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Samstag, 14. Mai 2005
Real Life Ende 98 - Bayerische Vertretung
Sie haben Kreti und Pleti eingeladen. Als die Bayerische Vertreung in Berlin eröffnet wurde, musste alles, was irgendwie international war, hoch und darüber berichten. Geld, Aufwand, Logis, alles kein Problem, solange die Welt nur davon erfuhr. Nie waren die Stimmen geschmeidiger in einem Amt, das sonst bundesweit eher für raue Töne bekannt ist.
Wir hatten ein Hotel im Westen der Stadt, Nähe Ernst-Reuter-Platz, das ich erst fünf Jahre später, in einem ganz anderen Leben, einer anderen politischen Mission wiedersehen sollte. Das Besuchsprogramm war angesichts des miesen Wetters wenig ausgeprägt. Meistens sassen wir in der Lobby auf den goldenen Metallstühlen und probierten aus, wie sich bayerischer Alkoholismus mit den hiesigen Getränken vertrug. Es machte nicht wirklich einen guten Eindruck, als ein Tontechniker eines grossen öffentlich-rechtlichen Senders aus dem Süden um zwei Uhr Nachmittags vom Stuhl kippte, während sein Kollege erzählte, wie sie noch unter Strauss vom Airbus-Konsortium gespudert wurden, dagegen sei das hier in Berlin der reinste Klosterkreuzgang an Anstand.
Am Abend dann fanden wir uns im Keller der Bayerischen Vertretung wieder. Man ist in Bayern durch die Staatskanzlei gewissermassen zirbeholzlstubenabgehärtet, wenn man keine Kreuze erträgt, geht man in den Amtsstuben schnell ein, und die einzigen CSUler, die man damals schon straffrei treten durfte, gehörten dem Kreisverband München an. In der Provinz wird der Reporter aus München auf seine Mannsbildhaftigkeit geprüft, indem man ihn quasi als Privatbesitz vorn auf die Empore setzt, wenn ein rechtsradikaler Lokalpolitiker Dinge sagt, die vor 45 niemanden besonders aufgeregt hätten. Kurz, man ist als Bayerischer Hofreporter einerseits hart im Nehmen und weich, wenn es um Kritik geht. Niemand aus den Lokal- und Landesredaktionen würde es wagen ... aber dann verfrachtete man uns eben in den Keller.
"Jo pfui Deife is des greislich", entfuhr es einem Mann des quasi perteieigenen Bayerischen Haus- und Hofberichterstattungssenders, was so viel heisst wie: "Pfui Teufel, das Ambiente ist der Gemütlichkeit nicht zuträglich." Im Bierkeller, der in Bayern sonst ein Hort gepflegter Rustikalität ist, hatte man etwas Modernes versucht. Man hatte Neonröhren an die Decke gesetzt, und davor Plastikplatten, die mit dem Bild einer Kastanienbaumkrone von unten bedruckt waren. Wer immer dafür verantwortlich war, wollte wohl den Eindruck eines Bayerischen Biergartens erwecken. Für uns drunter schien es wie eine Gemütlichkeitsdesinfektionsdusche von oben. Das sagten wir auch den Hausherren, die dann zu Stottern anfingen, als wären sie Freifrau v. Kreuchhausen, der man sagte, dass das sündhaft teure, halbantike Designerstück von Jaques 70ies-Antiques aus der Perusa-Passage ein abgewetztes Billy-Regal ist.
Ich vermute, dass dieses unfassbar triste Ambiente dafür verantwortlich ist, wenn sich unsere Bayerischen Beherrscher wie der sonst recht gmütliche Faltlhauser zu Sprüchen für den Landesvater wie "Dann verschwinden die Arbeitslosen, sprudeln die Steuern, dann wird das Bier billiger, und die Frauen werden williger" hinreissen lässt. Da muss ein Bayer doch verkümmern, da unten, zefix in Preussen im Bayerischen Anführerbunker mit seinen Plastikkastanienimitaten an der Decke. Nicht, dass man sowas in Bayern nicht auch hätte denken wollen dürfen, aber sagen haben sie sich das dann doch nicht getraut. Aber hier unten, als entwurzelte bayerisches Urgewächs wie der Faltlhauser - der Mann heisst wirklich so, in Bayern ist das ein respektabler Name, gesprochen Foidlhausa - da muss er doch Sehnsucht empfinden, da hat er natürlich ""ein Anrecht auf die Fähigkeit freiheitsliebender Ukrainerinnen".
"Und drinnen in der grossen Stadt, stehn die Junkies..." - der Schlager hat dann wohl letzte Woche noch gefehlt in der Bayerischen Vertretung.
Wir hatten ein Hotel im Westen der Stadt, Nähe Ernst-Reuter-Platz, das ich erst fünf Jahre später, in einem ganz anderen Leben, einer anderen politischen Mission wiedersehen sollte. Das Besuchsprogramm war angesichts des miesen Wetters wenig ausgeprägt. Meistens sassen wir in der Lobby auf den goldenen Metallstühlen und probierten aus, wie sich bayerischer Alkoholismus mit den hiesigen Getränken vertrug. Es machte nicht wirklich einen guten Eindruck, als ein Tontechniker eines grossen öffentlich-rechtlichen Senders aus dem Süden um zwei Uhr Nachmittags vom Stuhl kippte, während sein Kollege erzählte, wie sie noch unter Strauss vom Airbus-Konsortium gespudert wurden, dagegen sei das hier in Berlin der reinste Klosterkreuzgang an Anstand.
Am Abend dann fanden wir uns im Keller der Bayerischen Vertretung wieder. Man ist in Bayern durch die Staatskanzlei gewissermassen zirbeholzlstubenabgehärtet, wenn man keine Kreuze erträgt, geht man in den Amtsstuben schnell ein, und die einzigen CSUler, die man damals schon straffrei treten durfte, gehörten dem Kreisverband München an. In der Provinz wird der Reporter aus München auf seine Mannsbildhaftigkeit geprüft, indem man ihn quasi als Privatbesitz vorn auf die Empore setzt, wenn ein rechtsradikaler Lokalpolitiker Dinge sagt, die vor 45 niemanden besonders aufgeregt hätten. Kurz, man ist als Bayerischer Hofreporter einerseits hart im Nehmen und weich, wenn es um Kritik geht. Niemand aus den Lokal- und Landesredaktionen würde es wagen ... aber dann verfrachtete man uns eben in den Keller.
"Jo pfui Deife is des greislich", entfuhr es einem Mann des quasi perteieigenen Bayerischen Haus- und Hofberichterstattungssenders, was so viel heisst wie: "Pfui Teufel, das Ambiente ist der Gemütlichkeit nicht zuträglich." Im Bierkeller, der in Bayern sonst ein Hort gepflegter Rustikalität ist, hatte man etwas Modernes versucht. Man hatte Neonröhren an die Decke gesetzt, und davor Plastikplatten, die mit dem Bild einer Kastanienbaumkrone von unten bedruckt waren. Wer immer dafür verantwortlich war, wollte wohl den Eindruck eines Bayerischen Biergartens erwecken. Für uns drunter schien es wie eine Gemütlichkeitsdesinfektionsdusche von oben. Das sagten wir auch den Hausherren, die dann zu Stottern anfingen, als wären sie Freifrau v. Kreuchhausen, der man sagte, dass das sündhaft teure, halbantike Designerstück von Jaques 70ies-Antiques aus der Perusa-Passage ein abgewetztes Billy-Regal ist.
Ich vermute, dass dieses unfassbar triste Ambiente dafür verantwortlich ist, wenn sich unsere Bayerischen Beherrscher wie der sonst recht gmütliche Faltlhauser zu Sprüchen für den Landesvater wie "Dann verschwinden die Arbeitslosen, sprudeln die Steuern, dann wird das Bier billiger, und die Frauen werden williger" hinreissen lässt. Da muss ein Bayer doch verkümmern, da unten, zefix in Preussen im Bayerischen Anführerbunker mit seinen Plastikkastanienimitaten an der Decke. Nicht, dass man sowas in Bayern nicht auch hätte denken wollen dürfen, aber sagen haben sie sich das dann doch nicht getraut. Aber hier unten, als entwurzelte bayerisches Urgewächs wie der Faltlhauser - der Mann heisst wirklich so, in Bayern ist das ein respektabler Name, gesprochen Foidlhausa - da muss er doch Sehnsucht empfinden, da hat er natürlich ""ein Anrecht auf die Fähigkeit freiheitsliebender Ukrainerinnen".
"Und drinnen in der grossen Stadt, stehn die Junkies..." - der Schlager hat dann wohl letzte Woche noch gefehlt in der Bayerischen Vertretung.
donalphons, 23:05h
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