Wenn Du am Tegernsee bist,

sagte meine Frau Mama und hatte natürlich wie immer recht, dann setz dich in das "Cafe am See" ans Ufer, und schau Richtung Norden. Dann siehst du oben den blauen Himmel. Unten ist das klare Wasser, dann kommen Gmund und Kaltenbrunn, die Hügel der Voralpen, und dann wachsen Himmel und Erde in einem grauen, langezogenen Streifen zusammen.



Diesen grauen Streifen sieht man immer. Der ist immer da, auch bei schönstem Wetter, und er ist keine Wolke, sondern die Dunstglocke über München. Deshalb ist es in München niemals so blau wie hier, und es gibt auch nie diese seidige Luft. Das ist das ganze Geheimnis hinter dem Tegernsee.

Ich tat wie mir befohlen, und siehe: ich konnte draussen meinen Rechner aufmachen, ich brauchte keinen Mantel und keine Handschuhe, es war warm, es war Frühling, aber sowas von Frühling, dass ich ganz froh war, ohne Iris und unkontrollierbare Risiken hierher gefahren zu sein. Karnickelfrühling. Kondomeinpackenfrühling. Die Sorte Frühling, in dem man Müncher Frauen mit in die Haare geschobenen Sonnenbrillen plötzlich überhaupt nicht mehr affig findet. Absoluter Roadsterfrühling, am See, und dann wieder zurück nach München, für einen Termin, der Geschäftliches mit dem Angenehmen zu verbinden weiss. Menschlich äuserst angenehm. Aber nicht, was die Umwelt angeht.



Denn vom Tegernsee kommend, ist München dermassen kalt, windig, diesig, schmutzig und reizlos, wie Novosibirsk, Bukarest und Berlin erscheinen, wenn man von München her anreist. OHMEING`TTISTDASHÄSSLICH! Und kalt! Ohne Handschuhe nicht zu ertragen. Und LAUT. Und früh dunkel, und überhaupt: Januar. Einfach nur Januar. Eingemummte Frauen und Männer, kein Glanz auf Haaren und Gesichtern, auch kein See und überhaupt.

I hate to say, but I have to admit: Wenn man am See ist, erscheint es vollkommen widersinnig, dorthin zu fahren, wo es von den Abgasen grau und kalt ist, man geht schliesslich auch nicht freiwillig an der Kläranlage spazieren. Es sind vom Marienplatz bis nach Gmund nur 47 Kilometer, aber die machen es aus. ich war schon oft am Tegernsee, im Sommer ist es auch toll, aber der Unterschied gerade zu der Jahreszeit, wo man den Unterschied wirklich braucht, ist sagenhaft.



Ich fürchte, ich könnte mich tatsächlich an die Sonnenuntergänge auf dem Osterberg gewohnen.

Samstag, 26. Januar 2008, 16:44, von donalphons | |comment

 
Morgen regnet es.

Und dann ist es am Tegernsee genauso greislig wie in München.

Übrigens war der Münchner Himmel durchaus knallblau heute, trotz der Dunstglocke.

Und im Englischen Garten war der erste nackte Busen zu sehen. Erstaunlicherweise sogar ein hübscher.

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Renga?
Dös homs voagestan a scho gsogt und nixn woas. Schnäfoi im Gebiag, geh weida.

Nichts gegen München und die Nackerten, ich habe da über 15 Jahre gewohnt und war gern dort, aber das Problem an der Stadt ist, dass man die Alpen zwar hat, aber selten hinfährt. Während der New Economy war ich nur in den Bergen, wenn ich nach Wien musste. Was für eine Verschwendung! Und letztlich ist der Tegernsee auch nur ein Vorort von München.

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Am Tegernsee ist man halt schnell
Am frühen Sonntagmorgen auch in 20 Minuten, wenn es sein muss.

Wobei mir persönlich das "blaue Land" mehr liegt, Murnauer Moos, der weite Blick... da hätt ich gern mein Haus stehen.

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Das wiederum erreicht man von dort über eine kleine Tour über den Sylvensteinspeicher und den Walchensee. (Und umgekehrt auch, natürlich) Man kann hier von August-Macke-Münchner sprechen, die den Tegernsee präferieren, und den Franz-Marc-Münchner, die die Region Murnau bevorzugen. Und glücklicherweise keine Deppenmünchner mehr, die gegen Franzosen kämpfen wollen. Leider gibt es dann noch die No-brain-Münchner, die beide Regionen gleichermassen verpesten.

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Es ist so

Ich finde die Fahrt nach Rottach Egern immer etwas schwierig, weil man an all den überdimensionierten pseudo-alpenländischen Chalet-Elend vorbeimuss.

Aber auch am Tegernsee gibts sehr schöne Ecken.
Murnau, Ammergau, Werdenfelser Land... an solchen Tagen unbezahlbar.

Auch die Osterseen.. traumhaft und unter der Woche noch sehr still.

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Nun, Rottach ist wirklich zum gasgeben, das stimmt. Die gleichen Probleme hat man aber überall, vielleicht nicht so konzentriert, aber man schaue sich nur mal das Weichbild der Orte an, und was man in den Zentren verbrochen hat, beispielsweise am Chiemsee. Oder in Riedering, wo die grossen, alten Wirtschaften Neubauten weichen mussten, weil sie den Lokalfürsten zu schlicht waren. Oder der Jodlerstil, furchtbar.

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Leider ja.
Und je mehr Geld zur Verfügung stand, desto schlimmer.

http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,s23r95isnzbmnocl~cm.asp

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Was mir in den letzten Tagen aufgefallen ist: So richtig schlimm sind gar nicht die eher rationalen Bauten der 60er und 70er Jahre, die manche Prinzipien der Architektur vor Ort aufgreifen - weit überkragende Dächer und Holzverkleidungen, und dennoch grosse Glasflächen. Die sind nicht unbedingt schön, aber dafür auch kein Augenkrebs. Wirklich schlimm sind die Ultrajodler der 80er bis 2000er Jahre. 6 Stockwerke Ultraplattler und dazu ein schiefes Dach und nachgemachte Sprossenfenster.

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ja toll!

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Ja ab den 80ern wurde es richtig übel.

Lustigerweise habe ich ähnlichen Stil in Südbrasilien und Venezuela (Deutschenkolonie) wiedergefunden.

Noch lustiger: Werbellinsee, Schorfheide.

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In Gmund steht gerade ein restaurierter Bauhernhof zum Verkauf, für ungefähr eine Million, Baujahr 1788. Das kommt einem erst mal sehr teuer vor, bis man mit neueren Bauten vergleicht, und mal genauer hinschaut. Der Seeblick ist da oft einfach wichtig, damit man die eigene Archtektur nicht wahrnimmt. Im direkten Vergleich sind die 320 historischen m² richtig billig - gemessen an dem, was man bekommen würde. (Das Interieur ist dann nochmal eine andere Sache)

Aber auch das ist ein Problem, dem man nirgends entgeht. Und ich bin in der Sache schon seeviertelabgehärtet.

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Übrigens, noch schlimmer als Rottach ist Gmundsches Freimann: Moosrain heisst der Vortegernsee für Arme, dortselbst dann auch schlimmstes Alpgehörne in der Diodenkettenversion. Und dann Richtung Miesbach, da kommt auch noch so einiges. Da hat die Baubegrenzung am see selbst schon geholfen.

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Der Hairerhof, ja...
Moosrain hmmmmff weiß gar ned wias da ausschaugt, da fahr ich viel zu schnell durch.

Mir schwebt schon eher was unrestauriertes vor, mit Traumblick und guter Bausubstanz. Fahr deshalb recht viel durchs Voralpenland.

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Nun, es gibt eine ausgleichende Ungerechtigkeit:

(http://www.immowelt.de/Immobilien/ImmoDetail.aspx?ID=9416360)

40 Meter zum See von diesem Jodelodelbarockjuwel im an sich sehr schönen St. Quirin. Aber da ist dann die Haupstrasse dazwischen :-)

Moosrain sieht man nicht, da ist eine Schallschutzwand davor. Oder auch Blickschutz, je nachdem. Da müssten schon Kolonnen von Opel Astra fahren, damit es auf der Strasse hässlicher als in Moosrain ist.

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Jodlerbarock und Astra geht gar nicht

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...und was man in den Zentren verbrochen hat, beispielsweise am Chiemsee

Don't get me started...

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Fang an, des mog i hean.

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Das fängt mit dem Prienavera-Geschwür in Breän an, zieht sich von Breitbrunn, an dessen Mini-Ortskern man in den letzten 15 Jahren ganze Batterien von Dreispännern angeflanscht hat, bis nach Seebruck, das schon in den 70ern mit schwarzgetünchten Zweitwohnungssilos im "alpenländischen Stil" verunstaltet wurde.

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