Verpuffung im Laboratorium
Man konnte das Lab nicht übersehen, obwohl es nur im Souterrain, zwischen massiven Kellerwänden in der Kastanienallee lag. Draussen an den Wänden waren Pädophilen-Pinups: Grosse Photos vom sehr dünnen, melancholisch dreinblickenden Leuten, die die Produkte des Labs zur Schau trugen. T-Shirts, die von den hier massenhaft in den Gossen auffindbaren Jungdesignern gestaltet wurden. Anders, frech, Mitte. Das, was die Tübinger Zahnarzttochter daheim ihrer früheren besten Freundin zu Weihnachten schenkt. Das, was sich die jungen Touris aus Gelsenkirchen als Andenken kaufen. Das, was der One-Night-Stand am nächsten Morgen im Frühstücksbett tragen würde, wenn man sich denn einen One-Night-Stand trotz überzogenem Konto leisten könnte.
Drinnen waren Leute, die nach dem optischen Eindruck auf die Entdeckung durch eine Vorabendserie, einen Verleger oder eine Casting Agentur hofften. Solange verkauften sie eben T-Shirts, und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es in der Post-New-Economy funktionieren könnte: Billig, schnell, trendy, an der richtigen Stelle des Slums gelegen. Offensichtlich waren doch zu wenig junge Leute da unten im Keller. Jedenfalls kam das dann ganz plötzlich:
Vielleicht war das Telefon schon weg, bevor man noch die früheren gestalter informieren konnte. Vielleicht war das telefon noch da, aber das Personal schon weg. Vielleicht ist den Leuten bei der Mama in Hamburg erst beim Ausräumen aufgefallen, dass da noch was offen sein könnte. Aber so ist das nun mal, wenn so eine junge, schicke Idee mal schnell verpufft, immer das gleiche, wie in der NE, dachte ich, summte History Repeating von den Propellerheads, und schoss das Bild.
Ist das Ihr Laden, fagte mich einschlacksiger, junger Türke, der meinen Anzug und die Krawatte wohl für die Uniform der Makler hielt. Sind Sie der Vermieter?
Nein, sagte ich, und musste lächeln, auch, weil ich an das hier dachte.
Ah - ok, meinte er, und erzählte dann seinen Freunden, was für einen tollen Handyladen man hier machen könnte.
Drinnen waren Leute, die nach dem optischen Eindruck auf die Entdeckung durch eine Vorabendserie, einen Verleger oder eine Casting Agentur hofften. Solange verkauften sie eben T-Shirts, und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es in der Post-New-Economy funktionieren könnte: Billig, schnell, trendy, an der richtigen Stelle des Slums gelegen. Offensichtlich waren doch zu wenig junge Leute da unten im Keller. Jedenfalls kam das dann ganz plötzlich:
Vielleicht war das Telefon schon weg, bevor man noch die früheren gestalter informieren konnte. Vielleicht war das telefon noch da, aber das Personal schon weg. Vielleicht ist den Leuten bei der Mama in Hamburg erst beim Ausräumen aufgefallen, dass da noch was offen sein könnte. Aber so ist das nun mal, wenn so eine junge, schicke Idee mal schnell verpufft, immer das gleiche, wie in der NE, dachte ich, summte History Repeating von den Propellerheads, und schoss das Bild.
Ist das Ihr Laden, fagte mich einschlacksiger, junger Türke, der meinen Anzug und die Krawatte wohl für die Uniform der Makler hielt. Sind Sie der Vermieter?
Nein, sagte ich, und musste lächeln, auch, weil ich an das hier dachte.
Ah - ok, meinte er, und erzählte dann seinen Freunden, was für einen tollen Handyladen man hier machen könnte.
donalphons, 15:39h
Donnerstag, 23. Dezember 2004, 15:39, von donalphons |
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booldog,
Donnerstag, 23. Dezember 2004, 15:46
Der Laden ist übrigens schon seit mindestens einen Monat dicht.
Versteh ich nicht. Die werden doch schnell einen Nachmieter finden in der gefragten Gegend? Wo sogar Tante Tita und Onkel Maxim nebenan ihren Cappucino schlürfen? ;-)
Versteh ich nicht. Die werden doch schnell einen Nachmieter finden in der gefragten Gegend? Wo sogar Tante Tita und Onkel Maxim nebenan ihren Cappucino schlürfen? ;-)
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donalphons,
Donnerstag, 23. Dezember 2004, 15:51
Ich war lange nicht mehr in dieser Ecke der Gosse, sorry. Aber der Nachtkauf nebenan ist ja auch noch zu haben. Irgendein Szeneladen wird sich schon finden 2005 2006 2007 2017.
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booldog,
Freitag, 24. Dezember 2004, 15:54
Ungefähr zur selben Zeit also,
wenn Dein verwaister Adoptivkühlschrank in der Oderberger so oft geknipst und gebloggt wurde, daß ihn der Berliner Senat offiziell zur jüdischen Einrichtung erklärt und rund um die Uhr von vier fetten grünen Glucken bewachen läßt. =:-D
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gibsmir,
Donnerstag, 23. Dezember 2004, 16:13
"das hier"
Oh, böse T-Shirts. Besonders der Versandt eines Shirts mit der Aufschrift "geschmiert by deutschem strom" an Herrn Meyer ist böse :-)
http://wirres.net/article/articleview/1992/1/6/
http://wirres.net/article/articleview/1992/1/6/
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