluste sind ein wissentlicher Betrug an uns.

Nur bei den Gewinnen brauchen wir keine Angst zu haben, die behält Friede Springer schön für sich.

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Pardon, aber man kann in Deutschland Verluste auf einen Börsenwert in Frankreich nicht einfach so von der Steuer absetzen. Nicht mal, wenn man Springer heisst.

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Bewertungskorrekturen sind zwar m.E. möglich, aber keine ganz einfache Materie. Ein Buchverlust steuerlich wird eher sehr selten voll zum Tragen kommen, und wenn, dann i.d.R. erst beim Jahresabschluss. Jochen, wenn ein Unternehmen beteiligungsbedingt z.B. 100 Mio Verlust erleidet, dann sinkt damit seine Steuerlast nicht um 100 Mio, sondern um ca. 30 Mio. Insofern: Es sollten ausreichend Anreize dafür bestehen, keine Verluste zu erleiden.

(Dass man die 50-Personenfirma aufeminin überhaupt so hoch bewerten konnte, spricht m.E. ziemlich klar gegen das Urteilsvermögen im SPRINGER-Konzern. Man mag nicht ganz ausschließen, dass da eine Form des Borderlineinvestment stattfindet, wie ich finde, passend zu Gestalten wie Wagner, Döpfner oder Diekmann. Thiel, der seine PIN-Anteile an diverse Zeitungsverleger für teures Geld 2005ff verhökert hatte, soll - dem Hörensagen nach - großen Spaß gehabt haben, als er anbot, für exakt einen (!) Euro seinen Saftladen wieder zurückzukaufen.)

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tja, auch pardon - aber ist es nicht schon skandal genug, dass (zumindest nach dieser rechnung) ein konzern wie springer satte 30% des verlusts steuerlich geltend machen kann? abgesehen davon, dass die steuergesetzgebung natürlich geradezu dazu aufruft, möglichst überhaupt keine gewinne zu machen. was den aktienkurs angeht, sind nur herbe verluste oder regelrechte insolvenzen schlecht. ansonsten verkauft sich so etwas eher durch die erwartung, dass gewinne gemacht werden _könnten_. das wusste z.b. der herr thiel, ja.

aktienhandel ist staatlich subventioniertes glücksspiel, mehr nicht. uns doofe kleinkrebser sollten die deutschen banken viel eher interessieren als die konzerne. bei denen werden die verluste tatsächlich durch den bürger getragen, ob er nun steuern zahlt oder nicht. eigentlich kann man darüber ja sogar froh sein, denn wenn's anders wäre, würde womöglich der spargelbauer der mama morgen sagen: spargel hamma keinen mehr, aber dafür haben wir jetzt hier ganz tolle aktien im angebot.

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@itha, wer zahlt denn die "restlichen" 70% ?
Die Arbeiterwohlfahrt ?

Man sollte mal von diesem Unfug `runterkommen, zu behaupten, Gewinne müßten nicht versteuert werden aber Verluste würden vom Steuerzahler getragen...

... das ist ja noch nicht einmal Ernst-Thälmann-Agitprop. ;-)

Wer redet einem so etwas ein ?
Nix gegen ein klares Welt- und Feindbild aber muß doch ab und an "reflektieren", was man so erzählt.

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Wer einem sowas einredet?
Guckstu hier: http://www.fa z.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~E76F5E90BABA4496EACDACC57DD763257~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Selbst wenn ich mal voraussetze, dass dieser Artikel nicht zu knapp tendenziös-neoliberalen Spin hat, bleibt der Befund doch gleichwohl erschreckend.

Davon abgesehen heißt "30 Prozent steuerlich geltend machen können" ja nicht "die Steuerlast um 30 Prozent mindern". Wenn Verlustvorträge nicht steuerlich begünstigt wären, welcher Anreiz bliebe noch, in neue Geschäftsfelder zu investieren, die erst mal noch keinen Gewinn abwerfen? Ich finde dieses Anreizsystem nicht schlecht, zumindest, solange wir kein besseres haben.

Und die Auffassung, eine Fehlinvesttion eines Unternehmens, die den zu versteuernden Unternehmensgewinn schmälert, wäre Betrug an Dir, mir, ihm und ihr, halte ich für ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Als Aktionär könnte man vielleicht auf der Hauptversammlung mit so nem Spruch kommen, aber als unbeteiligter Normalbürger, der vielleicht auch gar nicht in der Gebietsköperschaft lebt, in der das Unternehmen Steuern zahlt? Ich weiß ja nicht.

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@mark, dein Link geht nicht.

Ansonsten ist eigentlich klar warum Leute so etwas glauben wie: "Die bösen Unternehmen verrechnen ihre Verluste einfach mit den Steuern".
Das Steuersystem ist so intransparent, dass man sich erstmal ordentlich einarbeiten muss, bis man einen vernünftigen Durchblick hat.
Wer das nicht tut, für den scheint bei der Fülle an Regeln und Gesetzen alles möglich.

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Ist hier so üblich,
Links, von denen man nicht genau weiß, wie der Gastgeber dazu steht, vorsichtshalber zu stückeln. In der Geschichte hat ein Wirtschaftsmensch mal empirisch untersucht, welches Wirtschaftsbild in Schulbüchern gemeinhin vermittelt wird. Etwas überspitzt könnte man das Ergebnis so zusammenfassen, dass Schulbuch-Autoren immer noch von Moskau ferngesteuert zu sein scheinen. ;-)

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@"abgesehen davon, dass die steuergesetzgebung natürlich geradezu dazu aufruft, möglichst überhaupt keine gewinne zu machen". --- Echt jetzt, Gysis Wertschöpfungsabgabe wurde schon in das deutsche Steuerrecht aufgenommen, und ich hab´s nicht bemerkt? Und wir schreiben 2010?

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Das Unternehmen
wollte ich mal sehen, dass seinen Aktionären auf der Hauptversammling erklärt: "Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dazu entschlossen, in lauter wenig aussichtsreiche Geschäftsfelder zu expandieren, um auf alle Fälle zu verhindern, dass wir Ihr Geld zum Finanzamt tragen müssen. Das ist doch sicher auch in Ihrem Sinne."

Den Vorstandsvorsitzenden müsste man wohl unter Polizeischutz aus dem Saal geleiten.

Im Gegenteil war es in der jüngeren Vergangenheit ja wohl eher so, dass die konsequente Ausrichtung von Unternehmen auf den "shareholder value" dazu geführt hat, kurzfristige Profitabilität anzustreben und die nachhaltigere Entwicklung neuer Geschäftsfelder völlig hintenanzustellen. Gerade vor diesem Hintergrund ist der steuerliche Anreiz, eben doch zu Lasten des kurzfristigen Gewinns zu investieren, richtiger denn je.

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Zumindest fragwürdig ist das Steuersystem, wenn es ermöglicht, dass künstlich Verluste konstruiert werden, die aber in Wirklichkeit nicht realisiert werden, und das Unternehmen so seine Steuerlast mindern kann. Z.B., indem die Gewinne in einem steuergünstigeren Land oder erst zu einem späteren Zeitpunkt anfallen. Solche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es meines Wissens nach an einigen Stellen, und sie werden mit Sicherheit auch ausgenutzt. Aber einen tatsächlichen Verlust zu erwirtschaften, wie in dem von Don beschriebenen Fall, dürfte so gut wie nie wirklich lukrativ sein. Das darf man nicht verwechseln.

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X-Akt.

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Autsch.
Zitat von amelia:

"... Aber einen tatsächlichen Verlust zu erwirtschaften, wie in dem von Don beschriebenen Fall, dürfte so gut wie nie wirklich lukrativ sein. Das darf man nicht verwechseln. ..." Danke dafür.

Auch einen 500-Euro-Schein auf der Strasse verlieren ist nicht lukrativ. Das nur für die Steuerexperten mit Immo-Finanzierungskenntnisen wie itha. Aber die grundliegenden Denkmodelle das andere immer für Verluste aufkommen stammt wohl aus dem Bereich der Immofinanzierung ;-)


Ich bin nicht nur aufgrund der obigen Einlassungen für die Einführung des Wählerführerscheines, also eines Mehrklassenwahlrechts.

Bis ich die Weltherrschaft an mich reisse, natürlich.

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Solange die Dinger von Dir, Don, Hans Meise, Nörgler, Netbitch und mir ausgestellt werden bin ich dafür. Wir sollten einen Wohlfahrtsausschuss bilden ;-)


btw. ohne Fragen wie "wie berechne ich einen Cashburn im Voraus", "Was ist ein Bauherrenmodell", "Finanzierung eines Start-Ups durch Depositendarlehen", "wie alt war Karl Liebknecht, als er starb","wie verhält sich der relative zum absoluten Mehrwert", "was ist der tendenzielle Fall der Profitrate" korrekt beantworten zu können (Spickzettel gilt nicht) werden die Wähler nicht zur Wahl zugelassen.

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Es drängt sich der Eindruck auf das allein die Beherrschung der Grundrechenarten als Hürde zur Ausstellung des Wählerführerscheines ausreichen würde.

Man könnte sogar die latent schwierige Punktrechnung weglassen, scheint es, und es würden immer noch verdammt wenige von den Dingern ausgestellt werden.

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Das sind diegleichen, die noch kurz vor Jahresende Werbungskosten raushauen, zahlt eh der Staat...

Gerade Eilmeldung in der Ärzte Zeitung:

Der Kursverfall bei den Aktien von Energieversorgern, Pharmaunternehmen, Einzelhandelskonzernen bietet eher Kaufgelegenheiten für langfristig orientierte Anleger...

Da geht scheinbar einigen der Ar... auf Grundeis.

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@ strappato

Werbungskosten "raushauen", die der "Staat" zahlt.

Denkfalle 1:
Die Kosten begleichen diejenigen die die Werbungskosten per Beleg (Quittung, für itha) geltend machen. Wenn es vom Finanzamt akzeptiert wird, dann wird es wohl rechtens sein. Und nun? Ojveh, die Mediziner - Beispiel privat genutzte 200-Euro Digiknipse? Gefühlte Gerechtigeitslücke? Das ist allerdings hart.

Denkfalle 2:
Wenn einer Werbungskosten hatte ist das Geld weg. Versteuert wird - verkürzt - was als zu versteuerndes Einkommen übrig bleibt bei anderer Rechtsform die korrespondierende Grösse.

Denkfalle 3:
Zahlt der Staat: nein. Zahlen die. Wenn die auf Kosten keine Steuern zahlen, dann ist das wohl so. Versteuern tut es dann der Kapitalistenknecht der dem Werbungskostler das Teil vertickt hat, aus dessen zu versteuernder Bemessungsgrundlage (siehe Denkfalle 2). Das ganze nennt sich trivial-volksmundig Wirtschaftskreislauf und führt unter anderem dazu das das Lohn&Gehalt beim Arbeitnehmer versteuert werden und der Arbeitgeber das als Aufwand geltend machen kann.

Insofern sind Arbeitsplätze auch Luxus die - die voran gehende Argumentation mal zu Ende gedacht - der Staat zahlt.


Bitte, wer ist nochmal der "Staat"?


Notiz an mich: strappato kriegt so einen Wählerführerschein nie nicht. Und wenn er sich gehackt legt.

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Eigentlich wollte ich die Denkfalle zeigen...

aber auf den Wählerführerschein, geschi...

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Ich hatte Strappato auch so verstanden. Er hat sicherlich recht, dass manche Leute sich einbilden, sinnlose Investitionen seien sinnvoll, wenn dem Fiskus dadurch ein paar Einnahmen durch die Lappen gehen. Die Tatsache, dass man selbst immer noch den größten finanziellen Schaden hat, wird dabei ausgeblendet.

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Richtig, amelia.
Was sich die Leuts an Geld aus der Tasche ziehen lassen mit dem Argument, auf diese Weise ließe sich viel Steuer sparen, das haut mich auch immer wieder um. Ich habe eine Weile relativ oft einschlägige Werbeanrufe bekommen, die immer anfingen mit der Frage, wollen Sie nicht auch Steuern sparen?

Die Anrufer waren dann meistens ziemlich perplex, wenn ich antwortete, dass ich da keinen großen Leidensdruck verspüre und der Allgemeinheit gerne was zurückgebe. Den Punkt, dass man bei den propagierten Modellen selber erst mal kräftig Geld raustun muss, um in den Genuss zweifelhafter Steuervorteile zu kommen, musste ich dann oft gar nicht mehr machen. Tüüüüüüüüüüüüüüüt...

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Wenn wir mal so feinsinnige Konstruktionen weglassen, wo man mehr als 100% Verlustzuweisungen berechnen dürfte, rechnen sich Verluste wenn

1.) man Gewinne in spätere Jahre verlagern kann, die geringere Steuersätze bringen sollen oder
2.) bei Verkauf entstehende Buchgewinne nicht versteuert werden müssen.

Zu 2.) gab es also durchaus sinnvolle Immobilien-Kapitalanlagen, wenn man nicht die falsche Wohnung am falschen Ort erworben hat.

Zu 1.) kenne ich Untenehmmnsgründer, die in den ersten Wirtschaftsjahren fröhlich Investitonsrücklagen gebildet haben, um GAR KEINE ESt zahlen ... und diese nun unter weitaus besserer Einkommenslage auflösen zu müssen - shit happens.

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Man kann auch noch etwas "gemeinnützig" machen. Ich kannte einen Discobesitzer, der hatte einen Verein zur Förderung der Rockmusik gegründet und durfte bis zu einer bestimmten Summe mit seinem Laden steuerfrei Úmsatz machen. Als er drüber kam, brannte der Schuppen aus, wass man win win win Situation nennen könnte ;-)

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Man kann auch Pferdchen laufen lassen ...

Soweit mir bekannt, gilt Pferdezucht als Liebhaberei, was es Kafferöstern und Hoteliers nicht ermöglicht, die Kosten für Gestüt Schinderhannes steuermindernd geltend zu machen....

... die Gewinne dürften deshalb auch steuerfrei sein.

zumindest ist dies mein Kenntnisstand von annodunnemals

Man könnte allerdings den Staat finanziell sanieren, wenn die Finanzämter auf die Idee kämen, leerstehende Wohnungen in Ostdeztschland ebenfalls als "Liebhaberei" zu bewerten - und die geltend gemachten Abschreibungen samt der daraus berechneten Steuervorteile wieder einzufordern. ;-)

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Eine geradezu revolutionäre Idee. Mit solch einem Konzept hätte es einen Garski-Skandal nie gegeben.

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Die Steuervermeidungsgier bestimmter Kreise - gepaart mit beinahe unbegrenzter Dummheit und Größenwahn dürfte den Garski-Skandal gut erklären, wie auch das Vorhandensein der größeren Teile des grauen Kapitalmarktes.

Mal davon weg: Es gibt tatsächlich Möglichkeiten, besonders für Großkonzerne, eine faire Besteuerung zu umgehen - während Normalbürger, Kleinunternehmer und Mittelständler für die dabei entstehenden Steuerausfälle aufkommen müssen. Denn irgendwie müssen die von Großkonzernen vermiedenen Steuern ja reinkommen.

Durch die niederträchtige Reform der Besteuerung von Beteiligungsbesitzveräußerung, eine weitreichende und hochgradig widersinnige Steuerbefreiung ist eine Situation entstanden, wo es für Konzerne möglich wird, Gewinne geschickt in Gestalt von Beteiligungsveräußerungen steuerfrei zu stellen, welche sie zuvor z.B. via Verrechnungspreistricks oder schlicht auf dem Übereignungsweg ihrem Konzern entzogen haben.

Durch diese bekloppte, und auf die Großkonzernlobby zurückzuführende Steuergesetzgebung haben wir uns die Probleme mit sogenannten "Heuschreckenfonds" eingehandelt, welche tatsächlich in erster Linie nicht unternehmerisch, sondern in Hinblick auf die Erzielung steuerfreier Veräußerungsgewinne agieren, sondern auch noch die Gleichmäßigkeit der Besteuerung über den Haufen geworfen.

Dazu kommen die alten, ungelösten Probleme im Steuerrecht, die Amelia bereits ansprach. Im Ergebnis zahlen die Normalbürger die Steuerzeche - bevorzugt werden Großkonzerne und sogenannte "Investoren", welche nur in den seltensten Fällen tatsächlich in die übernommenen Unternehmen investieren.

Eine indirekte Folge dieser umfassenden Steuerbefreiungen für Konzerne u.ä. ist, dass beinahe reziprok der "Faktor Arbeit" verteuert wird, in Gestalt von Abgaben und Steuern. Was die ökonomische Lage in unserem Land nicht einfacher macht. Anders gesprochen: Die einseitige Bevorzugung weniger Spezialinteressen (nämlich: von Großkonzernen u.ä.) belastet die Ökonomie und zerschlägt jede Steuergerechtigkeit.

Ich denke, am Erfolg der Lobbyarbeit der dies promotenden Kreise kann man sich ein Beispiel nehmen, hinsichtlich effektiver Durchsetzung von Interessen bis hin zur teilweisen Aushebelung der Demokratie. Wirklich bewunderungswürdig, wenngleich nicht in Bezug auf die Auswirkungen für die Allgemeinheit.

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Ojveh!
Was ist denn das für ein Tier:

"faire Besteuerung" ?


Im übrigen gibt es die schon - die gerechte Besteuerung:

Der einzige führende Berufspolitiker der sich mal verplapperte machte öffentlich den "Besserverdienenden" bei 60.000 DM (ja, noch DM) brutto (Sozis kennen nur Gehaltsempfänger) aus.

Der Mann hiess Scharping, damals einer der grossen drei der SPD mit Gerd und Lafo, zwischen die kein Blatt Papier passte.

Da das Steuerrecht keine Inflationsindexierung kennt, dürfte der gefühlt Besserverdienende heute so um die 25.000 brutto zu finden sein. Ergo: es gibt immer mehr Besserverdienende, denen man zu Leibe rücken könnte. Fazit: es ist gerecht sie zur Finanzierung des Staates heranzuziehen, denn der Staat darbt.

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Demzufolge wäre ich ja der Max Mustermann unter den Besserverdienenden.

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Dann ist es ja gerecht und gar nicht billig, wenn die Finanzverwaltung Dir die Hosen runterzieht.

Frag Dich doch mal warum das Steuerrecht so ist wie es ist.

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@ Lebemann
Du willst wissen, was "faire Besteuerung" ist? Nun, faire Besteuerung ist, wenn ich, wenn Du, wenn die meisten Bürger zirka 20 Prozent weniger Steuern/Abgaben zahlen würden - im Ausgleich dafür, dass Großkonzerne und sogenannte Finanz"investoren" ihre tatsächlich angefallenen Gewinne stärker (bzw.: überhaupt!) besteuert bekommen.

So schwer ist das doch nicht. Schau in Deinen üppigen Geldbeutel, und überleg Dir, ob Dir 20 Prozent weniger Steuerlast gefallen würden. Und noch besser: Diese von mir eingeforderte "Gleichmäßigkeit der Besteuerung", indem z.B. Gewinne aufgrund von Beteiligungsverkäufen wieder zu versteuern sind, hat sogar den Vorteil, dass sich damit die Beschäftigungslage langfristig leicht, aber spürbar, verbessert, sodass sich der Wohlstand im Vergleich ganz allgemein mehrt.

Lebemann, was hast Du eigentlich gegen faire Besteuerung? Ist es die Angst, dass eine faire Besteuerung für Dich automatisch eine höhere Besteuerung bedeuten muss?

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@ Dr. Dean

Eine "faire Besteuerung" wäre für mich wenn der deutsche Staat aus Rücksicht auf die schwierige Integrationssituation von armen Buben mit Migrationshintergrund wie mir meine Steuern auf Null setzen würde. Diese Solidaritätsgeste des deutschen Michels wüsste ich zu schätzen und würde auch künftig keine Botschaften anzünden. Versprochen.

Das aber die Steuern für die breite Masse runtergehen wenn irgendwelche Finanzinvestoren und Konzerne wieder etwas mehr bluten, pardon aber das ist doch realitätsfern.


Vielmehr wird bald wieder mehr Solidarität eingefordert: das Stichwort heisst Beamtenpensionen und es kommt nicht von ungefähr das kaum darüber berichtet wird.

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Jau, die Pensionzusagen. In einer echten Bilanz müssten die auftauchen. Wenn man die Pensionszusagen mit berücksichtigt, dann ist der Staat doppelt so hoch in den Miesen, wie er es den Bürgern weismachen will. Von wegen ausgeglichener Haushalt und Schuldenabbau.

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Hat schon jemand ZwanzigZwanzig im Auge ?

Wenn die letzten geburtenstarken Jahrgänge an der (Früh-)Pensionierung kratzen ... und denen dann gesagt wird, daß *Rente mit 58* nicht mehr so opportun ist.

Ich bin mal gespannt, wie der "Umbau der Rentenversicherung" so laufen wird. Aber, soweit ich mich erinnere, hatte Bofinger da ein paar Anmerkungen.

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Deswegen ist meinereiner ja auch privat rentenversichert und kann dann lässig "tschüß, Spackos" sagen.

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ui, da wurde ja mal wieder richtig viel kluges gebloggt. leider konnte ich nicht rechtzeitig antworten. ich gehe nämlich sozusagen noch einer art nebenbeschäftigung nach. arbeit. sie hindert oft am bloggen. meine steuererklärung für das jahr 2007 habe ich noch nicht gemacht. die ausführungen von dr. dean habe ich mit genuss gelesen. danke!

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