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Mittwoch, 9. November 2005
Sehr zu empfehlen (sort of) - Hagerty
Weil, was überhaupt nicht zu empfehlen ist, ist folgender Ablauf der Dinge: Man kaufe in Berlin englische Salz- und Pfeffer*streuer und benutze sie. Zu diesem Zweck fülle man sie mit Salz. Dann ziehe man übereilt nach München um, wickle sie in Zeitungspapier ein, verpacke sie im Silberschrank und denke, dass es ja nur für ein paar Tage ist. Zu Hause verwickle man sich in ewige Renovierungsarbeiten, so dass man den Schrank, in dem sich die weiterhin wohlverpackten Gefässe aus Sheffield befinden, nicht ausräumen kann. Zum Benutzen habe man vor Ort ohnehin andere Salzstreuer. 5 Monate später mache man sich doch daran und stelle fest, dass das Salz natürlich ausgelaufen ist und die lieblichsten schwarzen Flecke hinterlassen hat.
Das ist der Moment, zum althergebrachten Hagerty Silver Polish zu greifen, von W.J. Hagerty & Sons, Ltd., Inc., an dem sich Generationen von amerikanischen und britischen Hausmädchen seit 1895 die Handschuhe schmutzig gemacht haben. Es riecht nicht angenehm, es braucht seine Zeit - aber es wirkt. Nachhaltig. Wenn man schon dumm genug ist, Silber gesalzen aufzubewahren, als wär´s ein portugiesischer Bacalao. Der im Übrigen auch nicht wirklich zu empfehlen ist.
* natürlich Pfefferstreuer. Der Pfeffer wird vor dem Essen im Mörser gerieben. Pfeffermühlen am Tisch saugen.
Das ist der Moment, zum althergebrachten Hagerty Silver Polish zu greifen, von W.J. Hagerty & Sons, Ltd., Inc., an dem sich Generationen von amerikanischen und britischen Hausmädchen seit 1895 die Handschuhe schmutzig gemacht haben. Es riecht nicht angenehm, es braucht seine Zeit - aber es wirkt. Nachhaltig. Wenn man schon dumm genug ist, Silber gesalzen aufzubewahren, als wär´s ein portugiesischer Bacalao. Der im Übrigen auch nicht wirklich zu empfehlen ist.
* natürlich Pfefferstreuer. Der Pfeffer wird vor dem Essen im Mörser gerieben. Pfeffermühlen am Tisch saugen.
donalphons, 15:30h
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Dirt Picture Contest - Erna hol die Panzerfaust
Das da ist schlimmer als der Dreck auf den Strassen Berlins. Christliche Hirnfickwäsche in Praktikantenflitscherl.
donalphons, 12:26h
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Schleimbeutel des Blogmarketings
Bei Thomas Knüwer, aber auch bei mir via Referrer wird momentan ganz kräftig für eine Menge Print- und Consultingdreck geworben, der sich mit Blogs auseinanderzusetzen vorgibt - gewisse Meinungsmachterbloggisten, Bloginitianaivlinge und sonstige Überwachungscharlatane sollten sich mal überlegen, ob das nicht vielleicht ein klein wenig abartig rüberkommt. Und ob sie vielleicht wirklich die negative Awareness wollen, die sie hier kriegen können. Nachdem ich ja angeblich so wichtig und beobachtungsrelevant bin, sollten sie das hier eigentlich auch sofort mitbekommen.
Ihr Pfeiffen.
Ihr Pfeiffen.
donalphons, 12:14h
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Abhärtung
Ich bin ein Kind der nebligen Niederung. Wie es so schön in "16 Tons" heisst: I was born one morning when the sun didn´t shine. Auch am Tag meiner Geburt war es neblig. Die graue Suppe hat die Stadt und ihre Menschen fest im Griff; vielleicht denken sie deshalb so begrenzt und kurz, vielleicht ist der Blick deshalb so auf die eigene, kleine Umgebung fixiert, die Beschränktheit des Daseins auf Konzertverein, Familie und Karriere leitet sich davon ab und die seltsame Neigung vieler Bewohner, die Zeitung bei den Todesanzeigen zu beginnen. Von Oktober bis Mai hat das Grau vom Fluss und den früheren, der Natur brutal umklammert.
Nirgends in Altbayern, auch nicht am Flusslauf verbeisst sich das kalte Nass so sehr in die Gassen und Winkel, hält sich Tage und Wochen und drückt schwer auf jede Lebensfreude. Manchmal verschwinden die Farben erst nach hundert Meter, manchmal sieht man kaum bis zum nächsten Eck, und die Feuchtigkeit ist so nass wie Regen. Nur ein paar Kilometer weiten, auf den Höhen, die das Tal einfassen, strahlt die Sonne, und wenn man im Münchner Hofgarten sitzt und sich noch im November mailändisch fühlt, ahnt man kaum die nicht enden wollende Finsternis ein wenig weiter im Norden.
Und dennoch... es macht hart. Hart genug für das Leben in weniger glücklichen Städten. Berlin zum Beispiel. Ich habe zwei üble Winter in Berlin überlebt. Das Grau, die reduzierten Farben und der Druck auf der Seele, das alles kenne ich. Das Ausgeliefertsein an eine Natur, die keine Katastrophe bringt und dennoch das Leben vergällt. Die Einsamkeit beim Eilen durch die Strassen, die sinnlose Suche nach Wärme und einen Ort, den man Heimat nennen könnte. Das alles erträgt man leichter, wenn man das Leben im Grau gewohnt ist.
Original Müncher, Kinder des Lichts, vermute ich, müssen in Berlin verkümmern.
Nirgends in Altbayern, auch nicht am Flusslauf verbeisst sich das kalte Nass so sehr in die Gassen und Winkel, hält sich Tage und Wochen und drückt schwer auf jede Lebensfreude. Manchmal verschwinden die Farben erst nach hundert Meter, manchmal sieht man kaum bis zum nächsten Eck, und die Feuchtigkeit ist so nass wie Regen. Nur ein paar Kilometer weiten, auf den Höhen, die das Tal einfassen, strahlt die Sonne, und wenn man im Münchner Hofgarten sitzt und sich noch im November mailändisch fühlt, ahnt man kaum die nicht enden wollende Finsternis ein wenig weiter im Norden.
Und dennoch... es macht hart. Hart genug für das Leben in weniger glücklichen Städten. Berlin zum Beispiel. Ich habe zwei üble Winter in Berlin überlebt. Das Grau, die reduzierten Farben und der Druck auf der Seele, das alles kenne ich. Das Ausgeliefertsein an eine Natur, die keine Katastrophe bringt und dennoch das Leben vergällt. Die Einsamkeit beim Eilen durch die Strassen, die sinnlose Suche nach Wärme und einen Ort, den man Heimat nennen könnte. Das alles erträgt man leichter, wenn man das Leben im Grau gewohnt ist.
Original Müncher, Kinder des Lichts, vermute ich, müssen in Berlin verkümmern.
donalphons, 11:18h
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