: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 4. Dezember 2004

Neues aus der Schnüffelszene

Jäger und Sammler jagen: Unter kostenfreier und schnell erstellter Email-Adresse wie whothere @ gmx.de meldet sich seit Mitte letzter Woche ein Peter oder Ralf bei Sentinels, schleimt sich mit Wörtern wie "genial" ein, dass er das Wirken bei Dotcomtod toll fand, und legt dann den Köder aus - Beispielstext:

hab ihre adresse von einer website und freue mich über einen austausch über div. unternehmen und personen.

Sprich, er macht einen auf schreibfaul und Internetslang. Dahinter verbirgt sich mutmasslich ein Journalist. Ich habe den momentan gezielt gegen Sentinels recherchierenden Journalisten von der Wirtschaftszeitschrift gefragt, ob er das war - er bestreitet vehement, sich jemals unter anderem Namen als einem gemeldet oder gefakete Emails geschrieben zu haben. Will man dem Glauben schenken - und warum sollte man das nicht tun, kennt man doch die ehrliche, aufrichtige Art unserer verdienten Wirtschaftspresse, die sicher niemals gegen den Pressecodex verstossen würde - muss wohl noch ein weiterer, sehr schmutzig agierender Journalist sich des Themas annehmen.

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Schwarze und andere Löcher

Einerseits denkt der Jahreszeiten-Verlag über einen Relaunch von Tempo nach - vielleicht als Altersheimblatt für die Horxe dieser Nation? Oder als ABM-Massnahme für unveröffentlichte Popkreaturen? Eigentlich kaum vorstellbar, Tempo war ohne Zuversicht, Aufbruch und Aufschwung kaum denkbar. Anything goes, reif das kleine rote, rennende Männchen. Bei Milchstrasse wird andererseits auch gerade gerannt, und zwar weg vom sinkenden Schiff: 10Millionen und etliche Angestellte will man jetzt im Verlagshaus einsparen, nachdem um nächstes jahr Spielraum für Neues zu haben.

So wie ich das sehe, kriegt da keiner was - nur ich 20 DCT-Punkte.

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Kein Thinkpad, kein IBM

Outsourcen, zerschlagen, verkaufen, neue Kernkompetenzen entwickeln und dabei immer auf den Profit schauen. Ein bis zwei Milliarden will IBM für den Geschäftsbereich, der sie gross gemacht hat: Die PC- und Notebooksparte.

Zugegeben, die Margen sind niedrig, der Markt für hochwetige Produkte ist klein, und die Konkurrenz ist enorm. IBM hat den Massenmarkt der Medions, Gericoms und Acers vollkommen verloren. Es ist gar nicht mal so einfach, in den mittleren Städten noch einen IBM-Händler zu finden. Und auch im professionellen Bereich fragen sich viele, ob die Qualitäten eines Thinkpads, der problemlos 10 Jahre durchhält, angesichts der Abschreibungen und der Technologieentwicklung gerechtfertigt sind. Was nützt bei 4000 Euro Kosten der schöne, glänzend schwarze Titankörper, wenn die Innereien nach drei Jahren veraltet sind, wie bei jedem schnöden No-Name aus Taiwan?



Wahrscheinlich musste sich IBM solche Fragen zu oft anhören. Und reagiert wie eine Zeitung, die ihre Jugendseiten einstellt, weil sie zu wenig Profite abwerfen. Dabei ist der Thinkpad das, was die zukünftigen Entscheidungsträger für IBM einnimmt. Der Thinkpad ist die Demarkationslinie zwischen Amateur und Profi, zwischen Schwafler und Berater. Thinkpads stehen für Nachhaltigkeit. Das Design hat sich die letzten 15 Jahre kaum geändert, ein alter 760er sieht heute aus wie ein dickes Subnote, das war´s aber schon. Jeder Berater und jeder Schriftsteller, jeder, der täglich ein paar Stunden an dieser Tastatur sitzt, erinnert sich an den Tag, an dem er seinen ersten Thinkpad bekam. Wer als Junior Consultant oder Manager nicht mehr den satten Klang der Tastatur kennen lernt, wer nie die unverwüstliche Qualität erfahren hat, wird später seinen Kunden oder seinem Unternehmen auch keine Server von IBM empfehlen. Keine emotionale Bindung zum Produkt, kein Kauf. Keine Erfahrungen mit der Firma, und schon ist sie nur noch eine unter vielen Wettbewerbern. Gerade in Deutschland, wo sich die jüngeren Absolventen der Betriebswirtschaftslehre vielfach schockierend falsche Vorstellungen von der Dauerhaftigkeit einer Geschäftsbeziehung im Mittelstand machen.

Und IBM sollte sich schon mal die Frage stellen: Wenn sie es nicht mehr schaffen, mit einem 4000 Euro teuren modernen Klassiker auf die Schreibtische der Führungsebene kommen - wie wollen sie dann 4 Millionen Euro teuren Beratungsaufträge bei denselben Personen bekommen? Beratung macht heute jeder - Thinkpads nur IBM. Leider macht IBM mit dem Verkauf jetzt Gericom-Entscheidungen.

Warum ich das erzähle? Ich habe sieben Notebooks aus den wilden Zeiten der New Economy von 97 bis 02, alle aus der Klasse 3000 Euro aufwärts, Siemens 710, HP 4150, Compaq E500, und das sind alles nette Maschinen, mit denen man gut arbeiten kann. Aber meine Bücher schreibe ich auf den Thinkpads.

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