Die Mauer wiederhaben

wollen angeblich 25% der Westdeutschen - nichts leichter als das. Die Mauer ist zwar inzwischen physikalisch weg, aber ihr Raum und ihre Spuren sind immer noch da.



Aufgerissene Hinterhöfe, Mauern ohne Fenster, wie mit dem Messer abgechnittene Gebäudekomplexe, dazu die untrügliche Mischung aus DDR-Braun und frisch restauriert - auch wenn die Mauer weg ist, sind die Unterschiede überall erkennbar. Wegreissen heisst nicht, dass da etwas Neues an der Stelle entsteht. Der nötige Raum ist also da. Zum Beginn könnten sich die 25% Idioten und die entsprechenden Ost-Deppen zusammen als menschliche Mauer dort postieren. Einen Winter, oder zwei. Ich bringe dann auch Tee vorbei. Ab und zu.

Dienstag, 29. März 2005, 01:10, von donalphons | |comment

 
...aber die olle Aldi-Hütte mit vorgelagertem Riesenparkplatz ganz rechts im Bild ist ja schon da... die würden unsere 25% natürlich noch schnell vorher eingemeinden. Sowas Gutes aber auch...

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Da kriegen sie dann ihre Salmonel äh Buletten her. Die gute Berliner Bulette aka Trotzkis Rache. Wie meinte nicht der Ober-Iwan beim Abzug aus Berlin? "Wenigstens keine Buletten mehr."

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... wenn Don über Berlin schreibt, ist es genauso verklärt-reisserisch-falsch wie so mancher Patalong-Artikel.

Wenn ich in Mun vom Flughafen per S-Bahn Richtung Innenstadt fahre, sehe ich keinen Unteschied zu Ber und zum Bild.

Irgendwas schlimmes muss Don in Berlin mal passiert sein, dass er so einen Hass entwickelt hat.
Hey, es ist einfach eine Stadt. Mehr nicht !

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Als der Osten zusamenbrach, weilte ich im Nahen Osten und bekam von alldem nichts mit. Als Araber mich fragten, was ich über eine deutsche Wiedervereinigung denke, konstruierte ich mir ein abstruses die-vergleichen-wohl-Palästina-mit-Deutschland-Modell. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Fiktion nicht besser gewesen wäre
:-)

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Hier mal die Konsequenzen ueberdenken ...
... das hiesse ja, dass ich in Bonn mit Selbstmordattentaetern aus der Mark Brandenburg rechnen muesste - "Plastesprengstoff" unterm ballonseidenen "Draeningsanzug" und dann auf der Museumsmeile ...

Auch um den schoenen neuen Posttower waere mir bange.

Nein, dass will ich nicht.

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Um Himmels willen!

Nein, das meinte ich nicht. Selbstmordattentäter gab es damals gar nicht, die Intifada beschränkte sich aufs Steine werfen, aber anyway, das meinte ich überhaupt nicht mit "Fiktion besser gewesen wäre", sondern dies: Die Wiedervereinigung hätte nicht stattgefunden, in der DDR hätte es eine gepflegte Perestroika gegeben, und sie wäre heute ein Land wie Polen oder Tschechien. Die Vorteile des Sozialismus, wie Raketenkreuzer oder Atomuboote, die den westlichen Kapitalismus vor den gröbsten marktliberalen Provokationen abschrecken, wären weiterhin in Kraft.

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Ach, so - dann ist es gut. In der Tat waere das so eine Runde Sache.

Auch mit dem latenten Faschismus in einigen Regionen (siehe etwa Sachsen) liesse sich so sehr viel entspannter umgehen - man haette ja noch das recht effektive Instrumentarium einer aufgeklaerten Diktatur zur Verfuegung um solcherlei Abberationen abzustellen.

So kann man arbeiten.

... und mein Posttower bleibt heile.

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Gepflegte Perestroika
Darf ich fragen, was Ihr unter einer 'gepflegten Perestroika' versteht? Mit keiner noch so gepflegten Perestroika kann man ein System aufrechterhalten, das in allen wichtigen Bereichen am Ende ist. Das System des westlichen Kapitalismus wird durch 'gepflegte Reformen' auch nicht zu retten sein :-)

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Gepflegte Perestroika wäre es gewesen, wenn die DDR sich auzs eigenen Kräften erneuert hätte, anstatt einen reinen Anschluss an die BRD vorzunehmen. Das Zeitfenster für die Wiedervereinigung war damals eng. Hätte Gorbatschow sich nicht aufgrund akuter Sezessionsprozesse im Kaukasus unter Druck gesetzt gefühlt, hätte es keine sowjetische Zustimmung zu einer deutschen Einheit gegeben. Dass der osteuropäische Staatskapitalismus am Ende war, ist sicher. Nur lässt sich ein Gesellschaftssystem auch nicht wie ein insolventes Unternehmen betrachten - die USA sind der höchstverschuldete Staat überhaupt mit dem größten Handelsbilanzdefizit weltweit. Insofern wären Alternativen zum Geschehenen möglich gewesen. Ich bin immer noch der Meinung, dass Geschichte gemacht wird.

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"keine Atempause...Es geht voran!"

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Gepflegte Perestroika
geht nicht ohne Reisefreiheit. Wie willst Du gepflegte Perestroika mit Selbstschussanlagen vereinbaren? Beim damals geltenden Asyl- und Aufnahmerecht wären die Leute zu Hunderttausenden in die BRD geflüchtet.

Che, ich bin im Oktober 1989 auf den Demonstrationen durch Dresden gelaufen und habe als Antwort auf die Ungarn-Ausreisewelle mit sehr vielen anderen gerufen: "Wir bleiben hier". Wir wollten gepflegte Perestroika machen. Aber wir waren sehr bald in einer ganz kleinen Minderheit. Am 18.März, bei den ersten freien Wahlen, hatten die aktiven "Wir bleiben hier und ändern etwas"-Vertreter einfach keinen Rückhalt mehr.

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Die Pfleger der Perestroika
Selbstschussanlagen sind mit gar nichts positiv zu Bewertendem vereinbar. Stefanolix, Du hast ja recht - aber hättet Ihr kleine Minderheit das Sagen bekommen, wäre die heutige Situation eine Bessere. Die normative Kraft des Faktischen anzuerkennen heißt nicht, das Denken von Alternativen aufzugeben. Auch wenn es sinnlos ist, historische Geschehnisse zu kritisieren, so hätte es doch auch ganz anders kommen können, und dieses hätte-kommen-können als Perspektive nicht zu verlieren, erhält eine gewisse Handlungsfähigkeit für die Zukunft. Nicht im Sinne von Rückwärtsgewandtheit oder Traditionalismus, sondern im Sinne der Fähigkeit, die Geschichte als formbaren Prozess und das Ergebnis von Tat und Erfahrung zu behandeln.

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@ kay: Das hier erhebt keinen Anspruch auf Objektivität. Wer das nicht kapiert und meint, er könne zu Wochenstart ausgewogene Zeitungsverichte erwarten, wird hier nicht glücklich - und das ist eine objektive Wahrheit.

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Das jetzige Gesellschaftssystem wird über kurz oder lang Antworten finden müssen: auf die demographischen Probleme, auf die Probleme des Gesundheitswesens und auf die Probleme der Umwelt. Dass die Antworten zwangsläufig in die Richtung gehen müssen, über die wir oben gesprochen haben, scheint mir relativ klar. Nur ist das wiederum der breiten Mehrheit nicht klar und nicht zu vermitteln. Änderungen gibt's hierzulande nur nach den ganz großen Katastrophen.

Auf die Dauer wird zum Beispiel ein profitorientiertes Gesundheitssystem, in dem der Arzt Unternehmer ist, scheitern müssen, weil sich immer mehr Unternehmer immer weniger Geld teilen werden. Wenn aus demographischen und ökonomischen Gründen weniger Geld zur Verfügung steht, wird es den Ärzten immer schwerer oder unmöglich, ihren Beruf verantwortungsvoll auszuüben. Alternativen? Das Wort "verstaatlicht" ist hoffnungslos diskreditiert und ich finde jetzt auch kein besseres Wort für das, was ich meine. Vorschläge?

In der Informatik haben wir die Antwort mit OpenSource vielleicht gefunden. Aber wir wissen auch, dass sich OpenSource in einem profitorientierten System behaupten muss und dass OpenSource ohne Sponsoren, professionelles Marketing und bezahlte Arbeitsmöglichkeiten für die Hauptakteure verloren ist.

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@stefanolix: "Vergesellschaftet" trifft es besser als "verstaatlicht", das Modell wäre eher eine Genossenschaft, oder auch eine AG mit Belegschaftsaktien (und nicht die Anwaltssozietät, die modeste mal zu dem Thema einfiel). Ich denke hier allerdings weniger an das Gesundheitswesen als vielmehr an die eigentliche, produzierende Industrie.

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Vergesellschaftet
lag mir auch auf der Zunge. Aber das Wort kann man genauso wie "verstaatlicht" nicht sehr gut verwenden, wenn man für eine Idee wirbt :-) -- Im Gesundheitswesen wären es IMHO Polikliniken, die quasi in freier Trägerschaft und nicht profitorientiert agieren.

In der produzierenden Wirtschaft sollten Eigentümeranteile der Belegschaft meiner Meinung nach eine größere Rolle spielen. Das löst aber nur bedingt die Probleme der Sozialsysteme. Wenn Du im Nahen Osten gelebt hast, dann hast Du vielleicht Erfahrungen mit dem Kibbuzim-Prinzip?

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Von Kibbuzim verstehe ich wenig, ich weiß, wie die früher waren und dass sich ihr Charakter sehr stark verändert hat. Was die Sozialsysteme angeht: Die wären besser bezahlbar, gäbe es eine höhere Staatsquote. Ich denke da an staatliche Industrien 0der Beteiligungen, die dem Staat ein anderes Einkommen als das aus Steuermitteln sichern. Bedingung müsste sein, dass diese Unternehmen wirklich profitabel sind und keine bürokratischen Geldschluckmaschinen. Die Eigentümeranteile wären in diesem Sinne eventuell ein nützliches Regulativ, sichern sie doch unmittelbar ein Interesse der Belegschaft an der Profitabilität des Unternehmens.

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得扔掉 灌漿 !
Übrigens, zum Thema "Die Mauer muss weg": http://www.schwarzaufweiss.de/peking/mauer.htm

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25 Prozent ...
... der Westdeutschen wollen also "die" Mauer wieder. Und der Rest? Wollen die etwa eine noch höhere?

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Die endgültigeTeilung Deutschland ist unser Auftrag
sagt zumindest Chlodwig Poth. Diesmal wird aber anders geteilt: Bayern kommt an Italien, Württemberg und Schwaben an die Schweiz, Baden und das Saarland an Frankreich, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vollpommern an Polen und die Oberpfalz an Tschechien. Franken wird eigenes Bundesland, Hamburg oder Frankfurt wird Hauptstadt.

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Und Österreich soll gar nichts haben?

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@che2001: Na, dann bin ich ja froh, rechtzeitig nach Hessen ausgewandert zu sein. Als Schweizer hätt ich mich dann doch nicht gesehen. Gruezi!

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@modeste: Als Bayernbeauftragter hat Don zu entscheiden, ob Bayern nun mit Südtirol oder mit Österreich vereinigt wird. Denn über Südtirol, da lacht die Sonne, über Österreich lacht die ganze Welt.

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... es war doch nicht alles schlecht in der ddr
sagt der volksmund im beitrittsgebiet, und ist auch ein seltsames phänomen

link: http://www.ddr.glauchau.de/

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