Aus der guten alten Zeit der Steuerhinterziehung

Man stelle sich mal vor, der Treppenbauer Bichlhuber aus Hinteremding würde eine Anzeige in einem Hausbauermagazin schalten, mit folgendem Inhalt:

Bichlbauer - unsere Treppen bringen die Sie nach oben und die Steuern runter

Die Kunst, mit innovativen Stufen aus dem kostengündstigen Ausland und Abschreibungstricks an die Spitze zu gelangen, später auch den Dachboden auszubauen und dabei alle Begehrlichkeiten des Staates zu umgehen


Bichlbauer hätte morgen die Steuerfahndung im Büro, und das Häuslebauermagazin hätte enormen Stress mit ehrlichen Handwerkern, die Steuern zahlen und Tariflöhne zahlen. Dass dergleichen gemacht wird, steht ausser Frage, aber dafür offen Werbung schalten käme wohl keinem in den Sinn. Sollte man meinen. Allerdings gelten da, wo manche die Bessere Gesellschaft vermuten, andere Regeln:



Eine Anzeige, geradezu eine Selbstanzeige der LGT in der deutschen Einrichtungszeitschrift AD (Condé Nast) Nummer 6/2006, Seite 79. Deshalb hat sich kein Hochglanzmagazin was gedacht, das waren prima Kunden aus der Schweiz und Liechtenstein, das war damals üblich und wäre es bis heute, wenn es nicht aufgeflogen wäre. In einem halben Jahr, wenn man vertrauensbildenden Massnahmen für die nächste Generation der Steuerbetrüger schaffen muss, wird vielleicht etwas dezenter formuliert.

Das Problem der Steuerhinterziehung über Liechtenstein war kein geheimes Gemauschel, kein informelles Gespräch, kein verschwiegenes Treffen, es war öffentlich, jederzeit und allerorten anzutreffen, es hat Werbung geschaltet, und kein Mensch dieser Klasse hatte offensichtlich daran etwas auszusetzen. Und es ist ein rein deutsches Problem: In der britischen World of Interiors aus dem gleichen Haus wird man dergleichen vergeblich suchen. Das sind wir. Das ist diese Gesellschaft. Das sind unsere Eliten. Nicht alle, nicht jeder. Aber es dürfte sich für alle Beteiligten damals gelohnt haben.

Dienstag, 26. Februar 2008, 12:12, von donalphons | |comment

 
Kommt ja noch besser...
Eure Bayrische StaatsGeldVernichtungsmaschine macht heute schon wieder Schlagzeilen :-)
Ist zwar SPON , aber trotzdem..

BayernLB zieht sich aus Liechtenstein zurück
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,537735,00.html

maccie

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Ich sehe schon die nächste aschfahle Regierungserklärung des Herrn Huber - und viele CSU-Mitglieder, die plötzlich das gschlamperte Verhältnis vom Seehofer gar nicht mehr so schlimm finden und ihn jetzt doch gern als Parteivorsitzenden hätten.

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Übrigens auch nett:
Das tonangebende Schwesterblatt manager magazin gerade mit der Schlagzeile

"Siemens trennt sich von 6800 Stellen"

So kann man es natürlich auch sagen, ohne die Werbeeinnahmen zu gefährden.

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Stilvoller als die WiWo, die noch vor ein paar Wochen ausführlich die Vor- und Nachteil von den einzelnen Offshore-Steuerparadiesen erklärt hat.

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Ja, die liebe Wiwo.. Man tut alles, um die Auflage zu halten; seit längerem warte ich schon auf den Zeitpunkt, zu dem Deutschlands Wirtschaftspresse endlich mal die Forderung nach einem Kleptokratiebeirat der Regierung stellt, der dann auch so heisst und die faktische Legislative übernimmt.

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Daß die Briten weniger Steuern hinterziehen als die Deutschen halte ich für ein Gerücht. Die Daten, die es über Steuerhinterziehung gibt, legen jedenfalls nahe, daß Steuermoral dort nicht wesentlich ausgeprägter ist.

Aber sie brauchen dort natürlich kein Liechtenstein, denn sie haben ja die Kanalinseln gleich vor der Tür. Und wenn man Popstar ist, dann läßt man seine Tantiemen eben über ein Unternehmen in Holland fließen, dort ist sowas ja praktisch steuerfrei.

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Richtig, aber:
Es ist wenigstens diskret. Nicht so wie die Liechtensteiner in den diversen Magazinen der besagten Klasse. Diese Dreistigkeit ist das Problem.

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Ich wiederhole mich: British Virgin Islands toppen alles. Wer hierhin vor der Steuer flüchtet, reinvestiert sein Geld in den lukrativen Handel mit einem weißen Pulver und sonderbar verschwindenen Rüstungsgütern.

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Wenn da mal nicht auch die Mitarbeiter beim BND schon Schlange stehen. Das ist ja das feine an dem Skandal: Plötzlich kann jeder reich werden. Und eine DVD brennen, ist nochmal verlockender als Geld nach Liechtenstein zu bringen.

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Geschätzt 4 Millionen Euro ist definitiv die sichere Seite, möchte ich meinen.

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Viel schöner als Bichlbauer
Da sind andere genauso offen wie Condé Nast. Die "Welt" versteht sich ja wohl selber als Interessenblatt der sehr viel Besserverdienenden, entsprechend gibt man Ratschläge zum Steuerhinter... äh zu kreativen Anlagen.
http://www.we lt.de/wirtschaft/ article1720963.html


Und Andere sind dann noch ein paar Spuren dreister



http://www.interne tkanzlei.to/content/ blogcategory/105/178/

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Holland ist ganz legal - dank Doppelbesteuerungsabkommen - das Paradies für den kleinen Steuerhinterzieher. Was vermutlich einer der Faktoren beim holländischen Immobilienboom sein dürfte.

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Na ja, aber zur Gründung einer Internetabmahnzockerfirma in Baniya Roads Dubai, eines stammkapitalfreien Derivatehändlers auf Grand Cayman oder einer Waffen-gegen-Drogen-Tauschbörse in Pristina gehört noch ein bißchen mehr innovativer unternehmerischer Gründergeist und Risikobereitschaft, da ist eine Offshorefirma allemal besser.

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bänker auf den caymans, das hat schon was für sich.

ein steuersparer war mal dort im urlaub und wollte mal eben bei seiner steuersparenden bank vorbeischauen.

die adresse gab es wirklich und tatsächlich, es war ein unbebautes grundstück.

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Immerhin! Da kann man später mal eine Bank drauf bauen.

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Oder zunächst ein schönes tiefes Loch hineinscharren.

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