Mr. Hai and Friends vs. George Grosz

Als du sie anrufst, toben hinter ihr die Kinder ihrer Freundin, bei der sie in Berlin wohnt, wenn es sie mal wieder hierher verschlägt. Es ist Samstag Abend, und sie hat Zeit für dich. Sie schien Anfang des Jahrzehnts vielen wie die Verkörperung eines globalen New Economy Ideals; was die Startups als exotisches Bild auf ihre Webseiten zur Dokumentation ihrer weltweiten Ansprüche klatschten, trat mit ihr in die Realität der Munich Area ein.

Du und sie, ihr habt es fast ohne Kratzer überstanden. In gewisser Weise seid ihr beide immer noch am Drücker, ihr müsst nicht sparen, zumal es in Berlin sowieso kaum teure Restaurants gibt. Du schlägst ihr das Mr. Hai and Friends am Savigny-Platz vor; ein vietnamesisches Restaurant, das im ersten halben Jahr seines Bestehens viele Freunde gefunden hat, darunter auch dich.



Der Savigny-Platz war vor der Wende das gehobene Vegnügungsviertel Berlins, bevor dann das ganze Trendpublikum nach Mitte zog. Seitdem hat die Gegend ziemlich nachgelassen, aber mit Mr. Hai & Friends gibt es jetzt wieder einen neuen Anziehungspunkt. Es ist Samstag, und der Laden ist brechend voll. Wir fragen nach einem Tisch für zwei. Der Platz, den man uns bietet, missfällt deiner Bekannten, denn daneben sitzt weibliches TV-Plebs der C-Prominenz Marke Käferfresser. Für einen Moment verfluchst du dich, unter der Woche gibt es hier sowas nicht, und ausgerechnet jetzt - aber dann wird ein anderer Platz frei, und ihr habt ein paar Meter Freiraum. Man muss ja nicht hinschauen. Man kann sich auch am Interieur des Lokals erfreuen, das mit seinen Grün- und Brauntönen sehr gelungen ist. Rechts hinten ist die Küche mitten ins Lokal gebaut, man kann dem Koch zuschauen, und er ist eine wahrer Meister am Feuer. Manchmal züngeln die Flammen hoch und spiegeln sich in den schönen Augen deiner Bekannten.

mehr bei Restaurantville, auch zur Frage, was das alles mit George Grosz zu tun hat

Donnerstag, 30. September 2004, 16:55, von donalphons | |comment

 
die gegend mag nachgelassen haben - aber sie kommt wieder! ich zieh' doch nicht in die provinz! jedenfalls ist es ganz entspannt, wenn ich vor die tür gehe. ;o)

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Solange es noch die Paris Bar gibt, solange gibt es noch Hoffnung für die Gegend um den Savignyplatz.

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Nein, natürlich kommt sie wieder, die sog. besseren Leute haben genug von den Sozialhilfeempfängern im Osten. In der Bernauer Strasse werden die Fundamente der Mauer wieder freigelegt, vielleicht entsteht dort bals Neues?

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So richtig in Berlin scheinst du noch nicht angekommen
zu sein.

Ich spüre denselben Dünkel den ich bei einem extraordinären Bänker aus München feststelle, der hier gelandet ist und eigentlich nix versteht. Vorurteile, Anspruchsdenken, Unflexibilität, Kleinbürgertum und die Aroganz des Golfers vom Lande gegenüber dem Minigolfer.

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Ich kann nur raten
erst mal ein wenig in diesem Blog zu lesen, bevor gepostet wird. Es geht nicht darum, diesen verslumten Vorort von Marzahn zu "verstehen". Das hier ist das Blog eines erklärten Berlinhassers, der beruflich dort gelandet ist. Wer das nicht gut findet, ist hier am falschen Fleck. Berliner lesen das Bolg meines Erachtens, wenn sie ihre geheimen Befürchtungen bestätigt sehen wollen. Und es ist keine Frage von Banker oder München, es ist einfach eine Frage des kulturellen Gefälles - erst in Berlin lernt man die nette bayerische Spezlwirtschaft zu schätzen.

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