8 Frauen, 3 Männer
Ende Oktober 2001, Elmau, Founders Forum. Die Schnorrer kamen nicht, weil es nicht mehr umsonst war. Ich kam aus Sentimentalität. Es war ziemlich genau 2 Monate nach meinem abrupten Ausstieg aus dem Kern der Szene, und ich fühlte noch den Rauch und die Glut der Vernichtung, der ich damals knapp, ganz knapp entgangen war. Wir fuhren unter dem sagenhaft blauen Himmel des Oberlandes in die Alpen, und ich empfand wie ein Jagdflieger, der aus dem Inferno hinaus in eben jenes unendliche Blau rast, und nichts mehr sieht als dieses Blau und den Glanz der Sonne, während da hinten, unter ihm...
Am Empfang kümmerten sich neben den drei obligatorischen Männern die üblichen acht Frauen um uns. Das waren keine Hostessen, keine mal eben angeleierten Studentinnen, sondern Mitglieder der damals schon nicht mehr ganz so grossen Familie. Es gibt ein Photo von ihnen, alle zusammen in Schwarz und Blau. Alle sehr freundlich, und die kommenden drei Tage gab ich mir alle Mühe, nichts von dem zu erzählen, was ich hinter mir hatte, oder dem, was sie in den nächsten Monaten erwarten würde. Wir sprachen also nur über ihre Träume, Erwartungen, über die Talsohle, über all die Lügen dieses verdammten Jahres 2001. So Zeug wie "Er betonte, dass momentan eine sehr gute Zeit sei, um ein Unternehmen zu gründen." Er betonte aber nicht, dass er seinen eigenen Laden liebend gern los geworden wäre, was aber die VCs dann beim Essen rumtratschten.
Es waren, wie gesagt, acht Frauen, zwischen 22 und 28 Jahren alt. Heute spuckt Google nur noch über zwei von ihnen Informationen aus, und die sind nicht wirklich gut. Dabei sind wir hier noch in der boomenden, einzigartigen Munich Area. Bei den anderen kann man hoffen, dass sie die Kurve gekriegt haben, aber natürlich kann man sich nie sicher sein, ob man sich vielleicht nicht doch irgendwann wieder sieht, und dann die Stories hört, von denen man an diesem Oktobertag am Empfang gehofft hat, dass sie ihnen erspart bleiben würden. Die Männer sind noch im Geschäft.
Am Empfang kümmerten sich neben den drei obligatorischen Männern die üblichen acht Frauen um uns. Das waren keine Hostessen, keine mal eben angeleierten Studentinnen, sondern Mitglieder der damals schon nicht mehr ganz so grossen Familie. Es gibt ein Photo von ihnen, alle zusammen in Schwarz und Blau. Alle sehr freundlich, und die kommenden drei Tage gab ich mir alle Mühe, nichts von dem zu erzählen, was ich hinter mir hatte, oder dem, was sie in den nächsten Monaten erwarten würde. Wir sprachen also nur über ihre Träume, Erwartungen, über die Talsohle, über all die Lügen dieses verdammten Jahres 2001. So Zeug wie "Er betonte, dass momentan eine sehr gute Zeit sei, um ein Unternehmen zu gründen." Er betonte aber nicht, dass er seinen eigenen Laden liebend gern los geworden wäre, was aber die VCs dann beim Essen rumtratschten.
Es waren, wie gesagt, acht Frauen, zwischen 22 und 28 Jahren alt. Heute spuckt Google nur noch über zwei von ihnen Informationen aus, und die sind nicht wirklich gut. Dabei sind wir hier noch in der boomenden, einzigartigen Munich Area. Bei den anderen kann man hoffen, dass sie die Kurve gekriegt haben, aber natürlich kann man sich nie sicher sein, ob man sich vielleicht nicht doch irgendwann wieder sieht, und dann die Stories hört, von denen man an diesem Oktobertag am Empfang gehofft hat, dass sie ihnen erspart bleiben würden. Die Männer sind noch im Geschäft.
donalphons, 02:25h
Sonntag, 12. Dezember 2004, 02:25, von donalphons |
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hella,
Sonntag, 12. Dezember 2004, 10:29
Gründe?
Der konservative Ansatz:
Frauen zu finden ist fast immer aussichtslos. Immer noch ist es üblich, den Namen des Mannes bei einer Heirat anzunehmen. Und immer noch ist "eine gute Partie" für Frauen ein sicherer Weg auch ohne eigene Leistung materiell auszusorgen.
Der emanzipatorische Ansatz:
Frauen sind in der Arbeitswelt, gerade auch IT, benachteiligt. In wirtschaftlichen Krisenzeiten sind Frauen die ersten, denen das Recht auf berufliche Tätigkeit abgesprochen wird - auch wenn es um die Unternehmensgründung geht. Finanzierung von Unternehmen ist eine Männerwelt.
Der konservative Ansatz:
Frauen zu finden ist fast immer aussichtslos. Immer noch ist es üblich, den Namen des Mannes bei einer Heirat anzunehmen. Und immer noch ist "eine gute Partie" für Frauen ein sicherer Weg auch ohne eigene Leistung materiell auszusorgen.
Der emanzipatorische Ansatz:
Frauen sind in der Arbeitswelt, gerade auch IT, benachteiligt. In wirtschaftlichen Krisenzeiten sind Frauen die ersten, denen das Recht auf berufliche Tätigkeit abgesprochen wird - auch wenn es um die Unternehmensgründung geht. Finanzierung von Unternehmen ist eine Männerwelt.
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donalphons,
Sonntag, 12. Dezember 2004, 13:32
Nein. Die Männer haben noch immer nicht kapiert, dass es vorbei ist. Das Geschäft wurde schlecht, aber sie waren nicht flexibel genug, die Konsequenzen zu ziehen.
Die Frauen - es hätte für jede einen Ausweg gegeben. In der Position, in dem Netzwerk zu jeder Zeit. Das Ergebnis wäre ein Jahr später das gleiche gewesen. Es war ein Spiel ohne Sieger.
Die Frauen - es hätte für jede einen Ausweg gegeben. In der Position, in dem Netzwerk zu jeder Zeit. Das Ergebnis wäre ein Jahr später das gleiche gewesen. Es war ein Spiel ohne Sieger.
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netbitch,
Montag, 13. Dezember 2004, 09:56
Hey, ich habe in dieser Welt überlebt und bin Frau. Und ich habe überlebt, weil ich tough bin. Zugegeben, ein Sytemhaus, das brav einfach nur Rechner und Netzwerke verkauft und sich nie auf fragwürdige Experimente eingelassen hat, ist etwas anderes als die ganzen Schwindelbuden. Und Aufgabenkabarett äh Taskarena zeigt, wie man es nicht machen sollte.
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che2001,
Montag, 13. Dezember 2004, 13:14
Solche und solche
Ich erinnere mich an die Kollegin, die mal schnell ihr Gehalt um ein Drittel erhöht hatte, in dem sie sich erst per Stellung mit höherem Gehalt von einer Firma abwerben ließ, um dann gegen noch höheres Gehalt zu ihrem alten Laden zurückzugehen. In Hypezeiten war´s, aber den Job hat sie immer noch.
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