Es hiess mal Alma Mater

Als ich meine Besuche an der Uni 2003 von regelmässig auf sporadisch umgestellt habe, hatten sie in dem Fach gerade erst den Bachelor eingeführt. Es war sowas wie eine Spätfolge der New Economy, in der alle Arschkrampen der Unternehmerzunft die Politiker beschrieen, man bräuchte für globalisierte Billigmärkte auch globalisierte Abschlüsse. Eine hübsche Vorstellung angesichts des Umstandes, dass die Praktika nach dem Abschluss mangels Geld natürlich genauso in Deutschland stattfinden, wie die Besuche beim Arbeitsamt. Wer einmal einen Monat im bett einer Erasmus-Studentin den Winter in Lassabon genossen hat, weiss ohnehin um die wahre Bedeutung des internationalen Wissenschaftsaustauschs, der sich mehr in Körpersäften denn in Lehrinhalten äussert. Wird man bildungspolitisch in 20 Jahren zurückschauen auf diese Phase der Umstellung, wird man diese Kretins zur Hölle wünschen. Die modernen Arschkrampen sagen jetzt, dass die leute nicht gut genug ausgebildet sind und deshalb Runden als Interns schieben müssen. Und die Lehrkörper kotzen zurecht ab, wenn sie sehen, was das mentalitätsmässig für Folgen haben kann: Man gibt ihnen bei der marktbereitmachung auch gleich noch die naturprallen Tschackaaah-Personalities mit, als würde man sie für ein Businessformat bei N24 casten. Schlechtere Leistung bei geringeren Entstehungskosten für einen überfüllten Arbeitsmarkt mit hohen gesamtgesellschaftlichen Folgekosten.



Es ist ja nicht so, dass die Leute das nicht begreifen: Bei den Ausbildern herrscht der Zynismus des Alters, bei den Studenten der Zynismus des Sozialdarwinismus, und dahinter die nackte Angst. Man muss nur mal reingehen in so ein Seminar, und den Leuten sagen, was da draussen wirklich los ist: Alles dabei von den ausgefallensten Verdrängungsmechanismen über Depression bishin zur SS-Mentaliät, der gnadenlos zelebrierten Bereitschaft, sich unterzuordnen und das System zu verteidigen. Jeder, der sich ein wenig damit beschätigt hat weiss, dass Bachelor und Master hierzulande ein Griff ins Klo sind, kein Job wird dadurch besser bezahlt und keine Rente sicherer, das Bruttosozialprodukt steigt nicht und die Akademikerschwemme wird auch nicht besser. Aber die, um die es geht, finden das alles super, weil sie Deppen sind und keinen Ausweg haben. Ich bekomme jedesmal Lust, ihnen Voltaires Candide als Hardcover um die Ohren zu hauen, diesen Dummbratzen in der besten aller möglichen Welten. Denn lesen werden sie ihn nicht, es gibt ja kein Executive Summary. Nich nicht mal das Script dafür kann man downloaden, und Google spuckt bei den ersten 5 Treffern auch nichts Gescheites aus, ist also uninteressant.



Das schönste aller Pseudoargumente der Zukunftshoffer ist dann: "Aber Sie haben es doch auch geschafft". Klar. Als Langzeitstudent, mit Studienortwechseln, mit viel Spass und im Bewusstsein, dass ich meinen Magister später in eine Schublade tun und nie wieder brauchen würde. Mit vielen Zufällen, weil ich ein paar mal am richtigen Ort war, weil ich einer von "denen" sein kann, wenn es sein muss , und weil ich nach all der Zeit in diesem Abgrund inzwischen gelernt habe, mit der dauernden Unsicherheit nicht nur umzugehen, sondern auch daraus Profit zu schlagen. Das Problem ist nur: Auf einen Gewinner kommen fünf Verlierer, und der Gewinner erhält als Preis massig Hotelaufenthalte im Randbereich der grossen Städte, wo er allein mit anderen Arschkrampen in unterkühlt wirkenden Speisesälen sitzt und innerlich abkotzt über das, was er die 12 Stunden vorher erlebt hat. Draussen vor dem Fenster starrt ihn die Ödnis einer noch unbebauten Projektfläche an, für weitere schwer vermietbare Büros, die im gleichen "Wir machen das"-Wahn hochgezogen werden, der sie schon durch das Studium treibt. Nur sagt denen das keiner so direkt.

Warum auch. Ist doch alles prima, das Ministerium ist zufrieden, die Wirtschaft will noch mehr, und den Rest ergruscheln (TM) wir uns auch noch, irgendwann.

Donnerstag, 14. Dezember 2006, 23:13, von donalphons | |comment

 
Sehr gut beobachtet und in Worte gefasst. Ich bin begeistert.

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Ist Ihnen einmal in den Sinn gekommen, dass der Bologna-Prozess (Angleichung der Universitätsausbildung innerhalb der EU auf einen gemeinsamen Standard), welcher übrigens 1999, also noch vor dem New-Economy-Boom und -Crash beschlossen wurde, sehr viele positive Effekte hat?
Vergleichbarkeit der Abschlüsse, erleichterte Studienortswechsel ins Ausland, Erweiterung des Arbeitmarktes für nur in Deutschland ohne weiteres akzeptierte Diplom- und Magisterabschlüsse auf die gesamte EU, Steigerung der Attraktivität der EU-Hochschulen für Nicht-EU-Bürger uvm. um nur einige zu nennen?
Denken Sie wirklich, dass angesichts eines Mangels an hochqualifizierten Arbeitnehmern an Hochschulen nur teure Arbeitslose "produziert" werden? Vielleicht sollte man darüber nachdenken ob das Land wirklich so viele Soziologen, Architekten oder meintwegen auch Kunsthistoriker braucht und nicht ein paar mehr Ingenieure. Aber die Zahlen u.a. eine Akademikerarbeitslosigkeit von 4%, die somit als strukturell bezeichnet werden kann, sprechen eine andere Sprache als Sie. Die Generation Praktikum existiert nicht für alle Studiengänge. In den Ingenieurwissenschaften, der Medizin, den Wirtschaftswissenschaften und einigen Naturwissenschaften ist sie so gut wie nicht vorhanden. Das sollte man bei seiner Studienwahl eben auch einmal berücksichtigen. Und selbst wenn Stellen knapp wären - ist es dann nicht eine gute Idee, einen zumindest EU-weit vergleichbaren und ohne Probleme anerkannten Abschluss zu haben, um dort Arbeit zu finden, wo Arbeitskräfte gesucht werden? Natürlich braucht man dazu Sprachkenntnisse und ich kenne eigentlich keine Institution, die das besser vermittelt als der Erasmus-Aufenthalt. Vielleicht geht es da weniger um straffes Lernen als vielmehr um Erfahrungen und das Kennenlernen anderer Menschen, Länder und Sichtweisen?
Und natürlich darf auch der Spaß nicht fehlen, den Sie ja nach eigenem Bekunden selbst auch während ihres Studiums hatten.

Die Welt der Studierenden und Hochschulabsolventen ist bei weitem nicht so schwarz wie Sie sie malen. Und wir sind auch bei weitem nicht so "merkbefreit" wie Sie uns vorwerfen zu sein. Wir haben nur zu gewissen Dingen andere Ansichten als Sie, was vielleicht aus einem Unterschied in der Sozialisation resultiert.
Jedenfalls sollten Sie sich einmal fragen, ob die Tatsache, dass die übergroße Mehrheit der Studierenden sich nicht für ihre teilweise sehr apokalyptischen Thesen (u.a. zum Thema StudiVZ) interessiert, wirklich daran liegt, dass wir alle zu doof sind zu begreifen und zu sehen was Sie schon lange sehr viel besser wissen als wir. Vielleicht sind es nicht die dummen Studenten, sondern ihre Ansichten die nicht zur Realität passen. Akzeptieren Sie doch einfach, dass wir anders ticken als Sie und trotzdem Erfolg haben werden.
Aber die Fähigkeit sich selbst inFrage zu stellen scheint nicht zu ihren Stärken zu gehören, genausowenig, wie Sie Kritik an Ihren Thesen ertragen können oder sogar veröffentlich sehen können. Wahrscheinlich wird mein Beitrag hier auch sehr schnell wieder gelöscht, denn er würde ja das Bild der zujubelnden Jünger stören. In diesem Fall schiebe ich ihr meiner Meinung nach ziemlich dämliches Verhalten zu Recht auf ein Phänomen, dass Sie selber geißeln: der Zynismus des Alters.

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Die angeblich positiven Auswirkungen des Bologna-Prozesses finde ich nicht besonders relevant. "Vergleichbarkeit der Studienabschlüsse" -- in welcher Hinsicht denn? Es findet eine quantitative Angleichung statt, soweit es den Umfang des Stoffes betrifft, der für BA und MA vermittelt wird. Aber qualitativ? Ist ein BA aus Oxford jetzt vergleichbar mit einem aus Clausthal-Zellerfeld? Wohl eher nicht. Da muß man sich, wenn man wissen will, wie vergleichbar das alles ist, weiterhin die Mühe machen, nachzusehen, wer dort was lehrt und was davon der Kandidat gehört hat, mit dem man es zu tun hat.

Die Schattenseiten des Bologna-Prozesses sind größer. Der BA ist, das muß man so deutlich sagen, verglichen mit dem alten Diplom oder Magister ein Dünnbrettbohrer-Abschluß. Da hat man in ein Fach mal hineingeschnuppert und ist oberflächlich gebildeter Laie, aber viel mehr auch nicht. Schlimmer ist die Verschulung des Studiums, die soweit geht, daß sich Studenten neuerdings beim Studentensekretariat ihrer Universität individualisierte Stundenpläne abholen können. Und dabei geht dann alles verloren, was ein Studium mal ausgemacht hat. Die Freiheit, das damit verbundene Risiko -- alles weg. Stattdessen drei, vier Jahre länger Schule. Hier verwandeln sich Universitäten in Fachhochschulen, und wenn man das sieht, dann kann einem nur das Herz bluten.

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@lemar: Mit Verlaub, aber die Mär, daß man Kusthistoriker mit Bedarfsrechnungen dazu bringt, Maschinenbau oder Ingenieurswissenschaften zu studieren, die funktioniert ja nun seit Jahrzehnten nicht. Immer ist irgendwo ein Bedarf, und immer studieren die Leute dann dummerweise was anderes. Ich übrigens auch. Weil ich nichts anderes kann. So einfach ist das.

Arbeitslos bin ich aber eher nicht. Überarbeitet trifft es schon eher. Weil ich nämlich zu den wenigen Leuten gehöre, die Dinge wirklich richtig ganz können, und nicht nur so halb. Wie die, die durch irgendwelche Module durchgejagt werden, um dann einen halbherzigen und halbhirnigen Abschluß auf ihr Revers pappen zu können. Hauptsache Schein. Hauptsache EU-konform.

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@statler

Warum neigen so viele Menschen immer dazu Äpfel mit Birnen zu vergleichen? Clausthal-Zellerfeld und Oxford - gibt es nicht noch ein extremeres Beispiel? Der Hang dazu sich auf die Ausnahme zu stürzen und diese dann als Hauptargument zu benutzen ist echt sensationell!
Dassselbe mit Diplom-Bachelor: Der dem Diplom ebenbürtige Abschluss ist der Master. Der Bachelor nur ein Schritt dahin. Und warum sollte nicht auch in Deutschland ein System funktionieren, dass in den auf dem wissenschaftlichen Gebiet viel erfolgreicheren Anglo-Amerikanischen Ländern schon seit Jahrzehnten reibungslos klappt?

@andreaffm
ich sprach nicht von "dazu bringen". ich sagte es sollte in die überlegung einfließen. die ingenieursausbildung zählt zu deutschlands stärken. trotz sicherer arbeitsplätz, hoher gehälter und guter aufstiegsmöglichkeiten sinken die zahlen derer, die sich für einen solchen beruf entscheiden. das verstehe ich nicht. irgendwo (evtl. schule?)werden da falsche anreize gesetzt und/oder ungenügend informiert.
aber ist doch gut, wenn sie etwas gut können. es soll ja auch keiner zu etwas gezwungen werden, außer vielleicht zum nachdenken über die eigenen möglichkeiten!

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Warum das nicht funktionieren wird? Ganz einfach: Weil der BA der Regelabschluß ist, nicht der MA. Zum MA wird nur ein Bruchteil der BA-Absolventen überhaupt zugelassen. Was wir nach dem Bologna-Prozeß haben, ist ein effizientes System, um Bildungsabschlüsse zu produzieren -- aber kein effizientes System, um Bildung zu produzieren. Denn der größte Teil der Absolventen wird mit dem BA, einem bestenfalls Fachhochschul-äquivalenten Abschluß, vor die Tür der Alma Mater gesetzt.

Diese Systemumstellung wird, dessen muß man sich bewußt sein, die Bildungsqualität eines durchschnittlichen Studenten drastisch verschlechtern. Es geht hier um Politik mit Statistik: In ein paar Jahren werden sich Bildungspolitiker hinstellen und ihre Leistung bejubeln, die Zahl der Hochschulabsolventen erhöht zu haben, und das alles bei kürzeren Studienzeiten. Aber nur die happy few, die zum Master zugelassen werden, die landen dann so etwa auf dem Niveau des alten Diploms, vielleicht ein wenig höher.

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@ statler
Ich finde Ihre Skepsis einleuchtend nur zeigt mir der Blick in Länder, in denen das gleiche, bzw. ähnliche Bildungssystem bereits sehr lange erfolgreich läuft, dass da auch nicht das Abendland untergegangen ist. Eher im Gegenteil.
Wenn ein BA-Student ind England, den Niederlanden, Frankreich oder Italien ein höheres Niveau hat, dann muss man sich allerdings fragen, warum das so ist, wenn er doch genauso lange studiert wie ein BA in Deutschland.
Für meine Begriffe eine weitere Möglichkeit wie der europaweite Wettbewerb zwischen den Universitäten die Qualität verbessern kann. Studenten studieren dann eben bevorzugt da, wo das Niveau am höchsten ist...

Und ich schätze mal, gleich fliegt mir hier alles um die Ohren, weil ich "Wettbewerb" geschrieben habe ;-)

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Ob BA-Absolventen in anderen europäischen Ländern generell eine bessere Ausbildung bekommen, kann ich nicht so recht beurteilen. An wenigen Elite-Unis sicher, generell vielleicht nicht.

Das mit dem Wettbewerb der Bildungssysteme ist übrigens eine gute Idee. Nur ermöglicht man den eben nicht, indem man die Bildungssysteme harmonisiert. Es ist ja nicht so, daß es vor Bologna keine Mobilität von Studierenden gegeben hätte. Die gab es, reichlich. Und den Wettbewerb damit auch. Und wer gewinnt den? Der an Humboldt orientierte Ansatz gut ausgestatteter amerikanischer Unis, nicht nur in der dortigen Ivy League, sondern auch im oberen Mittelfeld. Aber sicher nicht das verschulte BA-System.

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Nun also ich finde, wenn man weiß, dass beispielsweise an niederländischn Universitäten ein qualitativ besserer BA-Abschluss zu erwerben ist, dann ziehe ich diesen dem deutschen BA-Abschluss vor. Das war vorher weniger gut zu vergleichen, und so hilft die Angleichung schon dem Wettbewerb.
Ob man nun einen Bachelor verschult gestalten sollte oder ob nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich denke, dass das auch von Universität zu Universität unterschiedlich ist. An meiner Universität habe ichzum Beispiel nicht den Eindruck, dass das jetzt ein verschultes System ist. Klar, es gibt einen Studienablaufplan an dem man sich orientieren sollte, aber es gibt keinen Anwesenheitszwang in Vorlesungen und es gibt sicherlich auch andere Wege als den einen aufgezeigten um ans Ziel zu kommen. Jedoch ist ein strukturierter Studienplan sicherlich nichts schlechtes und beugt durch eine etwas straffere Organisation allzu langen Studienzeiten vor.

Vom Humboldtschen Bildungsideal der mit der Forschung verbundenen Lehre hatte sich das deutsche System mit den Fraunhofer-Instituten und Max-Planck-Gesellschaft schon länger verabschiedet. Sicherlich schade, aber meiner Meinung nach ein Grund dafür, warum der letzte Nobelpreis der an die Humboldt-Universität ging, ind den 50er Jahren des 20. Jhs vergeben wurde.
Und die USA haben auch BA und MA ;-)

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Hust - also, ich habe ja Fächer studiert, in denen Deutschland historisch führend war und ist. Und schon damals war es möglich, mit internationalen Abschlüssen hier zu studieren. Und da zeigte sich dann das, was man hier in Deutschland vom bayerischen Abitur kennt: Titel an sich spielen keine Rolle. Titel sind Pauschalisierungen, die in der Realität keinen Schuss Pulver wert sind, wie etwa auch:

Vom Humboldtschen Bildungsideal der mit der Forschung verbundenen Lehre hatte sich das deutsche System mit den Fraunhofer-Instituten und Max-Planck-Gesellschaft schon länger verabschiedet.

Da muss man schin einen ziemlichen Tunnelblick haben, um sowas zu behaupten. Einerseits ist es gerade Fraunhofer, die während der New Economy bezeigt haben, wie wenig die dortige Wissenschaft dort letztendlich wirtschaftlich auf die Strasse bringt. Zum anderen: Es gibt auch Fächer, die durchaus mehr sind als das juristische Dauerpauken.

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Schon mal in Holland studiert? Trimester, und selbst in den Geistes- und Sozialwissenschaften wird den Studenten vorgegeben, was sie wann zu lesen haben. Das verschult zu nennen, würde den Schulen Unrecht tun. Das ist Trichter-Lernen. Oben reinkippen, nicht denken.

Ich halte ein grundsätzliches Problem für wichtig: Der Vollzeitstudent existiert nur noch auf dem Papier in Deutschland. Sich 40 Stunden die Woche um das Studium kümmern und in den Semesterferien nacharbeiten oder vorlernen schaffen die allermeisten nur in den Prüfungsvorbereitungswochen. Das war bei durchschittlichen Studienzeiten von 12-14 Semstern kein grosses Problem. Aber Bachelor/Master und Studiengebühren haben das Pensum verdichtet. Wenn immer die englischen Unis als Beispiel angeführt werden: Dort beginnt der Studientag um 8 und endet oft nicht vor 8 Uhr abends - man will ja was fürs Geld haben. Deutsche Unis sind dagegen reinste Urlaubslocations.

Mit den Bologna ist der Wettbewerb eingeführt worden. Und Defizite treten offen zu Tage.

Im übrigen krankt die Diskusion an einem Problem, das bisher auch verhindert hat, dass Studenten ihre Anliegen erfolgreich durchgesetzt haben: Die Probleme sind überall verschieden. Man kann nicht Fächer, Unis, Universities of Applied Sciences ("FHs"), Berufakademien, private Billig-Hochschulen, private Luxus-Hochschulen, Kleinstadt/Grossstadt/Land, reiche Bundesländer, arme Bundesländer usw. unter einen Hut bringen.

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bzgl. W. v. Humboldts:
Seine Idee war die Verbindung von Forschung und Lehre unter einem Dach. Das war revolutionär und wurde von den amerikanischen Unis (nicht nur von der Ivy-League) mit Erfolg kopiert. Heute wird an deutschen Unis mehr gelehrt als geforscht, aber geforscht wird am Fraunhofer Institut. Dies habe ich kritisiert. Was das jetzt mit der New Economy zu tun hat - keine Ahnung. Fakt ist: Fraunhofe ist gut in Grundlagenforschung, aber die Umsetzung in Arbitsplätze und Unternehmen ist mangelhaft. Das wäre vielleicht an Universitäten, wo auch unternehmerisches und juristisches Wissen vorhanden ist, meiner Meinung nach besser.
Der Rest Ihres Beitrages war ziemlich konfus. Was hat jetzt das baierische Abitur mit BA/MA zu tun? 1. Ist hat deutsches Land ein selektiveres Bildungssystem 2. bringt Bayern die wenigsten Schüler eines Jahrganges zur Hochschulreife und 3. Steigt das hochgelobte Bayern jetzt auch auf das 8-jährige Gymnasium um - mit Erfolg erprobt in Sachsen und Thüringen. Ist also auch nicht alles Gold was glänzt!

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Fraunhofer gut in Grundlagenforschung?
Das höre ich zum ersten Mal, und würde auch dem Selbstverständnis von Fraunhofer als angewandte Forschungseinrichtung wiedersprechen.

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Winterdepression?
So sieht also Dons Winterdepression aus.
B.A. und M.A. für´n Arsch, keine Zukunft nirgends nicht und wenn, dann sitzt man mit Arschkrampen an der Hotelbar und nimmt besoffene Messehostessen mit auf´s Zimmer. Früher, ja früher war alles besser. Die kleine, geile Erasmus-Studentin sowieso.

Nett jahreszeitlich geschrieben, aber inhaltlich auf Erstsemesterlevel. Gemeinplätze united. Alle Studenten mit den neuen Abschlüssen "Deppen". Die Mehrheit psychisch labil und strunzdummgegoogled.

Die heutige Generation Praktikum muss sich gerade (!) von einem arrivierten alten Mann mit Stuckkonsolen an den Salonwänden was von Flexibilität und "Unsicherheit als Chance" erklären lassen. So klingt Hybris. Oder Verbitterung.

Zwischen Haifisch-Jobs und HartzIV entfaltet sich - ja, sogar 2007 wieder - die ganze Welt der Möglichkeiten. Auch in einer veränderten, brutaleren Realität. Don scheint aber zuviel Zeit mit den 1% JürgenHöllers dieses Landes verbracht zu haben. Da kann er sich nicht vorstellen, dass ein junger B.A./M.A.-Akademiker auch mit einer halben Uni-Stelle erst einmal zufrieden ist, oder mit einer schlechter-als-früher bezahlten Stelle bei der AOK.

Den Don als altkluge Großvater-Figur hat selbst diese Studentenschaft nicht verdient. Aber wenn ich einen ehrfurchsvollen Blick auf die brutale Welt der Unternehmensberater, Investmentbanker, Immobilientycoone und sonstigen Koksnasen werfen möchte, dann schau ich gern wieder beim Don rein.

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b-city, wenn ich dann vor denen stehe, ist das mit Verlaub scheissegal, was die von mir denken. Das System ist so ausgelegt, dass sie vor mir stehen werden, und wenn ich meine Zeit für die opfere, dann will ich auch was sehen. Für Einwürfe wie die Deinigen gäbe es eine gnadenlose Abreibung vorne, denn solche Schleimscheisser sind genau das, was man da nicht sehen will. Typen, deren Praxiserfahrung gegen 0 tendiert und die den Mund aufreissen, weil sie schon mal irgendwo Praktikum gemacht haben. Das Spiel läuft momentan eben darauf hinaus, dass die Hierarchien umgekrempelt werden, auch an den Unis. Wo ein B.A. an der Uni eine halbe Stelle in was anderem als Kaffeekochen bekommt, würde mich dringend interessieren. Da, wo ich gestern war, sind auch an den halben Stellen nur bessere Doktoranden. Und was Du übersiehst, mein Bester: Auch wenn es Euch ankotzt, ich bin das, was da draussen auf Euch wartet. Ich bin der Vorgeschmack. Den werdet Ihr nicht mögen, das ist mir durchaus klar, aber gewöhn Dich besser an den Gedanken, dass viele viele Dons Deine Bewerbung durchschauen, und der einzige Unterschied ist, dass die ihren Zynismus in der Kantine rauslassen und nicht im Blog. HAR HAR:

Zwischen Haifisch-Jobs und HartzIV entfaltet sich - ja, sogar 2007 wieder - die ganze Welt der Möglichkeiten.

Na dann freu Dich auf eine Wirtschaft, die das Praktikum längst als kostensenkende Massnahme entdeckt hat, auch jenseits von StudiVZ.

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"Das System ist so ausgelegt, dass sie vor mir stehen werden..." Hätten wir das zumindest geklärt, es ist also Hybris. Zum Glück werden nicht einmal 0,01% der Studentenschaft vor DIR stramm"stehen" (Macht ist geil, oder?) und noch nicht einmal "viele viele Dons" warten auf unsere Absolventen. Nimm es als Kompliment, aber Du bist zu speziell.
Ansonsten scheinst Du mich ("gewöhn Dich besser an den Gedanken, dass ... Deine Bewerbung") für einen Studenten zu halten. Weit daneben ist auch daneben. Bin 45 Jahre, Unternehmer, und werde nie das zweifelhafte Vergnügen haben, als Praktikant vor einem Don zu stehen. Meine Partnerin hat in ihren Lehrveranstaltungen reichlich B.A.-Studierende sitzen und war an ihrem Fachbereich auch administrativ mit der Implementierung der Richtlinien für die neuen Abschlüsse befasst. Im Zweifel eine verlässlichere Quelle als ein Uni-Stippvisitör.
Ansonsten bin ich gern Leser der Blogbar und dieser Veranstaltung. Oberflächlichkeit nervt mich trotzdem.

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Sofern das alte Diplom (wie z.B. in den Ingenieurfächern) ohnehin international einen recht guten Ruf besass, ist man bei einer Bachelor- und Masterumwandlung natürlich gearscht. Oder man macht es wie die TUM, die einfach zwei Diplome aushändigt. Das alte und das neue. Für jeden etwas also (nicht ohne Grund ist die Eliteuniversität geworden, gell?).

Wer allerdings glaubt, dieses Abschlusszeugnis2.0 sei eine deutsche Spätfolge der New Economy, ist ein bisschen auf dem historischen Holzweg, da die Initiative hierzu 1988 (also quasi vor dem Boom der NewEconomy) in Bologna statt fand und danach jedes Land (hierzulande sogar jedes Bundesland) sich im Bologna Process dazu verpflichtete, diese Vereinheitlichungen umzusetzen.

Schee macht's trotzdem net.

Viel beknackter ist doch dass die Fachhochschulen ihren Stand als gesunder Mittelbau zwischen Meister und Akademiker, infolge der Umbenennung in den Wind schiessen um nunmehr voll flashy Universities of Applied Sciences zu spielen. Mit allem drum und dran und so...

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Auch mit Diplom...
..ist nichtmal der Abschluss an einer FH mit dem an der in der Nachbarstadt vergleichbar. Und daran werde auch Credit Point nix ändern.

Der gute Ruf des Deutschen Diplom wurde leichtsinnig verspielt und außer eine Menge Ärger bringt es den Hochschulen gar nichts jetzt Bätschlär auf dem Arbeitsmarkt zu werfen.

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Ich denke nicht, dass Ingenieure aus Aachen, München, Karlsruhe, Darmstadt und Dresden usw. ihren guten Ruf verlieren werden, nur weil sich der Titel geändert hat. Zumal diese Studiengänge wohl weiterhin in der Regel bis zum Master führen werden, alsosich an der Studiendauer und auch an der Qualität nichts ändern wird. Zuminest nicht zum negativen ;-)

@Candide: nun, ich glaube die Mitte des 18 Jh.'s ist ein paar Jährchen her. Aber unterstellt man mal immernoch eine gewissen Aktualität - wenn dem so wäre, dass wir uns alle ein pessimistischeres Weltbild zulegen sollen - warum hat sich dann die Menschheit nicht schon vor 250 Jahren vom irdischen Leben verabschiedet? Katastrophen wie das Erdbeben zu Lissabon, das wohl das 9/11-Erlebnis der damaligen Zeit war und unter dessen Eindruck "Candide" geschrieben wurde, gab es seitdem genug. Trotzdem hat die dem Menschen eigene Zuversicht ihn nie verlassen, was er zerstört hat, baute er wieder auf. Die Grenze die er sich setzte, verschob er weiter nach außen. So war es, so ist es und ich denke, so wird es auch sein.
Ich für meinen Teil lebe lieber in der besten aller möglichen Welten, als mich ein Leben lang damit zu quälen, dass mein dDsein hier keinen Sinn hat und sowieso alles vergänglich und schlecht ist. Tut der Psyche gut - auch mal probieren?

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... um das mit der Psyche aufzugreifen:

Mein Eindruck ist, dass ein modulares, auf die Interessen der Wirtschaft - und nur auf diese Interessen - ökonomisch hinoptimiertes Studium wenig Seele hat.

Der in heutigen ökonomistischen Zeiten durchaus verständlichen Frage: "Was braucht ein Studium Seele, ha? Ich will was beißen können und leben!" möchte ich entgegnen wie Radio Eriwan:

Kommt darauf an.

Kommt darauf an, ob du ein williges Werkzeug, ein Instrument werden willst. Dann brauchst du kein Studium mit Seele und universitärem (allumfassenden) Wissen über deinen kleinen Dunstkreis hinaus. Bassd scho.

Kommt darauf an, ob du ein selbstdenkender Mensch werden willst, mit interdisziplinärem Verstand, Menschsein und universitärem Verstehen. Dann brauchst du ein Studium, in dem du alles das ohne Zwänge studieren kannst, was sich dir als Wege, Nebenwege und Irrwege auftun. Gerade Irrwege sind die lehrreichsten. Das ist dann Studium mit Seele und macht erst Exzellenz aus. Alles andere ist keine Exzellenz, sondern geprüftes, braves Fachidiotentum.

Von letzteren haben wir viel zu viele. So viele Fachidioten braucht eine durchrationalisierte Gesellschaft nicht, sie wirft sie weg, kaum sind sie fertig mit ihrem Turbostudium, wenn ein Industriezweig wegbricht. Gerade eine so kaputte und menschlich flache Gesellschaft, die in Menschen - auch zweckgebildeten - nur mehr Material sieht ("human capital", sic!) braucht was anderes.

Sie braucht mehr fähige und verantwortliche Denker. Die kriegt man nicht mit Turbodampf. Die müssen reifen können. Ist psychologisch wichtig, das reine Nutzdenken ist kontraproduktiv und bringt nur grüne unverdauliche Früchte hervor, die nach nichts schmecken oder Diarrhöe bereiten

Von nix anderem redet Alphonso.

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"Mein Eindruck ist, dass ein modulares, auf die Interessen der Wirtschaft - und nur auf diese Interessen - ökonomisch hinoptimiertes Studium wenig Seele hat."

Ja, das nun gerade nicht. "Die Wirtschaft" hat ein Interesse daran, gut ausgebildete Arbeitskräfte und halbwegs reife Persönlichkeiten auf dem Arbeitsmarkt vorzufinden. Sie hat kein Interesse daran, Massen mit einem Pro-Forma-Bildungsabschluß aus Bildungsfabriken vorgesetzt zu bekommen, die fachlich nur oberflächlich ausgebildet sind, deren Werkzeugkasten zum selbständigen Problemlösen nur dürftig bestückt ist und die in ihrer Freizeit mit Videokameras Frauen in U-Bahnen belästigen. Was soll "die Wirtschaft" denn mit denen?

Die BA-Einführung hat nichts mit Interessen "der Wirtschaft" zu tun, aber sehr, sehr viel mit den Interessen von Bildungspolitikern. Die müssen nämlich einen Weg finden, den Studentenberg der nächsten Jahre noch schnell, unauffällig und kostengünstig mit niedrigschwelligen Abschlüssen abzuspeisen, bevor dann in zehn, fünfzehn Jahren endlich die demographische Entwicklung Entlastung für die Bildungshaushalte bringt.

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Also mit Verlaub, aber was die verstaubte und seit der antike immer gleiche Form der Wissensweitergabe mit Seele zu tun haben soll, das bleibt mir schleierhaft. Und dass die Hochschulen gerade mal gescheit genug sind, nicht allein die kurzfristigen Interessen irgendwelcher Wirtschaftszweige zu vertreten, das kann man sich doch wohl nocht vorstellen.

Jeden Wandel aber gleich zu verteufeln nur weil man was "immer schon so g'macht" hat, halte ich für ziemlich, naja, ungeschickt. Zumal man in diesem Prozess auch viel dazu lernen kann. Das wussten im übrigen schon die Handwerker im Spätmittelalter, als sie ihren Horizont - voll Globalisierungsmäßig - in der Ferne zu erweitern suchten.

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@vroni

Man kann auch ein selbstdenkender Mensch sein, ohne linkem Gedankengut anzuhängen. Man kann seinen eigenen Verstand auch einsetzen ohne gegen "Mainstream", "Establishment" und "die Wirtschaft" zu hetzen.

Selbstständig Denken lernt man nicht erst an der Uni, diese Aufgabe fällt in die Schule. (Und da liegt m. E. auch die Wurzel des Übels) Die Uni hingegen bildet mich für den Beruf aus, den ich ergreifen möchte. Mit theorethischem und konzeptionellem Grundwissen um auf Veränderungen reagieren zu können und sie zu verstehen. Ob man dazu der Hochschulbildung eine Seele zuschreiben muss, sei jedem selbst überlassen.

Wer hingegen nicht verstanden hat, das mit dem Konzept des Human-Kapitals der Mitarbeiter als wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg in den Fokus gerückt ist und "alles was mit Leuten zu tun hat" aus der Personal-Ecke herausgeholt hat und zum ersten Mal nicht nur auf blanke Zahlen geschaut wird, wenn es darum geht zu definieren, warum ein Unternehmen Erfolg hat, der hat meines Erachtens verlernt, platte Thesen zu hinterfragen, sich selbst zu informieren und selbst nachzudenken.

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Lemur,
für mich ist der Terminus "Human-Kapital" ein bösartiges Doppelsprech-Unwort, das jedem noch normal Denkenden verrät, was gemeint ist: Der (aus-) gebildetete Mensch als beliebige Manövriermasse wie Geld oder Aktien oder Grundstücke (letztere 3 sind Teilmenge der Gesamtmenge Kapital). Kapitalismus 2.0

Der alte Kapitalismus 1.0 hat "nur" die ungebildeten rumgeschoben mit fire and hire. Der neue schiebt alle rum und richtet sie sich her, denken dürfen die nur in vorgesteckten Rahmen.

Es stört mich nicht im mindesten, wenn du mich jetzt auch als hoffnungslos verzopft links einstufst. Diese optisch verblasenen Windrichtungen haben eh keine Bedeutungen mehr.

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Nur weil für dich das Wort "Kapital" ein Unwort ist, heißt es noch lange nicht, dass das Konzept was hinter Human-Kapital steht ein schlechtes sein muss. Des Weiteren glaube ich dass es eine unglückliche Übersetzung ist, dass das, was "human capital" im englischen meint, eben nicht 1:1 ins Deutsche mit denselben Worten zu übersetzen ist. Und zur weiteren Information empfehle ich dieses hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Humankapital#Humankapital_in_der_BWL

Ist zwar nur wikipedia, aber - und das jetzt vollig wertfrei - für den wirtschaftswissenschaftlichen Laien wohl am besten geeignet.
Wie man sieht - die Kritik daraus entstand aus den Diskrepanzen zwischen Theorie und Prais, d.h. dass sich in der Praxis eben viel zu selten an diesem Konzept orientiert wird. Und das ist sehrwohl kritikwürdig. Deswegen werden BWLer heute auch anders ausgebildet als vor 15 Jahren.

Und zum Thema links: manchmal würde ich mir wünsche, dass die Menschen die sich mit großer Energie den Werken von Marx und Ähnlicher widmen, sich mit der gleichen Energie mal der gängigen Lehrmeinung zu diesem Thema beschäftigen würden. Nirgendwo wird mit soviel Halbwissen, Unwissen und widerlegten Theorien hantiert wie auf dem Gebiet den Wirtschaftswissenschaften. Karl Marx für das Nonplusultra zu erklären ist ungefähr genauso wie das Intelligent Design anstatt der Darwin'schen Evolutionstheorie für die absolute Wahrheit zu halten.

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Wer tut das hier?
"Karl Marx für das Nonplusultra zu erklären ..."

Ich wüßte nicht, dass dies jemand in dieser Diskussion getan hat. Doch bitte beim Thema bleiben und keine Nebenschauplätze eröffnen, wenn man nicht beim Hauptthema bleiben kann oder will.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass mit Übernahme bestimmter Begriffe im Personalwesen auch ein bestimmtes Denken Einzug gehalten hat. "Human Ressources", "Human Capital" ... all das entmenschlicht den Mitarbeiter und reduziert ihn auf eine Zahl in der Bilanz, die man ebenso leicht herumschieben kann, wie man dies mit Maschinen- oder Immobilienwerten macht. Man kümmert sich nicht mehr um den Mitarbeiter. Man sondert Neusprech ab und glaubt damit seine Schuldigkeit getan zu haben, da man damit keine spezielle Verantwortung für den Menschen "Mitarbeiter" übernehmen muss. Alles ist nur noch "Asset", alles nur noch beliebig behandelbare, seelenlose Ware.

Sprache bestimmt das Denken und diese Sprache offenbart IMHO ein kaltes, respektloses, arrogantes und mitleidsloses Menschenbild. Da muss man gar kein "Linker" sein, um zu merken, dass diese ganz spezielle Denke auf lange Sicht nur verbrannte Erde zurücklässt.

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"Doch bitte beim Thema bleiben und keine Nebenschauplätze eröffnen, wenn man nicht beim Hauptthema bleiben kann oder will."

Dann beenden wir doch diesen Nebenkriegsschauplatz einfach. Ich verweise nochmals auf den Wikipedia-Eintrag und jedes gängige Lehrbuch zum Thema "Intellectual Capital" und "immaterieller Werte". Wer länger über das Konzept des Human Capital nachdenkt wird unweigerlch feststellen, dass es in Gegensatz zum derzeit in der Praxis zu häufig angewandten und sehr kritikwürdigen Konzept des Shareholder-Value steht und sich eher beim Gegenentwurf, dem Stakeholder-Value, einordnen lässt. Aber ich habs ja schon gesagt - Halbwissen und Gar-Kein-Wissen, aber trotzdem laut mitdiskutieren.

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Du weichst aus ...
... denn grau ist alle Theorie! Was nützen all die schönen Definitionen, wenn das Konzept nur nach Schlagworten abgegrast und konterkarikiert wird? Ich habe selber Seminare über das Stakeholder-Konzept abgehalten. Klingt alles sehr schön. Ethik in der Wirtschaft und so! Interessiert aber keine Sau! Weil öde. Weil langweilig. Weil nicht genug Gewinnmaximierung. Weil der Gewinn nicht schnell genug kommt. Weil kompliziert.

Vom "Human Capital", so wie es im Lehrbuch vertreten wird, will niemand etwas hören. Ich habe einmal dieses Konzept dem Vorstand eines recht bekannten deutschen Internet-Unternehmens vorgetragen. Pikanterweise einen Tag nach einer Betriebsversammlung, in der (mal wieder) betont wurde, wie wichtig doch der Mitarbeiter sei. Die erste Reaktion war schallendes Gelächer. Die zweite Reaktion war ein übles Ablästern über diese Scheissmitarbeiter, die nix schaffen wollen, nur fordern und nur lästige Zecken sind, die man piesacken und auspressen muss.

Wer heute "Human Capital" sagt, meint das im unmittelbarsten Wortsinne auch genau so. Eine Ressource, über die man verfügen kann, ohne Skrupel, ohne Moral.

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das wohl das 9/11-Erlebnis der damaligen Zeit war und unter dessen Eindruck "Candide" geschrieben wurde

Schon mal was von 7-jährigen Krieg gehört, in dem die Handlung verortet wird und ihren Ausgang nahm? Lissabon ist bei Voltaire lediglich ein Punkt, um die Grenzen von Leibniz aufzuzeigen, und hat ansonsten mit der damaligen Realität nichts zu tun - Marquês de Pombal, der sich mit dem Wiederaufbau auseinandersetzte, war selbst Aufklärer und Feind der Gesellschaft Jesu. Und das mit 9/11 vergleichen zu wollen - sorry, da brauche ich erst gar nicht anfangen.

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bzgl. Candide: Nun, ich glaube, dass das Werk hauptsächlich als Kritik an Leibniz zu sehen ist. Es geht um das Problem, wie ein gütiger, allmächtiger Gott ein dermaßen schlimmes Ereignis wie das Erdbeben von Lissabon geschehen lassen kann. 100000 Tote, Schäden in halb Europa - ich glaube schon, dass das die Menschen zu jener Zeit im allgemeinen sehr beeinflusst hat. So sehr, dass sich die größten Denker deser Zeit mit dem Thema auseinandersetzen. Die einen sahen es als Strafe, die anderen nahmen es als Anlass ihr Denken, ihre Philosphie danach auszurichten. 9/11 war vielleicht noch zu gering als Vergleich.
Auf jeden Fall war das Erdbeben im wahrsten Sinne des Wortes erschütternder als ein Krieg - zu einer Zeit als Kriege in Europa weit häufiger vorkamen als heute in der Welt.
Noch dazu wo, der Krieg vor allem in Kanada, Indien, Sachsen, Brandenburg und Schlesien stattfand und Voltaire zu dieser Zeit in Genf wohnte, er also kein unmittelbar betroffener des 7-jährigen Krieges war.
Nundenn - Candide ist eine Kritik an Leibniz' Philosophie, inspiriert durch Lissabon und das sollte man schon wissen, wenn man mit gebundenen Ausgaben nach Leuten schmeißt. Aber Vorsicht - es könnte zurückgeworfen werden!

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Ach? Kam die Flutwelle bis an den Genfer See? Oder gar nach Schwetzingen, wo der Candide tatsächlich verfasst wurde? Wenn man diese Frage beantwortet hat, setze man sich mit den Unterschieden zwischen den sog. Kabinettskriegen und dem 7-jährigen Krieg auseinander. Dafür reicht natürlich Wikipedia nicht aus, ist klar, aber wer die vergleichsweise kleine Lissabon-Passage im Candide, die in einer Ketzerverbrennung gipfelt, mit der realen Situation vergleicht, wird vielleicht feststellen, dass gewisse Behauptungen allein mit wenig bis gar keiner Kenntnis der historischen Situation zu halten sind.

Was ich immer sage: was nicht unter den ersten 10 Fundstellen bei Google ist...

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Da kann ich ja (ausnahmsweise) nur recht eingeschränkt zustimmen. Das auf einen Gewinner fünf Verlierer kommen, war doch wohl mit Sicherheit auch schon vor BaMa so.
(Disclaimer: Ich hab einen Master, aber schon was länger und aus einem Land wo es afaik nie etwas anderes gab. )
Und weisst Du was, keiner wird zum gewinnen müssen gezwungen, it's a free country after all. Jeder kann sich immer noch seinen 15-semestrigen Magister (heisst halt jetzt anders) in präkolumbianischer Wandmalerei oder was auch immer ihm sonst so Spass (Spass!) macht holen.
Ich würde mich zu den mittleren Gewinnern zählen (ja, auch da gibt's noch Unterschiede) und sitze momentan in einem Hotel mitten im Zentrum einer der schönsten Städte Europas (einem Hotel mit ausgezeichneter Küche btw., weiter weg von einem Speisesaal in Deinem Sinne kann man sich gar nicht befinden) und gehe gleich mit einer Bekannten feiern (Weiterer Punkt pro BaMa: Man kennt Gott und die Welt in sonstwievielen Ländern, dass zusätzlich zu den Betten). Dafür, dass ich im grossen und ganzen immer nur gemacht habe wozu ich gerade Lust hatte, finde ich das gar keinen schlechten Preis und das Gros meiner Ex-Kommilitonen sieht ihren Preis genauso.
Auf die Wirtschaft, das Ministerium - alle Ministerien, um genau zu sein - und den Gruschelpöbel *@% ich und kann nur jedem raten das ebenso zu halten. Wenn nicht, selbst schuld, freies Land und so.
Eins ist imho klar, BaMa ist mit Sicherheit eine passende Ausrede für die x% Verlierer, aber gäbe es das nicht würden sie auch eine andere finden.
Bzw. Du Ihnen eine andere anbieten, aus einem Grund den ich nicht so recht verstehen kann. Aber hey, trotzdem ein ausgezeichneter Text, finde ich, nur mal so als Text betrachtet.

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Ich persönlich bin immer meinen Interessen gefolgt und habe mich dementsprechend tief über die Materie gebeugt. Ich werde das sicher nie bereuen, denn es hat mir mehr gegeben, als man mir jemals wieder nehmen kann.

Man kann anders studieren. Ich habe das gesehen, aber die Leute tun mir leid. Denn alles was nachher bei rumgekommen ist, war nicht die ersehnte Erlösung im Superjob, sondern bestenfalls ernüchternde Tretmühlenscheiße. Oder Harz IV. Oder Praktikum.

Besonders beliebt ist danach die Frage: "Wozu habe ich überhaupt studiert?"

Tja, sage ich dann, das weiß ich in deinem Fall auch nicht...

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RealWorld2.0
Schon während meines zugegebenermaßen zweiten Studiums war mir völlig fremd, wie die lieben Kommilitonen sich und ihr Leben sahen.
"Here we are now, entertain us" die einen, die anderen wollten nur schnell durch um "Projektmanager" zu werden.
Nach dem Studium bin ich als Doktorand an einem BWL-nahen Lehrstuhl angeworben worden.
Da bin ich jetzt und verstehe alles noch viel weniger.
Da will man offensichtlich nicht nur Projektmanager werden sondern mindestens gleich CTO/CEO oder sonstige, undefinierbare Buzzwordtätigkeiten ausführen. Das man dazu auch WISSEN und KÖNNEN braucht, das interessiert niemand. Ja, Elite, Erasmus, ..., das ist wirklich wichtig. Der obligatorische Auslandsaufenthalt in einer drittklassigen amerikanischen Uni ist das erklärte Studienziel. Wenn man das hinter sich hat, dann bekommt man den Job ganz automatisch. Und das schlimmste ist, es scheint zu stimmen. Accenture und Konsorten scheinen sich um Leute zu reissen, die ihr PowerPoint bedienen können und in Anzug und Krawatte gut aussehen. Ob irgendeine der Myriaden von Slides irgendetwas aussagt? - Geschenkt. Ob der Herr Consultant auch nur eine Frage beantworten könnte, die jemand stellt, der schon mal vor einem Programm außerhalb der Officesuite saß? - Geschenkt. Ob seine Vorschläge irgendwie umsetzbar sind? Geschenkt.
PowerPoint zählt. Und "The Looks"[tm].
Und dann kommen sie wieder zurück an die Uni, um von ihrem tollem Beraterleben zu erzählen, werfen mit den Buzzwords um sich, das man meinen könnte es wäre wieder 1999. Toll!
Ich sehe tiefschwarz für die Zukunft. Wer soll denn irgendwann noch die Arbeit machen?
PowerPoint programmiert nix, baut keine DataWarehouses auf und schraubt auch keine Rechner zusammen. Aber das alles kann ja schon fast keiner mehr. Die Herren und Frauen BA sind sich da schon zu schade dafür. Ohne Personalverantwortung geht heutzutage ja gar nix mehr.
Was mir an der NewEconomy gefallen hat war, daß damals auch Wissen noch gezählt hat. Wissende wurden zwar nicht superreich, viele aber doch zumindest reich. Zu Recht! Wohingegen ich bei jedem neuen Leck in Studivz Tobsuchtsanfälle bekomme. Wie kann man mit so einem Daddlermüll bloß ans Geldverdienen DENKEN?
In der NewEconomy gab's zumindest noch massig coole Ideen. Ich glaube der gute Don sieht das schon alles auch ein bißchen sehr einseitig. Vielleicht war er aber auch schon ein bißchen älter und/oder auf der falschen Seite :) Wenn ich an den Spaß denke, den wir hatten, die vielen Mitternachtspizzas, die rauchgeschwängerten Büros, die selbstzusammengeschusterten Frameworks, die Statussymbole wie RSI, Informatikerblässe und Augenringe - und auch das viele Geld. Ja, es war viel Geld. Ehrliches Geld. Viel Arbeit, viel Geld - ganz einfach eigentlich. Ehrliches Geld. Das Geld, das mit den Firmen gemacht wurde für die ich gearbeitet habe hat mich nie wirklich interessiert. Ich hab teilweise nicht mal gewusst wem der Laden gerade gehört. War mir auch völlig egal solange meine Rechnungen bezahlt wurden. Allerdings wurde mir 1999 schon klar, daß das nicht ewig so weitergehen würde. Gut, daß ich mich nochmal für's Studium entschieden habe, kurz bevor auch ich den Firmenwagen und die Aktienoptionen genommen hätte.

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