: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 4. September 2012

Mausetotes Kapital

Es gibt da ein Kameraproblem mit meiner Radreise: Ich kann meine - vergleichsweise grosse - Olympus Pen nicht mirnehmen. Sie ist schwer und beim Sport auch unhandlich. Ich weiss, ich werde es bereuen, wenn ich dann erst mal in Meran bin, und es wieder um Fragen wie Details und Tiefenunschärfe geht.



Aber beim Weg über die Berge ist so ein Brocken eher hinderlich. Man muss jedesmal anhalten, komplett absteigen und hantieren, wenn man abdrücken will. Obendrein ist das Objektiv auch nicht gerade das, was man als "Weitwinkel" bezeichnen würde, was wiederum für die Landschaftsaufnahmen in den Bergen nur so mittelgut ist - deshalb sind die Alpenbilder in diesem Beitrag teilweise auch mit einer kleinen Casio EX H5 gemacht. Und weil öfters Fragen kommen, welche Kamera ich denn benutze, wenn die Bilder aus dieser - relativ gesehen - Knipse stammen, kann die Qualität auch nicht ganz schlecht sein.



Dazu kommt, dass dieses kleine Ding schon mal aus dem fahrenden Auto und auch sonst oft runter gefallen ist, klaglos Regen, Bergtouren, Stürze, ein paar tausend Kilometer in der feuchten Trikottasche und Hardcorerodeln weggesteckt hat, einmal sogar verloren ging, wieder zu mir kam, und danach im Vergleich zum bedauernd angeschafften und laut Prospekt natürlich sehr viel neueren Ersatz die besseren Bilder machte. Und leichter war. Und kleiner. Und - sowas merkt man erst nach vielen Bildern - auch durch die runde, kantenlosen Form schneller in und aus Taschen heraus glitt, wenn es nötig war. Seit dem 26. August sind alle Bilder in diesem Blog mit der Kleinen entstanden, und es hat sich niemand beschwert. Sie hat nur drei Nachteile: Gegen die Sonne brennen die Bilder aus, in Dunkelheit muss man viel nacharbeiten, und der Akku ist für eine Kamera mit grossem Zoombereich von 28 bis 280 mm zu klein. Theoretisch sollte der NP-80 bis zu 260 Bilder machen, aber in der Praxis ist nach 150 Schluss. Der Teufel ist bekanntlich ein emsiges Eichhörnchen, ich möchte nicht oben am Jaufenpass stehen und von der ungenauen Energieanzeige gefoppt werden, und daher dachte ich mir: So ein zweiter Akku und ein zweites Ladegerät -wie schnell ist so etwas im Hotel vergessen - wäre keine dumme Idee.



So sieht das aus.

Kostet 30 für den Akku und 60 für das Ladegerät.

Natürlich gibt es im Internet auch billige Kopien, da ist man ab 25 Euro dabei, und Amazon hat beides auch für 50 Euro, aber die Erfahrung zeigt leider auch, dass solche Dinge dann erst daheim ankommen, wenn man schon laut auf Bayerisch in einem Alpental über die streikende Kamera flucht. Die grossem Läden vor der Stadt sind da auch unerbittlich, die verschleudern zwas Kameras, aber verdienen sich nachher an solchen Kleinigkeiten den nächsten grossen Laden vor anderen Städten. Aus Prinzip gehe ich daher zu dem, was man als Photofachgeschäft bezeichnet, weil, wenn ich schon blute, dann bitte an der richtigen Stelle, und zwar in der Altstadt (und selbst, wenn es teurer wäre, müsste man beim grossen Laden noch Zeit und Fahrtkosten dazurechnen). Dort hörte man sich meine Frage an und sagte:



Nehmen Sie doch diese EX-Z330 von Casio, das ist unser letztes Exemplar, die kostet 50 Euro, mit Garantie und allem. Da ist der Akku und das Ladegerät dabei.

Betrachtet man das rational, könnte man sagen, dass die Entfernung einer früher mal 180 Euro teuren Kamera - so klein und schick und handlich, Japanerinnen werden vor Glück gquietscht haben, als sie vorgestellt wurde - dem Laden 40 Euro wert ist, verglichen mit Ladegerät und Akku allein. Aber wir leben ja auch in Zeiten, wo man auf Wertgegenstände hinten ein Bapperl draufklebt, das besagt, man sollte sie nicht in den Müll werfen.



Ganz rational weiss ich, dass diese unsere sog. "Zivilisation" das nicht auf Dauer überleben wird. Dieses Bapperl ist obszön und dekadent, und steht für das, was wir tun und wie wir leben. Vor 20 Jahren wäre es noch unvorstellbar gewesen, auf eine Kamera - ein vererbungsfähiger Wertgegenstand - so eine Erinnerung zu drucken. Schon jetzt ist es nur noch ein Akku, ein Ladegerät und eine Art Aufbewahrungskiste für die zweite SD-Karte. Weil sie zwei Jahre alt ist - in der Vorstellung unseres Systems also obsolet.

Das sollte man geniessen, solange es nich geht. Ich weiss, es wird sich ändern, und ich frage mich, ob wir dann überhaupt noch eine Kamera zum Aufheben haben werden. Immerhin, die Berge werden bleiben, und die Rennräder, die ich baue, werden auch 30, 40 Jahre funktionieren.

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Für 500 lausige Franken

In einer Phase ohnehin schon extremer Aneklung durch faule, dumme, nichtsnutzige und moralisch fragwürdige Schmierfinken, mit deren Leistung ich persönlich in die Donau ginge, um die Schande loszuwerden; in einer Phase also, in der ich generell Medienseiten meide, zumal die Klugen der Branche gerade weitgehend anderweitig tätig zu sein scheinen; in einer Zeit, da von das Leyen mit denen schlittenfährt, auf dass die nächste, grosse Umverteilung komme, und man wundere sich bitte nicht über Altersarmmut, irgendwie muss auch hierzulande das Finanzdebakel aufgeräumt werden, nur nicht so offensichtlich bankenverbunden wie bei den Iren, die ihre Rentenkasse einfach verpfändet haben -

in solchen Zeiten des Verdrusses kommen auch noch solche Nachrichten über den Johurnaillenkauf mit Umschlägen und 500 Franken. Dabei auch laut Organisator die angeblich so tolle NZZ.

Das Schlimme daran ist nicht, dass sie so etwas nehmen, weil die Medienhäuser sie schlecht bezahlen. Das Schlimme ist, sie würden es immer nehmen, egal wie man sie bezahlt. An Not ist in diesem Beruf wie an Überfluss kein Mangel- - es ist ein Problem der schlechten Charaktere.

Weiter mit Radfahren.

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