Kotzbrockentoskana

Wenn ich die Stadt Richtung Westen verlasse, fahre ich normalerweise im Donautal entlang, durch die längst von Ärzten aufgekauften Dörfer am Rande des Golfplatzes, und nicht weiter oben, wo sich das untermittlere Management des Weltkonzerns ansiedelt. Man hat, das weiss ich von Kindesbeinen an, ohnehin mehr Spass mit den Arztkindern als mit den Abkömmlingen der Sachbearbeiter, die nicht besoffen vor der Haustür fast erfrieren, nicht Mamas 924er in die Wiese unter einem 80m Meter hohen Viadukt der Brennerautobahn bohren, sich nicht mit Macheten jagen und deren Schwestern auch eher selten am Montag Morgen kopulierend im Stadtbrunnen anzutreffen sind, was den Schulweg doch recht kurzweilig gestaltet - kurz, mit Arztkindern hat man später ein halbes Leben lang was zu bloggen.

Manchmal jedoch muss auch ich obenrum fahren, über den grossen Kreisel, den ich in der Spitze doch recht sportlich nehme, um dann von der 3. Spur - darunter tut man es hier nicht - in die übernächste Ausfahrt zu preschen, stets schnell genug, um desweiteren die Grünphase durch eine eher wenig vorzeigbare Ecke der Stadtrandbebauung zu erwischen. Die Oberen mit ihren antitürkischen Reflexen finden das hier mit seiner Shopping Mall und Billigmöbelhäusern eher weltstädtisch, ich hingegen denke, dass sie hier im Rahmen der Globalisierung die Toskana bekommen, die sie verdienen. Heute jedenfalls war vor mir ein lahmer Opel Astra, ich musste hinter ihm an der Ampel halten, und weil ich die Kamera dabei und die Panzerfaust für die Strassenreinigung vergessen hatte:



Das ist sie, die Kotzbrockentoskanaarchitektur, Geld (die Grundstücke hier sind abartig teuer), kein Geschmack, Pauschalurlaub und der Gestaltungswille wie an der Kleinmehringer Kreissparkasse. Wir bauen hier um die Ecke verdammt schnelle Autos, nur um das Stehenbleiben an solchen Ampeln und Häusern zu vermeiden. Mit mehr als 200 Sachen bleibt davon nur ein oranger Streifen.

Montag, 26. Februar 2007, 16:59, von donalphons | |comment

 
Was ist das?
Ist das eine Raststätte??

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Ein ganz normales Wohnhaus mit Büroflächen im Erdgeschoss.

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Entworfen und gebaut von einer Firma, auf deren Website Dutzende ähnlich schöner Objekte zu sehen sind. Es gibt da durchaus einen Markt dafür. Unter 2000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche geht da nichts, hier ist es noch exklusiver.

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Vielleicht fährt ja mal einer mit mehr als 200 Sachen rein, weil eine Kuh die Straße kreuzt oder er sich Kaffee in den Schritt schüttet. Dann schnell fotografieren und unter dem Titel "orange car crash" verhökern.

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ham die architekten an der baumschule studiert?

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Irgendwie musste ich an das Gebäude eines Provinz-Flugplatzes denken. Fehlt nur noch eine Stange mit rot-weissen Luftsack auf dem Dach.

Aber die Architekten denken sicher, sie hätten Bauhaus weiterentwickelt.

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Ich mag den Garten. ;)

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Das Ding ist ohne Frage hässlich, aber die tote Umgebung und der fiese Himmel tragen da auch ihren Teil bei. In Italien, mit entsprechend versifftem Anstrich etc., sähe es bestimmt schon viel besser aus. Obwohl... vielleicht auch nicht. :/

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Tja, bei uns, wo die Bauherren dieser Einkommensklasse 600-1000m² Grundstücke ihr eigen nennen gibt es sowas nicht :-)

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Könnte doch auch
ein Haus an einem norwegischen Fjord sein. Da die bayerische Landschaft doch sehr einem Binnenfjord ähnelt, passt's ja.

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...und unten drin ist ein
...türkischer Friseursalon!!

Warte mal ab, bis das ganze Gebiet bebaut ist....

Wenn der Sanitätshauskaiser sein Zentrum gebaut hat, und die Lärmverhinderungszeile ( vorne an der Straße sollen Gewerbebauten entstehen die den Lärm von den dahinterliegenden Wohnbauten abhalten) stehen.

Aber es scheint ein ziemlich "beliebtes" Wohngebiet zu werden, ähnlich dem stark gestarteten Gebiet beim Klinikum........

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Ist das eine stillgelegte und nach Bayern exportierte HO-Gaststätte, die hernach von Posch Ulfhardt Neoconnards angemalt wurde ?

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Tausende arbeitslose Architekten. Ich bin für Geschmackspolizei als Ehrenamt. Sowas hat nicht genehmigt zu werden.

Meinetwgen darf sich auch toskanamäßig ausgetobt werden, aber dann bitte näher am Vorbild. Immerhin, eine übel gemachte Fassaden-Lasur hat der Geldbeutel nicht mehr hergegeben.

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Das Schlimme ist: Die Leute wollen das. Es passt natürlich nicht in die Landschaft, aber man wird zugestehen müssen, dass hier die Mehrheit der Neubauten Toskana sind. Manchmal sogar mit nachgemachten, zerbrochenen Amphoren im Garten. Und das über mehrere Strassenzüge hinweg.

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Nicht einmal
für einen Balkon hat das Geld gereicht. Aber bodenhohe Fenster im 2. OG, um sich frustriert in die fehlende Bepflanzung zu stürzen.

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Keine Sorge.
Wer in sowas einzieht, kennt keine Minusgefühle gegenüber der eigenen Lebensform.

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