: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 18. März 2005

Steilvorlage für Morgen beim Spiegel

Das hier. Eine Spiegeltochter druckt den Aufsatz eines Professors über ein Projekt einer Firma (Singapore Airlines) ab, für die er laut Aussage seiner eigenen Seite als Berater angegeben ist (ohne dass das jenseits der unkritischen Schleimerei Berichterstattung klar werden würde).

Das Problem lag schon bei der englischen Ausgabe vor, die den Artikel ebenso enthalten hat - aber das ist keine Entschuldigung.

[UPDATE:] Ganz nebenbei enthält der Artikel noch eine grenzwertige Behaupung, Zitat:

"Stellen Sie sich eine Fluggesellschaft vor, bei der Passagiere [...] in weniger als 60 Sekunden mühelos Check-in, Zoll, Sicherheitskontrolle und Boarding passieren können [...] Singapore Airlines (SIA) und der Changi Airport arbeiten an einem solchen System [..] Im November 2004 begannen SIA und der Airport mit 9000 Vielfliegern einen sechsmonatigen Pilottest ihres Angebots "Fully Automated Seamless Travel".

Aha. Nur zu doof, dass es so einfach wohl doch nicht ist, laut Betreiber:

While the normal process may take between 8 and 15 minutes, the FAST traveller will be cleared in less than 2 minutes at the dedicated FAST lane.

Stellen Sie sich vor, sie werden in der Performance eines Systems um 100% angelogen... und wie liest sich das dann? So:

Die Möglichkeiten der Biometrie [...] werden unserer Meinung nach weniger durch Technologie, gesetzliche Vorschriften oder die öffentliche Akzeptanz begrenzt als durch mangelnde Fantasie.

Zum Glück gibt´s ja noch das Manager Magazin.

... link (10 Kommentare)   ... comment


Hurricane AG weggeblasen

Ach ja, Kapitalanlage ist ein wunderbares Thema - zu Beginn. Menschen mit viel Vermögen und nicht allzu viel Intelligenz treffen in gediegener Atmosphäre auf junge Leute in sauber geschnittenen Anzügen, schämen sich etwas für ihre verbeulten Hosen, lassen sich den Mund wässrig machen, bekommen dann meist noch ein Bonbon oben drauf, und schon kann der Fond sein Closing verkünden, der Deal ist gemacht, das Steuersparmodell kann gebaut werden. Und dass es sogenannte Kickbacks gibt, ein wahrhaft grosses Thema, das erzählt ihnen natürlich keiner.

Ich war mal mit einer Nobelanwältin unterwegs, die einen Anruf von einem Klienten bekam - Geld ohne Ende, aber leider das Hirn im Alter zwischen 20 und 40 weggekokst, und der las ihr dann über Freisprechanlage den Vertrag vor - faktisch hatten seine Partner reingeschrieben, wir dürfen nur soundsoviel nehmen, wie das Gesetz erlaubt, aber hintenrum gestehst Du uns weitere soundsoviel mal 2 zu. Zum Glück war es Winter, Cabriofahren ging nicht, sonst hätte die halbe Leopoldstrasse die Schmerzensschreie einer bekannten Persönlichkeit der besseren Gesellschaft Münchens mitanhören können. Es dauerte etwas, bis er sich von seinem fassungslosen Gestotter befreit hatte, aber dann ging es 5 Ampeln sotto voce, eine richtige Stretta, Rossini hätte es nicht besser hinbekommen, diesen galoppierenden Irrsinn, und die Nobelanwältin neben mir trat dabei noch gehörig aufs Gaspedal, um zu retten, was dann letztendlich nicht mehr zu retten war.

Ich kann nur vermuten, dass sich bei der Hurricane AG ähnliche Geschichtenaus dieser Wunderwelt steuersparende Kapitalanlagen ereignet haben. Hier dreht es sich allerdings um eher mittelprächtige Immobilien; die Geschädugten dürften also eher ein paar Nummern kleiner als der Brüllaffe damals im Cabrio sein. Manche dürften schon geahnt haben, dass da nicht alles optimal läuft, und jetzt bkommen sie hiermit traurige Gewissheit: Die Hurricane AG macht nur noch Zahlenspielerei beim Amtsgericht, und das Ergebnis lautet 910 IN 1440/04.

Ich habe eine gewisse Vorstellung von den Szenen, die jetzt in den Kanzleien ablaufen. Die einen werden immer noch sauber geschnittene Anzüge tragen, und die anderen verbeulte Hosen haben. Und etwas weniger Geld als früher.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Das ziehen wir ganz gross auf.

Gigantisch. So ein XXXXXL-Banner, dass allen die Augen rausfallen. Dagegen sind die Kirchenverkleidungen ein Witz, so gross wird das. Big Spaces for Big Business.



Und wenn sich die kaputten, grauen Wände nicht noch ein paar Blocks weiter nach Norden erstrecken würden, wenn das Publikum hier Geld zum Ausgeben hätte, wenn hier nicht jeder schauen würde, aus dieser kaputten Ecke weg zu kommen, dann wäre das vielleicht sogar eine Idee, mit der man einen Kunden für das ganz gross aufziehen finden könnte.

... link (1 Kommentar)   ... comment