Real Life 11.12.04 - Was noch fehlte

Es gab eine Zeit, erste Hälfte der 90er Jahre, da hatte diese Stadt Discotheken und Clubs, die sich einigermassen mit München messen konnten. Das heisst, importierte DJs, eine ordentliche Selektion an der Tür, was in der bayerischen Provinz wirklich ein Muss ist, ordentliche Locations irgendwo im Keller am Rande der Altstadt, Publikum die lokalen Berufskinder, die auch nicht jeden Abend ins P1 konnten.

Mitte der 90er geschah das, was auch in München Insitutionen wie das Parkcafe ins Trudeln brachte: Megadiscos wurden eröffnet, die jeden reinliessen, der genug zahlte und nicht zwangsläufig die Besitzer kennen musste. Die, wenn man so will, familiäre Atmosphäre von Clubs wie dem BaBaLu war nicht mehr gefragt. Die Tanztempelchen der Provinz wurden dicht gemacht, die Leute versuchten ihr Glück in der Grossstadt. Ein Laden mit dem Namen "Cloud" steht jetzt seit fast 7 Jahren leer, ein anderer ist heute Teil des Königreichssaals der Zeugen Jehovas.

Aber die Ankunft von ein paar hundert zukunftsbewusster, afterworkübender Elitessen dreht das Rad der Geschichte zurück.



Gleich neben dem idealtypischen Sausalitos, dem Must-Go der hier auf das Überleben im Management Getrimmten, wurde eine alte Garage aufgebohrt. Neues Design, ein grandioser Stilbruch zur Umgebung mit den spitzen Giebeln und den Kastenfenstern. Am Wochenende sind davor lange Schlangen, und an der Tür schaut jemand, dass sie unter sich bleiben. Und über ihre Zukunft reden, von der ich weiss, dass sie ebensoviel Markt hat wie meine in die Metropolen geflohenen Bekannten, die inzwischen alle wieder da sind.

Samstag, 11. Dezember 2004, 14:16, von donalphons | |comment

 
Zeit
Jemand, der seine Zeit in Discos verplempert, macht keine Karriere, es sei denn, er erbt sie.

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Die Quelle für dieses Zitat dürfte irgendwo bei den Baptisten oder Puritanern im amerikanischen Mittelwesten liegen.

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Das Übel der Münchener Clubs
ist Mitte der 90's das Aufkommen des Krebsgeschwürs "Kunstpark Ost". Vergnügte sich bis dahin die Jugend der Peripherie von FR über PAF bis RO meist auch dort wo sie besser hätte bleiben sollen, so füllten sie plötzlich allwochenendlich die Straßen rund um den Ostbahnhof mit eben diesen Kennzeichen und den "standesgerechten" Kfz-Dekorationen. Dies schuf binnen weniger Jahre eine bisher nie dagewesen schlechte Clubkultur in München mit all ihren Auswüchsen. z.B. Saufhallen wie das 4004.

Als die ersten Peripheriejugendlichen genug Stadtluft schupperten um aus dem Primärherd KPO ausbrechen zu können, metastasierten sie dann auch ganz schön schnell in die innenstädtischen Clubs und infiltrierten einen nach dem anderen - Atomic Café, Erste Liga, Funky Kitchen, die Registratur - nur mal um ein paar Läden meiner Faveur auf zu zählen. Das Phänomen ist sicher noch viel weiter gediegen, denn die meisten Läden versuchten zu überleben, indem sie sich anpassten.

Insofern muss ich Don recht geben: sie hätten besser daheim bleiben sollen. Vor allem aber uns Münchnern zuliebe.

Kleine Einschränkung:
Das Parkcafe hingegen scheiterte eher zuletzt an seinem total unfähigen Management, das kann ich aus eigener Erfahrung berichten (schade, keine 20 DCT Punkte für Club-Inisider-Boo).

Es grüßt

euer

Telefon

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Das hereinbrechende Übel hatte zuerst einen anderen Namen:

DAS ZELT,

das damals im Olympiapark stand, aber in gewisser Weise mit Techno dem Parkcafe den Nachwuchs abspenstig machte. Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, wo man seine Schuhe kaufte, und um 6 ging es dann gleich zum Unfall an den Baum, statt ins Nachtcafe. Clubkultur verträgt wiel, aber nicht den Provinzegalitarismus von Leuten mit Kennzeichen wie ND oder PAF.

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Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, wo man seine Schuhe kaufte

Sollte es das etwa Deiner Meinung nach? ;-)

Das ist das Nette an Berliner Clubs, soweit ich es bis jetzt mitbekommen habe. Kein Schild an der Tür, nur Mundpropaganda, jeder darf rein, und wenn der Club zu bekannt wird, Tante Tita drüber berichtet und/oder die "blonden Todesengel" auftauchen, die irgendwann die Herren Prolls anziehen, macht man einfach dicht und woanders wieder auf. (Wobei das in der unmittelbaren Nachwendezeit noch etwas einfacher gewesen sein dürfte.)

"Du komms hier net rein", von einer glatzköpfigen Pisakatastrophe gestammelt, dürfte auch ein typisches Anzeichen von Provinzialität sein.
(Vor Etablissements, in die man nicht rein will, in Städten, aus denen man raus will, wenn man Geschmack hat.)

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Wir reden hier über eine historisch gewachsene, damals zur Entstehung einer gewissen Clubkultur unabdingbaren Selektion zwischen drinnen und draussen. Man darf nicht übersehen, dass Disco bis Mitte der 80er mit ganz wenigen Ausnahmen Rockschuppen mit billigster Einrichtung und viel Besäufnis war. Eine Tür garantiert ein gewisses Level, zwingt zur Anpassung, falls man rein wollte. Aber das Festmachen an Bekleidungsherstellern heute fast genauso unrealistisch ist wie, sagen wir mal, die Selektion anhand der Hoftracht des 18. Jahrhunderts.

Nebenbei: Beim Parkcafe, P1 oder den Seehaus-Parties reden wir über ein Phänomen, das nur sehr, sehr wenige erlebt haben und erleben wollten.

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Was dann bei den Parkcafe- und P1-Imitaten umso schlimmer war.

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Aber von denen hat in München eigentlich nur das Pacha überlebt, und so doll soll es dem auch nicht mehr gehen - verglichen mit 1999/2000, als es die Disco der New Economy war.

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Autsch!
Wenn ich mir das Bild so betrachte und davon ausghe, dass die Schwerkraftverhältnisse auf unserem Planeten noch stimmig sind: Das R im Kreis steht doch hoffentlich nicht für rektal?
Obwohl, als Elitessen-Ausrede beim Frauenarzt: "Ist wohl beim Lesen passiert."

;-)

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Du kannst Dir selbst einen Reim darauf machen.

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Ich kann mir nicht helfen. Die sehen alle so schrecklich - dumm und hohl aus.
Der Unterschied zwischen jener abgelichteten Schönness Dorreeh und dem gemeinen Mitte-Girl ist der zwischen Dorfdisse um ND und dem typischen Publikum beim Sommerfest der Kunstakademie.

Auch darum Berlin.

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Dann gehe heute Abend mal ins Alcatraz in Mitte, und vergleiche.

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Ach neeeee...
Muß ja nicht alles sein. Ich meinte auch eher die "höheren Töchter".

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Die Alcofratzen dort sind höhere Töchter, sonst kämen sie dort am Samstag Abend nicht durch die Tür.

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Clubkultur
Wenn schon club dann fett!
Meine sozialisation in der hinsicht habe ich im Frankfurter Raum gemacht, also reste des Omen, dann Robert Johnson, U60, SpacePlace und Vinylbar, da ging immer fetter Sound, aber FFM is nunmal ein Dorf von Dörfern umringt, also hat man da dann Provinzspacken mit Fettspoiler am start, klar.

In Berlin habe ich dann die versteckteren Dinger und diese massige Auswahl zu schätzen gelernt, weg von den bekannten Clubs und hinein in die Lagerhäuser und Ruinen der Stadt. Soundmässig aber bitte geballer oder full-on. Wedding bietet da einiges ;)

Hier in London läuft der Hase anders, aber dann doch wieder ähnlich. Weniger Clubs in die man gehen kann ohne sich dämlichzuzahlen. Man muss einfach länger suchen um was angenehmes zu finden, wenn man nicht in Schuppen wie "Fabric" oder so rennen will, wo einem das Ätzvolk mit attitude auf die füsse tritt und deiner Begleitung and den arsch langt. Generell macht auch alles früher zu, so ziemlich dann wenn man in Berlin grade warmwird. Alk nur bis 2. Dafuer aber schon ab 10 oder 11 richtig rocken, wenn man in Berlin grade mal anfängt drüber nachzudenken was eigentlich laufen soll die nacht durch. Ach ja, und immer dicke Türsteher, sogar Pubs haben Türsteher am Wochenende, denn es kann ja schonmal ein Müllbeutel in die Scheibe fliegen oder, grade bei "Suits" extreem angesagt wegen "work hard play hard fight hard", 2 beknackte typen geben sich n paar aufs Maul.

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Ich war in FFM öfters im Dorian Grey, als es mich mal ein Semester nach Franken verschlagen hatte.

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Oh je, Frankfurt. Da liegt meine Zeit schon eine Weile zurück. So Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Da war ich sehr of im Dorian Grey und im Cookies. Gibt es die Schuppen eigentlich noch?

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Das Dorian Grey gibt es noch, ist aber meines Wissens ähnlich wie das Parkcafe nur noch ein Schatten der damaligen Grösse. Cookies soll noch übler sein. Sic transit gloria mundi.

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oh weh die Schuppen einer wilden Zeit
Omen, D.Grey etc. fehlt nur noch die Erwaehnung des Tresors in B. und alles war gut:-)
Wie pascalo schon meint, die festtesten Sachen werden nicht auf irgendwelchen Formatdudelkanaelen angekuendigt, es gibt respektive auch keine Freikarten.
Das macht bei Eintrittspreisen zwischen 2 und 5 Euro nichts. u.site hat gestern gerockt; mächtig.

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Nun, das besagte SUXOL (habt ihrs gemerkt, es ist LUXUS, nur rückwärts) ist ja nach meiner Ingolstädter Zeit entstanden. Ich habe nur den Bau und die Präsentation auf dem Bürgerfest gesehen. Wird das nicht vom Sausalitos betrieben? Es passt auf jeden Fall definitiv nicht in die Ingolstädter Landschaft, auch wenn die Discos dort sowieso extrem schlecht sind. Provinzstadt eben.

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What the hell
Was ist oder sind eigentlich Sausalitos?

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...its a City!
Hi che2001 - Sausalito - das ist eine kleine Fischerstadt in Californien. Die Amis beschweren sich ja teilweise, dass zu viele Hispanics im Lande sind. Dann hätten sie im vergangenen Jahundert nicht einfach ein Drittel von Mexico annektieren und eine Kronkolonie den Spaniern abjagen müssen. Sausalito ist mexikanisch-spanisch und heißt so etwas wie "kleine Häuseransammlung". Sausalitos ist eine deutsche Erfindung und ist der Name einer Restaurantkette mit Tex-Mex-Essen.
http://www.ci.sausalito.ca.us/

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Danke für die Erklärung. History und Gastronomy in einem, das ist super!

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Nicht nur Liebe - geht über den Magen!

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Wobei Tex-Mex - im Vergleich zum Original schemckt das Sausalitos wie lasches Spülwasser. Überhaupt, Tex-mex - mit Abscheu denke ich zurück an den Prototyp der Kette, das Hooters in der Rosenheimer Strasse in München, so circa 1988/89 muss das gewesen sein...

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Babalu
Wie hiess das doch so schön: DCT ist meins.

O.k. Babalu war unseres...Und die Halle, wie hiess sie nochmal - ach, ja die Alabama-Halle: die auch.

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