Das Ostermahl der Nichtvergebung

Als erkennbare Fastenmassnahme habe ich die letzten Tage über vor allem sparsam selbst gekocht und kein Restaurant aufgesucht; nur mal die Bar Venezia, wo man jetzt erfreulicherweise wieder von den Plastikgabeln - ein absolutes Unding! - abgekommen ist. Dafür dann heute das grosse Nachholen.



Und zwar dort, wo man das in dieser Region idealerweise macht; in jenem Ort am Mincio in jenem Restaurant, das so vorzüglich ist, wie seine Gäste mitunter weniger erbaulich.



Heute: Schwäbische Ellenbogenaufdentischabsteller und Maulindentellerhänger, die davon ausgehen, dass der deutsche Ruf ohnehin schon versaut ist, da machen so ein paar schweinische Verhaltensweisen auch keinen Unterschied mehr. Früher Schulkabgang, dann Videothek und später Muckibude in der Nähe von Sindelfingen und dann endlich die nette, aus Russland bestellte Frau, so würde ich das Schauspiel interpretieren.



Würde ich jetzt ein Buch allein über Klassenunterschiede schreiben - hier liesse es sich herausarbeiten, warum die einen trotz Geld sind, was sie bleiben, und die anderen nichts mit ihnen zu tun haben wollen: Die einen können sich nicht benehmen. Nie gelernt, ud selbst wenn, wird es als überflüssig vergessen und verachtet. Und die anderen haben nicht gelernt, sich mit Leuten, die sich miserabel verhalten, so miserabel, dass es in der Erziehung einfach nicht vorkommt, trotzdem versöhnlich ins Benehmen zu setzen. Welches Benehmen? Die sind so, man ist es nicht. Die tun das, was man nicht tut. Die sind auf ihrer Seite und werden sich dort sicher pudelwohl fühlen.



Es ist nicht nur das Benehmen, es sind unterschiedliche Wertedefinitionen, es sind unterschiedliche Sprachen, die gesprochen werden, und die man mitunter sehr gut zu beiderseitigem Gewinn übersetzen kann. Wenn man sich anstrengt, und bereit ist, sich zurückzunehmen. Man macht das oft. Und man ist dabei oft der Blöde, weil der andere denkt: Oh, prima, der verhält sich defensiv, da kann ich es ja krachen lassen. Nur keine Scheu. Immer nehmen, was zu kriegen ist. Der versucht es mit mir, da brauche ich es nicht mit ihm zu versuchen. Man erlebt das, man sieht, wohin das führt, man überlegt sich in Zukunft sehr viel besser, wo sich das lohnt. Und wo man es besser vermeidet, berechnendem Verhalten eine Chance zu geben. Ah, die Panna cotta.



Manche lernen die Tischsitten dann doch noch, weil sie es müssen, weil sie es brauchen, oder weil sie es wollen. Andere lernen den Umgang mit nicht erbaulichem Verhalten eigentlich immer irgendwie, manchmal dauert es etwas, aber das Leben ist ja auch keine schnell servierte Nachspeise, sondern ein Reifeprozess.

Montag, 9. April 2012, 01:48, von donalphons | |comment

 
̶j̶̶a̶̶jag̶̶i̶̶b̶̶s̶̶m̶̶i̶̶r̶̶ ̶̶s̶̶o̶̶l̶̶e̶̶c̶̶k̶̶e̶̶r̶̶ ̶̶d̶̶i̶̶e̶̶k̶̶ö̶̶c̶̶h̶̶i̶̶n̶̶m̶̶u̶̶s̶̶s̶̶m̶̶a̶̶n̶̶h̶̶e̶̶i̶̶r̶̶a̶̶t̶̶e̶̶n̶̶o̶̶d̶̶e̶̶r̶̶v̶̶o̶̶n̶̶m̶̶i̶̶r̶̶a̶̶u̶̶s̶̶a̶̶u̶̶c̶̶h̶̶d̶̶e̶̶n̶̶k̶̶o̶̶c̶̶h̶

Über feine Tischsitten zu schreiben rechtfertigt aber nicht, anderer Leute überladene Vorspeisenteller zu knipsen.
Man könnte meinen, sie wollten selbst diese Halde vertilgen...

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Panna cotta.
Dazu fällt mir ein: vor drei vier Jahren in einem Ristorante in Florenz wollten meine liebe Gattin (aus St. Peterburg, aber keineswegs "bestellt") und ich PANNA COTTA als Dessert haben und frugen danach. Der erstaunte und sichtlich etwas erboste italienische Kellner belehrte uns schnippisch: Sowas haben wir hier natürlich nicht, sowas gibt's nur in der pasticceria. Und er zeigte mit wedelnden Armen in irgendeine Richtung, in der wohl eine Konditorei zu finden wäre.

Die zweite eigenartige Geschichte: In Orvieto servierte man uns Risotto mit Erdbeeren und Parmesan. Auf unsere vorsichtige Frage, ob das denn richtig oder üblich sei wurden wir von der resoluten, stattlichen "Mama" regelrecht zur Sau gemacht. Zum Amüsemang all der anwesenden Einheimischen. Tja, so geht's. Aber wir haben's überlebt und können nun jahrelang zwei amüsante Geschichten aus bella Italia erzählen, q.e.d.

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Ich nenne das nicht "überladen", sondern "Anpassung an italienische Vorstellungen" und "Ehrenbeweis für die Köche".

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In Italien darf man nicht fragen, man muss sich unterordnen. Das ist übrigens mit Slow Food eher noch härter geworden. Ich habe leider den Beitrag "Der Koch, der eine Ente ist, serviert ein Huhn" nie fertig geschrieben, aber der kommt da aus der Küche und macht a priori klar, dass seine verwegenen Kreationen genau so zu schmecken haben.

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Und ich würde jetzt wetten…
…dass bei dem Teller auf Bild Nr. 2 mindestens die Hälfte übrig geblieben ist. Richtig?
Das ist eine andere Mentalität. Die gab es so früher nicht und viele, sehr viele werden es von ihren Eltern noch anders gelernt haben. Das muss, so die Theorie meiner Eltern, irgendwie aus den USA zu uns gekommen sein.

Und eine Frage: sehe ich das falsch oder sind auf dem zweiten Bild tatsächlich die Vor-, Haupt- und Nachspeise auf einem Teller vereint? *grusel*

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Nix da! Was da ist, wird gegessen. Das sind alles Antipasti.

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Ohhh, wirklich – das sind alles Antipasti? Auch dieses tortenförmige da am rechten Rand? Was mag das denn sein? Das kenne ich gar nicht…

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Tomatenpolentatörtchen.

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Außerdem möchte ich natürlich vielmals um Entschuldigung bitten! Ich habe erstens das besagte Bild für einen überfüllten Teller gehalten (was auf einem Foto mal passieren kann – man kann schließlich schwer abschätzen, wie groß der Teller wirklich war), und daraufhin zweitens gedacht, dass es ein "Motivationsbild" für den folgenden Text sein sollte. Mein Fehler, sorry!

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Kein Problem - der Tellerwar auch nicht ganz leer!

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Ich würde das bei Antipasti auf jeden Fall auch anders bewerten. Es war mir zunächst dummerweise nur nicht aufgefallen.

Es gibt aber ja auch die Sorte Menschen, die sich am Buffet einfach alles auf einen Teller häufen. Das sieht dann allerdings, wenn ich so darüber nachdenke, noch mal ganz, wirklich ganz anders aus.

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Direkt von Oben abgelichtet sähe es bei weiterm nicht so raffgierig aus.

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Ja, das stimmt - die Perspektive machts!

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Tischmanieren und Ententanz!
Wir hatten gestern am Nebentisch ein Paar, welches uns, was immer sehr wichtig ist, informierten, dass sie aus Paris kaemen.
Sehr wichtig fuer die Pariser!
Sehr, sehr wichtig! Immer!
Die Dame, bezeichnen wir sie mal als eine, sah im Prinzip auch mit ihren Mitte 40 ganz erfrischend aus. Decente Kleidung, nur die Schuhe, zwar teuer, waren etwas zu high-heel, um nicht zu sagen nuttig fuer eine Promenade am Meer.
Als dann das Essen kam, war mir aber schnell klar, dass die Zwei nicht aus Paris A 1, 2 oder 16 kamen!
Da war der Ententanz pur am Nachbartisch und gegessen wurde mit einer Vitesse, als muesste man noch die Faehre ins Magreb bekommen.
Zumindest waren ihre Achseln rasiert, was man unschwer erkennen konnte!

Sie sehen, es sind nicht nur die Deutschen, welche zuweilen kein Benehmen haben.

Gruss aus der Sonne des Suedens!
G.
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http://img4.fotos-hochladen.net/uploads/cimg7238wakruze2hm.jpg
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(Leicht neiderfülltes) Danke aus Kontinentalitalien mit Blick auf verschneite Berge und 16 Grad.

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Heut sieht es hier auch nicht anders aus!
Eigentlich wollten wir mit dem Boot raus, aber das macht heute keinen Spass.
Heut wird der Schreibtisch aufgeraeumt!
http://www.comune.ventimiglia.it/immagini/webcam/webcam.jpg
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Ich habe fruher uebrigens nie Barchettas gesehn!
In letzter Zeit an jeder Ecke!

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Sprichwort
DA: Ich ärgere mich immer über das Sprichwort:"Der Klügere gibt nach". Ich bin der Meinung:Weil zuviel Klügere nachgeben, haben die Dummen in vielen Bereichen das Sagen.
Ihr Blog zeigt mir auch bei dem Benehmen in der Gaststätte, (Tischsitten) sind Sie auf der richtigen Fährte.
Bilder zeigen ein tolles Menü. Aber intensive Kost!

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der klügere gibt solange nach bis er der dumme ist.

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der klügere kippt nach

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Zum Klügg bin ich nicht Klüger.

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hier ist heute mal wieder das erste alljährliche stelldichein der Klügeren zuende gegangen. Pfingsten werde ich nun endlich mal filmen, wie sich 3-tage-dauerbesoffene suv-fahrer um einen parkplatz vorm supermarkt in wenningstedt prügeln.

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Eigentlich wollte ich zur Ehrenrettung der Schwaben ansetzen, aber dann dachte ich mir: "Nö!". Bin ja nur Noi'gschmeckte.

Nichtsdestotrotz, Slow Food können die Schwaben auch, nämlich auf der gleichnamigen Messe nächstes Wochenende. Wobei ich nun wiederum doch ins Grübeln komme, was es denn zu bedeuten hat, wenn's dafür eine Messe braucht. (Vom Thema "Benimm an Messeständen" mal ganz zu schweigen.)

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Sieht das lecker aus ...
Mehr fällt mir nicht ein, irgendwas in meinem Körper meldet: Junge, du bist unterzuckert, iss gefälligst was!

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JA, und verzeichen Sie es mir, werter Hausherr, ich hätte grad im Moment Gusto nach diesem Teller Peperoni e. funghi arostiti, Cipolle in Agrodolce und Melanzante e Zuccini friti.

Wobei, ich würd halt zweimal gehen.

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Zweitbestes für Daheimgebliebene...
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Wowww... gegen die Vielfalt dieser Schleckereien hatte unser von der besten Co-Pilotin der Welt zubereitetes Ostermenue, das zweitbeste Osso Buco der Welt (am Marktplatz in Sienna in einem Restaurant im 1. Stock gibt es das wahrlich beste), nebst dazu einem Dessert - Riesentopf (Salatschüsselgröße) Zuppa Inglese (heute mit einem Schüsschen Marsala mehr, was mich zu einem herrlichen Mittgschlaf brachte), natürlich nicht den Hauch einer Chance.

Don, ich wünsche Ihnen weiterhin schöne Zeit da unten.

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Bitte bitte bitte welches Restaurant? Im September ist hier schon Volterra gebucht, da ist das nur ein Katzensprung.

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greenbowlerhat,

es war irgend etwas mit "Panoramico" etc., lag unscheinbar direkt an der großen Piazza, von dort nur Treppenaufgang hoch bis fast ins Dach, weil keine Aussentische zur Piazza hin fast tourifrei, und man hatte einen tollen Blick über die ganze Stadt. Ich suche in den Unterlagen, versprochen. Mir fällt grade wieder ein, an dem Tag wurde ich in Sienna abgeschleppt und lernte Abends die weniger schönen Seiten kennen.

Ich versuchs noch rauszufinden. Bis dahin mal wieder mein persönlicher Tip, nicht nur wegen der 1-A Küche (Dessertbuffet so lang wie meine Garage):

http://www.agrihotel-elisabetta.it/elisabetta/deutsch/index.html

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