Berater sollten es besser wissen

Es ist immer wieder erstaunlich, wenn es die wahren Könner erwischt - wieso machen Leute pleite, die eigentlich anderen helfen sollen, nicht pleite zu machen? Gibt es einen besseren Beweis für die Wirkungslosigkeit von Consulting als den Insolvenzantrag der Consulter? Die (tief Luft holen) ECON-CONSULT Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Beratungsgesellschaft mbH aus Köln hat beim dortigen Amtsgericht das Aktenzeichen 74 IN 47/05. Gut, andererseits waren viele Auftraggeber auch die öffentliche Hand, die kann nicht pleite gehen. Hätten sie mal ihren Think Tank besser in die eigene Buchführung rollen lassen.

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Dienstag, 1. März 2005, 21:19, von donalphons | |comment

 
"wieso machen Leute pleite, die eigentlich anderen helfen sollen, nicht pleite zu machen" ... wenn dem so wäre, dann wäre Unternehmensberatung ja gerade kein so passables Geschäft, auf die Branche, nicht das einzelne Beratungsunternehmen hin gedacht. Ist ja kein Geheimnis, dass sich die Institute durchaus auch die Klinke in die Hand geben, und dennoch entweder Schissendreck verkaufen (die Broschüren der SCG waren echt ein Hit) oder wenig mehr als externalisierte Managementdienste anbieten. Und eben das macht doch auch plausibel, wieso sie in der enormen Konkurrenz der Branche auch zwangsläufig selber baden gehn. Und mal ehrlich: "Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Beratungsgesellschaft mbH" ... das ist doch wohl schon für sich eine Lachnummer.

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Das gibt dem ganzen aber den für die öffentliche hand unverzichtbaren Human Touch, und der umständliche name appeliert an das typische deutsche Beamtengehirn.

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Ich dachte bei dem Namen zunächst an die rührenden Hoffnungen der Sozialwissenschaftler, sich ihren Weg ins Berater-Eldorado zu bahnen. Dass aber gerade wir hier gar nix zu bieten haben, was auf dem Markt interessieren könnte, wundert mich nicht. Leute wie Glotz und Willke labern/krizzeln sich dumm und dämlich, um sich den Jungs von Kinsey & Co ans Bein zu binden.

Die öffentliche Hand scheint mir übrigens schon längsten von den Gratis-Auftritten der Marktführer geködert, hier bei uns an der Uni war es die Boston Consulting Group. Mit BDU-Mittelständlern unter den Consultants gibt sich da keiner ab, denn mit denen lässt sich keine brauchbare Werbung für die jeweils verhandelten Politiken betreiben. Aus der Perspektive des Beratungsunternehmens sieht das natürlich anders aus, da wirbt man selbst mit der Mitgliedschaft im BDU, während die Granden damit werben es nicht nötig zu haben, bei denen Mitglied zu sein.

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Jedes Kaff, jeder stellvertretende Sozialreferent braucht doch heute seinen Berater, und sowas interessiert die Grossen nicht. Und dann gibt es noch Geschichten wie Standortentwicklung, Stadtplanung, Bürgerbeteiligung, Krankenhäuser, wo man sich eben Spezialisten holt.

BCG sieht im öffentlichen Sektor übrigens eher mies aus, bevor man abbaut, schickt man die leute eben in die Uni oder lässt sie einfach mal so Vorschläge ausarbeiten - da könnte ich übrigens von einem spassigen Fall aus München berichten, Akquise im Medienbereich, bei der die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind, herrlich. Gross ist hier in Berlin eher McK.

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Ich habe solche Ausflüge von BCG oder auch Berger in den öffentlichen Sektor bislang eher als simple Versuche der Marktausdehnung gesehen. Klar ist das Homezone der KPMG et al., aber auch die Leute bei der BCG wissen, dass ihre Firlefanzpapiere dort ja gar nicht interessieren, sondern dass sie für bereits vorgängige Politiken instrumentalisiert werden. Hier an der Uni war das vorher wie nachher so klar wie Kloßbrühe (Zielvorgabe: Legitimierung der Entmachtung der Fachbereiche). Überhaupt, so eine meiner Interpretationen, ist Beratung immer eingespannt in Wechselspiele gegenseitiger Instrumentaliserungsversuche, mit Controlling Pipapo hat das ja alles wenig zu tun, wenn McKinsey, Berger oder BCG angeheuert werden, das erledigen die Mittelständler nicht schlechter für ein Zehntel des Geldes.

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Wenn Mittelständler beraten werden
dann anders. Es gibt z.B. mittlerweile das eigene Berufsfeld des Basel II-Beraters, dessen einziger Job ist, Mittelständlern zu verklickern, wie sie die Basel II-Kriterien am Besten erfüllen. Das sind teilweise vielbeschäftigte Leute, allerdings überwiegend Freiberufler. Mit der Boston Consulting Group hatte ich ja meine eigenen Erfahrungen, ebenso mit der im Kabel-Umfeld entstandenen W-Center-Consulting: Leute, die in wohl gesetzten Worten erzählen, was man selber weiß, aber nie so ausdrücken würde.

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"Leute, die in wohl gesetzten Worten erzählen, was man selber weiß, aber nie so ausdrücken würde." ... Ja, das kommt mir aus meiner eigenen Arbeit am Thema bekannt vor.

Aus welcher Position haben/ in welcher Situation durften sie denn die Dienste der Boston Boys genießen? Ich sammele solche Erfahrungsberichte ja wo es nur geht.

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Boston
Als Marketing Manager eines Systemhauses hatte ich das Vergnügen, so einen einzuladen, um uns zum Thema Branding beim Kunden VW zu beraten. Output null, aber viel Gelaber.

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Wer kann tut, wer nicht kann lehrt (berät).

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