Stettenkaserne, Munich Area Teil 1
Heute ist hier alles still. Keine der auf den Mauern verzeichneten Firman ist noch hier. Nach einer Dekade Aufstieg und Fall der New Economy beendet die Stadt München den Mediencluster und räumt das Gelände. Statt dessen werden hier Wohnungen entstehen.
Die Firmen, sofern sie überlebt haben, sind inzwischen in neue Räume in der Stadt gezogen, oder auch ins Home Office. Jedenfalls sind sie nicht mehr an einem Ort konzentriert. Was, wie man heute weiss, auch nichts geholfen hat. Zum Schluss hat man abe nochmal zusammen gefeiert. Wenigstens diesmal musste es Champagner sein.
Die Gebäude wurden inzwischen ausgeräumt. Irgend ein Scherzkeks musste Gefallen an einem Tresor gefunden haben; dem Versprechen von Geld und Reichtum - dem Reichtum, der hier fast immer ausgeblieben ist. Allenfalls 9Live, die weiter hinten ihre Studios hatten, verdienen richtig viel Geld. Wie lange das noch geht, ist natürlich eine andere Frage.
Kaum sind die Firmen weg, kommen die Vandalen und Plünderer. Da unterscheidet sich München nicht von Eisenach und Dschibutti. Hier liegen genügend Steine rum, um den Sprösslingen der nicht ganz so guten Familien Nordschwabings eine abwechsungsreiche Afterworkparty zu gönnen. Wenn sie überhaupt Arbeit haben; so gut sieht das in München auch nicht mehr aus. Vielleicht war es auch einer der 2000 praktisch arbeitslosen Mediengimpel oder 5000 unbeschäftigten Manager dieser Stadt.
Wie auch immer: Man ist mit äusserster Gewalt vorgegangen. Das Glas in den Erdgeschossen ist dick und für den militärischen Gebrauch; um das zu zertrümmern, braucht man schon etwas Kraft.
Innen drin ist noch die rote Farbe an der Wand zu erkennen. Man hat sich Mühe gegeben, dem alten Bau so etwas wie Modernität, Wärme und Lockerheit abzugewinnen. Wobei Wärme überflüssig war: Im Sommer heizte sich das Gebäude wegen der grossen Glasflächen ziemlich stark auf.
An der Rückwand eine typische Leiche für dieses Schlachtfeld: Ein Fernseher. Vielleicht hat er die Geburt erfrolgreicher Kampagnen erlebt, Videos von MTV und krasse Filme, in denen das Werberpack nach neuen Ideen und Inspiration gesucht hat. Es muss nicht immer Koks sein.
Desto weiter man in die Büsche hinter das Gebäude geht, desto mehr tote Fernseher findet man. Wie auch im Slum Berlin zu beobachten, wird der eingeschlagene Bildschirm zum Sammlungsort für weiteren Müll, es ensteht ein kleiner Slumcluster. Mit Dreck schaffen sie das, was dem New Media Abschaum im Businenss nicht gelungen ist.
Weiter hinten ist ein kleines Häuschen, das gar nicht bunt genug werden konnte. Auffallen um jeden Preis war die Devise, das sieht jeder, da konnte keiner vorbei, da musste man einfach mal durch die grossen Glasflächen schauen.
Aber bitte nicht nach hinten. Die Farbe hat nur für die beiden Schauseiten gereicht. Dahinter ist immer noch das alte, schmutzige Beige des Militärgebäudes, und alte Leitungen. Und natürlich weiterer Müll.
Man hatte sogar ein hübsches Schild für dieses Häuschen. Das konnte man wohl weiter verwenden. Deshalb wurde es entfernt. Darunter hat man nicht gestrichen. Maximaler Effekt bei minimalem Aufwand, war wohl die Devise. An der Tür ist ein massives Vorhängeschloss.
Was nicht wirklich viel bringt, wenn Fenster nicht aus schusssicherem Glas sind. Die spitzen Scherben zeigen, dass hier keine Plünderer am Werk waren. Hier ging es wohl ausschliesslich um den Funfaktor, so, wie man das ja aus den hübschen Videos von Labeln wie Aggro Berlin kennt.
Was da auf dem billigen Parkettimitat aufgeschlagen ist, ist nicht nur ein Stein. Die vordere Schaufront wurde nachhaltig mit einem massiven Betonbrocken zerschlagen. Der kommt mutmasslich von den Abrisshalden weiter hinten. Man hat sich also sehr genau überlegt, welches Glas man wie zertrümmert. Das erinnert mich an die Pläne mancher Bekannter, die nächtelang darüber reden konnten, mit welchen Methoden man die Märkte der todgeweihten Old Economy penetrieren wollte. Vielleicht hätten sie erst mal hier mit Steinen üben sollen. Als powerpointtaugliche, weil krasse Case Study.
Vorne stehen die alten und ganz alten Schilder. Man hat die Schilder der neuen Wirtschaft auf die der alten Behörden aufgeklebt. Nicht wirklich dauerhaft, und so kommt hinter dem jungen, zerborstenen Plastik das immer noch glänzende, gravierte Aluminium wieder zum Vorschein. Nachhaltigkeit ist bei einem Business, das in Wochen plant, in Tagen löhnt und in Sekundenbruchteilen explodiert, natürlich kein Thema.
Soweit für heute. Morgen gehen wir da rein und schauen, was davon übrig blieb.
Die Firmen, sofern sie überlebt haben, sind inzwischen in neue Räume in der Stadt gezogen, oder auch ins Home Office. Jedenfalls sind sie nicht mehr an einem Ort konzentriert. Was, wie man heute weiss, auch nichts geholfen hat. Zum Schluss hat man abe nochmal zusammen gefeiert. Wenigstens diesmal musste es Champagner sein.
Die Gebäude wurden inzwischen ausgeräumt. Irgend ein Scherzkeks musste Gefallen an einem Tresor gefunden haben; dem Versprechen von Geld und Reichtum - dem Reichtum, der hier fast immer ausgeblieben ist. Allenfalls 9Live, die weiter hinten ihre Studios hatten, verdienen richtig viel Geld. Wie lange das noch geht, ist natürlich eine andere Frage.
Kaum sind die Firmen weg, kommen die Vandalen und Plünderer. Da unterscheidet sich München nicht von Eisenach und Dschibutti. Hier liegen genügend Steine rum, um den Sprösslingen der nicht ganz so guten Familien Nordschwabings eine abwechsungsreiche Afterworkparty zu gönnen. Wenn sie überhaupt Arbeit haben; so gut sieht das in München auch nicht mehr aus. Vielleicht war es auch einer der 2000 praktisch arbeitslosen Mediengimpel oder 5000 unbeschäftigten Manager dieser Stadt.
Wie auch immer: Man ist mit äusserster Gewalt vorgegangen. Das Glas in den Erdgeschossen ist dick und für den militärischen Gebrauch; um das zu zertrümmern, braucht man schon etwas Kraft.
Innen drin ist noch die rote Farbe an der Wand zu erkennen. Man hat sich Mühe gegeben, dem alten Bau so etwas wie Modernität, Wärme und Lockerheit abzugewinnen. Wobei Wärme überflüssig war: Im Sommer heizte sich das Gebäude wegen der grossen Glasflächen ziemlich stark auf.
An der Rückwand eine typische Leiche für dieses Schlachtfeld: Ein Fernseher. Vielleicht hat er die Geburt erfrolgreicher Kampagnen erlebt, Videos von MTV und krasse Filme, in denen das Werberpack nach neuen Ideen und Inspiration gesucht hat. Es muss nicht immer Koks sein.
Desto weiter man in die Büsche hinter das Gebäude geht, desto mehr tote Fernseher findet man. Wie auch im Slum Berlin zu beobachten, wird der eingeschlagene Bildschirm zum Sammlungsort für weiteren Müll, es ensteht ein kleiner Slumcluster. Mit Dreck schaffen sie das, was dem New Media Abschaum im Businenss nicht gelungen ist.
Weiter hinten ist ein kleines Häuschen, das gar nicht bunt genug werden konnte. Auffallen um jeden Preis war die Devise, das sieht jeder, da konnte keiner vorbei, da musste man einfach mal durch die grossen Glasflächen schauen.
Aber bitte nicht nach hinten. Die Farbe hat nur für die beiden Schauseiten gereicht. Dahinter ist immer noch das alte, schmutzige Beige des Militärgebäudes, und alte Leitungen. Und natürlich weiterer Müll.
Man hatte sogar ein hübsches Schild für dieses Häuschen. Das konnte man wohl weiter verwenden. Deshalb wurde es entfernt. Darunter hat man nicht gestrichen. Maximaler Effekt bei minimalem Aufwand, war wohl die Devise. An der Tür ist ein massives Vorhängeschloss.
Was nicht wirklich viel bringt, wenn Fenster nicht aus schusssicherem Glas sind. Die spitzen Scherben zeigen, dass hier keine Plünderer am Werk waren. Hier ging es wohl ausschliesslich um den Funfaktor, so, wie man das ja aus den hübschen Videos von Labeln wie Aggro Berlin kennt.
Was da auf dem billigen Parkettimitat aufgeschlagen ist, ist nicht nur ein Stein. Die vordere Schaufront wurde nachhaltig mit einem massiven Betonbrocken zerschlagen. Der kommt mutmasslich von den Abrisshalden weiter hinten. Man hat sich also sehr genau überlegt, welches Glas man wie zertrümmert. Das erinnert mich an die Pläne mancher Bekannter, die nächtelang darüber reden konnten, mit welchen Methoden man die Märkte der todgeweihten Old Economy penetrieren wollte. Vielleicht hätten sie erst mal hier mit Steinen üben sollen. Als powerpointtaugliche, weil krasse Case Study.
Vorne stehen die alten und ganz alten Schilder. Man hat die Schilder der neuen Wirtschaft auf die der alten Behörden aufgeklebt. Nicht wirklich dauerhaft, und so kommt hinter dem jungen, zerborstenen Plastik das immer noch glänzende, gravierte Aluminium wieder zum Vorschein. Nachhaltigkeit ist bei einem Business, das in Wochen plant, in Tagen löhnt und in Sekundenbruchteilen explodiert, natürlich kein Thema.
Soweit für heute. Morgen gehen wir da rein und schauen, was davon übrig blieb.
donalphons, 19:48h
Dienstag, 3. Mai 2005, 19:48, von donalphons |
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