: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 12. Dezember 2004

Briefkasten nach einem Monat

Unter all dem Müll war auch eine Einladung zu einem Vortrag; Innovative Unternehmensfinanzierung mit Fallbeispielen zu Trade Sale und Venture Capital Finanzierung. Eingeladen haben die üblichen Verdächtigen, staatsnahe Banken und ein Netzwerk. Ich gehe immer gern zu solchen Events, um blöde Fragen zu stellen, etwa: "Der klassische Trade Sale des Jahres 04 waren ja ganze Portfolios geplatzter Corporate VCs, was kann man denn als kleines Unternehmen tun, wenn die Knochenbrecher und Verwerter kommen?"

Man bekommt auf solche Fragen Antworten, die keine Fragen offen lassen. Manche Leute bestehen nur aus den Claims ihrer Powerpoints, und auch nach 4 Jahren der Pleiten wissen sie noch immer nicht, wie man sich zumindest halbwegs elegant rausredet, wenn man ansonsten nur neben dem Unfallort stehen kann und zuschaut, wie die innovativ finanzierten Startups reihenweise verbluten.

Allerdings hätte mich der Spass als Nichtmehrmitglied 220 Euro gekostet, für einen Abend unter Leuten, die noch immer nicht begriffen haben, dass es vorbei ist, und diese Geisterbahn ist dann in einem maroden Mediacluster weit draussen an der Rosenheimer Strasse, den ich seit einem Jahr nicht mehr betreten habe - wegen der Geister meiner eigenen Vergangenheit, und mangels Oportunity. Die letzte Frau in dieser schrägen Szene, in die ich mich beinahe beim ersten Blick verknallt hätte, ist April 2001 ausgestiegen, und sie wusste, warum sie nur Studentin wurde, und alle Angebote, Pressetante in einem Startup zu werden, ausschlug. Eine Frau mit Augenmass. Vernünftig. Auch sowas gab es.

Eine einzige.

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Real Life 11.12.04 - Was noch fehlte

Es gab eine Zeit, erste Hälfte der 90er Jahre, da hatte diese Stadt Discotheken und Clubs, die sich einigermassen mit München messen konnten. Das heisst, importierte DJs, eine ordentliche Selektion an der Tür, was in der bayerischen Provinz wirklich ein Muss ist, ordentliche Locations irgendwo im Keller am Rande der Altstadt, Publikum die lokalen Berufskinder, die auch nicht jeden Abend ins P1 konnten.

Mitte der 90er geschah das, was auch in München Insitutionen wie das Parkcafe ins Trudeln brachte: Megadiscos wurden eröffnet, die jeden reinliessen, der genug zahlte und nicht zwangsläufig die Besitzer kennen musste. Die, wenn man so will, familiäre Atmosphäre von Clubs wie dem BaBaLu war nicht mehr gefragt. Die Tanztempelchen der Provinz wurden dicht gemacht, die Leute versuchten ihr Glück in der Grossstadt. Ein Laden mit dem Namen "Cloud" steht jetzt seit fast 7 Jahren leer, ein anderer ist heute Teil des Königreichssaals der Zeugen Jehovas.

Aber die Ankunft von ein paar hundert zukunftsbewusster, afterworkübender Elitessen dreht das Rad der Geschichte zurück.



Gleich neben dem idealtypischen Sausalitos, dem Must-Go der hier auf das Überleben im Management Getrimmten, wurde eine alte Garage aufgebohrt. Neues Design, ein grandioser Stilbruch zur Umgebung mit den spitzen Giebeln und den Kastenfenstern. Am Wochenende sind davor lange Schlangen, und an der Tür schaut jemand, dass sie unter sich bleiben. Und über ihre Zukunft reden, von der ich weiss, dass sie ebensoviel Markt hat wie meine in die Metropolen geflohenen Bekannten, die inzwischen alle wieder da sind.

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