Goyas Schrecken

Nun, von aussen gesehen, ist das jetzt schon fast ein Jahr insolvente Goya immer noch der alte Theaterklotz gleich zwischen Schwulen- und Babystrich, das es schon immer war, und zumindest die Farbe hat gehalten. Wenn sich schon die 7,5 Millionen Einlagen und 5 Millionen Schulden verflüchtigt haben.



Und ganz rechts unten brennt auch noch Licht. Neues Leben in den Ruinen? Schicker betrieb, der hierher, in den angeblichen " Club der Millionäre" zurückgefunden hat? Hat sich doch wieder etwas getan, unbemerkt von der Öffentlichkeit?



Nun, eher doch nicht. Eine Wurstbraterei hat sich seitlich von der Nobeldisse breit gemacht, wer weiss, welch abgebrochener CEO hier am Grill steht und welche arbeitslosen PRostituierten Extrasenf für billige Extrakalorien aus Plastikflschen drücken.



Aber so war das schon immer mit gefallenen Imperien. Kaum sind sie in Trümmern versunken, machen sich in den Ruinen die Barbaren breit, die keinen Sinn für die Grösse der Überweisungen und das Edle der gefälschten Handwerkerrechnung haben - wie vielleicht diejenigen High Potentials, die an dieser Tür in das heisse Leben der Metropole eintreten sollten



Oder vielleicht sind es doch nur Prolls mit zusammengekratzten Kröten gewesen, die man hier eingesammelt hat. Sollte der Spruch neben dem Eingang authentisch sein, dann ist hier ein Verlierer fast so schlecht wie der Businessplan der Goya AG: Writing on the wall, allerdings zu spät.



Sie waren wohl geblendet vom Marmor, der jetzt langsam vor sich hinstaubt, vom edlen Material, das für eine miserable Akustik sorgte, vom Lichterglanz und all dem, was sie auch daheim hätten haben können, wenn sie sich mal ein wenig in den besseren Geschäften umgetan hätten. Aber natürlich macht so eine AG erst mal mehr her, mitsamt schwarzem, seriösem Marmor.



Manch anderer wird ihn früher vielleicht beneidet haben, als er dumm genug war, draussen anzustehen, während die Aktionäre einfach so hineingingen. Dieses Hineingehen an den anderen vorbei, das war möglicherweise der Schlüsselreiz und der Traum so vieler, es ist immer das gleiche, es geht und es zieht die Deppen in Scharen an, und manche finden es auch noch toll.



Gott muss es so gewollt haben, sonst hätte er nicht den Anlagebetrüger, den Web2.0-Scharlatan und den Blogspamverlinker erschaffen. Und am Ende sehen si dann alle so mies und fertig aus wie der Laden neben dem Eingang zum Goya, den es genauso erwischt hat. Denn letztlich ist es nicht die Fassade, die entscheidet, sondern nur die schwarze Zahl.



Für diejenigen, die durch den Personaleingang kamen, spielte das am Ende keine Rolle mehr. Denn sie wurden vom Arbeitsamt, sprich der Allgemeinheit bezahlt, damit sie den missgelaunten Aktionären noch ein paar Abende versüssen konnten - soweit es eben möglich war. Denn mit den Aktien angeben war damals schon nicht mehr möglich, die früher begeisterten Medien der Stadt zogen die Leute in die Gosse, aus der heraus geschrieben wird.



So ist das hier. Oben feiert die Meute, unten sind Freud und Leid sehr nah beieinander. Einen Vorhang, der fallen könnte, gibt es nicht. Das Monument der Schande der sog. Reichshauptstadt Berlin a. d. Spree bleibt gut sichtbar ma Nollendorfplatz stehen.

Samstag, 3. Februar 2007, 00:49, von donalphons | |comment