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Mittwoch, 7. März 2007
Real Life 04.03.07 - Privatkunden beim Hoflieferanten
"Wenn Du nicht so lang auf dem Flohmarkt getrödelt hättest, wären wir früher da gewesen, hätten eine frühere Führung machen können und wären in der Sonne gesessen, aber nein, Du musst ja unbedingt so lang verhandeln, und jetzt ist die Sonne weg."
Natürlich könntest du jetzt darauf hinweisen, dass du die morgendliche Tasse Tee ihrer Kleiderproblematik verdankst, denn du warst pünktlich und musstest bei Frau Mama im Salon warten, während sie passende Handschuhe suchte und Herr Papa vermutlich seinen Golfkollegen mitteilte, dass du noch immer keinen "anständigen Wagen" hast, obwohl doch jeder in der Stadt weiss, dass ihr euch das auch leisten könntet. Man hat es nicht leicht in einer Autostadt, wenn man keine 200 PS und eine Plakette mit RS oder Quattro auf dem Wagen hat. Dann noch die Ermahnungen - noch nicht offen fahren und vorsichtig, und schon rollt ihr mit etwas weniger als einer Stunde Verspätung zum Termin mit dem Händler, der diesmal ausgesprochen hartknäckig das Bildchen für die neue Wohnung nicht hergeben wollte. Es dauerte eben alles seine Zeit. Und deshalb verschwindet die Sonne bereits hinter den Häusern der Altstadt, als ihr die Residenz mit dem kauzigen Führer verlasst und das Cafe ansteuert. Es gibt hier viele Cafes.
Aber nur eines mit der italienischen Fruchtbombe, dem fahlgelben, marzipanbedeckten Kalorienanarchisten unter den Torten. Und zwar schon immer, Rebellentradition, seit deine Eltern dich als Bratzen netterweise hierher schleiften, wo du von der Kunst der Residenz so viel verstanden hast wie ein CSU-Politiker oder seine bloggenden Geistesverwandten von Ehrlichkeit. Die Erinnerung an die Fresken muss aufgefrischt werden, die Früchtebombe dagegen...
Eine Bombe, meint Iris, sollte man auch in die Deutsche Bank werfen.
Ach, gibst du von dir, der du derartige Einlassungen von Iris eher nicht gewohnt bist.
Wirklich, sagt Iris, und erzählt. Es war nämlich so, dass ihre Eltern im Dezember Geld anlegen wollten. 10% Zinsen bot ein betrügerischer Schiffsfond, 7% inclusive Steuerminderung ein riskanter Immobilienfond, 3,8% die Hausbank ihrer Eltern für Festgeld - und 4% die Deutsche Bank. Was zur Folge hatte, dass ein Treffen mit einem Anlageberater und einem Steuerspezialisten arrangiert wurde.
Irgendwie muss sich die Deutsche Bank von ihrem Ausflug in das Global Banking noch nicht richtig erholt haben. Ihre Eltern jedenfalls kamen frisch vom Spaziergang an der Donau und nach dem hierzulande nicht seltenen Kleidungsmotto "Wir sind reich, wir müssen nicht reich aussehen". So sassen sie dann im Foyer, wurden von einem jungen Geschäftsmann angerempelt, und warteten. Eine halbe Stunde. Ihre Mama meinte dann, dass sie dem Anlageberater noch exakt eine Minute geben würde. Die Minute verstrich, und so standen sie auf und gingen. Die Strasse hinunter, wo sie Bekannte trafen, die darüber sprachen, dass sie ihre Stadtwohnung verkauften - und so kam dann das eine zum anderen, und Iris zu ihrer Wohnung.
Wann kannst du mir eigentlich den Stuck besorgen, will sie wissen, in einem Tonfall, der davon Zeugnis ablegt, dass sie von dir ein anderes Engagement als das der Deutschen Bank erwartet.
Donnerstags, sagst du, denn dann bist du wieder in München bei den Haifischen. Und du wirst diese kleine Geschichte aus der Heimat dem Knilch der Gegenseite reindrücken, denn der ist von der Deutschen Bank, und es ist immer schön, beim Essen etwas erzählen zu können, was ihn demütigt.
Natürlich könntest du jetzt darauf hinweisen, dass du die morgendliche Tasse Tee ihrer Kleiderproblematik verdankst, denn du warst pünktlich und musstest bei Frau Mama im Salon warten, während sie passende Handschuhe suchte und Herr Papa vermutlich seinen Golfkollegen mitteilte, dass du noch immer keinen "anständigen Wagen" hast, obwohl doch jeder in der Stadt weiss, dass ihr euch das auch leisten könntet. Man hat es nicht leicht in einer Autostadt, wenn man keine 200 PS und eine Plakette mit RS oder Quattro auf dem Wagen hat. Dann noch die Ermahnungen - noch nicht offen fahren und vorsichtig, und schon rollt ihr mit etwas weniger als einer Stunde Verspätung zum Termin mit dem Händler, der diesmal ausgesprochen hartknäckig das Bildchen für die neue Wohnung nicht hergeben wollte. Es dauerte eben alles seine Zeit. Und deshalb verschwindet die Sonne bereits hinter den Häusern der Altstadt, als ihr die Residenz mit dem kauzigen Führer verlasst und das Cafe ansteuert. Es gibt hier viele Cafes.
Aber nur eines mit der italienischen Fruchtbombe, dem fahlgelben, marzipanbedeckten Kalorienanarchisten unter den Torten. Und zwar schon immer, Rebellentradition, seit deine Eltern dich als Bratzen netterweise hierher schleiften, wo du von der Kunst der Residenz so viel verstanden hast wie ein CSU-Politiker oder seine bloggenden Geistesverwandten von Ehrlichkeit. Die Erinnerung an die Fresken muss aufgefrischt werden, die Früchtebombe dagegen...
Eine Bombe, meint Iris, sollte man auch in die Deutsche Bank werfen.
Ach, gibst du von dir, der du derartige Einlassungen von Iris eher nicht gewohnt bist.
Wirklich, sagt Iris, und erzählt. Es war nämlich so, dass ihre Eltern im Dezember Geld anlegen wollten. 10% Zinsen bot ein betrügerischer Schiffsfond, 7% inclusive Steuerminderung ein riskanter Immobilienfond, 3,8% die Hausbank ihrer Eltern für Festgeld - und 4% die Deutsche Bank. Was zur Folge hatte, dass ein Treffen mit einem Anlageberater und einem Steuerspezialisten arrangiert wurde.
Irgendwie muss sich die Deutsche Bank von ihrem Ausflug in das Global Banking noch nicht richtig erholt haben. Ihre Eltern jedenfalls kamen frisch vom Spaziergang an der Donau und nach dem hierzulande nicht seltenen Kleidungsmotto "Wir sind reich, wir müssen nicht reich aussehen". So sassen sie dann im Foyer, wurden von einem jungen Geschäftsmann angerempelt, und warteten. Eine halbe Stunde. Ihre Mama meinte dann, dass sie dem Anlageberater noch exakt eine Minute geben würde. Die Minute verstrich, und so standen sie auf und gingen. Die Strasse hinunter, wo sie Bekannte trafen, die darüber sprachen, dass sie ihre Stadtwohnung verkauften - und so kam dann das eine zum anderen, und Iris zu ihrer Wohnung.
Wann kannst du mir eigentlich den Stuck besorgen, will sie wissen, in einem Tonfall, der davon Zeugnis ablegt, dass sie von dir ein anderes Engagement als das der Deutschen Bank erwartet.
Donnerstags, sagst du, denn dann bist du wieder in München bei den Haifischen. Und du wirst diese kleine Geschichte aus der Heimat dem Knilch der Gegenseite reindrücken, denn der ist von der Deutschen Bank, und es ist immer schön, beim Essen etwas erzählen zu können, was ihn demütigt.
donalphons, 00:35h
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Geht gar nicht
Schleichwerbung und dann noch leicht verfälscht aufgreifen - man traue nie einem PRler. Ein netten Satansbraten an der Blogbar.
donalphons, 09:56h
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Sehr zu empfehlen - Lichtsymmetrie
Es gibt Einrichtungsprobleme, an denen bleibt man Woche und Woche hängen. Bewohner normaler Häuser beispielsweise werden diese Probleme naturgemäss nicht nachvollziehen können. Nehmen wir nur mal die Lichtschalter. So ein Lichtschalter kann einem die halbe Wand kaputt machen, wenn die Wand mehr ist als nur eine Mauer zur Raumabgrenzung. Dieser spezielle Lichtschalter sitzt neben der Tür der Bibliothek, und damit an der Wand, an der die mühsam zusammengetragenen Büsten auf Konsolen ruhen. Darunter kommen die Reliefe. Und zwar genau auf der Höhe des Lichtschalters. Ich habe inzwischen ein halbes Dutzend Reliefe, aber keines hat die richtigen Ausmasse, um den Bereich irgendwie sinnvoll zu füllen. Und es ist heutzutage enorm schwierig geworden, Gipsabgüsse zu beschaffen. Weil es einfach nicht mehr üblich ist, das heim damit auszustatten. Also blieb an der Stelle erst mal eine Asymmetrie durch den Lichtschalter.
Dabei lag die Lösung daheim bei meinen Eltern. Vor einem Jahr hatte ich bei einer Auktion aus purer Langeweile zwischen den Asiatica und den Spiegeln mitgesteigert, als eine "Schachtel mit diversen antiken Funden" angeboten wurde. Was man halt so tut, wenn es draussen regnet und vor einem 200 Nummern pure Belanglosigkeit mit Varia wie Schokoladengussformen liegt, und nur ein anderer mitsteigert. Danach bekam ich den Spiegel, brachte alles im Auto meiner Eltern unter und vergass dort die Kiste mit den Funden. Heute bin ich dann zufällig darüber gestolpert, über den etrurischen Bronzekamm und die drei Öllämpchen. Und da wusste ich, dass das Problem gelöst war.
Lichtschalter - Licht - Licht - Licht. Jetzt brauche ich nur noch eine braune Kappe für den Schalter, und dann stimmt der optische Eindruck wieder. Und vielleicht nochmal vier weitere Öllampen rechts und links der Konsole. Oder andere Kleinigkeiten, und zwei Reliefe für die linke Seite.
Kommt alles noch. Früher oder später. Spätestens in Berlin, wo man dergleichen in der Regel billigst verkauft. So von wegen Untergang und Ausverkauf der Bürgerlichkeit, und so. Irgendwie muss man ja die Spielekonsole mit einem neuen Game füttern, und ein neues Handy kommt mit dem IPhone. Wer einen Gipskopf hat, braucht keinen mehr in Grossvaters Vitrine.
Dabei lag die Lösung daheim bei meinen Eltern. Vor einem Jahr hatte ich bei einer Auktion aus purer Langeweile zwischen den Asiatica und den Spiegeln mitgesteigert, als eine "Schachtel mit diversen antiken Funden" angeboten wurde. Was man halt so tut, wenn es draussen regnet und vor einem 200 Nummern pure Belanglosigkeit mit Varia wie Schokoladengussformen liegt, und nur ein anderer mitsteigert. Danach bekam ich den Spiegel, brachte alles im Auto meiner Eltern unter und vergass dort die Kiste mit den Funden. Heute bin ich dann zufällig darüber gestolpert, über den etrurischen Bronzekamm und die drei Öllämpchen. Und da wusste ich, dass das Problem gelöst war.
Lichtschalter - Licht - Licht - Licht. Jetzt brauche ich nur noch eine braune Kappe für den Schalter, und dann stimmt der optische Eindruck wieder. Und vielleicht nochmal vier weitere Öllampen rechts und links der Konsole. Oder andere Kleinigkeiten, und zwei Reliefe für die linke Seite.
Kommt alles noch. Früher oder später. Spätestens in Berlin, wo man dergleichen in der Regel billigst verkauft. So von wegen Untergang und Ausverkauf der Bürgerlichkeit, und so. Irgendwie muss man ja die Spielekonsole mit einem neuen Game füttern, und ein neues Handy kommt mit dem IPhone. Wer einen Gipskopf hat, braucht keinen mehr in Grossvaters Vitrine.
donalphons, 04:49h
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