: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 25. Dezember 2004

Sweet Memories

Was wurde aus Rita und ihrer geplanten Karriere beim Film? Ist Claudia, die Tochter des Apothekers, nach ihrer Scheidung von dem Idioten endlich reif für das, was man vor 12 Jahren an diesem einem Sommerabend so kläglich vergeigt hat? Werde ich je begreifen, warum sie ihre Flügel freiwillig stutzen?

Es ist dieses primitive Ritual, das sie für diese eine Nacht nochmal an die Städten ihrer Jugend treibt, wenn sie in der Christmette (die Religion ist so grattlig wie ihre Buzzwords) waren, oder, wie die, die mir lieber sind, auch nicht. Es ist Hexensabbath, ein einziges Mal gehen sie mit dem Vorsatz raus, es nochmal zu erleben, es nachzuholen, wass immer sie auch verpasst haben. Heute Abend sind sie alle nochmal jung und zu haben, heute Abend werden sie noch einmal die Rebellion gegen das Leben wagen, dem sie hier nie mehr entgehen werden. So ist das hier in den frühen Stunden des 25. Dezember.

Allein dafür hat sich die Fahrerei in die Provinz gelohnt.

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Real Life 24.12.04 - House Cooling Party

B. verlässt Berlin. Aus den drei Monate, auf die sein Arbeitgeber das Projekt festgesetzt hat, wurden fünf. Mit dem Ergebnis, dass alles, was B. gemacht hat, jetzt in die Tonne wandert, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Die Kunden versuchen es jetzt auf die komische Tour und sagen, dass sie nur die drei Monate zahlen werden; für den Rest ist B.s Firma verantwortlich. Die will sich wehren, hat B. aber schon mal vorsorglich mitgeteilt, dass da, wo nichts ist, nichts zu holen ist. B. hasst Berlin und ist froh, wieder weg zu kommen. Und gestern Abend hat er das in seiner auf Zeit gemieteten, unpersönlichen Wohnung gefeiert.

Nur ein Dutzend Leute sind gekommen; Kollegen, die unvermeidlichen Freunde, die nach Berlin gegangen sind und sich hier durchschlagen. Sie reden viel über die Chancen des nächsten Jahres, einer will ein Buch machen, zwei andere denken über ein Webprojekt nach, nachdem Slate einen Exit geschafft hat. Sowas müsste man, runterskaliert, doch auch in Deutschland hinbekommen, lean, mean, smart. Als sie hören, dass ich privat ein paar Zeitungs-Verleger kenne, machen sie einen improvisierten Pitch, der gut klingt und chancenlos ist. Allein schon, weil ich mit ihren Zielpersonen nie geschäftlich zu tun habe. Ich versuche, es ihnen schonend beizubringen, aber sie haben mich schon als Türöffner abgespeichert. Nach drei Stunden schlägt man sich dann in die überraschend milde Nacht.



Die beiden begleiten mich noch zum Auto, durch die bröckelnden Fassaden und Baumgerippe der Lychener Strasse. Sie sehen nicht den Zerfall, sondern nur ihre Pläne und die Zukunft. In ihrer Zukunft, die sie propagieren wollen, ist alles sauber, klar, offen, hell, modern.

Wenn ihr es wirklich macht, sage ich zu ihnen, dann macht auch eine Rubrik für Vintage Computer. Sagt den Leuten, warum sie mit einem IBM T41 auch nicht wirklich schlechter da stehen. Bringt die kleinen Dinger, die wenig oder nichts kosten. Vergesst das Premium-Segment. Und schaut euch die Welt an, in der ihr lebt. Das hier ist eine Realität, für die ihr schreiben müsst. Die Idioten, die Daheimbleiber in der Provinz sind auch so eine Welt. Und versucht nicht, denen eine Welt aufzuzwingen, die sie gar nicht wollen. OK? Schöne Feiertage.

Ich steige ins Auto, und weiss, was sie jetzt gleich sagen werden: Dass sie das sowieso machen werden, der Typ sieht das alles viel zu negativ, aber sie werden ihm recht geben, weil sie ihn erst mal brauchen. Aber wenn sie dann selbst bei den Verlegern sitzen, werden sie so richtig auf den Putz hauen. Die Typen da oben, die werden Sie verstehen. Garantiert. Sie nehmen ein Taxi, in dem sie weiter planen können, ohne durch so lästige Realitäten wie die Bettler in den U-Bahnen und die Junkies an den Haltestellen gestört zu werden.

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