Ohne Ehrgeiz funktioniert eine Promotion nicht und der Abschluß als Dr. ist auch nichts, für was man sich schämen und als Kleinbürger beschimpfen lassen müsste - noch nicht, aber Guttenberg arbeitet daran.

Um es mal positiv zu sehen. Der Ehrgeiz und der Wille, Versprechen einzuhalten, hat Guttenberg in diese Lage gebracht. Eigentlich Dinge, die wir von Politikern erwarten.

Meine Analyse ist persönlich und fiktiv. KT hat 2002 mit der Diss begonnen, die nach einer fachlichen Einschätzung, die ich heute gelesen habe, ein großer ambitionierter Wurf werden sollte. Er war irgendwann zeitlich und/oder intellektuell überfordert. Das passiert vielen Doktoranden, gerade in unserem akademischen Promotions-System ohne echte Betreuung und Austausch. Dann rollte die Lawine aus Ehrgeiz und der Unfähigkeit ein Scheitern sich einzugestehen - gerade weil es nach dem Gefühl des Promovenden die mangelnde Zeit war, denn Unfähigkeit gesteht sich niemand ein.

Als nächstes kommen die Netzwerke und Helferlein, die die Entlastung bieten sollen. Bis zu einem gewissen Grad ist Unterstützung durchaus erlaubt. Wenn KT sich nicht durch Bibliotheken gequält hat, sondern die relevante Literatur sich vorsortieren ließ, ist das noch o.k. Jedoch verstärkt Zeitnot die Bereitschaft über die erlaubten Grenzen hinaus, eine Dissertation durch fremde Hände wachsen zu lassen. Bundestag, Wahlkampf, ab 2005 Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss, Mitgliedschaften in außenpolitischen Thinktanks, usw.

Das ist ein fließender Prozeß. Von der Promotionsunterstützung zur inhaltlichen Vorarbeit durch Dritte, bis zum Ghostwriting. Ich glaube KT, dass er das nicht vorsätzlich wollte. War wohl ein für ihn am Ende nur noch ein lästiges Projekt, mit niedriger Priorität, das irgendwie zu Ende gebracht werden musste. Was jedoch natürlich die Verfehlung nicht besser macht. Da ist ihm die Kontrolle über etwas entglitten. Ein Grund, ihn nicht mit der sensiblen und wichtigen Aufgabe des Verteidigungsministers zu betrauen.