: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 7. Dezember 2004

Buzzword Bullshit Bingo 4 iPod Generation

In den letzten war Tagen einerseits allerlei Böses über die Marktchancen von Tabloids zu hören,weil die werbetreibende Industrie nicht so richtig mag, andererseits schickt sich die "Welt Kompakt" jetzt an, bundesweit anzutreten. In beiden Fällen gibt es klare Worte.

Restcontentzielgruppenausschöpfer (oder so) und erbitterter Konkurrent News Frankfurt aus dem Hause Handelsblatt, für den unlängst in der NZZ schon ein leises Bimmeln gewisser Glöckchen vom Schindanger angedeutet wurde, will auch mitschnabeln - und erzählt gar lustige Dinge, die wir der geneigten Leserschaft gerne übersetzen wollen, nachdem wir davon ausgehen, dass sie so viele Jahre nach Ende der New Economy die Regeln des beliebten Spiels "Buzzword Bullshit Bingo" nicht verstehen:

...Handelsblatt überlegt, [...] "News" in weiteren Ballungsräumen anzubieten

Überlegt wird viel. Schon länger. Schon zu Beginn wurde in Richtung "Stuttgart, München, Nürnberg und Ruhrgebiet" überlegt, wirklich weiter und klüger ist man also noch nicht. Die landläufigen Controller überlegen übrigens, was das Teil in der Bilanz an Sauereien verursacht. Aber die lässt man naturgemäss nicht an die Medien. Übrigens, das letzte Mal, als man beim Handelsblatt überlegte und dann auch noch dummerweise Taten folgen liess, hiess das Produkt "E-Business" - genau vier Monate lang.

"Einzelne Regionalzeitungen hätten bereits Interesse an einer Kooperation angemeldet."

Aha - das also ist des Pudels problematischer Kern: Ohne zahlende Partner in anderen Regionen traut man sich erst gar nicht anfangen. Früher wollte man das noch alleine stemmen. Ist ja eigentlich logisch, denn irgendwie braucht man den Vertrieb vor Ort, den News nun mal nicht hat und der tierisch ins Geld geht. Das hat die "Welt Kompakt" aber schon weitaus besser hinbekommen!

"Eine Leserbefragung habe «außerordentlich positive Zahlen» erbracht."

Abgesehen davon, dass positive Zahlen nur dann wirklich positiv sind, wenn sie am Ende der Bilanz stehen - es wäre die erste selbst durchgeführte Leser/Nutzerbefragung gewesen, deren Zahlen entmutigend, beschissen und, vor allem, ehrlich gewesen wären. Bei der Einstellung von E-Business hiess es damals noch, das Heft habe beim Copytest "hervorragend bei der Leserschaft abgeschnitten".

... habe die verkaufte Auflage bereits bei 5000 Exemplaren täglich gelegen, die Zahl der Abonnenten liege bereits bei knapp 1000...

Mit nur 5.000 Lesern muss das ja eine tolle Zahlenbasis bei der Umfrage gewesen sein. Wie auch immer: Die FAZ ist im Grossraum Frankfurt irgendwie bei 200.000, die Frankfurter Rundschau liegt bei 183.235 Exemplaren, Frankfurter Neue Presse über 100.000, das sieht aber gar nicht gut aus im Kampf "SV Alte Säcke" gegen die C-Jugend " Madzias iPod". Mal schaun, was jetzt kommt.

Damit sei es beim Einzelverkauf auf Anhieb gelungen, die entsprechenden Verkaufszahlen der anderen Frankfurter Zeitungen zu erreichen.

(10 Sekunden ungläubiges Schweigen, dann:) GACKER! ROFL! LACH! BRÜLL! Das glaubt aber nur die iPod-Generation-

Für die Wirtschaftlichkeit der Frankfurter Ausgabe müsse eine fünfstellige verkaufte Auflage erreicht werden.

und das sind garantiert keine 10.000 - da ist also noch ein ganz weiter Weg hin, wenn es denn soweit kommt und nicht vorher der Contoller, der bei der Zahl 5.000 schon seinen Kaffee verschüttet hat, den Vermerk "abfackeln" an den Vorstand schickt.

Die verbreitete Auflage liege bei knapp 10 000 Exemplaren.

Die arme Frankfurter Stadtreinigung muss 5000 unverkaufte Exemplare aus dem Müll ziehen. Falls immer noch die sehr optimistischen 25.000 gedruckt werden, gibt das viel Altpapier - aber diese exorbitante Müll/Verkaufter-Müll-Quote werden sie wohl kaum beibehalten.

"Wir sind extrem zufrieden, einer Ausweitung steht nichts im Wege"

ausser den enormen Kosten, den fehlenden Kooperationspartnern, den ausbleibenden Gewinnen, den Vertriebsproblemen, der unwilligen Werbungsschalter, denn sonst hätte man das mit "extremer Zufriedenheit" doch schon längst getan.

Bei einer möglichen Kooperation [...] stehe das Grundkonzept nicht zur Debatte.

Für ein neues Konzept ist kein Geld mehr da, hat der Controller gesagt. Wenn´s nicht läuft, ist Schluss.

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Serverqualmen

17:14 Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, Deutschland
17:15 Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, Deutschland
17:15 Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, Deutschland
17:17 Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, Deutschland

Normalerweise ist um diese Zeit eher Ruhe, aber dank der Wirtschaftszeitschrift brennt hier die Festplatte. Offensichtlich ist hier gerade die halbe Wirtschaftszeitschrift-Redaktion und kratzt sich den Kopf. Weil ihr gerade alle da seid: Wem von Euch gehört die Mobilnummer017X/67195XX, von der aus ein Anrufer sagt, dass er von der Wirtschaftszeitschrift ist, nur kurz seinen Namen nuschelt, und dann haltlose Vermutungen verbreitet?

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Der Spion, der es versiebte: Open BC für Schnüffer

Sicher nur zufällig zum selben Zeitpunkt, da ein Journalist von der besagten Wirtschaftszeitschrift einer Reihe von Leuten wegen angeblichem Booen bei Dotcomtod einen Strick drehen wollte, meldete sich ein Herr bei Open BC an. Sein Name ist Dr. Klaus-Peter Landen. Sein Arbeitsplatz ist bei der "Plastik Klausen GmbH", wo er angeblich im Marketing und Vertrieb sitzt. Ansonsten hat er keine Ausbildung, keine Geschichte, fragt nichts nach, sucht keine Kontakte und hat auch kein Bild.

Dass ich das hier so einfach, ohne Rücksicht auf seine Privatsphäre veröffentliche, hat einen einfachen Grund: Es gibt in Klausen an der Mosel weder einen Dr. Klaus-Peter Landen noch eine Plastik Klausen GmbH. Auch sonst ist nichts über den Typen zu finden.

Allerdings sind seine Wege bei Open BC nachvollziehbar. Es gibt einen Sentinel, der nie einen Hehl aus seiner Tätigkeit bei Dotcomtod machte. Dessen Kontakte forschte "Klaus-Peter Landen" systematisch aus, und in der Folge auch die Kontakte seiner Bekannten. Erinnert ein wenig an die GESTAPO. Und an dieser Stelle, zu diesem Zeitpunkt taucht nun zufällig wieder der Journalist von der Wirtschaftszeitschrift auf, der Personen aus diesen Kontakten abtelefoniert und den Leuten vorhält, sie wären bei Dotcomtod - und er hätte seine Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen. Die schauen dann erst mal im Internet nach, finden die umfangreiche Berichterstattung zu Herrn Journalist, und so lerne ich im Moment einige nette Leute von Open BC kennen, die die Wiwo so richtig Scheisse finden und sich fragen, wieso man auf Open BC systematisch ausspioniert wird.

Das ist nun wirklich mal geschäftsschädigend für Open BC, und peinlich für die Wiwo. Boo - 2 mal 20 Punkte für den Don!

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