Es guttenbergt schon wieder ministrabel

Irgendwie überrascht einen so eine Geschichte, obwohl sie sehr haarsträubend ist, inzwischen gar nicht mehr. Delikat: Das Problem war bekannt, aber man machte es klein an der Uni.

Freitag, 5. August 2011, 15:53, von donalphons | |comment

 
Betr.: Bill d u n g
Hir is Sachsn; in Bildung sin morr gans vorne. Jednfalls mid dabei!

Da spielt s keene Rolle, ob unser Kulterminister ä Dokter, ä Nidokter oder äh, äh, E Undokter is.

Is Ihn das Wort von dorr Einmischung in fremde Angelegnheiden E Begriff? Mir sinn oh ä Freischtaat!!!

Höflischsdn Grus!

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Everybody knows the best nuts come from Saxonia
Anstatt mit dem Finger auf adlige Gelfrisuren oder liberale Blondinen zu zeigen (die Journaille) oder den Untergang des aufgeklärten Abendlandes zu beschwören (der Wissenschaftsbetrieb) sollten sich beide (die Journaille und der Wissenschaftsbetrieb) vielleicht mal mit der Frage beschäftigen, wer denn diese intellektuellen Minderleister promoviert hat. Und warum.

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Geht's schon wieder los?
à la: Die Betrüger sind unschuldig, ...nur die pöse Presse! die Gutachter! die Uni! das VroniBlog! alles nur Neider! Einmischung! Achja: ...und die Sozis, Grünen & Linken sowieso!

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ahe meister jeeves warum bei dem thema immer schaum vorm mund ?
nebenan sind sie ja auch schon etwas lauter geworden. Es ging auch im DEM Blog nicht darum die Betrüger reinzuwaschen sondern darum, zu zeigen warum es schwierig ist (unter gegebenen Mitteln des Unibetriebs) ihnen auf die Spur zu kommen (also allen, nicht nur denen im politbetrieb).
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und wenn ich den post von fooldc richtig deute dann geht es ihm auch nicht um die reinwaschung der betrüger sondern um das erstaunlich geringe Interesse eben jener Presse an den Verquickungen zwischen Politik und Wissenschaft, die ja noch ein besonderes geschmäckle hat ...

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Schaum?
ich rekapituliere, was man in Kommentaren so liest: wen angeblich alles Schuld trifft: Linke würden ja nur die Gegenseite denunzieren; die armen, überlasteten, prüfenden Profs haben's ja so schwer, Betrug zu erkennen; die Uni hatte die entsprechenden Computerprogramme um Plagiate zu erkennen noch nicht; etc. ... und der eigentliche Betrug und der Betrüger tritt dabei etwas in den Hintergrund, sein Betrug wird relativiert und dabei recht klein, fast entschuldbar.

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Rekapituliere, was du willst. Aber interpretiere nicht etwas in meinen Kommentar, was da nicht steht, etwa der Baron und die Blondine seien unschuldig. Ich will nicht relativieren. Es schien mir nur angebracht, darauf hinzuweisen, dass für meinen Geschmack zu wenig darüber geredet wird, welche Rolle der Doc im Berufsleben generell spielt, warum Karrieristen wie Blondi und Chatzi promovieren und warum es selbst für maximal mittelmäßige Dissertationen einen Titel gibt.

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Jawoll, Herr Lehrer!
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Nicht gemerkt, dass ich Sie im besonderen oder speziellen gar nicht meinte?
(Obwohl auch Sie Schuld auf Unis/Profs schieben. Letztlich ist der Täter der Täter, nicht der Betrogene, auch wenn er sich doof anstellte)

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und genau an der stelle ists etwas tricky... ist das, was wir da beobachten alles fahrlässigkeit durch die prüfer oder kann man in einigen fällen schon von Beihilfe sprechen ... ?

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Keine Beihilfe, sondern Förderung. Das macht es ja auch für die Betroffenen so schwer, ein eigenes Fehlverhalten zu erkennen. Aus ihrer Sicht und ihrem Verständnis haben sie sich konform mit den Regeln der Uni verhalten. Dies wurde ihnen a auch direkt oder undirekt - durch Nichtstun - von den Doktervätern/müttern, Gutachtern, Prüfungskommissionsmitgliedern und andere Angehörigen der Scientific Community bestätigt.

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Diese armseligen Dissertationen sind ja nur die Spitze des Eisbergs. Ich war mit der Generation der Guttis, Blondis und Chatzis auf der Uni. Schon damals hat es mich abgestoßen, mit welchen Minimalleistungen einige Kommilitonen ein "vorbildliches" und stromlinienförmiges Studium hingelegt haben. Copy & Paste war – zumindest bei Hausarbeiten – Alltag.

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Bei uns nicht. Ich habe einmal versehentlich beim Abtippen eines Peter M. Blau Zitats eine Zeile vergessen. Beim Korrekturlesen fiel mir das nicht auf, weil der Satz an sich trotzdem korrekt war. Das gab kräftig Punktabzug bei der Referatsnote, der Dozent hatte meinen Irrtum im Gegensatz zu mir bemerkt. Und es mir hinterher gesagt.

Einem Kommilitone war in seiner Magisterarbeit ein Fehler bei einer Fußnote unterlaufen, er hatte sich ein Makro geschrieben, das alle Literaturangaben in den Fußnoten gleich für das Literaturverzeichnis erfasst. Bei einer Fußnote hatte er das Makro nicht richtig angewandt, der Titel tauchte deshalb im Verzeichnis hinten nicht auf. Der Prof hat es gemerkt, es war mit ein Grund, warum er nur eine 2,3 auf die Arbeit bekam. Wobei dieser Prof die Note zwei nur höchst selten vergab, einsen gab es sowieso nicht. Vermutlich haben jener Kommilitone und ich das Kontigent an zweien für den Rest des Jahrhunderts damals schon ausgeschöpft.

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Gab auch andere Beispiele. Ich habe 2 akademische Abschlüsse und eine Promotion mit 4 nur schriftlichen Prüfungen und 7 mündlichen Prüfungen, inkl. Disputation, bekommen. Alles renomierte Universitäten und mit sehr guten Noten. Irgendwoher muss ja das legendäre "Studentenleben" seinen Ursprung haben. In den 90er Jahren wurden die Zügel angezogen und die Studienordnungen auf die Erzielung vermeintlicher "Qualität" getrimmt, mit Pflichkursen vollbepackt, mit Prüfungsorgien unterfüttert und die Angst vor der Auslese im Berufsleben geschürt.

Dass Deutschland bei der Umsetzung der Bologna-Reformen führend in der EU ist, ist nicht nur der deutschen Gründlichkeit geschuldet. Die Voraussetzungen wurden vorher geschaffen.

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Das war an meiner Uni schon in den 1980ern anders, im Hauptfach musste man für jeden Schein im Grundstudium Referat halten und schriftlich abgeben, Thesenpapier sowie mehrstündige Klausur. Die Anwesenheit wurde per Unterschriftenliste überprüft, im kurzen Sommersemester durfte man maximal zweimal fehlen, im Wintersemester dreimal (was ich allein schon deswegen fast immer ausschöpfte). In einem der Nebenfächer stand für jeden Schein im Grundstudium ein Colloquium zu dritt, viert oder fünft an, im Hauptstudium dann Referate und Seminararbeiten.

Von den 20 Leuten meines Jahrgangs im Hauptfach haben es nur drei überhaupt zum Examen geschafft. Einer hat zwei Wochen vor Abgabe die Magisterarbeit geschmissen, keine Ahnung, ob der später noch eine zweite geschrieben hat. Ich weiß aber von zwei Leuten, die an dem Institut zwei Magisterarbeiten schrieben, weil sie beim ersten Mal durchfielen, es gab aber noch mehr Fälle. Und das waren alles keine Leute, die im Studium schlecht gewesen waren. Einer war sogar mal Hiwi am Institut.

Solche Leute wie Guttenberg und Co hätten dort keine Chance gehabt. Die hätten die schon vorher aussortiert. Dazu haben die einfach viel zu sehr gesiebt und die Leute wohl auch abgeschreckt. Wer das Fach studieren wollte, musste das schon sehr wollen.

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Nachtrag

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