: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 21. Mai 2005

Über das Weiterziehen im Internet.

Das Seltsame am Netz ist, dass es einerseits grenzenlos ist, andererseits auch extrem begrenzt. Grenzenlos, weil man alles tun kann, begrenzt, weil vieles von dem, was möglich ist, nicht angenommen wird. Begrenzt auch, weil sich das Netz nur dort materialisiert, wo man gerade ist. Anders gesagt, das weiterziehen muss a priori scheitern, weil mit dem "weiter" der eigene Standpunkt mitkommt, womit man auch an der neuen Materialisierung des Netzes wiederum auf sich zurückgeworfen wird.

Das erste Stück, das ich vom Internet sah, war eine Information, die ich haben wollte, und die habe ich damals, Anfang der 90er Jahre, auch bekommen. Daran hat sich nichts geändert, ausser dem Umstand, dass es mehr Informationen gibt, und sicher weitaus mehr, als ich nutzen kann. Es ist so ein wenig wie mit dem Ficken: Man könnte mit so vielen Frauen schlafen, zigtausende wären wunderbar, aber man lernt sie eben nie kennen, und dennoch kann man glücklich leben und viel guten Sex haben.

Man sagt mit schmissigen Begriffen, das Netz werde sich weiterentwickeln zu einem Netz zwei null, cleverer und schneller, ganz so, als ob die Anbringung von dickeren Leitungen oder fetteren Zusammenfassung irgendwas daeran ändern würde, dass mir 3 Stunden vor der Kiste am Tag vollkommen reichen. Man sagt, es wird noch so viele andere Lebensbereiche erobern, aber dann kommt es doch wieder nur bei Leuten an, und die fallen darin auf sich zurück, wo immer sie sind.

Und jeder wird oder viele zumindest werden denken, dass sie darin irgendwohin kommen oder weiter oder zu einem zwei null oder zu noch smarteren Lösungen, aber am Ende wird es immer wieder die auf sich zurückfallende Information sein, die sie vorfinden, und insofern - wenn der Raum grenzenlos ist, kann es dannn überhaupt Ziele geben, zu denen man weiterziehen kann?

In meiner Wissenschaft gab es eine Zeit, die, na, sagen wir mal bis 1945 dauerte, die immer von solchen Vorstellungen geüprägt war: Revolutionen, Entwicklungsschritte und-sprünge, Kämpfe, dynamische Entwicklungen, Stufen, vorrangig nach oben, und der Glaube, manche würden sich weiterentwickeln, und andere bleiben zurück in der Wüste, die so lang ok war bis die Besseren weiter zogen. Das alles passte blendend zur faschistischen Denke der für das fach typischen Wissenschaftler.

Aber heute denkt man eher in langsamen Evolutionen und Parallelerscheinungen, Steinzeit kann Metall kennen. Silex ist schärfer als Stahl. Erinnert an das Netz. Es gibt welche, die laut ind Horn des von ihnen ausgedachten Fortschritts blasen, und andere, die immer noch mit AOL surfen. Und damit nicht unzufrieden sind, weil sie es noch nicht mal mitbekommen, wie rückstädig sie angeblich sind. Und selbst, wenn man es ihnen sagen würde, wäre es ihnen egal, und das noch nicht mal zun Unrecht, nachdem sie sich nach ihren Bedürfnissen perfekt eingerichtet haben. Manche Entwicklungen hin zu einer anderen materiellen Kultur waren eigentlich überflüssig und Sackgassen.

Eine dieser Entwicklungen war Arsenbromze, entstanden am Ende des Jungsteinzeit. Man kann Bronze aus Kupfer und Arsen besser giessen als Zinnbronze, also hat man das ein paar Jahrhunderte für eine gute Idee gehalten, auch wenn die, die das für eine klasse Methode gehalten haben, wahrscheinlich etwas kurzatmig waren, und nicht wirklich gesund. Arsenvergiftungen schlagen auch auf die Psyche durch. Die alten Deppen in meiner Wissenschaft glaubten noch, dass dennoch deren Werkzeuge eine Revolution waren - ein Fehler, wie wir heute wissen, der grosse Sprung zum Ende des Neolitikums ist vor allem einer besseren Auswahl an Getreide zu verdanken. Ganz gleich ob Bronzesichel oder Mähdrecher: Auf das Korn kommt es an.

Und der Geruch von frischem Brot aus dem Ofen ist für mich heute auch nicht anders als für meine Vorfahren 5000 Jahre zuvor. Die Menschen werden immer gute Geschichten wollen. Keine Technik der Welt wird da gross was ändern können. Und wer es heute nicht sieht, sollte mal mit seinen Nachkommen reden, die dann endlich bei zwei null beta angekommen sind.

Und dann?

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RSS-Leser haben kurze Schwän…

Na was wohl? Richtig, genau das. Oder eigentlich auch nicht, denn eigentlich ging es mir mit der Überschrift darum, eben jene RSS-Leser zum Anclicken des Beitrags in ihrem Reader zu bekommen. Um ihnen zu zeigen, was für Idioten sie sind. Auf was für dämliche Reize sie abfahren. Welche Wahrnehmung von Texten haben. Die ich nicht leiden kann. RSS mag einem ja einen schnellen Überblick verschaffen, ist aber ansonsten die Fernbedienung für die Blogs und eine echte Pest.

Warum? Nun, weil verdammt viele der RSS-Leser hier sind. Die sehen, dass sie kürze Schwän…. haben sollen, denken - WAS IST DAS?, das Ding übt einen knalligen, starken Reiz aus und sie kommen. So kriege ich sie. Ich muss ihnen in den ersten paar Worten etwas Hartes, Anziehendes, Unwiderstehliches liefern, wenn sie kommen sollen. Kurzb und prägnant, Deppensprache. Hätte die Überschrift durchaus zutreffend “Die möglicherweise negativen Folgen des RSS-Readers auf die Gestaltung von Internetinhalten” geheissen, wären sie wohl kaum gekommen. So, wenn ich ihnen was LAUT und DRASTISCH um die Ohren prügle, kommen sie. Hey, wenn ihr so tickt, holt Euch ein Bild-Abo, Ihr seid volle Kanne Zielgruppe.

Und hier geht es noch knalliger weiter, Freunde.

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