: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 30. Mai 2005

Politische-berufliche Bilanz nach 15 Monaten Berlin

Erhaltene Visitenkarten: ca. 250
Behalten davon: 65
Davon erstklassige Trödler: 16
Davon nette Bekannte: 5
Davon Lobbyhuren und Networker: 0
Davon Sex: 0 - I never fuck in the Company

Verärgerte Reaktionen bei den Chefredakteuren: 20
Davon Forderung, mich in die Wüste zu schicken: 7
Erfolgreich davon: 0 - Quellen speichern ist eines meiner Suchtverhalten.
Borderline-Stories: 0 - zum Glück war ich von Anfang an klug genug, Bluesnarfing (Fickanbahnung per Bluetooth-Handies) für eine Erfindung zu halten. Andere waren dümmer.
Kaputtredigierte Interviews: 1 - eines Ministers Pressetante (Visitenkarte nicht behalten).

Gegebene Interviews: ca. 30
Höhepunkt: Mai 04 mit 7 an einem Tag
In Erinnerung behalten: 4 - hoffentlich kommt niemand auf die Idee, das Zeug später mal auszugraben.

Netzwerk aufgebaut: Nein.
Bekannt geworden: Ja.
Feinde gefunden: Viele. Praktisch alles rechts von der Mitte, ein paar NGOs, viele Kollegen. Grösstenteils ohne Absicht. Zu viele Ratten im Käfig. Ausserdem ist das, was mein CR witzig findet, nicht immer allzu fein - wenn man es als Betroffener lesen muss. Auch Jahre der Gewöhnung an die drögen Berliner Sticheleien härten nicht gegen bayerische Axthiebe ab.
Jemanden abgeschossen: Nein - ich arbeite daran.



Warum so wenig darüber geschrieben? Das politische Berlin ist absolut langweilig. Keiner von denen lebt hier - die kommen Montag Morgen und sind Donnerstag Nacht wieder weg. Es gibt auch keine Substanz, die Ministerien sind noch immer nicht richtig da, die Thinktanks und diversen Interessensverbände sind ganz kümmerliche Hinterzimmernummern, absolut grauslig, was da an Visions developed wird. Das politische Berlin ist Journaillen-Inzest ohne Tiefgang und Nachhaltigkeit, und so relevant wie ein Bargespräch im Regierungsviertel. Wahrscheinlich kann man wirklich besser darüber schreiben, wenn man nicht da ist. Das ist so wie bei den Neanderthalern: Die wissen zwar, was gerade an ihrem Feuer los ist, aber die grossen Linien ihrer Geschichte kennt der Archäologe sicher besser.

Warum sollte man als Journalist nach Berlin gehen? Sollte man nicht ohne verdammt guten Grund. Den habe ich gehabt, jetzt ist das Thema zur Zufriedenheit aller gelöst, und ich gehe wieder zurück in den Süden. Wenn man keinen leitenden Posten bekommt, ist Berlin wirklich hässlich. Thematisch bekommt man nur den Kleinscheiss, was wichtig ist und gutes Buffet hat, machen die immer gleichen Adabeis, die sich schon als Berater der Staatssekretäre sehen. Es gibt keine Sicherheit und kaum Chancen für die, die aus dem normalen Dienst wegen Kündigung rausfallen. Dazu kommt bei denen oft der Gedanke, es trotzdem irgendwie zu schaffen, weil das Leben hier so billig ist, und ausserdem so viel los ist... Fakt ist, dass diejenigen, die hierbleiben, einfach nicht den Absprung schaffen. Und älter werden, ohne irgendwas auf die Reihe zu bekommen, von der Hand in den Mund leben, keine Reserven aufbauen, und statt einer gewissen Sicherheit die stete Existenzangst haben, die sie so hibbelig macht. Eine milde Form einer zeitlichen Klaustrophobie. Rasen im Stillstand.

Ich habe es eine Weile mitgemacht, gut abgesichert und nie hungrig. Ich war bei dem Rennen ins Nichts auf Wildcard dabei und bin ausser Konkurrenz und Reglement gelaufen, habe mich über den Dingen beteiligt. Ich kann nur jedem Kollegen raten, es bleiben zu lassen. Die Stadt hat nur viel schlechte Vergangenheit, aber keine Zukunft.

Hier endet nach 15 Monaten der offizielle Berliner Teil des Blogs von Don Alphonso Porcamadonna. Der private Teil kommt morgen.

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Kriminelles Schleusertum

Es gibt keine Grenzkontrollen zwischen Bayern und Thüringen mehr. Der Export von Silber ist nicht mehr zollpflichtig, wie das nach vor 150 Jahren war. Und die Mitnahme von politischer Literatur und Schmutz und Schund aus dem Sündenbabel Berlin, aus denm roten Wedding mit all seinen lockeren Frauen drinnen und draussen, ist heute auch kein Verbrechen mehr.



Und Stalin kann sich auch nicht mehr ärgern, dass seine Pläne am Ende dazu genutzt werden, das kapitalistisch-bürgerliche Fischbesteck und Obstmesser einzuwickeln.

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