Noch ein Skalp von meinen Feinden.
Der Wedding ist nicht so arm, wie es oft behauptet wird. Vielmehr fügt er sich harmonisch in den Gesamtslum ein, der diesen Vorort von Marzahn b.d. Spree ausmacht. Es gab hier wohl auch eine Oberschicht, sonst hätte der türkische Juwelier in der Badstrasse wohl nicht aus einem Nachlass das silberne Vorlegebesteck bekommen, dessen Kauf ich mir seit drei Monaten überlege. Ich hatte es mir schon angeschaut und für zu teuer befunden, und gestern war es dann aus dem Schaufenster verschwunden. Wie so oft, denkt man dann, man hätte doch, und warum war man nur so dumm und hat nicht. Nicht ganz ohne Hoffnung betrat ich den Laden, und der Besitzer erkannte mich sofort wieder. Der junge Herr mit dem Silberbesteck, jetzt doch, Moment, er hole es nur schnell von hinten, da hat er es nämlich hingetan.
Während er kurz verschwand, warf ich einen Blick auf die gebrauchten Armbanduhren in der Glasvitrine. Unter all den billigen Seikos, Dugenas und etwas besseren Tissots lag auch eine klassische, dezente Rolex Oyster Perpetual Datejust, eine Oyster wie die, damals...
Damals, in der kleinen Stadt, aus der ich stamme, gab es keine klassenlose Gesellschaft, ganz im Gegenteil. Die 10% Oberschicht, hauptsächlich Vertreter der alten lokalen Oligarchie und der vom Boom angezogenen Unternehmer, Ärzte und Manager blieb unter sich. Diese Klasse besetzte bestimmte Viertel, erträumte sich die üblichen Karrieren ihrer Kinder und traf sich zu festgesetzten Ritualen wie dem Konzertverein mit seinem Churochersterrepertoire oder den Galerien für moderner, zahnarztkompatibler Kunst, in Ermangelung eines literarischen oder sonst wie ausgeprägten kulturellen Lebens. Dafür konnte man auch schnell nach München, wenn man sich denn so anstrengen wollte. Meistens blieben sie zu Hause, erfreuten sich an Rundbögen, Kachelöfen und dem Blubbern der V8-Motoren, und bestritten, reich zu sein, weil ihnen dieser Begriff doch sehr fern lag, auch wenn sie ein paar Mietshäuser geerbt hatten.
Wenn ihre Kinder bis zum Abitur nicht in der Psychiatrie gelandet waren, sich unter Drogen vom Hochhaus gestürzt oder ohne Führerschein mit einem nicht zugelassenen Motorrad gegen die Wand pilotiert hatten, gab es immer im Mai, nach den Prüfungen zur Hochschulreife ein weiteres Ritual in dieser Gesellschaft. Die Eltern fuhren in die Stadt zum ersten Juwelier am Platz, Dürrkopp, der schon seit Generationen diese Schicht in dieser Stadt beliefert. Dort kauften sie dann für ihre Kinder Uhren. Und fast immer war es die Rolex Oyster Perpetual Datejust in Stahl für die Jungen, und mit Goldlunette und Kettengliedern für die Mädchen, auf die die Wahl der Eltern fiel. Das sind Uhren, die ein gewisses Prestige haben, aber nicht so brutal und peinlich sind wie der Brocken Submariner oder die Breitling Chronographen, die sich meine Freunde damals eigentlich gewünscht haben - und wegen der grazilen Oyster nicht bekamen.
Bei mir lag der Fall anders, ich floh sofort nach der Prüfung vor den Idioten meines Jahrgangs in die USA, und hatte einen Blankoscheck für eine sehnlich gewünschte Gruen Curvex dabei; eine legendäre Armbanduhr aus den dreissiger Jahren, die ich dann auch in Visalia/California fand. Dass ich der Rolex entging, lag aber auch an der Tatsache, dass Gruen und Rolex damals die gleiche Firma waren, was meinem Vater die Entscheidung für den Blankoscheck erleichterte.
Zurück in der Heimat, hatte ich dann eine Beziehung mit einem schnippischen Mädchen aus besserem Hause, das ebenfalls diese typische Apothekerstochter-Rolex trug, auch im Bett, und erst seitdem war diese Uhr für mich der Inbegriff dieser Generation, die das Pech hatte, nicht verloren zu gehen, sondern in der Heimat in halbwegs gesicherten Verhältnissen und vom Geld der Vorfahren vor sich hinzudämmern. Ich sah sie wieder an den Handgelenken der Startup-Söhnchen, die wenige Jahre später nichts mehr auf Sicherheit gaben und gründen wollten, die glaubten, sie könnten auf den Erfolg ihrer Eltern noch einen Success draufpacken. Bei ihnen wurde die Oyster das Garantiesiegel der Klasse, auf die VCs insgeheim mehr Wert legten als auf ein ordentliches Geschäftsmodell. Und ich sah sie an den schnell aufgestiegenen Praktis, die als Senior Irgendwas Manager nach drei Monaten sich auch so ein Teil beschafften, um mitzuhalten, wenn der Boss sich seine neue Patek aus der Schweiz mitbrachte.
Und ich sah sie hier, im Wedding, in einer nicht allzu sauberen Vitrine unter so viel Ramsch.
Die Rolex, fragte mich der Besitzer des Ladens, der den alten Lederkoffer mit dem Besteck gebracht hatte.
Ist die echt, fragte ich, und wusste sofort, dass es ein Fehler war, das zu fragen.
Natürlich, sagte er, nahm sie aus der Vitrine. Jeder fragt, ob sie echt ist, schauen Sie nur; er drehte sie um, hob den lose aufgelegten Deckel und zeigte mir das fraglos originale, gravierte Werk. Wenn Sie wollen, mache ich Ihnen einen Sonderpreis.
Nein danke, sagte ich, ich habe sie nur gesehen...
Wirklich billig, eine Gelegenheit, sagte er. Und die kommt aus gutem Besitz, der Vorbesitzer hat Probleme mit seiner Firma und der Steuer und brauchte schnell Geld, aber hier ist es schwer zu verkaufen, weil die Leute hier, die wollen nur so dicke Submariner, aber Sie verstehen was davon, nicht wahr? Ich mache Ihnen einen Vorschlag, mit dem Besteck für - und er nannte einen wirklich günstigen, sehr günstigen Preis, drückte den hinteren Deckel drauf und reichte sie mir. Für Xxxx von deinen Eltern zum Abitur 1987, ist hinten in verschnörkelten Buchstaben eingraviert.
Original, wirklich, sagte der Händler, probieren Sie. Ich legte sie an, und sie passte. OK, sagte ich, ich nehme sie. Sie passt zu meinen anderen Skalpen.
Während er kurz verschwand, warf ich einen Blick auf die gebrauchten Armbanduhren in der Glasvitrine. Unter all den billigen Seikos, Dugenas und etwas besseren Tissots lag auch eine klassische, dezente Rolex Oyster Perpetual Datejust, eine Oyster wie die, damals...
Damals, in der kleinen Stadt, aus der ich stamme, gab es keine klassenlose Gesellschaft, ganz im Gegenteil. Die 10% Oberschicht, hauptsächlich Vertreter der alten lokalen Oligarchie und der vom Boom angezogenen Unternehmer, Ärzte und Manager blieb unter sich. Diese Klasse besetzte bestimmte Viertel, erträumte sich die üblichen Karrieren ihrer Kinder und traf sich zu festgesetzten Ritualen wie dem Konzertverein mit seinem Churochersterrepertoire oder den Galerien für moderner, zahnarztkompatibler Kunst, in Ermangelung eines literarischen oder sonst wie ausgeprägten kulturellen Lebens. Dafür konnte man auch schnell nach München, wenn man sich denn so anstrengen wollte. Meistens blieben sie zu Hause, erfreuten sich an Rundbögen, Kachelöfen und dem Blubbern der V8-Motoren, und bestritten, reich zu sein, weil ihnen dieser Begriff doch sehr fern lag, auch wenn sie ein paar Mietshäuser geerbt hatten.
Wenn ihre Kinder bis zum Abitur nicht in der Psychiatrie gelandet waren, sich unter Drogen vom Hochhaus gestürzt oder ohne Führerschein mit einem nicht zugelassenen Motorrad gegen die Wand pilotiert hatten, gab es immer im Mai, nach den Prüfungen zur Hochschulreife ein weiteres Ritual in dieser Gesellschaft. Die Eltern fuhren in die Stadt zum ersten Juwelier am Platz, Dürrkopp, der schon seit Generationen diese Schicht in dieser Stadt beliefert. Dort kauften sie dann für ihre Kinder Uhren. Und fast immer war es die Rolex Oyster Perpetual Datejust in Stahl für die Jungen, und mit Goldlunette und Kettengliedern für die Mädchen, auf die die Wahl der Eltern fiel. Das sind Uhren, die ein gewisses Prestige haben, aber nicht so brutal und peinlich sind wie der Brocken Submariner oder die Breitling Chronographen, die sich meine Freunde damals eigentlich gewünscht haben - und wegen der grazilen Oyster nicht bekamen.
Bei mir lag der Fall anders, ich floh sofort nach der Prüfung vor den Idioten meines Jahrgangs in die USA, und hatte einen Blankoscheck für eine sehnlich gewünschte Gruen Curvex dabei; eine legendäre Armbanduhr aus den dreissiger Jahren, die ich dann auch in Visalia/California fand. Dass ich der Rolex entging, lag aber auch an der Tatsache, dass Gruen und Rolex damals die gleiche Firma waren, was meinem Vater die Entscheidung für den Blankoscheck erleichterte.
Zurück in der Heimat, hatte ich dann eine Beziehung mit einem schnippischen Mädchen aus besserem Hause, das ebenfalls diese typische Apothekerstochter-Rolex trug, auch im Bett, und erst seitdem war diese Uhr für mich der Inbegriff dieser Generation, die das Pech hatte, nicht verloren zu gehen, sondern in der Heimat in halbwegs gesicherten Verhältnissen und vom Geld der Vorfahren vor sich hinzudämmern. Ich sah sie wieder an den Handgelenken der Startup-Söhnchen, die wenige Jahre später nichts mehr auf Sicherheit gaben und gründen wollten, die glaubten, sie könnten auf den Erfolg ihrer Eltern noch einen Success draufpacken. Bei ihnen wurde die Oyster das Garantiesiegel der Klasse, auf die VCs insgeheim mehr Wert legten als auf ein ordentliches Geschäftsmodell. Und ich sah sie an den schnell aufgestiegenen Praktis, die als Senior Irgendwas Manager nach drei Monaten sich auch so ein Teil beschafften, um mitzuhalten, wenn der Boss sich seine neue Patek aus der Schweiz mitbrachte.
Und ich sah sie hier, im Wedding, in einer nicht allzu sauberen Vitrine unter so viel Ramsch.
Die Rolex, fragte mich der Besitzer des Ladens, der den alten Lederkoffer mit dem Besteck gebracht hatte.
Ist die echt, fragte ich, und wusste sofort, dass es ein Fehler war, das zu fragen.
Natürlich, sagte er, nahm sie aus der Vitrine. Jeder fragt, ob sie echt ist, schauen Sie nur; er drehte sie um, hob den lose aufgelegten Deckel und zeigte mir das fraglos originale, gravierte Werk. Wenn Sie wollen, mache ich Ihnen einen Sonderpreis.
Nein danke, sagte ich, ich habe sie nur gesehen...
Wirklich billig, eine Gelegenheit, sagte er. Und die kommt aus gutem Besitz, der Vorbesitzer hat Probleme mit seiner Firma und der Steuer und brauchte schnell Geld, aber hier ist es schwer zu verkaufen, weil die Leute hier, die wollen nur so dicke Submariner, aber Sie verstehen was davon, nicht wahr? Ich mache Ihnen einen Vorschlag, mit dem Besteck für - und er nannte einen wirklich günstigen, sehr günstigen Preis, drückte den hinteren Deckel drauf und reichte sie mir. Für Xxxx von deinen Eltern zum Abitur 1987, ist hinten in verschnörkelten Buchstaben eingraviert.
Original, wirklich, sagte der Händler, probieren Sie. Ich legte sie an, und sie passte. OK, sagte ich, ich nehme sie. Sie passt zu meinen anderen Skalpen.
donalphons, 14:16h
Dienstag, 28. September 2004, 14:16, von donalphons |
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girl,
Dienstag, 28. September 2004, 15:01
nice! und, schon einen neuen skalp im auge?
<edit> meine skalpe beschränken sich auf gewisse start-up shirts; d.h. sie haben das schicksal mit der zeit zu putzlappen zweckentfremdet zu werden.
<edit> meine skalpe beschränken sich auf gewisse start-up shirts; d.h. sie haben das schicksal mit der zeit zu putzlappen zweckentfremdet zu werden.
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 15:12
Nein, die kommen ganz zufällig. Ich suche die nicht. Die suchen eher mich. Aber Sie müsen ja nicht suchen, wie man sieht, oder welcher drogentoten Marketingfrau haben Sie das da vom erkalteten, bleichen Handgelenk gezerrt?
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 15:14
Die T-Shirts sollten Sie aufheben - Sie sehen ja bei den SS-Uniformen, wie sowas im Wert steigen kann.
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girl,
Dienstag, 28. September 2004, 15:15
abgrundtief hässlich nicht wahr? allerdings ebenfalls oyster perpetual date (explorer II) - muss aber ein ausrutscher der designer gewesen sein. ist eine art "abfindung" gewesen (die sich aber leider aufgrund des aussehens kaum zu geld machen lässt)
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 15:20
Aber dann hat sie ja eine Geschichte. Das ist gut, dann sollte man sie behalten.
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kaltmamsell,
Dienstag, 28. September 2004, 15:17
Hihihihi, die Skalpe meiner Feinde, hinwiederum, hängen ihnen in Kindsform am Bein. Ich werde den Teufel tun, ihnen die abzunehmen.
Na gut, zusätzlich kaufe ich abgelegte Eheringe auf.
Na gut, zusätzlich kaufe ich abgelegte Eheringe auf.
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 15:19
Jeder rächt sich an dieser Stadt auf seine Weise, Frau Kaltmamsell. In der Hoffnung, dass sie nicht eines Tages zurückschlägt. Oder wir entdecken, dass wir sie in uns tragen.
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hella,
Dienstag, 28. September 2004, 15:35
8-10 Jahre vorher (vor 87) war die Rolex noch Inbegriff und essentielles Ausstattungsmerkmal eines Luden. Interessant, wie die Statussymbole bleiben, aber deren Träger wechseln.
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 15:39
Bei uns gab es keine Luden. Nie. Nur Hotelzimmervermieter.
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hella,
Dienstag, 28. September 2004, 16:02
Ich möchte ihre Freude an der Uhr nicht trüben. Betrachten sie mich in dieser Hinsicht als Unwissende. Ich hatte noch nie eine Armband-Uhr.
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 16:39
so habe ich das auch nicht verstanden. Es ging nur um meine Heimat, in der es zwar entsprechende Arbeiterinnen und Gebäude gab, aber alles von respektablen Personen vermietet wurden. Nur wohnten die woanders.
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mr. laundry,
Freitag, 26. August 2005, 12:59
Also ich mag meine goldene Oyster... die Technik, die Verarbeitung u. das Design haben mich schon als Kind fasziniert. Natürlich ist die Uhr auch "Statussymbol", genau wie schwere Königsketten, Brilliantringe u. Seidenhemden - aber man lebt nur einmal u. will sich ja auch etwas vom "Pöbel" abheben, u. nebenbei bin ich südländischer Herkunft, da liegt das Gold in den Genen. Am schönsten ist aber immer noch der Neid! Herrlich! Viele Leute tuen so, als hätte man sein Geld gestohlen u. nicht verdient. Es ist genau wie damals in der "Bar" eines Bekannten - alle lästern über die Nutten, aber man trifft dort trotzdem die halbe Stadt, weil es die Ehefrauen nicht mehr bringen... Tür auf, Kopf hinein, ein verstohlener Blick, ob eventuell Bekannte o. gar der Chef da sind, Luft rein, hineinhuschen, Tür zu u. hoffen, das die Alte zuhause nichts mitbekommt. Noch eines: die oben verlinkte Rolex mit dem grünen Blatt finde ich sehr ansprechend - warum soll man zurückstecken, wenn man das Geld halt hat?!
MfG, Mr. Laundry
MfG, Mr. Laundry
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saunabiber,
Dienstag, 28. September 2004, 18:29
Falls sie gern wissen wollen
was die Kollegen aus den Backlinks zu sagen haben, nehmen Sie ruhig meinen Account. Der Saunabiber ist dort angemeldet. Passwort finden Sie wie immer unter dem Abtreter.
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der_immobilienmakler,
Dienstag, 28. September 2004, 18:58
Uhren
Vor einiger Zeit, ich finde jetzt den Link nicht mehr, fragte ich dich ob die Uhr auf dem Bild von Dir eine Breitling sei... folglich mit Debatte über die Echtheit dieser...
Lieber Don, wieso ist jetzt Breitling pfuii ?!?!
Habe mal ´ne Rolex bei einem Kunden gesehen:
Gold mit Brillis auf dem Kranz.
Hat sehr gut ausgesehen wenn auch ein bisserl "lottelmässig"... Kunde wollte Gewerberäume anmieten zur Eröffnung eines Swingerclubs, haben wir dann natürlich nicht gemacht...
Lieber Don, wieso ist jetzt Breitling pfuii ?!?!
Habe mal ´ne Rolex bei einem Kunden gesehen:
Gold mit Brillis auf dem Kranz.
Hat sehr gut ausgesehen wenn auch ein bisserl "lottelmässig"... Kunde wollte Gewerberäume anmieten zur Eröffnung eines Swingerclubs, haben wir dann natürlich nicht gemacht...
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 19:39
Nein, das war keine Breitling, bei weitem nicht so peinlich.
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hockeystick,
Dienstag, 28. September 2004, 19:53
Burma-Uhrendesign
besser als das Original?
verwirrt...
verwirrt...
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donalphons,
Dienstag, 28. September 2004, 20:02
Gehn´S, lassen Sie mich zufrieden, ich werd da nicht laut drüber reden was es ist, es ist jedenfalls keine Breitling und auch keine Kopie, nur eine grosse, nicht ganz unpeinliche Fliegeruhr mit Caliber ETA 2892-2.
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jens.thiel,
Mittwoch, 29. September 2004, 00:17
Patek Philippe, Nautilus 3711, Kautschuk-Strap. Bis dahin Telefon. Es ist doch nicht mehr 1985. Hier zumindest nicht.
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donalphons,
Mittwoch, 29. September 2004, 00:20
Nein, aber aber was war so schlecht an 1985? Was ist 2004 besser, aus Sicht eines verwöhnten Westkindes aus der Oligarchenvorstadt?
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jens.thiel,
Mittwoch, 29. September 2004, 00:24
Es ist in 2004 natürlich alles viel schwieriger. Und eben diesen Spass sollte man auch leben. Das Ertrinken der Westkinder, ob mit oder ohne Oligarchie, kommt ja hier selbstredend zur Geltung. Ihre "Oligarchenvorstadt" nenne ich in meiner eigenen Biographie immer gerne "Provinznomenklatura". - Neuorientierung kann auch ein Glück sein.
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donalphons,
Mittwoch, 29. September 2004, 00:51
Warum denn? Dort ist immer noch alles in ordnung. Leichte Störungen werden durch das Eintröpfeln neuer Erbschaften ausgeglichen und stabilisiert. Der Generation Mallorca kann nichts mehr passieren, und wenn sie nicht allzu viel Altersdummheiten begeht, wird sie genug haben, um auch noch 1, 2 weitere Generationen durchzufüttern.
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hella,
Mittwoch, 29. September 2004, 10:39
Oligarchenvorstadt, Provinznomenklatura... Man merkt, dass sie nicht den richigen Abstand haben. Für uns waren das immer die Speckgürtelbonzen.
Ob noch 1 oder 2 Generationen an dem in mehreren Generationen zusammengerafften Reichtum partizipieren können, hängt davon ab, wie gute "Futterwerter" die Nachkommen sind. Ob wird es nicht mal für eine Generation reichen.
Ob noch 1 oder 2 Generationen an dem in mehreren Generationen zusammengerafften Reichtum partizipieren können, hängt davon ab, wie gute "Futterwerter" die Nachkommen sind. Ob wird es nicht mal für eine Generation reichen.
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che2001,
Mittwoch, 29. September 2004, 10:48
Also sprach Bismarck
Nämlich so: Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt. Heutzutage schaffen gewisse Leute das Vermögen verwalten, Kunstgeschichte studieren und verkommen schon in einer Generation, wir sind halt schnellebiger geworden :-)
Zu den Uhren: Ich bin nun als Träger verschiedener nummerierter und zertifizierter Schweizer Uhren selber heute im Glashaus, aber für unsereins begann seinerzeit bereits mit der Seiko die Kategorie Uhr, die man nicht kauft, weil man sich damit mit den Bonzen, dem Klassenfeind, gemein macht. Entweder Erbstücke zum Aufziehen (am Besten Taschenuhren) oder Digitaluhren mit Leucht-LCD-Anzeige, das war angesagt. Oder überhaupt keine Uhr; schärft das Zeitgefühl und die innere Disziplin.
Zu den Uhren: Ich bin nun als Träger verschiedener nummerierter und zertifizierter Schweizer Uhren selber heute im Glashaus, aber für unsereins begann seinerzeit bereits mit der Seiko die Kategorie Uhr, die man nicht kauft, weil man sich damit mit den Bonzen, dem Klassenfeind, gemein macht. Entweder Erbstücke zum Aufziehen (am Besten Taschenuhren) oder Digitaluhren mit Leucht-LCD-Anzeige, das war angesagt. Oder überhaupt keine Uhr; schärft das Zeitgefühl und die innere Disziplin.
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donalphons,
Mittwoch, 29. September 2004, 16:04
Wollt Ihr das nicht der Enkelgeneration überlassen? Die hat doch auch noch ihre Illusionen, die sie runterwirtschften will.
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donalphons,
Mittwoch, 29. September 2004, 16:57
"Damals in Brokdorf, da hatten wir noch Mum, da waren wir keine so Luschen wie ihr hier heute, und bei der Startbahn..."
(um Che bildet sich ein grosser, leerer Kreis ;-) )
(um Che bildet sich ein grosser, leerer Kreis ;-) )
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che2001,
Mittwoch, 29. September 2004, 17:37
Opa und der Polenfeldzug
Auch wenn unsereins von den Autonomen der 80er und von der NE redet wie Opa vom Polenfeldzug; dass jemand, der es verdient hat, von mir was aufs Maul bekommt, kann auch heute noch passieren, im übertragenen wie im Wortsinn.
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hella,
Mittwoch, 29. September 2004, 17:46
Ja, schliesse ich an. Immer wenn ich in Frankfurt starte oder lande muss ich an die kalten Nächte an der Startbahn West in meiner Jugend denken.
Was ich im Kampf gegen die Startbahn West erlebt habe, hat hat übrigens mein Vertrauen in den Staat nachhaltig geschädigt.
Was ich im Kampf gegen die Startbahn West erlebt habe, hat hat übrigens mein Vertrauen in den Staat nachhaltig geschädigt.
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girl,
Mittwoch, 29. September 2004, 20:01
sie sind gerne herzlich eingeladen diese erinnerungen jährlich in der frühsommerlich warmen walpurgisnacht im prenzlauer berg aufzufrischen, wenn staatliche vertreter aus der provinz sich im modernen häuserkampf üben und die touris aus den cafes prügeln.
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donalphons,
Mittwoch, 29. September 2004, 20:18
Das sind doch nur Schatten früherer Grösse...
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che2001,
Mittwoch, 29. September 2004, 21:38
Nicht dieses Kroppzeug
Wir haben die Straßen von Neonazis frei gehalten, als die Polizei grinsend danebenstand, wenn die Ausländer und Punks verprügelt haben (O-Ton Polizeifunk, Zivilstreife: Ein ausländischer Mitbürger betritt die Disko. Bin gespannt, wie er aussieht, wenn er wieder rauskommt .. einige Zeit später: Ich glaube, unser Freund sieht gut aus. Aus der Disko wurde soeben ein Notarztwagen gerufen), wir haben Asylbewerber, denen bei ihrer Abschiebung der Tod drohte, so lange versteckt, bis sie einen legalen Aufenthaltstitel hatten, wir haben kostenlose medizinische Versiorgung für Illegale organisiert, wir haben uns aber nicht an diesen ritualisierten pubertären Maihönkeleien beteiligt. Ich stehe zu allem und würde es wieder tun. Und wer mit mir darüber diskutieren will, kann das gerne auf meinem Weblog che.environ.de mit mir und der dortigen community tun.
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donalphons,
Mittwoch, 29. September 2004, 22:43
Ich meinte das in Bezug auf die 1. mai Krawalle in Berlin.
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weltregierung,
Donnerstag, 30. September 2004, 18:47
Kompliment für diese treffende Zusammenfassung.
- Uhrensindwasfürspiesserregierung.
- Uhrensindwasfürspiesserregierung.
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jj,
Montag, 7. März 2005, 01:54
...das war's dann.
Das sind doch angenehme Feinde, deren Skalpe an Handgelenke passen und noch dazu für Qualität stehen. Heute bekommen die Abiturienten Reisen oder Notebooks oder aus den Gedärmen der SMH Guccis, Armanis oder Naomis. Die Uhren landen dann nach fünf Jahren in der Tonne oder werden in einer Turnhalle bei Le Locle (Tradition muss sein) von polnischen Fremdarbeiterinnen ins Ultraschallbad gehalten und mit Caramba (Manufactum-Kunden würden W10 nehmen) abgesprööt. Was für Skalpe sammeln die Abiturienten heute in zwanzig Jahren: Canon Powershots mit Pixeln wie Sand am Meer? JJ
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